Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Meiner Meinung nach, ist das Gefahrenbewusstsein halt irgendwie falsch angeordnet. Während man in der Stadt eher Kinder zum Bäcker schickt und noch ein paar Leute drauf gucken lässt ob alles klappt,

    Ich würde fünfmal eher ein Kind in den Wald schicken, als alleine in die Stadt ..... Bäume tun Kindern nichts.... Menschen tun das ... mMn helikopterst du in die falsche Richtung

  • Zitat

    der Wolf der Böse?

    Der Wolf ist nie der Böse, ebensowenig wie je ein anderes Tier. Aber er ist eine Tierart, die in einer dichtbesiedelten Kulturlandschaft nun mal kontrolliert werden muss. Was mit allen anderen Wildarten ja geschieht, ohne dass es irgendwen stört, und fast überall sonst auf der Welt auch mit Wölfen.


    Oder, wie ich es mal auf einem Fachvortrag gehört habe: "Mit Wölfen ist es wie mit scharfen Gewürzen: Wenig davon ist großartig und macht ein Gericht erst rund, zuviel verdirbt alles." Finde ich einen Supervergleich.

  • Puh, also ich war als 5 jähriges Kind durchaus allein im Wald unterwegs. Oder hatte den Familienhund dabei.

    Damals waren die durchaus realen Gefahren:

    Fremde Hunde

    Ein verurteilter Kinderschänder, der nach seiner Haftzeit wieder im Dorf gewohnt hat

    Sturz vom Baum

    Seen und Gartenteiche

    Tollwütige Füchse

    Wildschweine

    ...


    Bis auf die Füchse sehe ich jede dieser Gefahren als wahrscheinlicher an, als einen Angriff durch Wölfe.


    Von Autos mal ganz abgesehen.


    Nein, der Wolf ist nicht harmlos, aber die Relationen stimmen einfach nicht, wenn der als größte Bedrohung für Kinder im Wald angesehen wird.

  • Drohung durch den Wolf

    Die Geschichte spricht ihre kalte Sprache

    Solche Formulierungen sowie Vergleiche mit 1879 sind der Grund dafür, warum so viel "Fachliteratur" über Wölfe aus fachlicher Sicht absolut unhaltbar ist. Und Jagdzeitungen als wissenschaftlich-neutrale Quelle, na ja.


    Ganz ehrlich, ich kenne niemanden, der/die denkt, dass Wölfe Zähne nur zum Spaß haben oder dass Wölfe im Wald eine Art Streichelzoo-Ersatz sind, wie hier "dem städtischen Mensch" (was auch immer das sein soll) unterstellt wird. Ich kenne aber auch keine einzige Quelle (nein, auch die verlinkten hier nicht), die statistisch auch nur ansatzweise eine flächendeckend ernsthafte "lasst eure Kinder nicht aus dem Haus"- Gefahr für Menschen durch Wölfe nahelegt. Dass man wegen Wölfen Waldkindergärten schließen muss ist ähnlich wahrscheinlich, wie dass man wegen Haien Kindern den Strandurlaub streichen muss.


    Ja, große Raubtiere sind immer! potentiell gefährlich. Genau so wie große Pflanzenfresser, Allesfresser, giftige Tiere, giftige Pflanzen... Nein, kein Wildtier der Welt ist "lieb" und will gestreichelt werden. Was das anging, konnte man seine Kinder noch nie ohne fürn Pfennig nachzudenken in den Wald schicken. Aber das ausgerechnet der Wolf als Menschenfresser der Untergang des Abendlands sein soll, ist durch keinerlei Fakten belegt.


    Aber ja, die Diskussion hier untermalt sehr schön die Studie, die ich vor einigen dutzend Seiten verlinkt hatte: die Einstellungen zum Wolf werden zum allergrößten Teil durch Emotionen und nur zu einem winzigen Teil durch Fakten gestützt.

  • Ich würde fünfmal eher ein Kind in den Wald schicken, als alleine in die Stadt ..... Bäume tun Kindern nichts.... Menschen tun das ... mMn helikopterst du in die falsche Richtung

    Vielleicht liegt das an meinen Erfahrungen hier in den Wäldern und die Sachen die hier Nachts im Wald stattfinden.

    Von obzönen Partys, Treffpunkten, Wohnwägen und einem Mann der mich beim Gassi-Gang verfolgte...

    Helikoptern tue ich übrigens nicht. Helikoptern wäre es, wenn man ein Kind gar nicht mehr in den Wald lassen würde. Mit Aufsicht ist das jawohl minder das Problem.

    Ebenso sagte ich, dass man es früher, als ich Kind war, in der Stadt auch so gemacht hat. DA hatte die ganze Nachbarschaft ein Auge auf das Kind. Zum Schulweg allein, zur Freundin, zum Bäcker. Bin in einer Kleinstadt großgeworden. Vielleicht liegt es auch daran. Das wird hier im Dorf auch noch so gehandhabt.

    Im Wald ist das aber einfach nicht möglich oder machbar.

    Ich finde es halt seltsam. Von Hunden die mit GPS-Trackern rumlaufen, falls sie mal abhauen könnten zu: Kinder allein in den Wald schicken.


    Vielleicht finde ich das auch als einzige seltsam, dass die Gewichtung bei den Themen so unterschiedlich ist.

    Es sprengt da aber langsam auch das Wolfsthema, wenn man es zur Grundsatzdiskussion macht, ob Kinder allein in den Wald gehören oder nicht.


    In jedem Fall glaube ich nur an Angriffe auf Kinder, wenn die Wölfe ausgehungert wären und keine leichtere Beute kriegen. Dann wären sie aber ja auch nicht ausgehungert.

    Den Vergleich mit sechszehnhundertdazumal in Russland und Finnland finde ich als Vergleich mit Deutschland einfach unlogisch.

  • Zitat

    aber die Relationen stimmen einfach nicht, wenn der als größte Bedrohung für Kinder im Wald angesehen wird.

    Da würde ich dir völlig zustimmen, aber bei diesem Thema stimmt ja eh keine Relation mehr - ich finde es inzwischen nur noch abstrus, eine völlig unbedrohte, sich rasant vermehrende Tierart ohne natürliche Feinde dermaßen über alles zu stellen und sich jedem Management, das für anderes Wild stinknormal ist, derart zu verweigern.


    Dass das bei den direkt Betroffenen dann ebenfalls überzogene Reaktionen hervorruft, finde ich nachvollziehbar. Ich sehe ja schon an der Verzweiflung einer Freundin, die den Wolf buchstäblich vor der Hoftür hat, wie verdammt im Stich gelassen man sich da fühlt, und wenn da noch Kinder betroffen wären, weiß ich echt nicht ,wie ich reagieren würde.


    Doch: Ich würde mir noch mehr wünschen, dass man hier endlich ganz nüchtern zwischen Panikmache und Wolfsverherrlichung eine sachliche Lösung, ein echtes Management findet, aber ich fürchte, dafür ist schon zu viel aus dem Ruder gelaufen.

  • Wölfe werden keine Menschen angreifen, weil sie durch die Massentierhaltung eher anderswo Beute kriegen können, die leichter zu kriegen ist.

    Es sind nicht die Tierhalter vom Wolf betroffen, die Massentierhaltung betreiben.

    Solche Sätze sind für Tierhalter wie mich ein Schlag ins Gesicht.


    Ich mach mal Pause in dem Thread hier, ich hab kein Bock drauf, mit industrialisierter Tierhaltung in einen Topf geschmissen zu werden.

  • Meiner Meinung nach, ist das Gefahrenbewusstsein halt irgendwie falsch angeordnet. Während man in der Stadt eher Kinder zum Bäcker schickt und noch ein paar Leute drauf gucken lässt ob alles klappt,

    Ich würde fünfmal eher ein Kind in den Wald schicken, als alleine in die Stadt ..... Bäume tun Kindern nichts.... Menschen tun das ... mMn helikopterst du in die falsche Richtung

    Zum Wald gehören aber nunmal auch Wildtiere. Inklusive Wölfen, Bären, Luchsen (die auch Menschen gefährlich werden können) und allen anderen. Die haben jedes Recht dort zu sein.

  • Es sind nicht die Tierhalter vom Wolf betroffen, die Massentierhaltung betreiben.

    Solche Sätze sind für Tierhalter wie mich ein Schlag ins Gesicht.


    Ich mach mal Pause in dem Thread hier, ich hab kein Bock drauf, mit industrialisierter Tierhaltung in einen Topf geschmissen zu werden.

    Danke Shyruka dafür .... ich hätte hier tausendmal lieber McChris Erfahrungen und Gedanken aus der Praxis gelesen, als irgedwelche Wirrungen über Bäckerbesuche ... man kann sich doch bitte überlegen, ob man wirklich Betroffenen Menschen mit Ahnung mit seiner Polemik auf die Füße steigen muss

  • um Schulweg allein, zur Freundin, zum Bäcker. Bin in einer Kleinstadt großgeworden. Vielleicht liegt es auch daran. Das wird hier im Dorf auch noch so gehandhabt.

    Ich bin in Hamburg großgeworden - östlicher Rand - nicht der beste Stadtteil. Ich bin allein zur Schule gegangen ab ca. 6 oder 7 Jahre (brauchte keine Straße, nur Parkplatzausfahrt zu überqueren). Heute - Dorf: hier fahren die großen Kinder mit Fahrrad ins übernächste Städtchen (wenig mehr als Dorf) zur Schule oder mit dem Schulbus ggfs. 10km ins nächste Städtchen (für Stadt ist es mir doch noch etwas zu klein). Der Weg zum Schulbus wird normalerweise von den Kindern allein geleistet - die Busfahrt dann halt auch.


    Man trifft die Kinder aber auch in den Feldrainen - allein. Ein allgemein nutzbarer Fussballplatz liegt am Rand des Dorfes - dahinter Mini-Wäldchen, Wiesen, wieder Wäldchen usw.

    Ja, es soll hier mind. 1 Wolf geben, aber auch Rehe, Wildschweine, Hasen und vor allem dierse Grundstücke mit Hühnern und anderem Vogelgetier.

    In der Dämmerung gehe ich mit meinen Jungs da auch noch längs, im Dunkeln nicht mehr. Kann aber an meinem Alter liegen - vor ein paar Jahren hab ich das noch gemacht.

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