Einschläfern- wie habt ihr die Entscheidung getroffen?

  • Aber wieso fühlt es sich so an, als ob ich ihn umbringen würde?

    Es fühlt sich für jeden, der sein Tier liebt, so an. Ich musste schon bei mehreren Hunden diese Entscheidung treffen. Nur bei einem hadere ich heute noch, weil ich aus heutiger Sicht zu lange gewartet habe. Es war mein erster Hund. Es tut mir bis heute leid, dass ich nicht loslassen konnte und er deshalb Schmerzen ertragen musste, die er nicht hätte ertragen müssen.

  • Es tut mir sehr Leid, das zu lesen :pleading_face:


    Ich selbst musste noch keinen Hund gehen lassen, aber meine Cousine schon drei. Den letzten auch wegen eines Tumors am Kiefer.

    Sie hat sich bei jedem Hund extrem schwer getan, ihn gehen zu lassen, was ich natürlich absolut nachempfinden konnte!

    Allerdings habe ich zwei der drei Hunde am Ende noch mal gesehen und war dermaßen schockiert von ihrem Leiden, während sie es so wahrgenommen hat, dass die Hunde zwar sehr krank sind, aber noch gut am Leben teilhaben.

    Als Außenstehender konnte man aber sehen, dass das nicht so war.


    Deswegen wäre meine Frage, ob Du jemanden hast, der Dir nahe steht, aber etwas emotionalen Abstand zu Deinem Hund hat, um Dir bei Deiner Einschätzung etwas zu helfen?

    Letztendlich waren es bei meiner Cousine ihre Eltern, die ihr geholfen haben, die Entscheidung zu treffen.

  • Es ist jedesmal furchtbar und zerreißt das Herz den geliebten Hund gehen zu lassen.

    Das wird so sein, wenn du ihn jetzt gehen lässt oder nach ein paar Tagen/Wochen oder, wenn er von selbst die Hürde schafft.

    Was du tun kannst, ist ihm die Würde zu bewahren und vor Schmerzen schützen.

  • Ich habe meine Berta gehen lassen, als sie mir mit einem Blick sagte, dass sie nicht mehr kann.

    Ihr letzter Spaziergang waren nur 100m, dann wollte sie auf den Arm. Sie hatte ein malignes Melanom.

    Solange wie du hätte ich wahrscheinlich nicht zuschauen können.

  • Auch wenn die Frage nach dem "Worauf wartest du?" nicht an mich gerechnet ist :

    Ich denke es ist die Hoffnung. Dieses "Was, wenn es doch wieder besser wird?"


    Hier wars ja so dass es relativ lange sehr schleppend war, uns insgesamt war es auch kein Idealzustand.

    Sie hatte Herzprobleme, sie hatte Cushing, ihre Knochen waren alle "verrostet", sie war Allergiker, sie hatte ein katastrophales Fell und gleichzeitig konnte man es nicht adäquat pflegen weil sie sich tierisch aufgeregt hat - und genau das nicht durfte, weil einmal zu viel aufregen zu einem Zusammenbruch geführt hätte.

    Dieser Hund war körperlich hinüber, kann man ganz ungeschönt so sagen.

    Was es so schwer gemacht hat, war dass wir zum einen nicht wussten dass ein richtig blöder Tumor im Argen liegt, und sie zum anderen so ein richtiger Unkrauthund war.

    Obwohl sie dement geworden ist, hatte sie Wille und noch Freude, bis es irgendwann nicht mehr ging.

    Zumal wir bei ihr wirklich mehrmals gedacht haben : Jetzt war es das.

    Und sie uns immer wieder eines besseren belehrt hatte.


    Allerdings gibt es ein paar Dinge die man früher oder später gemerkt hat :


    - Man merkt, wenn es zum Ende hin geht. Eigentlich will man es nicht wahr haben, aber wenn man wirklich sieht dass der Hund abbaut, uA aufgrund des Alters, dann spürt man auch "es geht zu Ende".


    - Man muss sich immer wieder möglichst neutral festhalten wie der Hund drauf ist. Wir war er mal? Wie sollte er in dem Alter eigentlich drauf sein? Aber vor allem : Wo würde dieser Hund seine Grenzen ziehen, wenn er reden könnte? Man kennt seinen Pappenheimer, also wann geht's nicht mehr?


    - Hunde sind Meister im Verbergen von Wehwehs. Wenn man es deutlich sieht hat der Hund in der Regel also richtig Probleme.

    Als Beispiel : unsere Westie Hündin hatte ein halbes Jahr lang einen Obstkern im Bauch, und gemerkt hat man es erst als sie beinahe daran gestorben ist. Sie war irgendwann vor lauter Kotzerei derart entkräftet, dass sie bei Freude nurnoch einmal kurz von links nach rechts wedeln konnte, und dennoch hat sie weiter gemacht, und überlebt. Sie hatte in der Zeit als der Kern drin war, sogar so getan als wäre sie ein fideler Jungspund, obwohl sie damals bereits zwei Kreuzbandrisse hinter sich hatte, Herzmedis bekam und etwa 10 Jahre aufm Buckel hatte.

    Und meine Schnauzerhündin bspw? Die hat sich mit nem halben Jahr ein Zehengelenk geschrottet eine Arthritis drin, wird auf kurz oder lang Schmerzmittel brauchen. Aber zeigt nur dann Schmerzen wenn sie sich diese Pfote wieder irgendwo angehauen hat. Ich hab keine Ahnung wie oft dieser Hund irgendwo gegen gekracht oder auf die Schnauze geflogen ist - und den selben scheiß direkt danach nochmal gemacht hat. Man selbst denkt sich :,, Scheiße! Das muss doch weh tun! " und der Hund? Man könnt meinen der hat es nichtmal gemerkt.

    Also Hunde können Schmerzen wirklich verdammt gut weg stecken. Wenn man es ihnen ansieht, sind es in aller Regel starke Schmerzen ( es sei denn man hat ne Mimi).


    - Irgendwann gibt es" den Point of no return". Also der Punkt, an welchem man an dem Zustand nichts mehr bessern kann, an dem es nurnoch schlimmer werden kann, den Punkt an dem es nicht mehr erträglich ist.


    - und zu guter Letzt ist der letzte Gang immer scheiße. Mit Hund hatte ich es bisher nur einmal, es war grausig. Aber ich hatte die Gewissheit dass es richtig war. Und deshalb war es machbar.

    Solange man sich nicht sicher ist, dass es soweit ist, gibt es eigentlich nur zwei Optionen :

    Entweder braucht man jemanden der aufklärt, weil man nicht in der Lage ist zu sehen dass es nötig ist.

    Oder, es ist noch nicht so weit. Vielleicht bald, aber noch nicht jetzt.



    All das kannst du dir nur selbst beantworten.

  • Wie gestern schon gesagt, ich sehe da keine Lebensqualität mehr für den Hund und er hat Schmerzen.

    Worauf willst du noch warten? Irgendwann machst du dir vielleicht Vorwürfe, dass zu lange gewartet hast.

    Lass ihn gehen, bevor er sich noch mehr quälen muss.

  • Es ist schwer. Es tut verdammt weh. :streichel:


    wenn auch nur langsam und Schritt für Schritt und nach etwas Überzeugungsarbeit, das Körbchen zu verlassen. Er geht sehr steif und streift mit den Hinterbeinen am Boden- aber vielleicht sind die Schmerzen nicht so schlimm?


    ...

    Und andererseits tut es ihm jedes aufstehen und hinlegen weh und er hat kaum mehr Kraft in den Hinterbeinen, sie zittern wenn er nur eine Minute steht. Er fordert seine Spaziergänge auch gar nicht mehr ein, ich hab das Gefühl er würde gar nicht mehr raus wollen.


    Aber was du beschreibst, läßt nur einen Schluß zu: er hat wirklich starke Schmerzen, und das nicht nur ab und zu mal, sondern ständig, bei jedem Schritt, bei jeder Bewegung. (Mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Liegen.)

    Die Lustlosigkeit, das nicht rausgehen wollen, die Steifheit, das rührt ja alles von Schmerzen her. Und motiviert ist ein Hund bestimmt nicht, den du zum Aufstehen überreden mußt.


    Erinnere dich doch mal zum Vergleich an frühere Jahre, als dein Hund schon freudig zur Tür sprang, wenn du auch nur daran gedacht hast, daß es jetzt Zeit für einen Spaziergang sei.


    Einem jungen Hund, zB nach einem Unfall würde man so eine Belastung zumuten, weil die begründete Hoffnung auf Erholung besteht. Aber dein Hund ist nun mal alt und eine Besserung ist nicht mehr zu erwarten. Die Schmerzmittelvergabe ist ausgereizt, wie du sagst.

    Was du jetzt für ihn tun kannst ist, nicht so lange zu warten, bis es noch schlimmer wird.


    Daß du zwiespältige Gefühle hast, ist verständlich. Man will ja nicht loslassen. Aber überlege gut, was im Sinne deines Hundes ist.


    Dagmar & Cara

  • Ich bin ein nüchterner Mensch und habe bei unseren bisherigen Tieren diese Entscheidung ganz rational getroffen. Ob ich das beim Hund auch mal schaffen werde, weiß ich nicht. Er ist mir mehr ans Herz gewachsen als alle Tiere davor. Ich habe aber schon früh - da war er noch Welpe - zu meinem Mann gesagt, dass er mir klipp und klar sagen soll, wenn die Zeit gekommen ist und ich es nicht erkennen sollte. Ich liebe diesen Hund so sehr, er wird mal nicht leiden müssen, weil ich nicht loslassen kann.


    Von außen betrachtet finde ich, lässt eure Situation nur eine Entscheidung zu.

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