Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Dass HSH, die rein zur Ergänzung des technischen Herdenschutzes in Minimalstbesetzung eingesetzt werden und auch noch hinter Zaun stehend, wie es in D gewollt ist, nichts mit dem eigentlichen Herdenschutz mit Hunden zu tun haben, hab ich schon mehrfach geschrieben. Bei 2 - 3 HSH sind nichtmal alle Positionen besetzt, die es in einem Hunde-Team gibt. Die Hunde können den wichtigsten Teil der ursprünglichen Aufgabe, nämlich im Umfeld der Herde bereits Wölfe auf Abstand halten, nicht erfüllen, ihnen bleibt ausser Bellen (was dann das OA auf den Plan ruft....) NICHTS.


    Ich gehe davon aus, dass man hinter Zaun in der Theorie sogar mehr Hunde braucht, als in Freiweide (in Freiweide kann 1 HSH bis zu 2 Wölfen das Leben schwer machen). Schlicht, weil WENN die Wölfe dran gehen, über den Zaun zu gehen, es tatsächlich viel wahrscheinlicher zu ernsthaften Kämpfen kommt, als wenn die Hunde ihren normalen Job machen könnten.


    Ich kann bei dem Link nix lesen, da erscheint nur die FB-Anmeldemaske.

  • Da steht auch nur der Text, den ich hier einkopiert habe, dazu Fotos eines ins Bein gebissenen Hundes und des toten Schafes.


    Aber was, um Gotteswillen, soll der Betroffene jetzt machen? Sieben Wölfe, die sich selbst von ihm kaum noch verjagen lassen, die Zäune springen und gegen die Hunde dahinter gehen?


    Ist das jetzt zynisch zu sagen ,dass es wenigstens nur ein Schaf war, dass die Hunde also vielleicht doch verhindert haben, dass noch viel mehr gerissen wurden? Andererseits: Wenn man das Bild des gerissenen Schafes sieht, fehlt eine ganze Menge, was ja eher dafür spräche, dass sich die Wölfe von den drei Hunden nicht groß haben stören lassen, sondern trotzdem in Ruhe fressen konnten?


    Für mich geht der Link übrigens, es ist Schäferei Kai Mithöfer.

  • Wenn man das Bild des gerissenen Schafes sieht, fehlt eine ganze Menge, was ja eher dafür spräche, dass sich die Wölfe von den drei Hunden nicht groß haben stören lassen, sondern trotzdem in Ruhe fressen konnten?

    Ein totes Schaf wird nicht mehr geschützt. Die Lebenden werden geschützt. Und ja, auch wenns zynisch klingt, die Hunde haben einen hervorragenden Job gemacht. Die Herde ist nicht ausgebrochen und es gab kein surplus-killing. Für diese Überzahl an Wölfen ist das vermutlich das beste Ergebnis, was man erwarten durfte. Good job, good dogs.


    Stell Dir vor, die Hunde hätten versucht, die Wölfe vom toten Schaf wegzubekommen - dann wäre es weitergegangen.

  • Danke für die Erklärung, und nochmal mehr Danke dafür, dass du dir immer wieder Zeit nimmst, uns so viel aus der Praxis zu erklären.


    Das Verhalten der Hunde ist absolut nachvollziehbar und ja auch zweckdienlich. Ich war nur etwas verblüfft, dass die Wölfe offenbar so entspannt waren ,in unmittelbarer Gegenwart dreier Hunde zu fressen. Ich hätte zu gerne gesehen, ob da alle zusammen am Kadaver waren, ob einer oder zwei die Hunde unter Kontrolle behalten haben, und was sich in der Zeit zwischen den Hunden und den Schafen abgespielt hat.


    Ich finde diese Strategiespiele zwischen den verschiedenen Caniden absolut faszinierend, weil die auf beiden Seiten von so hoher Intelligenz und so situationsangepaßtem Verhalten zeugen. Wäre nur schön, wenn der Anlaß weniger blutig wäre...

  • Ich war nur etwas verblüfft, dass die Wölfe offenbar so entspannt waren ,in unmittelbarer Gegenwart dreier Hunde zu fressen. Ich hätte zu gerne gesehen, ob da alle zusammen am Kadaver waren, ob einer oder zwei die Hunde unter Kontrolle behalten haben, und was sich in der Zeit zwischen den Hunden und den Schafen abgespielt hat.

    Wölfe fressen auch, während ein Bär versucht, ihnen die Beute abzujagen. Die brauchen da keinen entspannten Feierabend für.


    Die Hunde werden sich zwischen den lebenden Schafen und den Wölfen positioniert haben und so die Schafe ruhig gehalten haben. Die Herde drängt sich dann meist im möglichstgrössten Abstand vom Riss zusammen.

    Die fressenden Wölfe sind keine Angriffsituation. Das tote Schaf ist verloren - das wissen die Hunde.


    Das ist einer der wenigen mir bekannten Wolfsangriffe auf eingezäunte Schafe, die von HSH beschützt werden, wo es nicht zu einem Ausbruch der Herde gekommen ist.

  • Danke,das passt genau zu einem der Fotos bei diesem Text. Da steht die Herde zusammen in weitestmöglicher Entfernung zum Kadaver, und die Hunde davor. Tolle Tiere.


    Und meine Frage, was ein Weidetierhalter noch tun soll, hat ein "Berater für Weidetierhalter" beim zuständigen hessischen Ministerium denn auch beantwortet:


    Zitat

    Zum Thema Herdenschutzhunde, deren Einsatz nicht nur teuer und aufwendig, sondern insgesamt umstritten ist, räumte Ritter ein, dass „diese Tiere traditionell in großen Weidegebieten weit abseits von Siedlungen eingesetzt“ werden. Weidetierhalter hatten zwischendurch versucht zu schildern, welchen kaum noch leistbaren Mehraufwand der Wolfsschutz für ihre Betriebe bedeute. „Ihre Produktion wird teurer durch den Wolf“, sagte Ritter. „Sie müssen Ihre Betriebe umstrukturieren, selbst mehr arbeiten oder zusätzliches Personal einstellen."

    Quelle: https://www.hna.de/lokales/wit…QeUqRQpGEaptIAzelnV43dbaY


    Offenbar war die ganze Veranstaltung von derartiger obrigkeitlicher Arroganz geprägt, kein Wunder, dass da nicht nur die Luft gebrannt, sondern der Artikelschreiber die Empörung offenbar geteilt hat.

  • Und dass ist das Problem bei diesen Veranstaltungen und auch Infos in Naturzentren etc- es wird nicht auf die emotional aufgewühlte Ebene der Betroffenen eingangen, Verständnis signalisiert, Gespräche auf Augenhöhe gesucht, gemeinsam tragbare Lösungen erarbeitet, sondern auf einer rationalen Ebene die Gefühle, Sorgen und Nöte der Zuhörer abgewiegelt, verleugnet, lächerlich gemacht und degradiert.

    Garniert von längst wiederlegten Beschwichtigungen, was Wolf alles nicht tut- schwupps hat man 50, 100, 200Menschen die sich abgewertet fühlen, nicht Ernst genommen und belogen. :respekt: Kommunikation setzen 6. Und diese Gefühle nehmen diese Menschen zum Thema Wolf mit nach Hause und sicher einige, die voher noch gewillt waren Lösungen zu finden, sind jetzt in einer Antihaltung. Grandiose Leistungen sowas.

  • Wenn es denn eine rationale Ebene der Kommunikation wäre... es geht aber um irrationale Wunsch- und Idealvorstellungen, die an der Realität scheitern - was aber keinesfalls zugegeben werden darf. Das macht doch die Betroffenen rasend. Die Leugnung der Realität.

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