Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Nein, rein objektiv ist die Situation für Bodenbrüter bspw. nicht hauptsächlich wegen zu viel Seuchenkontrolle so dramatisch, sondern wegen Habitatzerstörungen. Diese wiederum hauptsächlich durch Landwirtschaft und Straßen- und Siedlungsbau.


    Gäbe es mehr, intaktere und strukturiertere Habitate für Bodenbrüter, gäbe es stabilere Populationen und die größeren Raubwild-Populationen würden nicht so sehr negativ wirken, wie sie es momentan tun. Regulierend eingreifen müsste der Mensch eventuell trotzdem, aber lange nicht in dem momentan nötigen Ausmaß.

    Ich versuche es halt so zu sehen, was ich wirklich aktiv beeinflussen kann. Als Jäger kann ich aktiv das Raubwild dezimieren. Unser Dozent hat auch mal auf eine Zählung bei uns hingewiesen. Da wurden Nester markiert und am ende ausgewertet wie viel Nachwuchs hochkam, wer der Verursacher war. Das war nun mal fast nur Raubwild. Die Landwirtschaft kann ich nur im ganz kleinen Verändern. Hier hab ich kaum Einfluss.


    Bodenbrüter haben es ja zum Beispiel bei den guten Biobetrieben sehr schwer. Die Spritzen zwar nicht, aber striegeln dafür halt tot.


    Ich fand es schon beeindruckend wie stark die Populationen in der Vergangenheit durch Seuchen eingebrochen sind. Parallel dazu hat sich das Niederwild regeneriert. Die Populationen haben sich quasi abgewechselt. Die Zahlen waren aus den 50/60igern.


    Bei den Kaninchen ist ja die Myxomatose das Thema.

  • Als Jäger kann ich aktiv das Raubwild dezimieren.

    Klar, es ist ja leider unter den aktuellen Umständen auch notwendig (auch wenn ich verstehe, dass viele Menschen es nicht so schön finden, beim Waschbär hat man ja ähnliche Diskussionen). Aber diese Umstände sind eben maßgeblich erst durch massive Habitatzerstörungen seitens der Menschen entstanden. So hatte ich LUKE13 verstanden.

  • Klar, es ist ja leider unter den aktuellen Umständen auch notwendig (auch wenn ich verstehe, dass viele Menschen es nicht so schön finden, beim Waschbär hat man ja ähnliche Diskussionen). Aber diese Umstände sind eben maßgeblich erst durch massive Habitatzerstörungen seitens der Menschen entstanden. So hatte ich LUKE13 verstanden.

    Ah, dann hab ich was falsch verstanden.

    Ja, das sehe ich auch so.

  • .

    Ich finde das jetzt massiv übergriffig von dir, mich als jemanden darzustellen, die nur das eigene Weltbild gelten lässt.

    Das tut mir zwar leid, aber auch bei erneutem Lesen sehe ich keine andere Interpretation Deines Beitrags, als dass Du davon ausgehst dass die Menschen die nicht "wolfskritisch" sind, das nur tun, weil ihnen die relevanten Erfahrungen fehlen (wofür die Stadtwohnung steht, schätze ich).

    Nein, ich hab mich darauf bezogen, dass man machmal seine Meinung ändert oder Dinge anders sieht, wenn sich der Blickwinkel verändert, oder man Dinge erklärt bekommt.


    Und da geht es keinesfalls darum MEINE Meinung oder meine Weltansicht anzunehmen. So wichtig nehme ich mich nicht. Ich mag die Vielfalt der Gedanken und Meinungen.


    Ich mag es aber nicht, dass ICH hier so oft von dir im Thread das Gefühl bekomme, als würde man "den" Wolf einfach abknallen wollen, sobald man nicht fröhlich jauchzend den neuen Beutegreifer willkommen heißt.


    Es wird hier so oft versucht das ganze Thema neutral zu behandeln, viel zu erklären, dazu zu lernen und dann kommen so 2 Zeiler von dir mit "man ist zu bequem seine Einfahrt einzuzäunen"

  • Lasst uns doch noch mal nach der Praxis fragen. Die Situation, die in dem Zeitungsartikel geschildert wird (übrigens keine zehn Kilometer vor meiner Haustür): Vater und Sohn rodeln in direkter Siedlungsnähe und bei Tageslicht. Ohne Hund übrigens. Plötzlich kommt ein Wolf und nähert sich ihnen so weit und so furchtlos, dass sie sich zurückziehen müssen.


    Sicher nur ein neugieriges Jungtier. Aber ebenso sicher DER Moment, in dem der kleine Racker den Schreck seines Lebens hätte verpasst bekommen müssen, um sich mit der Erkenntnis "Menschen sind Sch***, denen geh ich aus dem Weg!" wieder in den Wald zurückzuziehen. Der hier übrigens weitläufig und voller Wild ist, aus Not kommen die also nicht in Ortsnähe, sondern aus reiner Neugier. Eine ideale Lernmöglichkeit, nur leider ist die jetzt für den Wolf so ausgegangen: "Hauen ab, sobald ich mich nähere."


    Solche Situationen werden sich mit dem Wachstum der Population verzigfachen, und allmählich hätte ich gerne eine praktische Lösung: Wie soll das weitergehen? Rodeln nur noch mit Lupura? Haus verlassen nur noch mit reichlich Explosivstoffen in der Tasche? Oder gibt es vielleicht in Wirklichkeit keinen praktikablen(!!!) Weg, die vielen Wölfe davon abzuhalten, Menschen als immer harmloser wahrzunehmen? Und Kulturfolger zu werden?


    (Und nur,damit das nicht wieder losgeht: Nein, ich will sie 1.)nicht alle umbringen. Ich finde sie faszinierend, sehe aber genau deshalb Grenzen. Ich will 2.)nur wissen, wie das eigentlich weitergehen soll, und ich bin 3.)doppelt betroffen, mit Hund und mit Weidetier. Und 4.) halte ich die Idee für eher abwegig, dass sicher bald der erste Mensch...und so. So schnell geht das bestimmt nicht, und es ärgert mich, dass das ewig als Maßstab rangezogen wird - wahrscheinlich wohl wissend, dass das so schnell nicht passiert.

    Die Probleme fangen aber doch viel eher an: Was ich nämlich nicht für abwegig halte ist, dass ich meinen Hund bald nicht mehr schützen kann. Leine wird bei immer besser mit Menschen und ihrer Harmlosigkeit vertrauten Wölfen nämlich nicht mehr lange abschrecken. So blöd dürften die kaum sein. )


    Also, ganz konkret: Was tun?

  • dann kommen so 2 Zeiler von dir mit "man ist zu bequem seine Einfahrt einzuzäunen"

    Das war ja nun in keinster Weise auf jede*n bezogen, der keine Wölfe kuscheln will, sondern eine Antwort auf die ganz konkrete Aussage, es müssten mehr Menschen Grundstück und Einfahrt einzäunen, und das würde für schlechte Stimmung dem Wolf gegenüber sorgen und dann sei es natürlich, dass Leute zu Selbstjustiz greifen. Daher sehe ich den Kontext nicht, den Du herstellst. Tatsächlich finde ich persönlich auch, dass hier nicht übermäßig häufig versucht wird, das Thema neutral zu behandeln. Auch in "fröhlich jauchzend den neuen Beutegreifer willkommen heißen" kann ich keine besonders neutrale Betrachtung erkennen.


    ich hab mich darauf bezogen, dass man machmal seine Meinung ändert oder Dinge anders sieht, wenn sich der Blickwinkel verändert, oder man Dinge erklärt bekommt

    Tatsächlich sehe ich auch mit diesem Wissen absolut keinen Weg, Deinen Beitrag so zu interpretieren, aber ich glaube es Dir einfach mal und dann sind wir uns ja einig.

  • Oder gibt es vielleicht in Wirklichkeit keinen praktikablen(!!!) Weg, die vielen Wölfe davon abzuhalten, Menschen als immer harmloser wahrzunehmen? Und Kulturfolger zu werden?

    Ich denke nicht, dass das irgendjemand abschließend beantworten kann. Halte es aber zumindest für eine unter mehreren plausiblen Thesen und ein Szenario, dass man bei Planungen in entsprechenden Bereichen im Hinterkopf haben sollte.

  • Ich fand es schon beeindruckend wie stark die Populationen in der Vergangenheit durch Seuchen eingebrochen sind. Parallel dazu hat sich das Niederwild regeneriert. Die Populationen haben sich quasi abgewechselt. Die Zahlen waren aus den 50/60igern.


    Bei den Kaninchen ist ja die Myxomatose das Thema.

    Tollwut jetzt mal außen vorgelassen, aber wir lassen andere Seuchen ja auch nicht mehr rumgehen und Bestände dezimieren, obwohl das die natürliche Regulierung großer Bestände wäre oder?


    Ich denke da gerade an die ASP, die man ja durchaus hätte wüten lassen können (also wenn man gern ne natürlich Regulation der Bestände hätte statt hoher Bejagung). Aber das ging dann eben auch nicht, weil das wiederum Einfluss auf bestimmte Formen der Nutztierhaltung gehabt hätte und deshalb wurde ja sehr schnell eingegriffen mit Zäunen und vermehrtem Abschießen.Da beißt sich für mich irgendwie die Katze in den Schwanz.

    Weil das Durchrauschen an Seuchen am Ende eben im Sinne der Menschen verhindert wird und dann bleibt wieder nur Bejagung.


    Jetzt bin ich nicht vom Fach und hab da keine fundierte Ahnung wie Du oder  fliegevogel aber wenn ich mir das betrachte habe ich immer wieder das Gefühl, wir machen uns so breit, da ist gar kein Raum mehr für Regulierung durch natürliche Ursachen?

  • Krass fand ich auch die Erzählung, dass in Revieren mit Bio-Landwirtschaft die Niederwildhege unglaublich schwer ist, weil die Maschinen das Niederwild stark gefährden. Das hätte ich so niemals gedacht. Seitdem überdenke ich tatsächlich auch meinen Konsum von Bio-Lebensmitteln.

    Rein interessehalber - was für Bio-Maschinen, die es im konventionellen Anbau dann wohl nicht gibt, sind denn das?

    Oder ist damit die unterschiedliche Bodenbearbeitung/Unkrautbekämpfung gemeint, weil Striegeln zur Unkrautkontrolle natürlich auf der kompletten Fläche stattfinden muss, während beim Spritzen die Fahrspuren ja nicht verlassen werden?



    Sicher nur ein neugieriges Jungtier. Aber ebenso sicher DER Moment, in dem der kleine Racker den Schreck seines Lebens hätte verpasst bekommen müssen, um sich mit der Erkenntnis "Menschen sind Sch***, denen geh ich aus dem Weg!" wieder in den Wald zurückzuziehen.

    Ich fänds vom "Bauchgefühl" auch besser, wenn die neugierigen/unbedarften Jungwölfe bei sowas lernen würden, dass Menschen irgendwie.....kacke sind.

    Aber auf der anderen Seite sehe ich dann wieder zigfach Artikel über solche Begegnungen mit Jungwölfen und ein paar Wochen später hört und liest man nichts mehr davon, dass in dieser Region Wölfe besonders auffällig wären. Das geht Jahr für Jahr so.

    Letztes Jahr die Begegnung der HH samt Hund mit dem Jungwolf in Wietzendorf ist von Vielen ja auch als Zeichen der zunehmenden Annäherung an Menschen gewertet worden, aber danach scheint ja auch wieder Ruhe eingekehrt zu sein.

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