Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Vielen Dank für deine Ausführung. Das macht total Sinn. Trotzdem wundert es mich einfach, dass die Schäfer den Wolf selber vertreiben müssen. Ich kenne Hütehunde eben so, dass die zu dieser Auseinandersetzung nicht "Nein" sagen würden. Und dass die alle so gut im Gehorsam stehen, dass sie es einfach lassen, bezweifle ich doch stark :pfeif:

    Deutschland hat ja auch keine eigenen HSH Rassen mWn? Wie hat man dass den früher in der Wanderschäferei gemacht? Oder wurde da in den letzten 150 Jahren wirklich so viel "kaputt gezüchtet"?

  • Wie hat man dass den früher in der Wanderschäferei gemacht?

    Das weiß ich auch nicht - ich stamme ja (leider :lol: )nicht aus einer Schäfer-Dynastie.

    Richtig ist, dass D keine wirkliche eigene HSH-Rasse hat und das der frühere DSH bei der Behirtung wohl eine Allrounder-Funktion hatte. Es mag aber sein, dass es da in erster Linie darum ging, die Hirten rechtzeitig auf Wölfe aufmerksam zu machen. Ich weiss es nicht.

  • Ich glaube nicht ,dass ein Hütehund eine Chance hätte, eine Meinungsverschiedenheit mit einem Wolf zu überleben, insofern ist es also deutlich klüger, er versucht das gar nicht. Ich hab mal bei Tanja Askani einen muskelpackten, ruppigen Deutsch Drahthaar mit seinem etwa gleichgroßen, noch jungen Wolfskumpel spielen sehen - der Wolf brauchte nur die Schulter anzuspannen, und der Hund flog meterweit. Die sind Hunden körperlich einfach um Welten überlegen.

  • Wahrscheinlich ist die Antwort, dass man damals viel weniger Hemmungen hatte, sich unliebsame Beutegreifer aus dem Weg zu schaffen.


    Das betrifft ja auch Greifvögel, Krähen und co.


    Man hat sich ja Dinge einfallen lassen, die sind heute undenkbar..

  • Hier gibts in Steinwurfweite zum Dorf nicht umsonst eine Wolfsgrube.

    Auf der anderen Seite gibts die Hundesteuersatzung der Gemeinde, die die letzten 150 Jahre den Passus "Hunde, die zum Schutz von Viehherden eingesetzt werden, sind von der Hundesteuer befreit" mitgeschleppt hat. Üblich scheint das also mal gewesen zu sein, sonst gäbe es diesen Satz ja nicht.

  • Wahrscheinlich einfach auch ein Zusammenspiel vieler Dinge. Man darf auch nicht vergessen, dass damals noch Seuchen wie die Tollwut verbreitet waren und alle paar Jahre viele Beutegreifer dahingerafft haben.

  • Ein so flächendeckendes Problem ,wie wir es kriegen werden ,waren Wölfe ja auch schon vor 150 Jahren nicht mehr. Auch da waren sie schon zurückgedrängt auf Ecken wie Ostpreußen oder die großen Wälder und kamen ansonsten nur noch in einzelnen Exemplaren vor, die dann sehr schnell erlegt wurden. Für generelle "Wolfsplagen" war so Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend Schluß, jedenfalls hier in Deutschland. Für den einen gelegentlichen Einzelwolf mögen die Hunde ja fit genug gewesen sein - aber ich denke, sie waren doch eher lebende Alarmanlage?

  • Rund um das südhannoversche Landstädtchen, in dem wir früher wohnten, gab (gibt) es übrigens überall Grenzsteine aus dem späten 18. Jahrhundert mit Wolfsangeln drauf. War für uns Kinder das absolute Symbol allerfernster Vergangenheit, so Gebrüder-Grimm-Zeiten, und wir haben uns richtig gegruselt. Der letzte wirkliche Wolf in der Ecke wurde dann um 1800 erlegt.


    Wolfsangel – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    Gerade gelernt: Es war das Symbol des hannoverschen Forst- und Jagddienstes - zeigt also deutlich, was für einen Stellenwert die Wolfsbekämpfung eingenommen haben muß.

  • Zitat

    Wahrscheinlich ist die Antwort, dass man damals viel weniger Hemmungen hatte, sich unliebsame Beutegreifer aus dem Weg zu schaffen.

    ...und die ihrerseits waren auch ziemlich hemmungslos. Gerade gelesen, übers Erzgebirge - das war da im 18. Jahrhundert offenbar Gesetz:


    Zitat

    Wegen der hohen Wolfsdichte mussten im Winter, wenn die hungrigen Wölfe bis in die Siedlungen kamen, die Erdgeschossfenster der Häuser „der wolfen halber“ mit Eisengittern geschützt werden.[5]

    Wohlgemerkt, nicht Keller, Erdgeschoß - wie gut, dass die Wölfe sich inzwischen so geändert haben...


    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsgarten_(Erzgebirge)

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