Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Selbst gesehen hab ich erst zweimal zwei, beide Male aus dem Auto. Einmal hier in der Heide, am Autobahnzubringer im Rapsfeld, völlig ungerührt vom morgendlichen Berufsverkehr, einmal in MeckPomm, ebenfalls über ein Feld trabend. Beide Male also auf Distanz, aber beide Male war ich trotzdem über die Größe der Tiere erstaunt.

  • Wer von uns hat denn schon einmal einen frei lebenden Wolf gesehen? In echt meine ich, nicht auf social media...

    Also ich nicht!

    Ich schon mehrfach.

    Einmal trabten 3 Wölfe direkt hinter meinem Haus am Zaun entlang Richtung Straße. Umgehungsstrasse, also keine grüne Planstrasse oder so etwas.

    Danach bin ich mit meinem Hund, der damals noch lebte, bei der Abendgassirunde nicht mehr Richtung Feldmark gegangen, sondern Richtung bewohntes Gebiet. Dies liegt entlang einer Flussaue, von beiden Flussseiten bewohnt. Aber auch dort turnten Wölfe rum. Das ist dann so, dass du abends, wenn du Gassi gehst, erstmal mit der dicken Taschenlampe über die Flussaue leuchtest. Siehst du viele Augen aufblitzen, bist du beruhigt, dann stehen die Rehe da. Sind aber keine Augen sichtbar, ist das schon alles nicht mehr so lustig....


    Bei uns am Pferdestall (10 Kilometer entfernt) wohnen auch Wölfe im angrenzenden Wald. Die sind auch schon von Einstallern gesehen worden, beim Ausritt. Angst haben die nicht. 2 x stand wohl ein Wolf mitten auf dem Weg und guckte. Ging aber nicht weg. Beide male sind die Reiter sicherheitshalber früh genug umgedreht.

    Unsere Pferde gehen seit mehreren Jahren nicht mehr über Nacht auf die Weiden. War früher im Sommer immer gern gemacht, wenn es tagsüber zu heiss war oder die Bremsen so extrem waren. Geht alles nicht mehr.


    Ich wohne seit 2014 quasi "über nacht" im Wolfsgebiet. Sprich: trete ich aus dem Haus, bin ich im Wolfsgebiet. Gassi gehen mit dem Hund KANN ich nur im Wolfsgebiet. Die Hundehalter hier in der Nachbarschaft sind inzwischen so weit, dass die sich verabreden und nur Gruppen Gassi gehen, jedenfalls für die Runden, die größer sind als nur mal kurz ums Feld.

    Für mich ist das übrigens ein Grund, dass ich mir - nach dem Tod unserer Jule - keinen Hund mehr hole. Ich MÖCHTE nicht, wenn ich abends nochmal die Straße Richtung Feld hochgehe, ständig um mich gucken müssen, ob da ein Wolf oder mehrere rumstreunen.

  • Das Problem mit der Inzucht liegt an der isolierten Lage Schwedens.

    Und wenn das so ist, dann ist das halt keine gute Gegend für Wölfe. Dann sollten sie da einfach nicht leben.

    Hä? Und die Konsequenz dieser Aussage? Ausrotten in den Gebieten "wo sie einfach nicht leben sollten"?

    Das ist einfach nur eine Feststellung. Die Konsequenz ist dann wohl, mangelnde genetische Vielfalt- mit den entsprechenden Konsequenzen. Das ist dann wohl so. "Survival of the fittest" und so....


    Bei den Mufflons in der Heide passiert komischerweise kein moralischer Aufschrei, weil der Wolf die Population vernichtet hat. Ist dann halt so.

    An anderer Stelle trifft es halt den Wolf - so what?

  • Das ist ja auch das, was ich bei dieser Geschichte irgendwie nicht verstehe. In manchen Gebieten ist das Wild schon extrem dezimiert, beim Freischneiden der Zäune werden tausende Insekten und Kröten geschreddert. Igel und Hasen werden durch den Strom gegrillt. Spielt irgendwie alles keine Rolle, ist halt so.

    Aber jeder tote Wolf ist ein Drama. Weil der Wolf so wichtig für unser Ökosystem ist.

    Die Artenvielfalt ist doch sowieso schon extrem bedroht, und ich hab das Gefühl, der Wolf beschleunigt die Entwicklung noch.

    Aber vielleicht liege ich da ja auch völlig falsch...

    Ich bin auch kein Experte, ich lese seit einiger Zeit nur interessiert mit, sowohl bei Wolfsgeschädigten als auch Wolfsfreunden

  • Und beim Wolf handelt es sich noch nicht mal um unersetzliche Genreserven. Die Göhrde-Mufflons waren es, so weltweit einzigartig, dass sogar noch der Versuch gemacht wurde, die letzten einzufangen, um das unwiderbringliche Erbgut zu erhalten. Aber die Wölfe waren mit dem Vernichten so - damals noch unerwartet - schnell, dass es zu spät war. Aufgeschrien haben da tatsächlich nur einige Biologen, ansonsten fiel das unter "ist eben Natur".


    Wie gesagt: Diese Tiere waren genetisch unersetzlich. Ein Wolfsbestand wäre das auch im schlimmsten Fall nicht.


    Mufflons in der Göhrde: erst ausgesetzt, bald ausgerottet?
    Lüneburg/Göhrde. Die Göhrde wird schon bald um eine Tierart ärmer sein: Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das letzte Mufflon das Zeitliche…
    www.landeszeitung.de


  • Ich erinnere mich in dem Zusammenhang noch an einen sehr wütenden und anklagenden Artikel eines französischen Biologen, der nicht verstand, wie man Genreserven einer so bedrohten Art so verschleudern kann. Er schlug dann wenigstens für die noch existierenden Bestände, auch wenn die genetisch schon nicht mehr so rein sind, Einfangen/Zuchtprogramm und Rückkehr nach Korsika vor. Soweit ich weiß, wurde da nichts draus - Mufflons sind ja keine Wölfe, nicht "einheimisch", also gibt's kein Geld für sowas. Im Harz ist inzwischen auch bald Schluß:


    Oberharzer Mufflons vor dem Aus
    www.volksstimme.de



    OT natürlich, aber ein gutes Beispiel für Zielkonflikte und unerwartete Nebenwirkungen beim totalen Wolfsschutz.

  • Naja, die sind halt weg, weil sie auch ein komplett nutzloses Fluchtverhalten haben für die ebene Fläche. Das ist zwar blöd gelaufen, aber letztlich passten sie auch gar nicht hierher. Da hätten man früher reagieren müssen um sie einzufangen wenn sie ach so wertvoll sind. Der Wolf hat einfach seinen Job gemacht und die Mufflons haben es ihm sehr einfach gemacht.


    Ich habe früher öfter die Schleswig Holsteinische Population Ecke Kiel/Rendsburg gesehen, aber das ist mWn entflohenes Gatterwild.

  • Ja nun.

    Genauso lapidar kann man dann doch auch die genetische Verarmung durch Inzucht bei Wölfen in Schweden sehen.

    Dann passen die da halt auch einfach nicht hin. So als Art.

  • Der Wolf ist aber wesentlich anpassungsfähiger und ich wüsste nicht, was ihm an Schweden nicht passen könnte.

  • Wenn aber - trotz größerer Anpassungsfähigkeit - die Population weiterhin unter der Gefahr durch Inzucht leidet, weil sie auf Grund der geographischen Lage eher isoliert ist, dann ist Schweden wohl kein passendes Pflaster für den Wolf als Art.

    Das macht aber nicht wirklich was, da die Wolfspopulation weltweit ja schon lange nicht mehr gefährdet ist.

    Dann gibt es eben andere Gebiete, die besser für Wölfe sind.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!