Unsicher beim Spazierengehen

  • Huhu :smile:


    Wir hatten vor kurzer Zeit erst ein recht ähnliches Problem. Luna wollte in einem bestimmten Gebiet nicht mehr spazieren gehen, weil es die ersten male als wir dort waren zu viele Hundebegegnungen gab, was sie nicht so toll fand. Dann hat sie auch damit reagiert den Weg zu meiden und auch aktiv umzudrehen, wenn ich den Weg angesteuert habe.


    Was ihr super geholfen hat war ein Gassikumpel. Hat Lucky vielleicht einen souveränen Gassikumpel, der 2-3 mal mitkommen könnte um zu zeigen, dass auf dem Weg nichts schlimmes passiert?


    Wir haben es so gelöst, dass wir den Weg tatsächlich gemieden haben, wenn Luna nicht dort lang wollte und nur dort lang sind, wenn besagter Gassikumpel dabei war. Dadurch hat sie dann viele positive Erfahrungen dort sammeln können und gemerkt, dass es sicher ist, dort lang zu gehen. Irgendwann hat sie dann von alleine Interesse an dem Weg gezeigt und wir sind ein Stück gegangen, aber auch wieder umgedreht als es ihr zu viel wurde. Ich bin da auch ein großer Freund von Entscheidungsfreiheit. Durch medical Training zeigt sich ja zB auch, dass Hunde idR kooperationsbereiter sind, wenn sie mitentscheiden dürfen. Und ich finde das auch nachvollziehbar. Wenn ich große Angst vor Spinnen habe und jemand steckt mich in einen Raum voller Spinnen ohne dass ich die Entscheidungsfreiheit habe, dort jederzeit wieder rausgehen zu können, dann bezweifle ich sehr stark, dass meine Angst danach weg ist. Wenn ich aber selber entscheiden kann und das ganze in meinem Tempo angehen kann, dann bin ich auf jeden Fall kooperationsbereiter.


    Luna hat das auf jeden Fall Sicherheit gegeben, dass sie gemerkt hat, sie wird nicht gezwungen dort lang zu gehen, sondern dass sie die Entscheidungsfreiheit hat, jederzeit abbrechen zu können, wenn es ihr zu viel wird. Zusätzlich gab es Leckerchenspiele im Gras, wenn sie dann mal dort lang wollte.


    Das ganze hat zwar gute 2 Monate gedauert, aber ich habe es lieber so, als dass sie im Endeffekt nur mitkommt, weil sie keine andere Wahl hat und sich eigentlich nicht wohl mit der Situation fühlt.


    Viel Erfolg, ich hoffe ihr findet die richtige Methode für euch! :smile:

  • Mein Hund hat auch eine Menge " Entscheidungsfreiheit"

    Aber ich habe tatsächlich ein äußerst kritisches Auge darauf

    Auch da kann es durchaus zu "unerwünschter Vorteilsnahme "

    Oder auch zu weiteren durchaus anders ungünstigen fehlverknüpfungen führen


    Gelegentlich ist ein souverän eingefordertes vertrau mir einfach und zackig durch besser

    Gelegentlich sogar ein großes Maß an Reiz und aushalten müssen angebracht


    Die Balance von "entscheide selbst "und "ich bestimme jetzt einfach" ist manchmal heikel

    Aber ich halte es für sehr sehr wichtig beides hinbekommen zu können

    Wichtig ist Vertrauen für den Hund, dann kann er auch mehr aushalten


    Für eine bessere Stresstoleranz gibt es viele stellschrauben

  • Wenn ich große Angst vor Spinnen habe und jemand steckt mich in einen Raum voller Spinnen ohne dass ich die Entscheidungsfreiheit habe, dort jederzeit wieder rausgehen zu können, dann bezweifle ich...

    Ja, und das wäre "flooding".

    Oder wenn ein Hund Angst vor Luftballons hat, weil ihm einer beim reinbeissen ins Gesicht geplatzt ist, und du steckst ihn in ein Zimmer voller Luftballons in der Hoffnung, dass die Angst weggeht, wenn er ganz viele Angstauslöser um sich hat, denen er nicht entfliehen kann. Irgendwann kann der Hund seinen Panikmodus nicht mehr aufrecht erhalten und es setzt Gewöhnung ein. Finde ich in den meisten Fällen auch blöd, die Methode.

    Aber hier geht es doch darum, dass ein Hund einen Weg durch einen blöden Zufall mit einem Schmerzreiz verknüpft hat. Für den Hund war der Weg Schuld am Aua und jetzt will er ihn nicht mehr gehen oder nur sehr meidig, weil er denkt, der Weg macht wieder Aua. Klar konfrontierst du den Hund mit dem Angstauslöser, aber du betreibst kein Flooding, weil du den Angstauslöser gar nicht vervielfältigen kannst, um den Hund quasi damit zu überwältigen.

    Du zeigst ihm vielmehr durch viele Erfahrungen, dass der Weg halt nicht immer Aua macht. Damit soll die alte Verknüpfung quasi überschrieben werden. Das finde ich jetzt nicht unzumutbar für den Hund.

    Ich befürchte halt eher, dass sich das Problemverhalten eher festigt, wenn man auf das -wie wir Menschen ja wissen- grundlose Gemeide einsteigt.

  • Du zeigst ihm vielmehr durch viele Erfahrungen, dass der Weg halt nicht immer Aua macht. Damit soll die alte Verknüpfung quasi überschrieben werden. Das finde ich jetzt nicht unzumutbar für den Hund.

    Das kommt drauf an, wie der Hund drauf ist, was und wie er verknüpft hat. Unter Umständen ist der nämlich gar nicht in der Lage irgendwas zu überschreiben.


    Und jetzt bei diesem Schietwetter würd ich schon zehnmal nicht "wir bleiben solange, bis du es kapiert hast" spielen, das würde ich schon mir selbst nicht antun wollen. (Und dann mittendrin aufgeben, weil man doch anfängt vor Kälte zu schlottern, ist ein viel größerer Rückschritt.)


    Ich bin jetzt auch niemand, der gleich aufgibt, nur weil der Hund mal schief guckt. Aber ich suche nie die direkte Konfrontation, ich schau immer, ob es nicht vielleicht ein Hintertürchen gibt, durch das ich letztendlich auch ans Ziel komme und das dem Hund die ganze Sache erleichtert.

  • KayaFlat ich weiß auf jeden Fall was du meinst und bin da auch bei dir, dass man verschiedene Situationen differenziert bettachten muss! Wahrscheinlich ist es gerade aus diesem Grund schwierig den einen richtigen Tipp aus der Ferne zu geben, eben weil man den Hund und die genaue Situation nicht selbst gesehen hat. TE kennt den Hund und die Situation ja selbst am besten und kann aus den verschiedenen Tipps hier ja schauen, was am besten zum eigenen Hund und der Situation passt. 😊

    Aus menschlicher Sicht ist die Angst vor dem Weg auf jeden Fall unbegründet, aber trotzdem kann man nur deshalb nicht sagen, dass es für den Hund nicht vielleicht doch richtig richtig blöd verknüpft wurde. Deshalb würde ich wahrscheinlich einfach alle genannten Tipps im Hinterkopf haben und demnächst, wenn das Wetter mal wieder besser ist und man gerade Zeit und Geduld hat, ausprobieren was klappt und was kann man dem Hund zutrauen.


    Wenn sich ein Kleinkind auf einem Weg das Bein bricht, dann gibt es Kinder denen hilft es sie auf den Arm zu nehmen, einmal dort lang zu gehen und zu zeigen „alles ok, hier passiert dir das nicht nochmal.“ und es gibt Kinder, die würden in einer solchen Situationen so viel Panik bekommen, dass sie gar nicht aufnahmefähig wären. Und so ähnlich wird es bei Hunden auch sein. Man muss wahrscheinlich - wie immer - einfach super individuell gucken. 😊

  • Das stimmt natürlich. Mittendrin aufgeben wäre überhaupt nicht hilfreich. Und im Moment hätte ich auch keine Lust da eine Stunde oder mehr rumzutigern, da es stürmt uns regnet.

    Ich glaube aber nicht, dass der Hund die Verknüpfung einfach vergisst.

    Und an welches Hintertürchen hättest du im konkreten Fall gedacht?

  • Und an welches Hintertürchen hättest du im konkreten Fall gedacht?

    Dem Hund einfach Zeit geben und dann in den Heimweg einbauen, hatte ich doch geschrieben.

  • Danke nochmal für eure Antworten, wir sind heute einen anderen Weg gegangen und dann am Rückweg in den Weg eingebogen, Lucky war zum Glück echt entspannt, hat sogar groß gemacht, habe ihn dann belohnt, jetzt müssen wir nur noch schaffen das es am Hinweg vllt auch klappt.

    Ich werde Lucky aber Zeit geben, wir werden jetzt erstmal versuchen woanders lang zu gehen soweit es geht, und dann Schritt für Schritt den Weg wieder gehen .

  • Und an welches Hintertürchen hättest du im konkreten Fall gedacht?

    Dem Hund einfach Zeit geben und dann in den Heimweg einbauen, hatte ich doch geschrieben.

    Ah, okay. Hatte ich überlesem, sorry.

    Ich denke, die TE macht es auch so.

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