Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Ich bin ja keine Expertin, aber ich komme doch immer mehr zu dem Schluß, dass das mit der Scheu einen starken genetischen Aspekt haben muß und es auch daher Sinn machen könnte, die Dreisten hart zu bejagen, damit die Scheuen die Reviere bekommen - eben nicht nur aus Erziehungsgründen.


    Wie gesagt, wir haben hier in direkter Nähe ein Rudel, das so scheu ist, dass es offiziell gar nicht existiert, aber immerhin mal mit zehn Tieren auf einer Wildkamera vertreten war. Diese Wölfe haben keinerlei Verfolgungserfahrungen gemacht oder sonstwie akuten Anlaß, Menschen zu fürchten - und trotzdem tun sie es seit Jahren. Und schon das Nachbarrudel geht sogar am hellichten Tag behütete Schafe an.


    Selbes Umfeld, selbe Erfahrungen - da bleibt doch nur die genetische Komponente, oder sehe ich da was falsch?

  • Ich denke schon, dass da eine gewisse genetische Prägung gibt. Ist ja bei Hunden nicht anders, es gibt Rassen die per se offener oder misstrauischer mit Menschen sind, die mutiger oder eben vorsichtiger sind- wobei einzelne Individuen immer mal aus der Reihe tanzen können. Und die Scheuen zu fördern wäre sicher ein guter Weg.


    Zu dem Hannoverwolf schweige ich lieber. |) Da käme sonst nur Sarkasmus ala Landtagsabgeordnete haben Angst bei ihrem Latte Machiato abgeschnüffelt zu werden, raus. Wird nicht immer gesagt, dass sind nur neugierige Jungwölfe? :pfeif:

  • Zitat

    Eigentlich soll man ja nicht weglaufen bei Bärenbegegnungen:

    in Schweden sagt man - langsam den Rückzug antreten mit Blickkontakt auf den Bären. Habe einige Monate im hohen Norden verbracht, mit Bären inklusive Jungtieren (erkennbar an Kotspuren) direkt am Haus, Pferdestall und Weide. Passiert ist da nie was,man hat aber täglich morgens frische Kotspuren gesehen. Eine Bekannte der Hofbesitzerin stand Mal beim Blaubeerpflücken plötzlich einem Bären Gegenüber (mit entsprechender Distanz), die ist auch einfach entspannt rückwärts gegangen. Begegnungen mit Jungtieren und Mutterbär sind halt grundsätzlich gefährlicher. Generell sind Bären aber auch Allesfresser und ernähren sich zu einem großen Teil pflanzlich, also nicht wirklich mit Wölfen vergleichbar. Vielfraße sind da zum Beispiel deutlich gefürchteter in Nordschweden.

  • Ich mach ja aus gutem Grund nix mehr in Sachen Öffentlichkeitsarbeit Herdenschutz. Ist in Bayern schlichtweg nicht gewollt. Die Tierhalter werden von den zuständigen Behörden gnadenlos im Stich gelassen.

    Ich hab grad ein langes Telefonat mit einem befreundeten Schäfer gehabt - mittlerweile geben zunehmend mir bekannte Tierhalter auf, die Herdenschutz mit Hunden betrieben haben, weil sie bei Problemen keinerlei Unterstützung erfahren. Wenn man sich für Herdenschutz entschieden hat, ist das die einzige Möglichkeit, die bleibt: die Tierhaltung aufgeben, weil man es seinen Tieren gegenüber nicht verantworten kann, sie ungeschützt da draussen stehen zu haben. Rinder- und Schafhalter. Ihm gehts auch so - er steht kurz davor aufzugeben.


    Das ist wirklich bitter. Das alles sind Menschen, die mit ihrer Arbeit viel für den Naturschutz geleistet haben, Menschen, die mit Tieren aus guter Haltung zur Lebensmittelversorgung beigetragen haben. Eigentlich genau die Menschen, die wir als Menschheit grad am dringendsten bräuchten.

    Kaputt gemacht durch mission impossible beim Herdenschutz.


    Und ein von Herzen kommendes Pfui Deibel an bayerische Behörden und Landesämter für Umwelt.

    Nicht der Wolf ist der Feind der Weidetierhalter.

  • Sagen wir: Nicht NUR der Wolf. Es läßt sich ja nun mal nicht leugnen, dass wir vorher kein einziges dieser Probleme hatten - und ich hab seit 1977 eigene Weidetiere.


    Trotzdem: Die Behörden kommen dann gleich danach. Das ist teilweise wirklich so schlimm, dass es schwerfällt, da nicht an Verschwörungstheorien zu glauben, an den Wunsch, jede auch nur halbwegs naturgemäße Tierhaltung systematisch auszurotten. Es tut mir wirklich ganz furchtbar leid, dass ihr jetzt dieselben Erfahrungen machen müßt. Ich hatte so die Daumen gedrückt, dass es weiter südwärts besser läuft. Ich schrieb es ja schon mehrfach: für uns wird hier auch Schluß sein, sobald die alten Stuten tot sind, es ist einfach nicht mehr verantwortbar. Den holländischen Agrarkonzern ,der seit Jahren heiß hinter dem Pachtland meiner Freundin her ist, wird es freuen. Aber irgendwie bezweifele ich, dass die auch so viel Rücksicht auf Knicks, Wild und Hirschkäfer nehmen werden wie sie es über 30 Jahre getan hat.


    Wir schaffen es übrigens trotzdem nicht, ein Tier als Feind anzusehen - den Staat aber inzwischen sehr wohl. Und das finde ich inzwischen ebenfalls sehr bedenklich, auch wenn wir nur eine kleine Minderheit sind.

  • Dieses "aber der Radweg!!!!" ist so ein wenig das "wasch mich, aber mach mich nicht nass"-Phänomen im Herdenschutz.

    Woanders hab ich gelesen, dass es für den Zaun keine Förderung gibt (weil: ist ja noch nix passiert) und dass die Kosten bei über 1 Millionen Euro liegen:

    Nach Wolfsangriff: Wildpferde sollen besser geschützt werden
    Nachdem vor einiger Zeit auf der Wildpferdebahn in Dülmen Damwild gerissen wurde, sollen nun die Pferde besser geschützt werden.
    www.pirsch.de
  • Wenn man wie wir seit über einem Jahr das nächtliche Dauergeschrei aus einer Amazon-Fahrer-Unterkunft mitmacht und es kaum legale Mittel gibt, dagegen vorzugehen, erstaunt einen die Schnelligkeit solcher Entscheidungen dann irgendwie - aber ich empfehle jedem Tierhalter ein paar Amazon-Fahrer neben den Weideflächen, das hält auch Bären fern:

    Schutz vor Wolf: Lohmarer Ordnungsamt verbietet nächtliche Wacht von Hütehund
    Weil ein Hütehund, der Schafe vor Wölfen schützt, nachts in Lohmar bellt, muss er jetzt eingesperrt werden.
    www.ksta.de

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