Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Man kann nicht immer nur sagen: ja, da hätte der Zaun hier noch besser gekonnt,

    Das Traurige ist, dass man damit in sehr vielen Fällen Recht hat.


    Nur unterstellst Du mir da eine Motivation, die einfach nicht gegeben ist.

    Ich gehe in echt nicht mit WND-lern um, sondern mit an Herdenschutz interessierten Weidetierhaltern.

    DIE wollen sowas gern wissen, wo nämlich Schwachstellen in den Zäunen sind, um da Maßnahmen ergreifen zu können.

    Unter allein diesem Gesichtspunkt schreibe ich, wenn ich schreibe "rein aus Herdenschutz-Sicht". Das habe ich auch schon mehrfach so zum Ausdruck gebracht in diesem Thread.



    Ich verstehe ja, dass das deine Passion ist.

    Ja, natürlich ist es das. Auch, wenn es von Dir wie eine Beleidigung klingt.

    Ich hab nicht vor, meine Tiere irgendwann gerissen auf den Flächen vorzufinden und davon vielleicht sogar noch ein hübsches Video zu haben.

    Also: kümmere ich mich um Herdenschutz.

    Und weil das unter den hiesigen Bedingungen in D leichter klingt, als es umzusetzen ist, habe ich mich auch für andere Tierhalter eingesetzt, um Herdenschutzerfahrungen auszutauschen und anderen Tierhaltern bereits gemachte Fehler zu ersparen.

    Es gibt beim Thema Wolf mehrere Ebenen - das eine ist die politische, gesamtgesellschaftliche Ebene, in der es darum geht, wie grundsätzlich und in besonderen Fällen mit Wölfen umgegangen werden soll, eine andere ist die Frage: was mach ich als Weidetierhalter mit dem IST-Zustand? Mir gehts vor allem um Letzteres. Es gibt noch zahlreiche andere Ebenen dabei, aber diese beiden spielen für mich als Tierhalter die größte Rolle.


    Ich werde durch die hier im Thread vorherrschende Anti-Wolf-Stimmung, die von "man kann nichtmal mehr mit dem Hund raus" hin zu "Weidetierhaltung ist unmöglich so" in eine Pro-Wolf-Ecke gedrängt, in die ich überhaupt nicht gehöre. Ich bringe dem Wolf eine grundsätzliche Akzeptanz entgegen, ja. Aber das ist hier im Thread bereits ein Verbrechen, wie es scheint.

  • Wenn du das als Beleidigung verstehst, verstehst du mich miss. Sorry, aber das ist vollkommen an meiner Intention vorbei.

    Ich empfinde es bei vielen deiner Beiträge so, dass du - unabhängig von sonstigen Gegebenheiten - NUR und alleine auf das Thema Herdenschutz reagierst. Sicherlich gibt es da an vielen Stellen noch Verbesserungsmöglichkeiten - aber das ist ein Anliegen, was Sender und Empfänger (was ist die Situation dort, was ist machbar, was ist sinnvoll, was ist überhaupt tolerierbar) hat. Und wenn ich deine Anmerkungen zum dem letzten Video kritisiere, dann lediglich, weil du damit die Empfänger verlierst. Mich verlierst du damit jedenfalls. Wenn 3 Wölfe mehr oder weniger auf dem Hofgelände die Pferde auskundschaften und deine Reaktion darauf ist, "ja - also der Zaun zwischen Wiese und Paddock ist ja auch wirklich nicht wolfssicher" geht das in meinen Augen einfach über das Ziel hinaus. Dann habe ich das Gefühl, du siehst nicht mehr das Ganze.

    (Vielleicht bist du aber auch über die Realität inzwischen so "frustriert", dass du dich nur auf das Thema Herdenschutz fokussierst, ich weiß es nicht)

    Ich bin mir sicher, dass das so gar nicht deine Absicht ist. Eben WEIL ich ja mitbekomme, dass du dich da auch persönlich sehr engagierst. Du kannst aber nicht davon ausgehen, dass genau solch ein Engagement allen Weidetierhaltern möglich ist - aus verschiedensten Gründen. Das können Finanzen, Aufwand, Zeit, Machbarkeit/Realisierbarkeit oder auch einfach im Fall von Herdenschutzhunden die Tatsache sein, dass es ja durchaus Menschen gibt, die zwar Weidetiere halten, aber vielleicht Angst vor Hunden haben - speziell dann noch ab einer gewissen Größe.

  • Die Wölfe sind aber nunmal da ... und alle Lamentiererei wird das erstmal nicht ändern .... und wenn ich den Faktor Wolf nicht ändern kann, weil dies in anderen Händen liegt, dann muss ich da ansetzen, wo Änderungen auch in meiner Macht stehen.

    Und das ist nunmal bei der eigenen Tierhaltung der Fall. Ich kann meine Tiere bestmöglich schützen und alles nur menschenmögliche tun, dass ihnen nichts passiert.


    Das mag man doof finden, oder auch nicht .... aber meinem Tier hilft es nicht wenn ich irgendwann mal sagen muss "ich habs ja schon immer gewusst dass die Politik da falsch denkt" während ich heulend vor einem Kadaver stehe.


    Und der Durchschnittspferdeweidezaun soll entspannte Pferdchen drinnen halten, nicht den Wolf draußen. Da sind dann eben Anpassungen nötig, oder man hat Stallhaltung oder tote Tiere.


    Der Wolf ist da und er wird bleiben.... Pass dich an, oder lass es ... Friss oder stirb ... andere Alternativen gibt es nicht.

  • Genau das ist der Punkt.

    Es ist ja inzwischen nicht mehr nur ein Problem "professioneller" Weidetierhalter. Grade wurden 7 Kamerunschafe aus Hobbyhaltung auf einem Gartengrundstück gerissen. Passiert in Brandenburg. Gesichert waren die Tiere durch einen 130 cm hohen Wildzaun, der 25 cm tief eingegraben war. Aber war halt nicht wolfsabweisend in dem Sinne.

    Die Frage ist doch aber, ist es wirklich jedem Hobbyhalter zuzumuten, sein Grundstück in Fort Knox zu verwandeln?

    In diesem Artikel, den ich leider nicht verlinken kann von FB, spricht sich selbst der Wolfsbeauftragte inzwischen für den Abschuss von ca 80 Wölfen in Brandenburg aus.

    Demgegenüber erzählt der Herr B. in Deutschland wäre Platz für 700 bis 1400 Rudel.

    Dabei eskaliert es jetzt schon, die Wut der Weidetierhalter wächst scheinbar täglich und auch der Frust. Viele melden wohl gar keine Risse mehr, weil am Ende doch nix Konkretes bei den Untersuchungen raus kommt. Könnte ein Wolf gewesen sein, aber man weiß es nicht... Und dann gibt es halt auch keine Entschädigung.

  • Niedersachsen, Stand 21.02.2023

    Das Jahr ist gerade mal 52 Tage alt. Bisher gab es 45 Übergriffe durch Wölfe auf Weidetiere---nahezu jeden Tag fallen Wölfe in Niedersachsen über Weidetiere her!! Bilanz dieses Terrors: 182 tote, 58 verletzte und 13 verschollene Tiere. Wolfsabweisend geschützt waren davon: 132 tote, 51 verletzte und 10 verschollene Tiere. Die Wolfsproblematik gerät völlig außer Kontrolle, während die Politik auf Zeit spielt und unterschiedliche Varianten des Stuhlkreises ins Leben ruft, um die Thematik zu diskutieren und zu analysieren. Der Weidetierhaltung läuft die Zeit davon!!! Inzwischen gibt es aus diesem Jahr mehrere Videobeweise, die zeigen, wie Wölfe am Tag über Pferdepaddocks laufen. Radfahrer werden von bis zu 3 Wölfen verfolgt.

    (von der FB-Seite Land ODER Wolf kopiert)

  • Zitat

    Ich bringe dem Wolf eine grundsätzliche Akzeptanz entgegen, ja. Aber das ist hier im Thread bereits ein Verbrechen, wie es scheint.

    Wie kommst du denn darauf? Einer der Gründe, aus denen ich mich hier so ereifere, ist doch genau der: Ich hätte immer noch so gern, dass es klappt mit den Wölfen, und ich sehe im direkten Umfeld zudem noch, dass es Wolfsrudel gibt, mit denen es auch klappen könnte. Daraus schließe ich jetzt einfach mal, dass es mit echtem Management generell ganz gut laufen könnte.


    Und es macht mich rasend zu sehen, dass es politisch gewollt genau andersrum läuft: Dass den Exemplaren, mit denen ein reibungsloses Zusammenleben NICHT möglich ist, alle Wettbewerbsvorteile verschafft werden. Dass genau ihr Nachwuchs sich ungehindert ausbreiten darf, auch wenn das mal eben 70 Schafe pro Monat kostet. Dass selbst noch in den ungeeignetsten Ecken enorme Populationsdichten forciert werden, denen sich alles andere unterordnen soll. Auf Kosten nicht nur der Weidetiere, der Menschen und der Umwelt, sondern auch noch des gesamten Experiments. Find ich auch der Wölfe wegen absolut ***.

  • Zitat

    Ich bringe dem Wolf eine grundsätzliche Akzeptanz entgegen, ja. Aber das ist hier im Thread bereits ein Verbrechen, wie es scheint.

    Wie kommst du denn darauf? Einer der Gründe, aus denen ich mich hier so ereifere, ist doch genau der: Ich hätte immer noch so gern, dass es klappt mit den Wölfen, und ich sehe im direkten Umfeld zudem noch, dass es Wolfsrudel gibt, mit denen es auch klappen könnte. Daraus schließe ich jetzt einfach mal, dass es mit echtem Management generell ganz gut laufen könnte.


    Und es macht mich rasend zu sehen, dass es politisch gewollt genau andersrum läuft: Dass den Exemplaren, mit denen ein reibungsloses Zusammenleben NICHT möglich ist, alle Wettbewerbsvorteile verschafft werden. Dass genau ihr Nachwuchs sich ungehindert ausbreiten darf, auch wenn das mal eben 70 Schafe pro Monat kostet. Dass selbst noch in den ungeeignetsten Ecken enorme Populationsdichten forciert werden, denen sich alles andere unterordnen soll. Auf Kosten nicht nur der Weidetiere, der Menschen und der Umwelt, sondern auch noch des gesamten Experiments. Find ich auch der Wölfe wegen absolut ***.

    Das habe ich aus deinen Beiträgen hier tatsächlich so nicht rausgelesen.


    Aber diese Einstellung kann ich unterschreiben.

    Ich befürchte einfach auch, dass die Wölfe solange unter totalen Schutz gestellt werden, bis die Stimmung ins Gegenteil kippt und mal wieder alle abgeschossen werden.


    Anstatt das man sich jetzt sofort Gedanken macht, wie ein vernünftiges, für alle Seiten funktionierendes Zusammenleben Mensch / Weidetiere / Wolf möglich sein kann. Denn ganz ohne Management wird es irgendwann wohl wirklich wieder auf ein oder und nicht auf ein und rauslaufen. Und das wäre einfach nur traurig.

  • Ich schätze, wenn das so rüberkommt, liegt das irgendwie am Abnutzungseffekt. Ich beschäftige mich mit dem Thema wirklich schon sehr lange, auch mal beruflich, eben weil ich Wölfe absolut faszinierend finde und immer noch der Meinung bin, dass sie in regulierten Beständen eine Bereicherung wären.


    Wenn du dann von Anfang an siehst, dass es genau falschrum läuft, oft auch noch aus den genau falschen Gründen, nämlich denen ,dass mit dem Wolf Geschäfte gemacht werden, und dass es so irgendwann ganz schlimm für alle Seiten enden MUSS - dann bleibt dir echt nichts weiter, als zynisch zu werden. Oder die Augen komplett zuzumachen.


    Aber dafür finde ich, wie gesagt, das Thema und die Tiere zu faszinierend....

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