Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Gestern war Weideaufmachen, früher immer ein großer Feiertag.


    Stattdessen erzählte mir meine Freundin, dass sie mit den Zäunen jetzt von 1,50 auf 1,60 geht (was das bei 38 Hektar bedeutet, mag sich jeder selbst vorstellen), weil ihr die Jäger rundum erzählt haben, dass sie nach dem Schafsriß auf der Nachbarweide mehrfach Wölfe beobachtet haben, die wie Gummibälle über die 1,20er-Netze setzen, selbst wenn die Weide leer war und sie nur keine Umwege laufen wollten. Die haben diese Technik also problemlos ins Repertoire übernommen, und insofern ist etwas höher sicher auch kein Problem. Aber versuchen will sie's natürlich doch.


    Eine "gute" Nachricht gab es aber auch: Meine Stute fängt jetzt, im 36. Lebensjahr, an, deutlich abzubauen. Es besteht also Hoffnung, dass sie noch einen schönen Sommer haben und irgendwann eines friedlichen Todes sterben kann, bevor sich die Wölfe die neue Futterquelle erschließen - das Wild in der Ecke ist inzwischen fast weg.


    Ach, und: Offiziell gibt es da immer noch keine Wölfe. Das nur nebenbei.

  • Das ist echt heftig. Gerade jetzt wo die ganzen Sachen nicht so günstig sind.

    Sind die Pferde denn immer auf den 38 Hektar oder ist ein Teil auch Winterweide oder man nutzt nicht alle Weiden sofort usw.? So könnte man die Arbeit und das Material aufteilen.


    Ich muss da nur an unseren Rüden denken. Der konnte mit seiner Schulterhöhe von 55 cm schon aus dem Stand über 1,40 springen. Deswegen ist unser Gartenzaun auch 2 Meter hoch. Und weil er gerne gebuddelt hat, haben wir ihn auch 1 Meter tief eingegraben.


    Ich wünsche deiner Stute einen super tollen Sommer und noch viele weitere super tolle Sommer.


    Unser Oldi ist jetzt leider erst in seinem 32. Jahr. Ich hoffe das er noch mind. 36 oder älter wird.


    Lg
    Sacco

  • Die 40 Hektar sind arrondiert und dann aufgeteilt zwischen einer Wallach- und einer Stutenherde (Isländer), Dazu gibt es noch zwei Sandpaddocks mit Unterständen für Matschwetter am Haus, die allein so groß sind wie anderswo eine normale Weide. Das Ganze ist unterteilt, und wird je nach Wetter begangen. In zu nassen Wintern bleiben die hinteren 20 Hektar zu bis Mai, ist das Wetter gemäßigt, dürfen sie auch mal drüber, bis der Graswuchs ernsthaft loslegt. Dann wird abgesperrt bis zum Anweiden.


    Durch diesen enorm vielen Platz war es immer richtig traumhaft, genug Raum für ein kleines Naturparadies zwischen den Pferden (inklusive Teich und Reiherkolonie). Die Ponys können da so naturnah leben ,wie es hierzulande nur geht, aufgeteilt in Familien- und Freundinnengruppen und mit richtigen langen Wechseln zum Wasser. Dass uns genau das mal so auf die Füße fällt, hätte wirklich keiner gedacht.


    Die Zäune waren außen immer auf 1,40 und ungewöhnlich stabil, wegen der Autobahnnähe und weil wir an unseren Pferden hängen - aber mit 1,60 dürfte die Grenze erreicht sein. Meine Freundin fängt jetzt erstmal mit den 10 Hektar direkt am Haus an - aber sie sagt, auf die Dauer wird sie alles so hoch umzäunen müssen. Das ist schon ein harter Brocken. HSH hat sie übrigens als Hofhund, da muß es aber bei einem bleiben, die Hündin duldet niemanden neben sich.


    Hier ist ein kleiner Endruck aus friedlicheren Spätherbstzeiten. Die Eichen sind nicht etwa Außengrenze, sonder ausgezäunt, damit die Pferde die Bäume und das ganze Tierleben drumrum nicht beschädigen können. Dazwischen sind Durchgänge auf andere Koppeln. Also eher ein Revier als eine normale Wiede - und das zäun mal wolfssicher!


  • Zitat

    Unser Oldi ist jetzt leider erst in seinem 32. Jahr. Ich hoffe das er noch mind. 36 oder älter wird.

    Wir drücken Daumen, Pfoten und Hufe. Die Tochter meiner Stute (die Hellblonde am Zaun, Mutter ist die Rote mit der Blesse, auf dem Foto 25) mußte letztes Jahr mit knapp 30 ganz plötzlich eingeschläfert werden, aber andererseits: Das älteste Pferd auf dem Hof, die ehemalige Turnierstute meiner Freundin, wird dieses Jahr 40. Also mal sehen, was noch drin ist...wenn die Wölfe nicht kommen.

  • Ah ok, wenn die Flächen alle genutzt werden ist es natürlich blöd.

    Da würde mir nur einfallen das man die Pferde, so blöd wie es ist, sie eine gewisse Zeit etwas einschränkt um so mehr Zeit und mehr Geld für die Umrüstung zu haben.


    Unser Tierarzt hat uns vor knapp 2 Monaten gesagt, als das andere Pferd eingeschläfert wurde, das es bei unserem Oldi auch jeden Tag so weit sein kann. Und so hoffen wir jeden Tag und sind jeden Tag froh das er es geschafft hat.

    Ich habe die Tage, und sie wird ihn jetzt die Tage auch wieder besuchen, die ehemalige Besitzerin, wir haben noch sehr guten Kontakt, gesprochen und die meinte das unser Oldi schon lange nicht mehr leben würde, wenn wir ihn nicht übernommen hätten und alles für ihn tun würden.


    Wir waren auf Island und haben dort einen 3 Stündingen Ausritt auf Isländern gemacht. :cuinlove: :herzen1: :hurra: Das war der hammer... seit dem möchten wir gerne einen Isländer. Meine Stute war damals 64 Jahre alt. Sie musste zwar Masch bekommen aber sie war echt fit und gut drauf. Am Strand im Galopp war sie vorne weg. Sie musste vorne laufen sonst wäre sie nicht zufrieden gewesen. Dabei wollten wir, wegen den Anfängern, nicht galoppieren. aber das erste fing an und raste los und ich konnte ihn ja nicht alleine lassen. Meine Stute wollte hinter her und so kam das ganze.

    Ich habe das andere Pferd mit Reiter auch eingefangen und gestoppt bekommen. Aber da waren die anderen auch schon los.


    Jupp, wenn die Wölfe nicht kommen...denke ich mir jeden Abend und bin heilfroh wenn ich morgens alle munter stehen sehe.


    LG

    Sacco

  • Isländer sind schon ein Traum. Ich habe auf Großpferden, Hannoveranern , angefangen und mag sie immer noch sehr , aber da ich immer in erster Linie ein gängiges, zuverlässiges und wegen meines kaputten Nackens auch möglichst weiches Geländepferd mit Bombennerven wollte, ging einfach kein Weg an Isländern vorbei. Das erste eigenen Pferd wurde 1977 einer, und seitdem habe ich das auch nie bereut.


    Das tu ich erst jetzt ein bißchen, weil zumindest meine noch völlig frei aufgewachsene Stute keine beschränkten Verhältnisse und erst recht keinen Stall mag (sie toleriert es, ist aber nicht zufrieden) - und wer weiß, wie lange man diesen ursprünglichen Pferden noch die Freiheit bieten kann, die sie eigentlich brauchen?

  • Ja, das ist auch meine grosse Sorge, dass meine alte Islandstute durchdrehen würde, müsste sie nachts in der Box bleiben. Zum Fressen geht sie rein, aber wehe, ich vergesse mal anschliessend die Tür aufzumachen - ich möchte mir nicht vorstellen, was dann los ist.

    LG

  • Meine steckt das sehr brav weg, aber man merkt schon, dass sie sich nicht wohlfühlt. Sie steht ständig in Startposition nach draußen, und die paar Male, die sie über ein paar Tage drinbleiben mußte, hat sie irgendwann versucht, uns beiseite zu schubsen, um nur wieder rauszukommen. Das heißt für so ein höfliches, sensibles Pferd schon einiges.


    Viel schlimmer ist es übrigens mit dem Abfohlen auf begrenztem Raum. Als meine jüngere Stute das wegen Extremregens doch mal mußte, gab es prompt eine Nachgeburtsverhaltung, die einzige Geburt, bei der wir einen TA brauchten. Ansonsten durften sich die Stuten immer ihren Platz auf der großen Weide aussuchen, und meine Freundin hatte tatsächlich in 28 Zuchtjahren nicht eine einzige Komplikation.


    Ist bei Isländern eigentlich Standard, aber seit auch die jetzt fast nur noch drinnen abfohlen können, weil sonst die Wölfe sofort da sind, hört man plötzlich von allen möglichen Problemen - selbst wenn das "Drinnen" eine Reithalle ist. Sogar der Hannoveranerzüchter, bei dem ich früher gejobbt habe, hatte zwei Stuten, die drinnen einfach nicht fohlen mochten, sondern so lange verhielten ,bis ihnen das Kolostrum buchstäblich die Beine runterlief. Durften sie endlich raus, war das Fohlen fast im Handumdrehen da. Und Islandstuten haben da noch sehr viel ursprünglichere Instinkte, denen nimmt man mit dem Eingesperrtwerden wirklich richtig Lebensqualität, so seltsam das klingen mag. Abgesehen davon, dass eine frische Weide natürlich fürs Neugeborene die gesündeste Umgebung ist.


    Ich hätte wirklich nie, nie gedacht, was das mit den Wölfen für einen Rattenschwanz an Problemen nach sich ziehen würde - und mit Pferden haben wir ja leider die ausgeprägtesten, am schnellsten fliehenden Fluchttiere in der Einzäunung. Ganz blöde Kombination.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!