Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Wie kommst du darauf?

    Natürlich leben wir von den Produkten der Landwirtschaft. Und ich spreche nicht von "wir verlagern das Problem ins Ausland" und auch nicht von das Weidetierhaltung das große Geld bringt. Nicht ein Satz von deiner Aussage macht für mich Sinn in Bezug auf meinen Post. Hilf mir gern bei meiner Lesekompetenz, damit wir das voreinander bekommen!

  • Das ist doch jetzt das gleiche Extrem wie alle Wölfe ausrotten. Es geht doch um Gefahrenminimierung, nicht um Perfektion. Als Hühnerhalter kann ich sagen, trotz Fuchsbau auf der gleichen Wiese muss nur ca. alle 5 Jahre unser Fuchs getötet werden, weil auf Hühner spezialisiert.

    Die Pferde haben jeden Herbst einen Wanderdrang und es ist die einzige Jahreszeit in der Zäune bei uns ausbruchssicher sein müssen, sonst würden sie wahrscheinlich auch komplett ohne Zaun da bleiben.

    Selbst solche lang domestizierten Tiere haben noch Reste ihres natürlichen Verhaltens. Wo wir dabei sind, am Verhalten der Pferde kann ich dir sagen ob nachts Wildschweine auf der Wiese waren oder Rehe oder niemand. Warum sollte es beim Wolf anders sein?

    Als wir mal einen wildernden Hund hatten wurde aus der versprengt grasenden Herde plötzlich eine Einheit die sich nur gemeinsam bewegte.

    Danke danke danke!

    Wenn es sich am Verhalten der Tiere absehen lässt ist das natürlich eine ganz andere Grundvoraussetzung. Ich bin tatsächlich von der Annahme ausgegangen, dass ein Wolf niemals nie einen Jagderfolg haben dürfte! Danke für die Aufklärung, dann ist da mein Denkfehler gewesen!

  • Der hat so oder so Jagderfolg, naturgemäß. Und weil er schlau ist jagt er die sicherste Beute mit geringstem Energieaufwand und kleiner Verletzungsgefahr.

    Steigen Energieaufwand und Verletzungsgefahr sieht er sich anderweitig um.

    Dafür muss es aber wirklich unangenehm und schwierig sein. Vor allem, wenn das schon erlernt und gelehrt wurde.

    Ein Zaun ist vor allem geduldig, nicht gefährlich und nur bedingt schwierig.

  • Der hat so oder so Jagderfolg, naturgemäß. Und weil er schlau ist jagt er die sicherste Beute mit geringstem Energieaufwand und kleiner Verletzungsgefahr.

    Steigen Energieaufwand und Verletzungsgefahr sieht er sich anderweitig um.

    Dafür muss es aber wirklich unangenehm und schwierig sein. Vor allem, wenn das schon erlernt und gelehrt wurde.

    Ein Zaun ist vor allem geduldig, nicht gefährlich und nur bedingt schwierig.

    Absolut. Daher auch meine Annahme, dass es sehr viel Energie der Jägerschaft bedeutet, wenn man dies erreichen will. Weil eben nur diese das dürften. Und ob die Vorstellung das umzusetzen überhaupt realistisch wäre. Von der Frage der Finanzierung ganz zu schweigen.

  • Man könnte Jagdscheine für Tierhalter fördern. Vielleicht ähnlich wie beim Autoführerschein als eigene Stufe zum Herdenschutz ohne weitere Berechtigungen.

    Erlaubnis ganzjährig im Umfeld x zu Weide/Hof mindestens abschreckend zu schießen?

  • Man könnte Jagdscheine für Tierhalter fördern. Vielleicht ähnlich wie beim Autoführerschein als eigene Stufe zum Herdenschutz ohne weitere Berechtigungen.

    Erlaubnis ganzjährig im Umfeld x zu Weide/Hof mindestens abschreckend zu schießen?

    Ja irgendwie so.

    Wobei ich mir vorstellen könnte, dass die Lobby dagegen ein Witz ist gegen die der Wölfe. Besonders die die dann amerikanische Verhältnisse fürchten.

    Rein vom Bauchgefühl würde ich vermuten, dass die allgemeine Bejagung da leichter zu erreichen wäre. Die dann aber so stark, dass es Einfluss auf die Wolfsdichte hätte. Sonst sehe ich keinen großen Gewinn für die Weidetierhalter, da die nicht zwingend eine Jagderlaubnis haben. Und das würde widerrum nur bedingt Einfluss haben auf die Wölfe, die sich auf Nutztiere spezialisiert haben.

  • Als wir mal einen wildernden Hund hatten wurde aus der versprengt grasenden Herde plötzlich eine Einheit die sich nur gemeinsam bewegte.

    Joa, reden wir mal über indirekte Auswirkungen.

    Durch den Wolf werden die Wildschweine härter mit Hunden zu bejagen und stellen zudem selbst eine Gefahr für die Hunde dar. Heißt in Zeiten von ASP usw gibt es immer mehr Jäger die ihre Hunde nicht mehr zur Schweinejagd einsetzen. Kenne ich viele die sagen, dass ihre Hunde ihnen zu wertvoll sind.

    Also keine großen effektiven Erntejagden mehr. Mehr Wildschweine, wehrhaftere Rotten, weniger Ernte.

    Auch eine Auswirkung des Wolfes.

    Der hat in D nunmal Null Nutzen, aber macht unglaublich viel Ärger.

    Und anstatt ihn in Randgebieten leise und friedlich in geringen Mengen wieder einziehen zu lassen (was für alle anderen großen Beutegreifer gilt, außer dem Bären, der darf nichtmal das, ist wohl auch weniger Wert als der Wolf), muss mit Gewalt die komplette Landschaft im Schnellverfahren komplett durchseucht werden mit der Einstellung "nach mir die Sinnflut".



    Auch handelt es sich nicht um ein Projekt von wieder frei gelassenen Tieren. Sondern es geht um ein Tier, was WIR hier ausgerottet und vertrieben hatten und das auf natürlichem Weg wieder zurückgefunden hat. Ein Tier was lästig war und wo es den Luxus gab, lange Zeit ein Leben ohne ihn zu führen. Wie war das "Die Natur findet immer ihren Weg..."!? Was ist denen denn vorzuwerfen außer das man das Tier nicht abschießen darf aktuell?

    Ähm, also genetisch gesehen gibt es da ein paar Auffälligkeiten die, wie soll ich es ausdrücken, zu Verwunderung über die Reiseroute mancher Wölfe aufwirft.

    Auf natürlichem Wege angesiedelt würde ich diese radikalen Schutzmaßnahmen jetzt übrigens auch nicht bezeichnen. Wenn nur halb so viel Arbeit und Geld in den Artenschutz anderer Arten geflossen wäre wie beim Wolf, würden viele Arten ganz anders dastehen. "Ups, komplette und letzte großregionale Population ausgerottet, weil wir beim Mähen sparen wollten." gibt's beim Wolf nicht.


    Aber sobald es an den Geldbeutel geht, ist Tierschutz ganz schnell nebensächlich. Und aus der Argumentation heraus verstehe ich die Fürsprecher des Wolfes. Der Wolf ist sicherlich finanziell und emotional für einige ein großes Problem. Das möchte ich in keiner weise klein reden!!! Ich will wirklich nur erklären, warum ich die Argumente beider Seiten irgendwie nachvollziehen kann. Mit welcher Begründung sind einige Tiere es wert geschützt zu werden und andere nicht?

    Genau, da sprichst du einige Probleme an, allerdings, sorry, falsch.

    1. Beim Wolf wird der Artenschutz tatsächlich mit Tierschutz vermischt. Dabei hat letzteres bei dem Thema eigentlich nichts verloren. Keine andere Art hat diesen Luxus.

    2. Geld. Ja, genau deswegen hat der Wolf einen höheren Schutzstatus als jede andere Art in D, nicht offiziell versteht sich, sondern in der Praxis. Da fließt Geld und zwar in die Taschen gewisser Naturschutz-Orgas usw. Deswegen wird da so dermaßen extrem überreagiert, was für keine andere Art der Fall ist.

    Also, genau deine Frage, warum ist ausgerechnet der Wolf schützenswerter als jede andere Art in D?

  • Javik Danke für die Aufklärung auch indirekter Auswirkungen. Den Bezug zum Wildschwein hatte ich so tatsächlich bisher gar nicht mitbekommen!


    Und ja, wenn Geld da wirklich eine Rolle spielt, was den Schutzstatus betrifft, ist das eine absolut sinnige Erklärung, wieso da anders gehandelt wird. Falsch, aber nicht überraschend.

    Besonderen Schutz des Wolfes habe ich tatsächlich bisher daher abgeleitet, da es um die Rückkehr eines Tieres geht, dass erfolgreich verdrängt wurde. Und zwar ohne Eingriff des Menschen (selbst wenn das Argument möglicherweise Marketing ist, danke für den neuen Gedankenanstoß dazu!). Das wäre mir in D für eine ganze Gattung einer Art so nicht bekannt und würde mir den besonderen Schutz erklären. Muss aber natürlich nicht richtig sein. Wenn wir keine Vögel mehr hätten und plötzlich käme eine Meise zurück hätte ich ein ähnliches Tamtam erwartet, ich hoffe du verstehst wie ich das meine!?

  • Zitat

    Auf der einen Seite der zivilisierte Mensch, der dann aber doch in all seinem Handeln einfach nur auf seinen eigenen Nutzen bedacht ist.

    Und worauf glaubst du, sind "unzivilisierte" Tiere bedacht?


    Beim Menschen ständig den Grundantrieb zu kritiseren und moralisch zu verdammen, den er mit allen anderen Tieren gemeinsam hat, ist für mich ganz krasse Doppelmoral.

  • Ja, ich verstehe was du meinst. Aber genau das läuft eben nicht. Im Gegenteil, es wird bei einigen Art mal mindestens billigend in Kauf genommen oder teils auch durch Schluderei, Unachtsamkeit und Geiz mehr oder weniger absichtlich zugelassen, dass Arten aussterben. Regional, deutschlandweit, weltweit. Das Beispiel mit dem Mähen habe ich mir nicht aus den Fingern gezogen.


    Oder nehmen wir den Rothirsch, immerhin auch ein großes Säugetier und dazu noch mit deutlich weniger Problemfaktor. Man lässt alle Probleme beim Wolf zu usw. mit der Begründung, dass die Populationen ja in genetischem Austausch stehen sollen. Zeitgleich wird der Rothirsch so zurückgedrängt, dass die Populationen verinseln, teils aussterben und die die es nicht tun schon mit den Problemen der Verinselung kämpfen müssen. Aber da kann man angeblich nichts machen, so ein großes Säugetier hat halt keinen Platz in unserer Landschaft und überhaupt die arme Forstwirtschaft.


    Also nein, der Wolf ist eben kein Beispiel für Artenschutz und Naturschutzarbeit, es ist noch nicht einmal ein Beispiel wie es im Optimalfall laufen sollte. Es ist ein Beispiel für Lobbyarbeit und die rücksichtslose Durchsetzung eigener Interessen zu Lasten aller. Inklusive des Wolfes übrigens.

    Wenn ein Jäger ein angefahrenes Reh findet, darf er es von seinem Leiden erlösen. Auch bei einer Fledermaus würde man, ginge man den offiziellen Weg, schnell ein okay erhalten. Ein Wolf muss langsam verrecken, selbst wenn es Tage dauert. Da trauen sich die UNBs nämlich nicht einmal mehr, wie beim Beispiel der Fledermaus, eine Sondererlaubnis auszustellen. Übrigens auch kein aus der Luft gegriffenes Beispiel...

    Und während man es bei Fledermäusen meist unbürokratisch macht und das auch okay ist für die UNBs traut sich das niemand beim Wolf, weil da die Hetze los geht und durchgegriffen wird, selbst wenn man eben im Sinne des Tieres gehandelt hat.

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