Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2
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Bei uns, also mitten in einer Großstadt, gibt es Schafe mit HSH. Das wirkt so recht friedlich und problemlos, habe aber noch nie mit dem Schäfer sprechen können.
Aaaaalso, ich empfinde Städter tatsächlich als toleranter was sowas angeht
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Wir haben hier allerdings auch das Ebstorfer Rudel ansässig, die sind ja schon bissl erprobt mit Schafen. Das schreckt mich zusätzlich ab..
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Einfach nur traurig. Ich habe die Entwicklung bei uns ja bissl verfolgt und das fing mMn schon damit an, dass man die Wölfe ja regelrecht trainiert hat durch halbherzige Vorgaben. Und das selbst 2022 immer noch solche Defizite vorliegen ist einfach unglaublich und surreal.
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Ich finde das auch sehr frustrierend. Wenn es nach mir ginge wäre es halt so: alles klar, ordentlicher Zaun, Strom, HSH und dann geht es los (wir arbeiten direkt angrenzend und es ist eigentlich immer jemand da, falls mal was sein sollte).
Aber dass die Nachbarn und Passanten so ein Potenzial haben ist einfach nur zum kot***.
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Zitat
Also weil es ein Kulturlandschaft ist, dürfen wilde Tiere da nicht rein?
Das ist schlicht und ergreifend Schwachsinn. Kulturlandschaft bedeutet immer das Ineinandergreifen von Natur inklusive wilder Tiere und Bewirtschaftung. Da ist die Heide ein Musterbeispiel. Oder die Alpen, die ihren Namen tatsächlich der Almwirtschaft verdanken, und nicht etwa umgekehrt .
ZitatWir brauchen, um etwas in unserem Verhalten zu ändern und damit der Natur in Form von zurückkehrender Bioversität zu helfen, kein Bild im Kopf, wie was auszusehen hat, damit "alles wieder gut wird". Wir brauchen tatsächlich einfach nur ein "Weniger" von fast allen unserer bisherigen Verhaltensweisen.
Das würde ich hundertprozentig unterschreiben - es würde für mich aber auch bedeuten, dass wir für genau diese Biodiversität stellenweise weniger Wölfe brauchen. (Bevor das ewige Totschlagargument wieder kommt: "weniger". Nicht "keine". )Und nicht eine einzige Tierart über alles andere stellen, ohne die Folgen zu berücksichtigen, die in einer Kulturlandschaft nun mal deutlich anders ausfallen müssen als in der Taiga.
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Und, das ist doch der Hauptpunkt, "die Natur" gibt es hier nicht mehr. Außer in einigen Hochmooren. Alles andere, inklusive der Wälder, wird seit Jahrtausendenden bewirtschaftet. In einer so uralten Kulturlandschaft ist der Mensch längst ein entscheidender Mitspieler geworden, und ja: er muss gelegentlich auch "bereinigen", damit einige der menschenabhängigen Ökosysteme nicht kippen.
Die Heide zum Beispiel. "Natur" wäre es, die wieder zu Ödland und Kiefernwald werden zu lassen wie vor tausend Jahren, aber das möchten ihre Bewohner und Besucher nun mal nicht. Mit vollem Recht, weil sie ein lebendes Kulturgut und ein europaweit einmaliges Bioptop ist.
Das mit der "wilden Natur" ist romantisches Wunschdenken und funktioniert hierzulande einfach nicht - der Mensch war und ist ein Mitspieler und muß es im Fall der Wölfe auch ganz dringend wieder werden. Hier ist nun mal nicht Sibirien.
Also weil es ein Kulturlandschaft ist, dürfen wilde Tiere da nicht rein?
Wir Menschen müssen umdenken und es wird Veränderungen geben. Schmerzhafte. Das schreibe ich hier in diesen Thread seit Jahren. Jetzt sind wir mitten drin.
Alles muss neu überdacht werden. Und wird ja auch. Die Zeiten der sorglosen Viehaltung sind vorbei. Jedes Pony, jedes Rind, Pferd, Schaf und Ziege ist potentiell gefährdet.
Dass Menschen die Tiere, die sie leidenschaftlich gegen den Wolf schützen war schon immer so. Keine Ahnung, ob man vor 100 Jahren auch schon 1000de Schafe aus den Herden in der Lüneburger Heide zum Herbst geschlachtet hat.
Für mich gehört das auch mit dazu, das zu überdenken.
Mir ist völlig klar, dass ein Schäfer/in nicht mehr eine Familie mit 100 Schafen ernähren kann, dass die Wolle Sondermüll ist. Aber warum nicht mal die schlechten Entwicklungen in Frage stellen?
Da LEBEN eine Menge wilder Tiere, die sich genau auf diesen Lebensraum eingestellt haben (und auch das ist Natur - Evolution gehört dazu!), die aber offensichtlich nicht so medienwirksam vermarktet werden (können), wie der Wolf. Und viele davon - beispielsweise das Birkhun - stehen tatsächlich auf der roten Liste und ist derzeit vom Aussterben bedroht. Was der Wolf nicht ist.
Zu den Heidschnucken und deren Schlachtung: Natürlich wurden immer schon Schnucken geschlachtet. Ich denke, früher deutlich mehr als heute:
"Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Heidschnucke die wichtigste Tierart im ehemaligen Fürstentum Lüneburg. Mehr als die Hälfte der einst mehr als 600.000 Schafe gehörten dieser alten Landschafrasse an. Damals lieferte das Tier den Menschen Fleisch, Wolle und Dünger." (Quelle: https://landvolk.net/lpdartike…ern-an-vergangene-zeiten/)
Heute sind es noch ca. 9.000 Schnucken.
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...und die liefern, wie gesagt, Fleisch, wie es vorbildlicher nicht erzeugt werden könnte: artgerechte Haltung in Nahezu-Freiheit mit großem Mehrwert für die Landschaft, kurze Transportwege zum Schluß, tolle regionale Produkte. (Die Heidschnuckenwurst von unserem alten Wochenmarkt-Bauern ist ein echter Traum, und alle meine Hunde lieben das Schnuckenfell zum Draufliegen.). Nur die Wolle, früher das Hauptprodukt, die kratzt leider ziemlich.
Also rundum ein Nutztierleben, wie es eigentlich alle haben sollten - was daran jetzt Wolfsrisse rechtfertigt, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.
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was daran jetzt Wolfsrisse rechtfertigt
Das ist in meinen Augen bspw. gar kein Punkt. Dass Beutegreifer Beute machen - und in von Menschen geschaffenen Lebensräumen logischerweise meistens von Menschen geschaffene Beute - muss man nicht rechtfertigen, es ist eine Selbstverständlichkeit.
Die Frage sollte eher sein: wie gestaltet man das Miteinander mit nicht-Nutztieren in einer Welt, die von Menschen so gestaltet wurde, dass sie für Natur kaum noch Raum lässt?
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