Probleme mit Angsthündin

  • Als wir sie übernommen haben war sie fast 7 Monate alt, wir haben sie nun also schon über 4 Monate bei uns. Mit fragen können wir uns jederzeit an die Vermittlerin wenden, allerdings bringt das nicht wirklich viel, weil ihr Charakter in dem anderen Umfeld ein komplett anderer war..

    Uff, das ist ja wirklich noch ein sehr kurzer Zeitraum und dann seid ihr da nicht einmal konsequent eine Strategie gefahren, sondern habt schon mal dies, mal das ausprobiert. Das ist natürlich alles andere als optimal.

    Zudem ist es im Fall eures Hundes sicherlich aufgrund der Ängste so, dass man von einer recht langen Gewöhnungszeit an die neue Lebenssituation ausgehen muss. Ich denke, ihr erwartet da immer noch zu viel von ihr.

    Uns wurde gesagt, dass man nicht umdrehen darf weil man den Hund dann in seiner Angst bestätigt, deshalb haben wir sie, panisch wie sie war oft in diese Situationen gedrängt :/

    Ja, das ist blöd und es ist gut, dass ihr den Fehler erkannt habt. Nun gilt es, das angeschlagene Vertrauen wieder aufzubauen, indem ihr eurer Hündin Sicherheit vermittelt. Das klappt einerseits durch Struktur und Routine - andererseits müsst ihr euch für eure Hündin berechenbar benehmen, Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nehmen und möglichst souverän und gelassen mit ihr umgehen.

    Wir gehen morgens nach dem aufstehen (meistens zwischen 6 und 7) ca. 45-60 Minuten mit ihr, danach gibt es Frühstück und wir fangen an zu arbeiten, sie schläft dann meistens bis 12 manchmal wird sie auch schon vorher „quäkig“, dann geben wir ihr einen Kauknochen oder spielen kleine kurze Suchspiele. Gegen Mittag geht dann einer von uns nochmal ca. 20-45 Minuten mit ihr, danach ist sie dann erstmal wieder müde. Nachmittags nochmal kurz Pipi machen und nach Feierabend gehen wir auch nochmal eine Stunde, danach gibt es wieder essen und noch ein Spiel. Abends dann nochmal Pipi machen und ins Bett.

    Oha, wenn ich das hochrechne, dann geht ihr manchmal ja bis zu 3 Stunden mit ihr spazieren. Für einen sehr jungen Hund schon ein ordentliches Programm, hinzu kommen bei eurer dann noch all die "Stressfaktoren" draußen und dass sie sicherlich immer noch jede Menge Reize zu verarbeiten hat.

    Prinzipiell finde ich nichts dabei, mit dem Hund viel draußen unterwegs zu sein, hier dauert eine Nachmittagsrunde auch gerne mal 3 Stunden, wenn mir danach ist. Allerdings wohnen meine Hunde schon länger bei mir und sind nicht so ängstlich gegenüber Umweltreizen.

    Etwas zurückschrauben fände ich in eurer Situation nicht verkehrt, zudem müssen die Spaziergänge natürlich auch in ihrer "Art" an den Hund angepasst werden. Da kann sicherlich ein kompetenter Trainer vor Ort hilfreich sein.


    Sie kann absolut nicht allein sein, selten mal ein paar Minuten. Wir wollten das eigentlich von Anfang an aufbauen, allerdings nimmt sie sich dann immer etwas, was sie nicht soll (Schuhe, Verpackungen…). Auch geht es ihr mittlerweile um meinen Freund und mich und nicht ums generelle Alleinsein, wenn wir sie zB zu seiner Mutter bringen um einkaufen zu gehen bellt sie eine Stunde durchgehend.

    Das ist natürlich ein weiterer, großer Stressfaktor. Ich kenne das, meine Hündin hat das Alleinebleiben-Thema auch. Ich habe mich damit arrangiert, aber kann euch aus Erfahrung nur raten, das Thema nicht zu vernachlässigen. Schon allein, weil eure Hündin deshalb ja immer wieder starkem Stress ausgesetzt ist.


    Wenn der Hund alleine bleibt, muss man halt räumlich begrenzen und so aufräumen, dass nix herumliegt, was sich der Hund nehmen kann, was er nicht soll. Man kann ja dennoch Leckerlis in einen Schnüffelteppich tun, ein Kauholz rumliegen lassen und Ähnliches, damit der Hund da ein wenig "runterkommen" und sich auf erlaubte Weise beschäftigen kann.


    Dass eure Hündin sich nicht von anderen Personen betreuen lässt, kommt halt noch erschwerend hinzu, das ist schon sehr schwierig und zumindest das wäre ein Punkt, an dem ich dringend arbeiten würde, ansonsten habt ihr ja gar keine Möglichkeiten, wenn weder Alleinebleiben noch Betreuung durch Dritte für den Hund stressfrei möglich sind. Für den Aufbau von beidem würde ich aber auch einen Trainer empfehlen, ich denke, da liegt zu viel im Argen, sodass "Selbstversuche" ordentlich nach hinten losgehen könnten.

  • Huhu :winken:


    Meine Luna kommt aus dem rumänischen TS und ist kein klassischer Angsthund, aber auch eher vorsichtig und unsicher und vieles von dem was du schreibst kenne ich von uns auch!


    Erstmal zum Thema Besuch:



    Lest euch vielleicht mal durch meinen Thread durch :smile: vielleicht findet ihr da schon einige Tipps!


    Meine jetzige Trainerin, bei der ich auch bleiben werden, ist auch aus dem "Trainieren statt Dominieren" Netzwerk und die ist richtig klasse! Gerade bei einem Angsthund finde ich es wichtig positiv und bedürfnisorientiert zu arbeiten und dem Hund gegenüber fair und berechenbar zu bleiben. Dann entsteht auch Vertrauen auf dem ihr aufbauen könnt! Die Sprühflasche würde ich ab jetzt komplett weglassen, die hilft zwar für den Moment um das Verhalten abzubrechen, aber langfristig macht ihr euch ganz viel damit kaputt. Zum einen die Beziehung zu euch, weil ihr in den Augen des Hundes unfair und unberechenbar handelt und zum anderen können ganz miese Fehlverknüpfungen entstehen. D.h. wenn ihr den Hund mit Wasser besprüht und der findet das richtig doof, guckt in dem Moment zB ein Kind an, kann es sein, dass er dieses unangenehme Gefühl mit Kindern verknüpft. Einfach weil er in dem Moment eins angeschaut hat. Das ist das ganz große Problem, wenn man über Strafen arbeitet, weil man nie weiß, wie der Hund es verknüpft.


    Habt ihr Instagram oder hört gerne Podcasts? Da könnte ich euch einige Dinge empfehlen in Bezug auf positives Hundetraining. :smile:



    Ansonsten als allgemeinen Tipp: Gebt dem Hund viel Zeit und Verständnis. Seid euch bewusst, dass da einiges an Arbeit auf euch zukommen kann. Ich fände es am wichtigsten jetzt erstmal daran zu arbeiten Vertrauen aufzubauen, um somit Sicherheit zu geben. Draußen eher entspannte Spaziergänge an der langen Leine, mit viel schnüffeln und stehenbleiben und beobachten. Dabei könnt ihr ruhiges Beobachten von Reizen jeder Art (andere Hunde, andere Menschen etc.) auch gerne belohnen. Meiner Meinung nach würde es aber auch reichen, wenn ihr weniger draußen unterwegs seid. 3 Stunden finde ich auch ganz schön viel für einen ängstlichen Hund. Wir sind in der Regel 90 min pro Tag draußen. Manchmal natürlich auch länger, aber im Durchschnitt beläuft es sich auf ca. 90 min.


    Wenn wir Besuch haben schläft sie tatsächlich irgendwann ein, daher dachte ich eigentlich schon, dass sie zur Ruhe kommt. Wie gesagt verjagt sie sich aber direkt, sobald der Besuch kurz aufsteht oder z.B. schnelle Bewegungen macht, dann wird aufgesprungen und gebellt…


    Ich denke einfach, dass sie bei uns nicht das Gefühl hat sicher und beschützt zu sein :(

    Ich weiß aber auch nicht, wie wir ihr das vermitteln sollen. Wie zeige ich ihr, dass sie zu mir kommen kann wenn sie Angst hat, und nicht die Flucht (nach vorne oder hinten) ergreifen muss?

    Das kenne ich von Luna auch. Meine Trainerin hat es mir so erklärt: Wenn fremde Leute da sind und sitzen, dann sind sie in dem Moment für den Hund berechenbar und gut einschätzbar. Die Leute sitzen, bewegen sich nicht hin und her und der Hund weiß dann in dem Moment, dass ihm nichts passieren kann. Steht aber jemand auf, wird er in dem Moment wieder unberechenbar, weil der Hund nicht einschätzen kann, was jetzt passiert. Geht der Mensch auf den Hund zu? Geht er (aus Sicht des Hundes) zu nah vorbei? Bewegt sich hektisch und komisch? Er wird unberechenbar. Deshalb kommt dann wieder eine Reaktion seitens des Hundes.


    Eure Aufgabe ist es, dem Hund Strategien zu zeigen, wie er mit Besuch umgehen soll. Wenn es sich um Freunde handelt, die öfter zu Besuch kommen, dann würde ich mir da auch Mühe geben. Heißt: Erstmal gemeinsame Spaziergänge, weil draußen ist es idR unproblematischer als drinnen und dann gemeinsam ins Haus gehen. Und drinnen könntet ihr - wenn euch das nicht zu viel ist - mit Kindergittern arbeiten. Da hat uns die Trainerin auch zu geraten. Die haben den Vorteil, dass der Hund nicht ausgeschlossen ist und beobachten kann, aber trotzdem ist der Besuch vor dem Hund geschützt und der Hund auch vor dem Besuch.


    Wie verhält sich euer Besuch denn gegenüber dem Hund? Wird der Hund ignoriert oder angesprochen und sogar versucht anzufassen? Am besten wäre es nämlich, wenn ihr Besuch anleitet, den Hund erstmal komplett zu ignorieren. Also einfach so tun, als wäre der Hund nicht da. Auch nicht angucken und ansprechen nach dem Motto "aber ich tu dir doch nichts!" Das kann nämlich schon zu viel sein. Luna triggert sowas zB schon.


    Zurück zum Thema Kindergitter: Das gute ist, dass ihr zu zweit seid. D.h. wenn Besuch kommt, kann eine Person die Tür öffnen und sich um den Besuch kümmern und die andere Person kann erstmal beim Hund hinter dem Kindergitter bleiben. Wenn ich weiß, dass der Besuch gleich kommt, dann fange ich schon vor dem Moment des Klingelns an, Luna Kekse zu geben, weil ich sie dann schon für das ruhig bleiben belohne und sie gar nicht erst in die hohe Erregungslage kommt. Dann entweder durchgehend weiter belohnen, während der Besuch reinkommt oder dem Hund eine Futterbeschäftigung anbieten, zB Schleckmatte (lecken beruhigt idR) oder einen Kong. Dann ist der Hund beschäftigt während der Besuch reinkommt und verknüpft gleichzeitig auf Dauer "Besuch = es gibt was richtig cooles zu Essen und ich muss mich gar nicht um den Besuch kümmern, das macht Herrchen/Frauchen". Außerdem fällt es Besuch auch leichter den Hund zu ignorieren, wenn dieser gerade anderweitig beschäftigt ist, als wenn er mitten im Trubel dabei ist.


    Das wäre so mein erster Ansatz. Wie man dann weiter macht, also ob man den Hund erstmal dauerhaft hinter dem Gitter lässt oder an der Leine auch mal dazu holt, würde ich individuell vom Hund und dem Besuch abhängig machen. Das kann dann aber sicherlich auch ein*e Trainer*in mit euch gemeinsam beratschlagen.



    Wenn mal Leute kommen, die eh nicht häufig kommen (zB Handwerker oder anderweitig Bekannte) würde ich mir und dem Hund den Stress aber nicht antun und den Hund dann lieber im Schlafzimmer mit geschlossener Tür lassen. Bei uns war gestern ein Handwerker da und mein Freund hat sich darum gekümmert und ich war mit Luna im Schlafzimmer und habe Leckerchenspiele in der Zeit gemacht. Damit habe ich auch schon angefangen bevor der Handwerker reinkam und dann ist Luna auch die ganze Zeit ruhig geblieben.


    Es kann auch sein, dass es für euren Hund generell stressfreier ist mit Besuch gar nichts zu tun haben zu müssen und es entspannter für alle Seiten ist, wenn der Hund gar nicht dabei ist. Dann wäre die Lösung mit dem Schlafzimmer gar nicht so schlecht, weil auch so lernt ja der Hund über kurz oder lang, dass er sicher ist, wenn fremde Leute ins Haus kommen und vor allem auch dass es nicht seine Aufgabe ist sich zu kümmern. Vielleicht ist der Hund dann nach einem Jahr (fiktive Zahl) auch soweit, dass er doch mal dazukommen kann.


    Auch das würde ich mit einer*einem Trainer*in gemeinsam erarbeiten und schauen. :smile:


    Sicherheit könnt ihr eurem Hund geben, indem ihr für ihn und seine Bedürfnisse einsteht. D.h. Hund bei euch halten und Besuch und fremden Menschen draußen klipp und klar sagen "Nein, ihr dürft den Hund nicht anfassen. Bitte nicht näher kommen. Einfach ignorieren." Auch wenn das manchmal schwierig ist. Aber so merkt der Hund, dass er sich auf euch verlassen kann und dass ihm niemand was tut, wenn er in eurer Nähe ist. Genauso mit Hundebegegnungen. Am besten keinen Hund ran lassen.



    Ich könnte glaube ich noch 3 Seiten weiterschreiben, aber ich glaube das reicht vielleicht auch erstmal. :tropf: ich drücke die Daumen, dass ihr eine gute Lösung findet! :smile:

  • Aaalso - 4 Monate erst bei Euch und aktuell auch mitten im hormonellem Umbau. Da ist es überhaupt kein Wunder, dass da jetzt viel Durcheinander geht. Bei unserer Madam waren wir nach 4 Monaten froh, dass sie sich nicht mehr die Ballen am Asphalt aufgeschürft hat beim Versuch wegzukommen, wenn uns bei unserem kurzen Weg durchs Dorf etwas Erschreckendes entgegenkam.


    Und dass sie jetzt nicht mehr nur kuscht, sondern die Klappe aufmacht, das ist eigentlich nicht nur doof, weil es zeigt, dass sie ihr Verhaltensspektrum erweitert. Gut, dieses Verhalten braucht Ihr jetzt gerade nicht unbedingt - aber ist doch besser, als wenn sie nur Panik kennen und können würde. Jetzt gilts halt, das in gut handhabbare Bahnen zu lenken. Zum begegnenden Monstern mag vielleicht BettiFromDaBlock noch mal was schreiben, wenn sie hier wieder aktiv ist :smile:


    Für das Begegnungsthema würde ich auch einen Trainer konsultieren, der zu Euch kommen kann und mit Euch übt und guckt, was man da noch tun kann. Da ist jetzt wichtig, beim Training langsam vorzugehen und nicht gleich das „große Ziel“ vor Augen zu haben.


    Die meisten Menschen sind da zu ungeduldig und versuchen, so eine Situation irgendwie so zu drehen, dass der Hund da ohne Austicker durchkommt. Das ist aber für den Anfang nicht das richtige Ziel und führt nur zu Frust. Ganz kleine Schritte und möglichst Rückzug, bevor sie sich reinsteigert. Wenn es aber doch passiert, dann einfach ruhig und souverän bleiben und sie bestmöglich da durchlotsen. Dass die Leute gucken ist deren Problem. Was sie darüber denken auch. So lange Du verhinderst, dass Dein Hund sie über Gebühr strapaziert oder Häppchen aus ihnen beißt, tust Du Deinen Job. Mehr braucht keinen zu interessieren (es darf sie natürlich interessieren, klar, so sind Menschen :smile: - aber das wiederum braucht Dich nicht zu interessieren).


    (Ich würde mich vorsorglich schon mal mit dem Gedanken anfreunden, dass sie generell kein Freund von Begegnungen mit Fremden ist und das Ziel nicht ist, sie an Fremde zu gewöhnen, sondern das neutrale Vorbeigehen zu trainieren. Aber das ist nur Spekulation, dazu kann ein Trainer mehr sagen, der das live sieht).


    Bei den Gängen würde ich auch mal gucken, ob sie die wirklich genießt oder ob hier weniger sinnvoll wäre. Meiner Hündin wäre es definitiv zu viel gewesen.


    Das Rempeln und Knapsen kenne ich in Ansätzen auch. Macht unsere Angsthündin gerne im Überschwang, wenn es mit der ganzen Familie rausgeht und sie mit ihren Gefühlen irgendwo hin muss. Letztlich ist das ziemlich rüpelhaft, in Maßen toleriere ich es trotzdem, so lange sie dabei freudig und nicht verbissen wirkt, sich nicht wegschießt und mir nicht weh tut.


    Ich würde vermuten, dass da Mehreres bei Euch reinspielt. Schon Kontaktaufnahme und Spielaufforderung, aber eben auch Abreagieren von Frust, Anrüpeln und ihr Mütchen an Euch kühlen. Hunde sind nicht doof, die wird merken, dass Ihr Euch da bedrängt fühlt. Ich guck mal, ob ich den Beitrag von flying-paws zum Aufbau eines Abbruchs finde, einen guten Abbruch braucht ihr. Zergelt sie mit Eich?


    Mir fällts an dieser Stelle schwer zu sagen, was man da tun soll. Wenn bei mir Schluss mit lustig ist, dann merken die Hunde das. Ein halbherziger oder hilfloser Abbruch bringt nix, da muss man mental ganz sicher dahinter stehen, dass man genau das jetzt nicht will und es darüber auch keine Diskussionen gibt.


    Und parallel würde ich mal rundherum gucken, ob Ihr irgendwo ein umzäuntes sicheres Gelände mieten könnt, wo Ihr den Hund doch mal ableinen und richtig toben lassen könnt, zusätzlich zu den Gelegenheiten an der Schleppleine. Sicherheitshalber mit Tracker. Habt Ihr gar keine Hundekumpel?


    Zu erwarten, dass Ihr ihr jetzt schon Sicherheit geben könnt, ist etwa, als würdest Du nach einem Schuljahr Latein die Arbeit fürs große Latinum machen wollen. Ihr braucht erstmal eine Verständigungsbasis. Beobachtet sie, arbeitet an Eurer eigenen Haltung, Körpersprache und Mimik (die meisten Menschen verkneifen sich da zu viel) und beobachtet ihre Körpersprache und Mimik und kernt, was sie Euch signalisiert. Der Rest kommt dann.


    Und viel Humor behalten

  • Phonhaus danke fürs rufen. Ich finde auch ein Hund, der sein Repertoire erweitert, zeigt Entwicklung und Lernprozess. Auch wenn noch in die falsche Richtung, aber da ist nichts verloren.


    Ich habe mir alles durchgelesen und viele Parallelen gefunden. Ein/e VorOrtTrainer/in wird euch viel viel weiterhelfen als alles andere. Gerade, um den Fuß reinzukriegen und einer Handlung zu vertrauen und monatelang durchzuziehen.


    Vorab wegen den anderen Leuten. Das ist eure Chance an der Situation zu wachsen und solche Intentionen von außen komplett auflaufen zulassen, nett nicken und zu ignorieren. Lernt von eurem Hund ;) Es ist nicht ungewöhnlich, dass man belehrt wird. Sie meinen es häufig gut. Mit aggressiven Hund soll man ja Ruhe ausstrahlen. Das habe ich bei "aggressiven" wissenden Menschen auch geübt. Die könnten mir jetzt Dosen an den Kopf werfen und ich würde mich trotzdem nur auf mich und meinen Hund konzentrieren. Super nützliche Eigenschaft. Seht es als Training für euch. Genau dasselbe wollt ihr schließlich euren Hund beibringen.


    Wie schon erwähnt sind 3h für einen Hund der offensichtlich noch viel zu wenige Strategien hat, um mit dem Leben klarzukommen sehr viel. Das kann ich nach 3 Jahren mit meiner alle 2 Wochen mal machen. Ich habe das am Anfang auch gemacht und es hat uns im Nachhinein zurückgeworfen.


    Aggressionen während und zwischen der Läufigkeit plus jetzt könntet ihr in der Scheinmutterschaft sein, kenne ich auch. Da ist hormonell viel los.

    Dazu sind 4 Monate bei einem solchen Hund wenig Zeit.


    Läuft sie die Spaziergänge entspannt? Wenn nicht (und so klingt es) dann sind sie für sie nicht erholsam. Macht Pause, bringt sie emotional runter. Manchmal durch ruhiges suchen, manchmal durch beobachten, manchmal durch nach Hause gehen.

    Meine Hündin kommt z.b. im Wald gar nicht klar. Die Gerüche und die uneinsichtigen Wege machen sie unruhig, zudem wurde sie dort auch ausgesetzt. Offenes Feld, große Wiesen und immer dieselbe Runde waren ein große Veränderung. Wenn meine Hündin anfängt zackig hin und her zu laufen oder ins Festschnüffeln, Wegescannen oder irgendeine andere Aufgabe verfällt, dann war es zu viel. Vielleicht war es dann auch gestern zu viel und das kommt erst an dem Tag raus. (Wir waren Samstag 3h unter Menschen/Hunden spazieren und es schlägt sich jetzt noch auf das Aggressionslevel aus. Die Botenstoffe brauchen Tage, um sich abzubauen.) Gerade wenn ihr noch keinen Weg gefunden habt sie zu beruhigen, verzichtet auf qualitativ schlechte Gassigänge. Lieber einen guten.


    Aber tatsächlich kann euch da besser jemand vor Ort helfen. Je nachdem wie drüber eure Hündin ist, fehlen manchmal die Lernkapazitäten.


    Zum Thema Hundebegegnungen. So viele sind es dann ja nicht, oder? Am Beginn hatten wir einen WohlfühlAbstand von über 50m. Teilweise reichten schon Geräusche und Gerüche. Umdrehen, Bögen, andere Wege, hinter Autos, an den Abhang, oder auf meinen Arm. Ein Grund warum freies Feld für uns leichter ist als Wald.

    An ausgewählten Plätzen haben wir Hunde aus der Ferne beobachtet und es wurde jedes positives Verhalten gemarkert. (Click for Blick) Dabei Alternativverhalten, das zu uns passte benannt und aufgebaut. Das wurde dann laaaangsam in den Alltag integriert, wenn ich 100% wusste, sie scheitert in der Situation nicht. (Dazu natürlich Struktur, Routine im Alltag, sie Dinge positiv meistern lassen und jeden Tag den Stress runterzuregeln. Keine unnötigen Baustellen aufmachen.)

    3 Jahre später sind wir auf einem guten Weg und ich kann auch sagen, sie soll die backen zuhalten, weil sie weiß, was ich von ihr will und was ich ihr an Schutz biete.


    Grundsätzlich vergesst nicht ihr positives Verhalten zu bestätigen. Loben, loben, loben. Darauf aufbauen, wo sie mit euch arbeiten will. Nicht darauf warten das etwas negatives passiert, sondern sehen, was sie alles schon kann. Diese Einstellung hat viel verändert hier.

    Ich bin teilweise singend durch die Gegend gelaufen ("ich geeeh mit meinem Laaaternchen..."), um soviel positive Vibes zu versenden wie möglich. Gerade wenn der eigene Hund plötzlich zur Baustelle mutiert, setzt das am eigenem Gemüt an und triggert dann wiederum das Verhalten.


    Ich drücke euch die Daumen! Atmet und tut euch gutes. Das ist kein Wettbewerb und ihr habt alle Möglichkeiten zusammenzuwachsen. Ihr werdet viel über euch selber lernen in dem Prozess.

  • Zitat


    Und parallel würde ich mal rundherum gucken, ob Ihr irgendwo ein umzäuntes sicheres Gelände mieten könnt, wo Ihr den Hund doch mal ableinen und richtig toben lassen könnt, zusätzlich zu den Gelegenheiten an der Schleppleine. Sicherheitshalber mit Tracker.

    Das wollte ich auch gerade schreiben. Bei meiner Angsthündin, die Spaziergänge auch nach einem Jahr nur unter ganz bestimmten Bedingungen mag und auch erträgt (Tageslicht, aber keine Sonne und keinerlei Kinder oder laut redende Menschen draußen) ist der Freilauf auf einem gesichtern Hundefeld Gold wert. Sie blüht da absolut auf und ist wahnsinnig entspannt. Wird hier also ein bis zwei Mal die Woche für eine Stunde gemacht.


    Besuch mögen zwei von unseren dreien auch nicht. Wir kriegen generell sowieso wenig Besuch, aber für uns hat es sich am besten herausgestellt, wenn die beiden dann auf dem Sofa neben oder hinter einem von uns liegen. Da sind sie zwar auch weiter aufmerksam, bleiben aber auch ruhig liegen,wenn der Besuch aufsteht. Aussperren war bei uns kontraproduktiv, da wurde sich die Seele aus dem Leib gebellt (obwohl sie sonst gut alleine bleiben).

  • Das mit dem Anspringen und Schnappen hat meine Hündin gemacht wenn sie Stress hatte.

  • So, nun komme ich auch endlich mal zum Antworten!

    Ich hätte mich hier schon viel früher anmelden sollen, um zumindest die Fehler, die wir gemacht haben vermeiden zu können. Wir dachten immer, wir müssen sie ja auch auslasten. Was ich als kindliches Ungestüm gesehen habe war wahrscheinlich einfach Überforderung. Wir schrauben das auf jeden Fall runter mit der Draußenzeit. Bei trainieren statt dominieren gibt es leider in unserer Nähe keinen Trainer, der nächste wäre circa 50 km entfernt :/


    Ich habe aber ja noch ein paar angerufen und angeschrieben, eventuell kommt da ja die Tage was. Für den Übergang machen wir aber tatsächlich das Online-Training, um überhaupt etwas zu machen und trotzdem nicht ganz „allein“ dazustehen.


    Danke für‘s Mut machen, ich bin wirklich guter Dinge, dass wir das schaffen!

  • Bei trainieren statt dominieren gibt es leider in unserer Nähe keinen Trainer, der nächste wäre circa 50 km entfernt :/

    Naja, bei euch wären aber doch eh Hausbesuche sinnvoll? Und 50 Kilometer sind nun nicht die Welt. Da wird halt Kilometergeld verrechnet werden, aber wenn der Trainer was taugt, wäre es mir das wert.

  • Meine Trainerin kommt auch 40 km weit angereist. 😊 falls euch der*die Trainer*in zusagt würde ich vielleicht nach einem telefonischen kennenlernen fragen und wenn alles passt, dann wäre es mir das auch wert ggf. 5€ Spritgeld zu zahlen. 😊

  • Guckt euch erstmal mal die in der Nähe an.

    Weiter fahren könnt ihr immer noch.

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