Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2
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Das ist der Unterschied zu HSH - die verteidigen.
Schutzverhalten ist was anderes als Angreifen.
HSH werden nur körperlich, wenn es sich nicht vermeiden lässt, so lebt es sich einfach länger - und haben dann aufgrund ihrer Statur und Kraft dem Wolf mehr entgegen zu setzen, als die üblichen Hütehund-Rassen.
Ich kenne Hütehunde tatsächlich nur im Kontext Schäfer, also weniger die in Privathand.
Aber im Kontext Schäfer fallen vor allem die komplett konträren Wesenszüge zwischen HSH und Hütehund auf. Erstere bewerten die Lage selbstständig, entscheiden selbstständig, leben 24/7 mit der Herde zusammen, die Herde vertraut "ihren" HSH, wird von diesen nicht getrieben, gezwickt oder Ähnliches, Hunde und Herde leben symbiotisch zusammen.
Das alles ist beim Hüti komplett anders.
Ich habe einmal bei einem Schäfer erlebt (und beim Trennen geholfen), wie der altdeutsche Tiger, ja durchaus auch eine der größeren Hüti-Rassen, einen der Kangals angegriffen hat. Der Hüti sah ganz schön alt aus dabei und hätte ohne Eingreifen unsererseits nicht überlebt. Beim Kangal brauchte man während des Trennens keine Sorgen haben, auch ich nicht, obwohl der mich grad ein paar Minuten "kannte" - der war nämlich kühl im Kopp und überlegt, im Gegensatz zum Hüti, der auch beim Trennen noch wahllos um sich geschnappt hat.
Dieses, ich nenns mal "kaltlächelnde" der HSH, der guten HSH, ist genau das, was man im Herdenschutz braucht. Übereifrige, unüberlegte Hunde leben dort nicht lang.
Vielen Dank für deine Ausführung. Das macht total Sinn. Trotzdem wundert es mich einfach, dass die Schäfer den Wolf selber vertreiben müssen. Ich kenne Hütehunde eben so, dass die zu dieser Auseinandersetzung nicht "Nein" sagen würden. Und dass die alle so gut im Gehorsam stehen, dass sie es einfach lassen, bezweifle ich doch stark
Deutschland hat ja auch keine eigenen HSH Rassen mWn? Wie hat man dass den früher in der Wanderschäferei gemacht? Oder wurde da in den letzten 150 Jahren wirklich so viel "kaputt gezüchtet"?
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Wie hat man dass den früher in der Wanderschäferei gemacht?
Das weiß ich auch nicht - ich stamme ja (leider )nicht aus einer Schäfer-Dynastie.
Richtig ist, dass D keine wirkliche eigene HSH-Rasse hat und das der frühere DSH bei der Behirtung wohl eine Allrounder-Funktion hatte. Es mag aber sein, dass es da in erster Linie darum ging, die Hirten rechtzeitig auf Wölfe aufmerksam zu machen. Ich weiss es nicht.
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Ich glaube nicht ,dass ein Hütehund eine Chance hätte, eine Meinungsverschiedenheit mit einem Wolf zu überleben, insofern ist es also deutlich klüger, er versucht das gar nicht. Ich hab mal bei Tanja Askani einen muskelpackten, ruppigen Deutsch Drahthaar mit seinem etwa gleichgroßen, noch jungen Wolfskumpel spielen sehen - der Wolf brauchte nur die Schulter anzuspannen, und der Hund flog meterweit. Die sind Hunden körperlich einfach um Welten überlegen.
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Wahrscheinlich ist die Antwort, dass man damals viel weniger Hemmungen hatte, sich unliebsame Beutegreifer aus dem Weg zu schaffen.
Das betrifft ja auch Greifvögel, Krähen und co.
Man hat sich ja Dinge einfallen lassen, die sind heute undenkbar..
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Hier gibts in Steinwurfweite zum Dorf nicht umsonst eine Wolfsgrube.
Auf der anderen Seite gibts die Hundesteuersatzung der Gemeinde, die die letzten 150 Jahre den Passus "Hunde, die zum Schutz von Viehherden eingesetzt werden, sind von der Hundesteuer befreit" mitgeschleppt hat. Üblich scheint das also mal gewesen zu sein, sonst gäbe es diesen Satz ja nicht.
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Wahrscheinlich einfach auch ein Zusammenspiel vieler Dinge. Man darf auch nicht vergessen, dass damals noch Seuchen wie die Tollwut verbreitet waren und alle paar Jahre viele Beutegreifer dahingerafft haben.
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Ein so flächendeckendes Problem ,wie wir es kriegen werden ,waren Wölfe ja auch schon vor 150 Jahren nicht mehr. Auch da waren sie schon zurückgedrängt auf Ecken wie Ostpreußen oder die großen Wälder und kamen ansonsten nur noch in einzelnen Exemplaren vor, die dann sehr schnell erlegt wurden. Für generelle "Wolfsplagen" war so Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend Schluß, jedenfalls hier in Deutschland. Für den einen gelegentlichen Einzelwolf mögen die Hunde ja fit genug gewesen sein - aber ich denke, sie waren doch eher lebende Alarmanlage?
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Rund um das südhannoversche Landstädtchen, in dem wir früher wohnten, gab (gibt) es übrigens überall Grenzsteine aus dem späten 18. Jahrhundert mit Wolfsangeln drauf. War für uns Kinder das absolute Symbol allerfernster Vergangenheit, so Gebrüder-Grimm-Zeiten, und wir haben uns richtig gegruselt. Der letzte wirkliche Wolf in der Ecke wurde dann um 1800 erlegt.
Wolfsangel – Wikipediade.wikipedia.orgGerade gelernt: Es war das Symbol des hannoverschen Forst- und Jagddienstes - zeigt also deutlich, was für einen Stellenwert die Wolfsbekämpfung eingenommen haben muß.
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Zitat
Wahrscheinlich ist die Antwort, dass man damals viel weniger Hemmungen hatte, sich unliebsame Beutegreifer aus dem Weg zu schaffen.
...und die ihrerseits waren auch ziemlich hemmungslos. Gerade gelesen, übers Erzgebirge - das war da im 18. Jahrhundert offenbar Gesetz:
ZitatWegen der hohen Wolfsdichte mussten im Winter, wenn die hungrigen Wölfe bis in die Siedlungen kamen, die Erdgeschossfenster der Häuser „der wolfen halber“ mit Eisengittern geschützt werden.[5]
Wohlgemerkt, nicht Keller, Erdgeschoß - wie gut, dass die Wölfe sich inzwischen so geändert haben...
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsgarten_(Erzgebirge)
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