Vergesellschaftung in der Mehrhundehaltung - Realität & Vorstellung

  • Für mich ist das schiefgelaufene Vergesellschaften oftmals wie frischgebackene Eltern, die aus allen Wolken fallen, weil "Ups, Kinder machen Arbeit und sind anstrengend". Als wäre das die krasse Überraschung, dass nicht sofort alles perfekt und harmonisch läuft und alle wie die Glücksbärchis total happy sind und sich ganz dolle lieb haben.


    Ja, die Umstellung und Gewöhnung dauern unter Umständen länger als die Herzchen in den Augen halten.

    Nein, nicht bei allen ist es Liebe auf den ersten Blick, oder überhaupt jemals Liebe.


    Dessen sollte man sich bewusst sein.


    Aber im Endeffekt ist das keine Raketenwissenschaft. Wenn die bereits vorhandenen Hunde wissen, dass ganz egal wen ich in die Wohnung bringe zu akzeptieren ist, dann ist derjenige zu akzeptieren. Punkt. Lieben muss sich keiner. Aber verletzen, aufspulen, komplett am Rad drehen - nein. Is nich. Das bedeutet anfangs Management. Wer schon das nicht leisten kann, sollte ohnehin nicht mehr Hunde halten.

  • Ich denke, das Hauptproblem ist, dass viele den Gehorsam des Ersthunden (der Ersthunde) gnadenlos überschätzen.

    Man kann sich mit einem oder auch noch zwei netten Hund(en) im Alltag schon irgendwie durchmogeln. Man meidet bestimmte Konfilktsituationen mit anderen Hunden einfach, man kann weg gehen, man geht Heim oder limitiert die Besuchszeit so weit, dass es noch in Orndung ist und mit dem Dritthund kommt dann oft das böse Erwachen, einfach weil sich die Dynamik nochmals verschiebt und einfahc gnadenlos die Lücken aufzeigt.

    Manchmal passiert es bereits beim Zweithund, vor allem wenn der nicht so nett und einfach ist, wie Nummer eins, aber gerade beim dritten einzug ist es mir immer sehr häufig aufgefallen. Und dann steht der Alltag plötzlich Kopf, weil man Hund eins und zwei nicht soweit kontrollieren und eingrenzen kann, dass es funktioniert, bis sich das Zusammenleben einspielt. Dann geht plötzlich der Punk ab und man verliert die Kontrolle, bis die Nerven blank liegen.

    Nochmal schneller und heftiger geht es meiner Erfahrung nach, wenn die Kontrolle fehlt und man dann auch noch ungünstige Konstellationen nach der Methode "oh den find ich jetzt auch süß/cool/hip, muss ich haben" zusammenstellt, die schon mit gut erzogenem Ersthund und aufmerksam angeleiteten Welpen anspuchsvoll sind.

  • Ich denke, das Hauptproblem ist, dass viele den Gehorsam des Ersthunden (der Ersthunde) gnadenlos überschätzen.

    Denke ich auch, gerade mit wenig Hundeerfahrung. Wird bei mir eines Tages ganz sicher genau so sein. Wenn diese Fehleinschätzung im Bereich von Rückruf o.ä. liegt, merkt man das eben nicht sofort, wenn es im Bereich Aufregungsverwaltung im Haus liegt, dann umso schneller.

  • Vor Stress bei einer Vergesellschaftung zu kollabieren, ist definitiv nicht gesund oder normal.

    Bevor DAS passiert, muss schon viel im Argen liegen.

    Da bringt ein fremder Hund nur ein bestehendes gesundheitliches Problem bei einem Althund überdeutlich zum Vorschein.

    Bei mir würden alle Alarmglocken schrillen.

  • Mal zum Thema Aggressionen als Ausschlussgrund:

    Für mich nicht als Vergesellschaftung zählend, weil wir damals nur befreundet waren, war der Zustand der Akzeptanz zwischen Nimueh und Oppa.

    Das dauerte tatsächlich Monate mit regelmäßigen Spaziergängen, angeleint - nur laufen und atmen, bis wir dann mit beiden Hunden in einem Raum sein konnten- beide auf ihren Plätzen weit voneinander entfernt- liegen und atmen.

    Bis dann irgendwann beim Gassi mal Leine ab und Oppa mit MK, Nimueh angeleint bei Frank. Oder andersrum, Leine ab bei Nimueh und Oppa angeleint bei mir, die Phase angeleitet hat, wo beide mit sehr strikten Regeln offline liefen.

    Insgesamt hat das so ungefähr 1,5 Jahre gedauert.

    Dann noch mal die ersten 6 Monate als wir zusammen gekommen waren, echt nen Auge auf die 2 haben.

    Nimueh liebt den Oppa inzwischen sehr, Oppa akzeptiert sie, aber mehr auch nicht.


    Aber wie gesagt, zählt für mich nicht unter Vergesellschaftung, weil die Swiffer Nimueh ja schon lange vorher kannten, bevor Frank mit ihr bei uns eingezogen ist.

    =)

  • Hier lief es deutlich besser als erwartet.

    Ich hab damit gerechnet, dass ich 1-2 Wochen drinnen managen muss, an Tag drei lag Milo schon auf dem Boden und hat gespielt.


    Draußen und mit Dynamik musste ich allerdings deutlich länger aufpassen, da ist es teilweise nach 4 Monaten noch gekippt.

    Jetzt ist Kida fast anderthalb, es wird gerne mal gespielt, aber brauchen tun sie sich nicht.


    Aber das ist ja auch völlig ok, ich wollte den zweiten Hund ja schließlich für mich und nicht für Milo.

    Nur dauerhaft managen würde ich nicht wollen, deshalb wurde es ne Hündin und kein zweiter Rüde.

  • Wir haben mit der Mehrhundhaltung erst angefangen als die Cocker eingezogen sind.

    Da es Geschwister aus einem Wurf sind war es kein Problem. Das Mädel ist von Anfang an die Chefin gewesen und ihr Bruder der treue Untertan :D

    Meine Schwester und ich haben da noch bei meinen Eltern gewohnt und jede von uns hat sich um ihren Welpen gekümmert.

    Noch heute sind die zwei so wenn sie zusammen sind machen sie gemeinsam ihr Ding obwohl wir nicht mehr direkt zusammen wohnen.


    Als ich mir meinen eigenen zweiten Hund geholt habe, sah die Welt bissel anders aus.

    Die Cocker haben da zwar bereits nicht mehr zusammen gewohnt waren aber nach wie vor eine Einheit. Als Fay als Welpe dazu kam war die Anfangszeit und erste Begegnung eher "Ihh mach das weg, die ist komisch". Also im Prinzip hätte die zwei auf Fay verzichten können :tropf:

    Fay ist da ganz normal als Welpe rein ins Geschehen und hat sich ihren eigenen Weg/Platz gesucht. Sie selbst hatte auch keine Berührungsängste weil sie bei den Züchtern mehrere Hunde gewohnt war.

    Es gab anfangs Momente bei mir da hab ich echt auch gezweifelt ob sich meine zwei Mädels bzw die drei Hunde zusammen raufen.

    Hat zwar etwas gedauert aber mittlerweile klappt es gut, die Hunde sind alle entspannt miteinander, spielen und toben zusammen. Klar gibt es auch Gezicke unter den Mädels wenn die Hormone abdrehen aber sonst passt es.


    Für mich kam auch erst ein zweiter Hund in Frage als ich für mich soweit zufrieden mit der Erziehung von Bailey war damit ich mir zutrauen konnte mich an Nr.2 zu wagen. Ich hab dazu das große Glück das Bailey total unkompliziert mit anderen Hunden und im Alltag ist. Deswegen konnte sie auch super nebenbei mitlaufen.

    Hätte ich allerdings Fay zuerst gehabt hätte ich wohl noch gewartet bis ich einen weiteren Hund hole :pfeif:

    Ich möchte für mich nur zwei eigene Hunde um mich rum haben. Das reicht aus und das bekomme ich im Alltag auch gut hin. Benny ist auch immer mal da, aber der fällt hier nicht groß ins Gewicht weil er genauso pflegeleicht wie seine Schwester ist.

  • Ich glaube ein großer Teil ist auch wie man selbst drauf ist.

    Weiß man das Zickereien halt dazugehören ist es viel einfacher als für jemand der glaubt alle müssten sich immer permanent liebhaben und 24/7 Harmonie ist das einzig Wahre.

    Klar zicken sich auch meine Jungs mal an. Ich wäre höchst besorgt wenn nicht, denn auch Hunde haben mal nen schlechten Tag.

    An sich ist es fast ekelhaft harmonisch hier, die 5mal im Jahr wo die 2 sich anzicken ist da fast erfrischend. :lol:

  • Es gibt Hunde die sich so dermassen stressen das sie kollabieren.

    Ganz ohne das gesundheitlich was im Argen liegt

    Hä. Ich fühl mich grad ein bisschen wie im falschen Film. Neulich im "Qualzucht-Bashing"-Thread waren sich alle fürchterlich einig, dass es nicht normal ist, wenn ein Hund nach 2 km joggen kollabiert. Aber beim Anblick eines Welpen ist das okay?


    Wenn der Körper sich nicht mehr selbstständig runterregulieren kann, IST etwas im Argen gesundheitlich. Bei Stress soll der Körper gerade NICHT umkippen, sondern auf Hochleistungsbereitschaft gebracht werden. In extremen Stresssituationen geht es für den Körper ums "Überleben".


    Hand aufs Herz: Würdest du dir einen Welpen von einem Elterntier nehmen, das bei sowas einfach umkippt? Ein Welpe zieht ein und der Hund fällt um?


    Das ist nicht gesund. So tief darf die Latte einfach nicht liegen.

  • Du darfst dabei aber nicht vergessen, dass der Hund in diesem Stressmoment - der eigentlich keiner sein sollte - nicht so darf, wie er will. Sprich: Die Energie kann nirgendwo hin, kann nicht raus.


    Im Argen liegt da definitiv was.


    Kann aber auch an anderer Stelle zu finden sein. Soll auch fitte, vitale Menschen geben, die umkippen, wenn sie eine Spritze sehen.

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