Jungen HSH öfter Stressituationen aussetzen?

  • Hallo.


    Ich frage wie ein Anfänger, obwohl ich lange Hundeerfahrung habe und trotzdem stellt mich unser Balu seit knapp 9 Monaten immer wieder vor Situationen, die neu für mich sind.



    Balu stammt aus den rumänischen Karpaten und wurde in die Schweiz importiert.

    Er ist knapp 1.5 Jahre alt und zeigt sehr ausgeprägte Beschützerinstinkte.


    Wir wohnen in einem kleinen Bergdorf, umgeben von Wäldern, Wiesen und Natur.

    Balu hängt an mir wie eine Klette und trotzdem zeigt er die typischen Merkmale eines Herdenschutzhundes.


    Heute sind wir mit der Familie und Balu erst 2h wandern und dann ins Städtchen gefahren.

    Neue Umgebung, viele Menschen, Lärm und Autos.

    Grundsätzlich hat Balu sehr gut reagiert, aber da er ständig nach Gefahren Ausschau hält, muss ich genau so ständig nach Gefahren Ausschau halten und die Leine im Griff haben, bevor Balu den agressiven Bodyguard raushängen lässt.

    Also die Situation bedeutet für mich Stress. Balu hat eine Schulterhöhe von mittlerweile 70-72cm und wenn er losmaschiert, dann muss ich mit meinen 100kg bei 1.90m schon ordentlich dagegen halten, dass wir in der Spur bleiben.


    Grundsätzlich ist nun meine Frage an die HSH Kenner, macht es Sinn, regelmäßig mit Balu unter fremde Menschen zu gehen, so dass er entspannter auf fremde Menschen reagiert?


    Ich hatte noch nie einen Hund, der einerseits so extrem sensibel ist, aber andererseits so viel wildes in sich trägt.

    Balu stammt direkt aus den rumänischen Karpaten und sieht optisch einem Carpatin oder einem kaukasischen Schäferhund ähnlich.

    Wenn er aufgeregt ist, bildet sich eine lange aufgestellte Mähne und er trägt seinen Schwarz meist geringelt.

    Balu wurde schon als Welpe kastriert.


    Meinen früheren Hunden konnte ich stressige Situationen abgewöhnen, indem ich sie früh immer wieder unter Menschen mitnahm.

    Aber von den Hunden hatte auch keiner ansatzweise diesen ausgeprägt Wach- und Schutzinstinkt wie bei Balu.

  • Ich habe kürzlich etwas zum Thema Ruhe geschrieben.

    Er ist knapp 1.5 Jahre alt

    Das ist "kein Alter" für so einen Hund. Es gibt Leute vom Land, die in der Stadt zu tun haben, aber niemals ihren Schäferhund mitbringen. Die Gesetze und das Benehmen der Menschen sind dafür nicht mehr geeignet.

  • du tust dir und dem Hund keinen Gefallen in mit Stadtausflügen zu stressen. Ich würde eher versuchen die zu vermeiden

  • Viel wichtiger, als Balu (und Dich) jetzt in schwierige, anstrengende und stressige Situationen zu bringen, wäre, dass Balu lernt, dass DU nicht sein Schützling bist, den er beschützen muss.


    Meine HSH sind an der Herde. Da gibts verschiedene Positionen, die sie einnehmen, verschiedene Verantwortlichkeiten.

    Ich nenne das "Melder", "Steller" und "Herdenhund".

    Die Melder - sind in funktionierenden HSH-Gruppen meist die Jungspunde - sind dazu da, die Umgebung im Blick zu behalten und potentielle Gefahren zu melden. Um eine tatsächliche Gefahr kümmern sich dann die Steller. Der Herdenhund ist der, der bis zum Schluss dicht bei der Herde bleibt und diese durch seine Anwesenheit beruhigt.


    Dein Balu dürfte bei mir "melden" - die Sinne eines Hundes sind nun mal weit besser als die eines Menschen. Aber die Entscheidung, wie wir damit umgingen, läge bei mir. Da musst - solltest - Du hinkommen, sonst wirds kein Spaß mit einem HSH, der nochnichtmal ganz erwachsen ist und das was Du beschreibst jetzt schon sehr ausgeprägt zeigt.


    Wenn die Grundlage zwischen Euch stimmt, kannst Du mit Balu erarbeiten, dass er für Menschen schlicht nicht zuständig ist. Allerdings muss Dir klar sein, dass dieser Hundetyp jetzt nicht so der Richtige für Stadtausflüge ist. Die haben immer alle Sinne auf "on" - die können auf 300 Meter einen Igel pupsen hören, da ist die Stadt mit all ihrem Lärm, ihren Gerüchen, ihren schnellen Bewegungen der totale Sinneseindrücke-Overload.

  • Naja, dem Bauer sein Hofhund würde ich auch nicht mit in die Stadt schleppen, aber Balu ist ein Familienhund.

    Ich gehe zwar öfter wild campen, aber 1-2 Wochen pro Jahr geht's mit grossem Zelt auf den Campingplatz und dort sollte er dann halbwegs zivilisiert sein.


    Dass er bei uns Zuhause so giftig auf Fremde reagiert, mag ja noch für die Zukunft passen, aber an neuen Orten wo viel Trubel herrscht, ist doch alles fremdes Revier.

  • Hier hab ich das in einem früheren Beitrag mal ausführlicher erklärt:

  • Dass er bei uns Zuhause so giftig auf Fremde reagiert, mag ja noch für die Zukunft passen, aber an neuen Orten wo viel Trubel herrscht, ist doch alles fremdes Revier.

    Nee. Da liegst Du vollkommen daneben.

    Home is where the herd is.


    So, wie Du das da oben beschreibst, sieht Balu Dich als seinen Schützling.

    Von seinem Schützling lässt ein HSH sich enorm viel gefallen, es gibt entzückende Videos von Zicklein, die den HSH als Trampolin benutzen, aber er lässt sich von seinem Schützling nichts "sagen".

    Du schreibst, er "klebt" an Dir.

    Du schreibst, Du kannst ihn kaum halten, wenn er der Meinung ist, loslegen zu müssen.


    Das sind typische Zeichen dafür, dass bei Euch grad was in die falsche Richtung abbiegt.

  • wo viel Trubel herrscht,

    Kannst Du ihn erst einmal an Kinder gewöhnen? Später gehst Du irgendwo neben eine stark befahrene Fernstraße ohne Menschen, bindest ihn für 5 Minuten an, gehst mal kurz weg usw. Immer ein paar Tage Ruhe dazwischen.

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