"Ich lauf schon mal vor" von Thomas Baumann - Meinungen und Austausch

  • Stimmt, ich lese das auch immer wieder, dass Leckerlisuche so anstrengend / auslastend sein soll. Mich interessiert ja ZOS (um das es in dem Buch ja auch geht), damit haben wir vor 3 Tagen begonnen.. Bleibt natürlich am Ende auch die Frage ob das so sehr auslastet wie ‚angepriesen‘..

    Ja.

    ZOS ist eine gute Möglichkeit den Hund auszulasten. Leckerlies verstreuen und darauf warten bis der Hund die abgesucht hat, ist höchstens ein bisschen aufwärmen, aber wirklich auslasten ist es nicht. Bei ZOS wird der Gegenstand konditioniert, welcher über einen spezifischen Geruch verfügt und bei höheren Levels auch schwieriger versteckt wird. Diesen muss der Hund dann auch anzeigen. Da kann man dann dem Hund auch beibringen verschiedene Gegenstände zu differenzieren.


    Wichtig ist mehr ob es dem Hund auch gefällt, ob es ihm spass macht und auch seine genetischen Bedürfnisse befriedigt, finde ich.

  • Einem Hund, der auf Eigenständigkeit ausgerichtet ist, entlockt eine solche Maßregelung maximal die ausgestreckte Mittelkralle. Und wenn Du bei diesem Typ Hund über reine Futterbelohnung gehst, testet er das unerwünschte Verhalten an, wartet darauf, dass Du das Futter rausrückst, sackt es ein und macht dann doch genau das, was er nicht soll.

    Maßregelung und Mittelkralle: Volltreffer 😉 Futterbelohnung (meist aber geworfen, also er muss hinterherrennen / suchen) funktioniert hier bisher glücklicher Weise gut.


    Z.B. über Vertrauen. Darüber, dass Dein Hund erkennt, dass Du ihn verstehst und unterstützt, wenn er eine Situation nicht selbst lösen kann. Über gemeinsame Erlebnisse, gemeinsam bewältigte Aufgaben und Erfolge (geht sehr gut mit Jagdersatztraining) und Respekt vor den Grenzen und Bedürfnissen des Hundes. Darüber, dass der Hund sich an Deiner Seite entspannen kann, dass Du ihm Sicherheit gibst, verlässlich bist und dass es sich lohnt, mit die zu kooperieren

    Das klingt sehr gut, ist aber eben sehr ‚theoretisch‘.. Klar will ich genau das alles erreichen aber es bleibt bei manchem die Frage nach dem ‚wie‘. Ich habe aber zB den Eindruck, dass nach den ersten ZOS-Einheiten schon etwas mehr Orientierung zu mir entstanden ist (er ist drinnen öfter an mir dran als zuvor). Ist aber vielleicht auch Einbildung 😉

  • Wichtig ist mehr ob es dem Hund auch gefällt, ob es ihm spass macht und auch seine genetischen Bedürfnisse befriedigt, finde ich

    Absolut! Im Optimalfall macht es beiden Spaß 😉 Dadurch, dass er ein sehr nasenorientierter Hund ist hoffe ich, dass es ihm gefällt. Im Moment ist er mit viel Eifer dabei.

  • Er schreibt ja auch nie alles Futter nur so geben.

    Das lese ich schon so.

    ''Da die Nahrung des Hundes untrennbar mit der Person des Besitzers verbunden ist, entsteht die zunächst gewollte Abhängigkeit des Hundes gegenüber dem Zweibeiner. Dass selbstverständlich die früher zu hause stehende Futterschüssel zum Tabu erklärt werden muss, dürfte einleuchten''(S. 93+94 bei mir).

    Nur bei Hunden, die draußen gar kein Fressen annehmen, solle man es anders machen und ca. 1/3 der Ration weiterhin geben - aber nicht, um es für die Hunde angenehmer zu machen, sondern weil eine Nulldiät kein so starkes Hungergefühl mit sich bringen würde wie die 1/3 Fütterung.

    Das ist ja auch der Kernunterschied zu anderen Formen der Futterbelohnung - mit dem normalen Futter auf Spaziergängen zu belohnen ist denke ich Teil vieler Ansätze, nur wird sonst eben trotzdem der Rest der Gesamtration zuhause gegeben.


    Baumann macht ja auch keinen Hehl daraus, über Abhängigkeit und Hunger zu arbeiten. Das benennt er selbst in dem Kapitel so. Er ist nur der Meinung, dass man von dieser Abhängigkeit nach einigen Monaten Handfütterung zu echter Bindung kommt (wenn man es richtig macht). Und er sieht den Zwang da als Mittel zum Zweck und findet ihn offensichtlich nicht verwerflich.


    Ich fühle mich vor allem unwohl damit, dass die Methode als tolle Möglichkeit für Jedermann angepriesen wird. Dass es spezielle Fälle gibt, wo nichts anderes geht, kann gut sein. Aber für mein Empfinden wird in dem Kapitel nicht deutlich genug, welcher existenzielle, massive Zwang dort ausgeübt wird. Und für mich ist es nicht logisch, warum man bei, ich nenne es mal 08/15 Problemen, zu diesem Mittel greifen sollte.

    Dass die Abhängigkeit zu echter Bindung wird finde ich auch nach wie vor fragwürdig. Bzw. sehe ich es nicht, dass wirklich die Handfütterung dafür verantwortlich ist. Dass Hunde durch Kooperation mit dem Menschen Bindung entwickeln können ist logisch, aber diese Kooperation und gemeinsames Arbeiten ist bei den allermeisten Hunden mMn auch durch andere Mittel zu erreichen.


    Meine two cents, die mal wieder viel zu lang geworden sind :headbash:

  • Einem Hund, der auf Eigenständigkeit ausgerichtet ist, entlockt eine solche Maßregelung maximal die ausgestreckte Mittelkralle. Und wenn Du bei diesem Typ Hund über reine Futterbelohnung gehst, testet er das unerwünschte Verhalten an, wartet darauf, dass Du das Futter rausrückst, sackt es ein und macht dann doch genau das, was er nicht soll.

    Maßregelung und Mittelkralle: Volltreffer 😉 Futterbelohnung (meist aber geworfen, also er muss hinterherrennen / suchen) funktioniert hier bisher glücklicher Weise gut.


    Z.B. über Vertrauen. Darüber, dass Dein Hund erkennt, dass Du ihn verstehst und unterstützt, wenn er eine Situation nicht selbst lösen kann. Über gemeinsame Erlebnisse, gemeinsam bewältigte Aufgaben und Erfolge (geht sehr gut mit Jagdersatztraining) und Respekt vor den Grenzen und Bedürfnissen des Hundes. Darüber, dass der Hund sich an Deiner Seite entspannen kann, dass Du ihm Sicherheit gibst, verlässlich bist und dass es sich lohnt, mit die zu kooperieren

    Das klingt sehr gut, ist aber eben sehr ‚theoretisch‘.. Klar will ich genau das alles erreichen aber es bleibt bei manchem die Frage nach dem ‚wie‘. Ich habe aber zB den Eindruck, dass nach den ersten ZOS-Einheiten schon etwas mehr Orientierung zu mir entstanden ist (er ist drinnen öfter an mir dran als zuvor). Ist aber vielleicht auch Einbildung 😉

    Der Unterschied zwischen bspw. ZOS und schnödem Leckerliesuchen ist halt das ganze drumrum. Das wird nach festen Regeln und Vorgaben gemacht, die der Hund lernen und beachten muss. Dabei muss er ja nicht nur die Nase gezielt eunsetzen, was ja auch bereits auslastend ist, sondern auch konzentriert nach den Regeln arbeiten. Warten auf das Startsignal, korrekt anzeigen und verharren z.B. Das fördert den Kopf und die Konzentration umso mehr. Alles was dem Hund klare Regeln und Impulskontrolle abverlangt, fördert die Auslastung. Dazu muss er sich auf den Halter konzentrieren und Anweisungen korrekt umsetzten. Ich arbeite z.B. beim apportieren grad daran, dass ich sie zwischendrin stoppe, ablege und dann entweder das Dummy abhole oder sie noch ganz ranrufe. Das hat weiter keinen Sinn als den Schwierigkwitsgrad zu erhöhen, damit sie die Apportieraufgabe mehr fordert, weil schnödes in die Hand apportieren macht sie mittlerweile aus dem FF. Aber es hat auch für mich den Sinn, dass sie sich noch besser auf mich konzentriert.

  • Dass die Abhängigkeit zu echter Bindung wird finde ich auch nach wie vor fragwürdig. Bzw. sehe ich es nicht, dass wirklich die Handfütterung dafür verantwortlich ist. Dass Hunde durch Kooperation mit dem Menschen Bindung entwickeln können ist logisch, aber diese Kooperation und gemeinsames Arbeiten ist bei den allermeisten Hunden mMn auch durch andere Mittel zu erreichen.

    Ich finde in diesem Thread wird sich jetzt viel zu stark auf die only-Handfütterung als Bindungsaufbau fokussiert. Weiter im Buch, wo es ein Beispiel zu einem Problemhund gibt bei dem verschiedene Methoden strikt gefahren wurden (ich weiss gerade nicht mehr welche Seite) schreibt er aber auch, dass man sich verschiedene Methoden herauspicken und mischen muss - quasi auf den Hund zugeschnitten. Ich finde er macht dann deutlich klar das er kein Patentrezept verkauft.


    Handfütterung ist ja auch nur eine Möglichkeit von vielen und irgendwo im Buch gibts noch eine Grafik die zeigt, wie viel "Erfolg" das bringt wenn man nur Handfütterung als Massnahme nimmt. Und ich finde, dass man hier auch den Kontext des ganzen Buches "verstehen" muss. Dann wird nämlich klar, dass es sich hier nicht um ein 0815 Problem handelt sondern um ein Buch das erklärt was man tun kann wenn der Aussenfokus des Hundes so stark ist, das Halter unwichtig sind. Wie habt ihr das verstanden?

  • Dass die Abhängigkeit zu echter Bindung wird finde ich auch nach wie vor fragwürdig. Bzw. sehe ich es nicht, dass wirklich die Handfütterung dafür verantwortlich ist. Dass Hunde durch Kooperation mit dem Menschen Bindung entwickeln können ist logisch, aber diese Kooperation und gemeinsames Arbeiten ist bei den allermeisten Hunden mMn auch durch andere Mittel zu erreichen.

    Ich finde in diesem Thread wird sich jetzt viel zu stark auf die only-Handfütterung als Bindungsaufbau fokussiert. Weiter im Buch, wo es ein Beispiel zu einem Problemhund gibt bei dem verschiedene Methoden strikt gefahren wurden (ich weiss gerade nicht mehr welche Seite) schreibt er aber auch, dass man sich verschiedene Methoden herauspicken und mischen muss - quasi auf den Hund zugeschnitten. Ich finde er macht dann deutlich klar das er kein Patentrezept verkauft.


    Handfütterung ist ja auch nur eine Möglichkeit von vielen und irgendwo im Buch gibts noch eine Grafik die zeigt, wie viel "Erfolg" das bringt wenn man nur Handfütterung als Massnahme nimmt. Und ich finde, dass man hier auch den Kontext des ganzen Buches "verstehen" muss. Dann wird nämlich klar, dass es sich hier nicht um ein 0815 Problem handelt sondern um ein Buch das erklärt was man tun kann wenn der Aussenfokus des Hundes so stark ist, das Halter unwichtig sind. Wie habt ihr das verstanden?

    Ja, das stimmt. Er sieht es als eine wichtige Stellschraube bei einem Massnahmenbündel. Und er sagt am Anfang des Handfütterungskapitel ja auch, dass man die Fütterung nicht umstellen braucht, wenn man kein Problem mit der Halterorientierung sieht.

    Im Grunde geht es ja in allen Kapiteln darum, was man tun kann, um die Führbarkeit des Hundes zu erhöhen und an Fehlverhalten bzw. "Beziehungsproblemen" zu arbeiten.

  • Dass Hunde durch Kooperation mit dem Menschen Bindung entwickeln können ist logisch, aber diese Kooperation und gemeinsames Arbeiten ist bei den allermeisten Hunden mMn auch durch andere Mittel zu erreichen.

    Genau so seh ich das auch. Wenn ich mit der Futtertube losziehe geht es mir ja in erster Linie darum, jetzt etwas cooles mit dem Hund zu machen, was uns beiden Spaß macht und uns dadurch auch näher zusammenbringt, egal ob Agility oder Alltagstraining oder sonst was. Die Bindung entsteht durch die Interaktion und den Spaß und nicht durch das Futter. Das ist bei jedem Hund sicher auch anders, aber mit Suki könnte ich zum Beispiel gar nicht arbeiten, wenn sie beim Training hungrig wäre, dann kann sie sich nämlich höchstwahrscheinlich null konzentrieren, sondern würde nur auf das Futter geiern und in Stresssituationen lernt es sich nun mal nicht so gut.


    Ich hab ja auch einen Dackelmix, will to please ist bei trotz Schäferhundanteil uns auch nur bedingt vorhanden. Wenn wir draußen unterwegs sind macht sie größtenteils ihr Ding und ich finde das (für uns!) tatsächlich gar nicht schlimm, weil ich Gassi und Training trenne. Gassi ist für uns Freizeit, da darf sie größtenteils ihren Interessen nachgehen, solange sie andere Menschen und Tiere nicht belästigt und sich nicht zu weit entfernt. Es reicht mir voll aus, wenn sie hin und wieder mal bei mir "eincheckt" oder sich umguckt, wo ich eigentlich grad so bin und das ist vor allem dadurch entstanden, dass wir eben regelmäßig miteinander etwas arbeiten. Blicke belohnen etc. habe ich anfangs auch gemacht, das hat bei uns tatsächlich gar nicht dazu geführt, dass sie mehr zu mir guckt. Aber es gibt sicher Hunde, bei denen das klappt und ich denke, es ist immer ratsam ein Buch mit Blick auf den eigenen Hund und die eigenen Bedürfnisse zu lesen und zu sehen, ob das für einen selbst stimmig ist oder halt auch nicht.

  • Ja, er schreibt, dass man die Fütterung nicht ändern soll, wenn alles iO ist.

    Nur sehe ich es nicht so, dass er Handfütterung nur bei massiven Problemen empfiehlt. "Probleme mit der Halterorientierung" kann ja alles mögliche sein. Das Beispiel, welches er im Kapitel benutzt, behandelt einen Beagle, der draußen gerne zu fremden Menschen läuft und diese freundlich anspringt.

    Das wäre für mich kein Problem, welches so massiv wäre, dass der Zwang über die Fütterung gerechtfertigt wäre.


    Aber wie gesagt, ist einfach meine Meinung. Und die ist zum großen Teil auch informiert von meinem Bauchgefühl. Das hat natürlich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

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