Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Der Link funktioniert bei mir nicht terriers4me - worum gehts denn da?


    ...


    Wenn man die Wolfsthematik über längere Zeit verfolgt, stellt man fest, dass der Großteil von Meldungen zu Wolfsnahbegegnungen immer in diese Jahreszeit, das zeitige Frühjahr, fällt. Irgendwann danach wird es wieder deutlich ruhiger.


    Ich stelle mir das so vor, dass die Elterntiere grad mit der Ranzzeit beschäftigt sind, man liest auch immer wieder, dass sie sich dazu vom Rest des Rudels zurückziehen. Man liest auch, dass bereits kurz vorher der Stress im Rudel größer wird, weil z. B. junge Wölfinnen von der Paarung abgehalten werden sollen und entsprechend angegangen werden. Gleichzeitig werden zur Paarungszeit Jungwölfe aus Vor-Jahren allmählich geschlechtsreif, auch da gibt es eine Phase der allmählichen Abnabelung vom Rudel, in der sie zunächst im Umfeld allein unterwegs sind und dann ihre Touren allmählich ausweiten, einfach, weils "daheim'" grad zunehmend ungemütlich wird. Wie so eine Grupper Halbstarker, die das erste Mal Bier trinkt und einfach mal schaut, was abgeht.

    Wird dann die Eltern-Wölfin zunehmend dicker und träger, müssen Vatertier und verbliebene Jungwölfe das Jagen übernehmen, auch da wird dann gern auf einfache Beute zurückgegriffen, die Jungwölfe "erproben" sich beim Jagen und es gibt weit häufiger als im übrigen Jahr das, was man als Weidetierhalter als Gemetzel an Weidetieren empfindet. Zeitgleich beginnt die Ablamm-Zeit bei den Schafen, da wo Weidetiere ggf. über Winter an den Höfen waren, gehts allmählich wieder auf die Weideflächen zurück.

    Die Jungwölfe, die sich dann endgültig aufmachen, ihr Rudel zu verlassen, landen an den merkwürdigsten Orten. Da mag man als Mensch denken, warum HIER lang, aber man darf auch nicht vergessen, dass auch die Abwanderungen für Jungwölfe sehr stressig sind, weil es in vielen Fällen dabei durch existierende Wolfsterritorien geht, was für den Jungwolf tödlich enden kann. Der geht dann vermutlich lieber da lang, wo es nicht allzu stark nach fremden Wölfen riecht. Und das ist im ländlichen Raum eher in Besiedlungsnähe als jwd der Fall. Die sehen körperlich schon furchtbar erwachsen aus, aber im Kopp sind sie es einfach noch nicht. Für mich ist das auch die Phase, in der man Wölfe noch am besten stark beeindrucken kann. Sei es durch Herdenschutzmaßnahmen, sei es durch situative Individual-Vergrämung.

  • Das wäre mit Sicherheit ganz genau die richtige Taktik, aber wer soll die situative-Individual-Vergrämung denn bitte übernehmen? Staatliche Stellen wären wohl bei den hier in NS explodierenden Wolfszahlen dezent überfordert, und ob ich mich mit einem Wolf anlegen würde, der gerade im Garten ein Reh verputzt, weiß ich auch nicht. Geraten (und gesetzlich gefordert) wird eh das Gegenteil: Lasst sie ja in Ruhe!


    Und so lernt Generation um Generation, immer ein Stück mehr, dass es sich in Menschennähe besonders bequem und gefahrlos leben läßt. Ein wirklich grandioser und weltweit einmaliger Freilandversuch. Ich würde ihn nur gerne aus weiterem Abstand beobachten.

  • Meine Jäger-Bekannten wurden schon häufiger von Wölfen umkreist. Ja, mehreren.

    Das mit der Bewaffnung stimmt da auch. "Wenn die jetzt entscheiden, dass ich ins Beutespektrum passe, dann war es das, so schnell kann ich mich gar nicht bewaffnen."

  • Aber auch das Statement dieses Mannes spiegelt ja die Problematik wunderbar wieder. Er war sein ganzes Leben lang überzeugt, bis er selbst in ein entsprechendes Gebiet gezogen ist und plötzlich mit der Realität konfrontiert wurde. Von außen redet es sich immer ganz leicht, das trifft genauso auf Deutschland zu. Ich habe für mich entschieden, dass ich den Förstern, Jägern, Nutztierhaltern, usw. aus Niedersachsen, Meck-Pomm oder auch Brandenburg wesentlich mehr Gehör schenke.


    Wie es einer meiner Dozenten mal so schön formuliert hat "für mich hört es dort auf, wo Firmen wolfssichere Zäune entwickeln, die selbst gar nicht im Wolfsgebiet leben".


    Wir brauchen Erfahrung, keine Theorie und Ideologie.

  • Aber auch das Statement dieses Mannes spiegelt ja die Problematik wunderbar wieder. Er war sein ganzes Leben lang überzeugt, bis er selbst in ein entsprechendes Gebiet gezogen ist und plötzlich mit der Realität konfrontiert wurde. Von außen redet es sich immer ganz leicht, das trifft genauso auf Deutschland zu. Ich habe für mich entschieden, dass ich den Förstern, Jägern, Nutztierhaltern, usw. aus Niedersachsen, Meck-Pomm oder auch Brandenburg wesentlich mehr Gehör schenke.

    Das finde ich ganz wichtig.

    Zu Hause in seiner Stadtwohnung kann man leicht über wolfskritische Leute lachen.

    Aber manche lernen nur durch selbst erleben.


    Gibt's ja bei Kindern auch.

    Bei den einen reicht es, wenn man sagt die Herdplatte ist heiß.

    Die anderen müssen drauf greifen und schauen ob das auch wirklich stimmt was man sagt.

  • Zu Hause in seiner Stadtwohnung kann man leicht über wolfskritische Leute lachen.

    A propos vereinfachend und verurteilend...


    Ich finde es bei verschiedensten Themen immer erstaunlich, dass Leute annehmen, andere könnten nur abweichender Meinung sein, weil sie weniger Erfahrungen haben. So viel Überzeugung, dass die eigene Weltsicht die einzig richtige ist, Wahnsinn.

  • Zu Hause in seiner Stadtwohnung kann man leicht über wolfskritische Leute lachen.

    A propos vereinfachend und verurteilend...


    Ich finde es bei verschiedensten Themen immer erstaunlich, dass Leute annehmen, andere könnten nur abweichender Meinung sein, weil sie weniger Erfahrungen haben. So viel Überzeugung, dass die eigene Weltsicht die einzig richtige ist, Wahnsinn.

    Ich glaube nicht das ChiBande es allumfassend, alle Städtler betreffend, gemeint hat, aber ansonsten bin ich Deiner Meinung.


    Die Überzeugung Einiger, das man nur nachempfinden oder verstehen kann was Kern der Sache ist, wenn man selbst die Erfahrung gemacht hat oder in der Situation steckt, sagt auch was über die Person die so denkt aus.

    Damit spricht man anderen, oftmals völlig Fremden, mal eben so Empathie, Intelligenz, Kontext, usw. ab. Und diese Überheblichkeit, denn nix anderes ist es für mich, nimmt man dann oftmals zusätzlich zutiefst ungerne für sich an wenn man darauf aufmerksam gemacht wird.. weil meint man ja nicht so.. aha :ka:

  • Zu Hause in seiner Stadtwohnung kann man leicht über wolfskritische Leute lachen.

    A propos vereinfachend und verurteilend...


    Ich finde es bei verschiedensten Themen immer erstaunlich, dass Leute annehmen, andere könnten nur abweichender Meinung sein, weil sie weniger Erfahrungen haben. So viel Überzeugung, dass die eigene Weltsicht die einzig richtige ist, Wahnsinn.

    Dass die eigene Weltsicht aber so ist, weil sie auf entsprechende Erfahrung basiert, könnte nicht vielleicht sein?

    Und sorry, zu Hause in der Stadtwohnung bist du einfach überhaupt nicht davon betroffen, hast noch überhaupt nicht die Vorstellung davon, inwieweit dein Leben davon beeinträchtigt sein kann.

  • wenn man selbst die Erfahrung gemacht hat oder in der Situation steckt

    Zumal es ja auch gar nicht die Erfahrung oder die Situation gibt, das das Thema eben komplex ist und verschiedene Facetten hat sowie verschiedenste Sichtweisen und viele Graustufen zulässt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!