Vergesellschaftung in der Mehrhundehaltung - Realität & Vorstellung

  • Hat denn noch jemand Gedanken dazu/Tools dafür, wenn der Faktor „fremder Welpe in der Wohnung“ den Althund so massiv stresst, dass er hysterisch wird oder gar körperliche Symptome entwickelt?

    Ich habe anfänglich den gestressten Althund, als auch den Welpen regelmäßig Auszeiten von einander gegönnt. Ich dachte mir damals das wäre gut, um zu entspannen und zB einen tiefen Schlaf zu bekommen.

    Der Welpe war zum Glück kein Problem, weil der das entweder gar nicht richtig realisiert hat, oder vollkommen unbeeindruckt davon war. Der war jederzeit tiefenentspannt :tropf:


    Damit wurde es aber überhaupt nicht besser und dann bekam ich von einer lieben Bekannten die regelmäßig mit nicht ganz einfachen Hunden arbeitet den Tipp die beiden nicht mehr zu trennen. Also natürlich zu sichern, aber nach Möglichkeit 24h Sichtkontakt. Und nachdem wir das gemacht haben, konnte man auch zusehen, wie es kontinuierlich besser wurde.

    Das hätte ich von allein ehrlich gesagt nicht gemacht, aber die Erklärung fand ich interessant. Sie meinte, wenn ich Shira regelmäßig vor dem Welpen "rette", hofft sie die "Gefahr" ist weg und wird jedes Mal bei der neuen Zusammenführung enttäuscht und in eine Endlosschleife "oh nein, er ist schon wieder noch da" geschmissen, was den Stresspegel immer wieder von vorn nach oben schießen lässt. Bei konstanten Kontakt, könne sie diesen aber Stück für Stück abbauen.

    Sicherlich wird das nicht überall gleich gut klappen (wird auch abhängig von den Stressgründen (hier Angstaggression gegenüber Artgenossen) sein), hier war es echt perfekt und hat hervorragend geholfen.

  • Was aber für Leute die 100% dieses "Mein Hund regelt garnix, ich regel alles für ihn" eben beim Zweithund um die Ohren fliegt. Selbst wenn man weiß das es Konflikte geben wird.

    Weil man kann garnicht immer alles für 2 Hunde regeln. Die müssen auch selber Dinge regeln dürfen und können. Kleinigkeiten halt.

    Wenn das einem Hund aber von klein auf aberzogen wurde...

    Finya ist so ein Hund und ja, es ist extrem anstrengend, sobald man mit mehreren Tieren zusammen lebt.

    Gerade unsere jungen Katzen haben das anfangs extrem ausgenutzt und sind ihr mit Vorliebe auf den Rücken gesprungen und sie hat einfach nichts gemacht.

    Frodo hat sich als Welpe in ihren Schweif gehängt - sie hat nichts gemacht.

    Sie bleibt einfach stehen und wartet, dass ich ihr helfe.


    Anerzogen habe ich ihr das allerdings nicht, zumindest könnte ich mich nicht daran erinnern, dass ich da irgendwie auf sie eingewirkt hätte.

  • Anerzogen habe ich ihr das allerdings nicht, zumindest könnte ich mich nicht daran erinnern, dass ich da irgendwie auf sie eingewirkt hätte.

    Ja, es gibt so Hunde die generell von sich aus schon eher hilflos sind.

    Wobei stoisch hilflos und gestresst hilflos ja auch unterschiedliche Sachen sind. Also schon genervt sein, aber halt ertragen weil man stoisch ist, oder ertragen und sich selbst dabei mehr und mehr und mehr stressen und aus dieser Schleife garnicht mehr rauskommen.


    Man muss halt echt gucken.

  • Die Auswahl des passenden Zweit/Mehrhundes finde ich auch einen nicht unwesentlichen Faktor. Auch da ist es natürlich sehr wichtig, die vorhandenen Hunde möglichst realistisch einschätzen zu können - womit kommen sie klar, was würde für sie massiven Stress, arge Abnahme der Lebensqualität bedeuten etc.? Und: Wenn ich mich für Hund x entscheide, was ist dann der wahrscheinlichste Worst Case? Könnte und will ich das managen, kontrollieren, anleiten?


    Zu Rex z.B. war mir klar, als Zweithund zieht hier nur eine Hündin ein, möglichst in seiner Größen- und Gewichtsklasse. Es hätte auch eine andere Kombi funktioniert (z.B. mittelgroßer, kastrierter, ruhiger und eher unterwürfiger Rüde) - ich wollte aber gerne ein möglichst harmonisches Pärchen und habe deshalb so entschieden, wie ich es tat.



    Einen Welpen würde ich meinen beiden nur ungern vor die Pfoten setzen. Das wäre nicht mal unbedingt ein Riesendrama - aber ich fände es doof für meine beiden, sich z.B. größen- und kräftemäßig von so einem jungen Wirbelwind eingeschüchtert fühlen zu müssen. Zutrauen würde ich mir schon, da entsprechend zu managen - aber anders geht's leichter und ich fände es gerade im Hinblick auf meine doch etwas ängstliche Hündin nicht ganz fair, ihr einen Welpen "zuzumuten", wenn es kein ruhiges Exemplar einer sehr kleinbleibenden Rasse wäre.


    Generell scheint es mir so, dass es häufiger mal unterschätzt wird, einen Welpen als Zweit/Mehrhund zu nehmen - dabei würde ich gerade bei so einem nervigen Wuselteil davon ausgehen, dass viele erwachsene Hunde das nicht gerade cool finden und man anfangs echt den Daumen drauf haben muss.


    Mir zieht sich auch regelmäßig alles zusammen, wenn ich z.B. in Facebookgruppen von Leuten lese, die ihrem unsicheren Kleinsthund oder ihrem tüddeligen Seniorenhund einen wilden, energiegeladenen Welpen vor die Pfoten setzen - und dann sowas schreiben wie "Mein erwachsener Hund hat nur noch Angst, wird ständig bedrängt und umgebombt, der Kleine lässt ihn einfach nicht in Ruhe, sekkiert ihn die ganze Zeit..." - das finde ich einfach nur schrecklich, wenn die vorhandenen Hunde, die Schutz benötigen, so alleingelassen werden. Und ich finde, wenn man da als Mensch weiß, dass man nicht so konsequent dahinter sein kann/möchte, sollte man sich überlegen, ob es wirklich ein Welpe sein muss, oder ob es ein einschätzbarer erwachsener Hund nicht ebenso tut...



    Suki, unser Jungspund und Neuzugang, braucht natürlich auch klare Regeln und Grenzen, aber da waren wir von Anfang an sehr dahinter, dass sie die anderen in Ruhe lässt und sich ihnen gegenüber respektvoll verhält. Alle vier haben ihr schon mal Ansagen gemacht im Laufe der Zeit, die sie auch direkt akzeptierte. Außerdem, als sich rausstellte, wie lebhaft sie tatsächlich ist, hat sie von mir und meiner Freundin recht unmissverständlich zu verstehen bekommen, dass sie sich von Jasmin fernzuhalten hat, dass die tabu ist und nicht angespielt wird. Das hatte sie innerhalb kürzester Zeit kapiert, sodass eine sehr friedliche Koexistenz möglich ist.

  • Wir haben unserem Senior im Herbst 2019 vier Tage vorm Umzug einen Welpen vor die Nase gesetzt. Reaktion: Jo, is da, so what? Im neuen Haus umso mehr, war ja für beide neu.

    Es lief wahnsinnig harmonisch ab, kein Drama, gar nichts. Lediglich beim Füttern mussten wir anfangs managen, sie war ein kleiner Gierschlund. Ansonsten war sie wahnsinnig lieb als Welpe, und wahnsinnig rücksichtsvoll ihm gegenüber, all die Zeit, die sie zusammen waren. Jogi war auch so ein "Hilf mir, ich kann das nicht" Hund; bei Sunny hat er aber nie nach Hilfe gesucht.


    Beide hatten immer ihre Individualzeit aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse, und auch wenn sich das mit dem Fressen umgedreht hat (sie frisst langsam und in Raten, und er hätt's am liebsten alles weggefressen) waren die zwei zusammen so easy zu managen 🥰

  • Wir haben seit über dreissig Jahren Mehrhundehaltung. Meist zwei, zeitweise bis zu fünf Hunde. Neue kamen einfach dazu und waren da.

    Wir hatten aber immer selbstbewusste und wesensfeste Hunde, die mit Artgenossen klarkamen.

    Nur zweimal verliefen Vergesellschaftungen anders als erwartet.

    Damals kam ein 3,5 Monate alter Schäferhundrüde zu unserer Truppe, bestehend aus zwei Schäferhündinnen, Mutter und Tochter, und einem Jack Russel dazu.

    Die ältere Hündin war tonangebend, bei ihr wollten wir vorsichtig sein. Die beiden anderen waren unproblematisch.

    So, Zusammenführung im Garten, die alte Schäferhündin an der Leine war, wie erwartet, nicht begeistert, aber soweit brav.

    Die beiden jüngeren waren freundlich interessiert.

    Bis die Alte dazwischenging und die Jüngeren anwies, den Welpen zu ignorieren.

    Und das taten die dann mit dem Ergebnis, das der süße, tapsige Welpe mit keiner Spielaufforderung, mit keiner Kontaktaufnahme und mit gar nichts Erfolg hatte.

    Der lief einfach ganz alleine neben der Dreier-Truppe her, ohne jede Chance. Und das ging wochenlang so, trotz gemeinsamen Leben und Spaziergängen. Er wurde konsequent ignoriert und wie Luft behandelt.

    Irgendwann weichte das auf, aber bis dahin tat er mir sehr leid, damit hatte ich nicht gerechnet.


    Als er dann knapp zwei Jahre alt war und die alte Schäferhündin nicht mehr war, nahmen wir einen zweiten Schäferhundrüden mit 16 Monaten auf. Wir dachten, sie könnten ein gutes Team werden. Leider mochte er ihn auf den ersten Blick nicht und das besserte sich nicht, obwohl wir gedacht haben, die beiden gewöhnen sich aneinander.

    Wir haben ihn trotzdem behalten.

    Sie lebten nebeneinander her und bekamen sich etwa 1x im Jahr heftig in die Wolle.

    Wir hätten den zweiten besser abgegeben, aber er war halt da und wir wussten auch nicht, wo wir ihn hingeben sollten, weil er auch einige unschöne Eigenschaften hatte.

  • Bei mir war eigentlich nie, nie, niemals Mehrhundehaltung geplant, aber oftmals kommt es anders als man denkt 🙈😅


    Seit 2000 mindestens 2 Hunde, von 2013 - 2014 3 Hunde, seit 2016 wieder 3 Hunde, Heute 7 ( Familie, Mutter, Vater, Kinder) ❤️ eigentlich waren es 8, aber einen hatte ich 2021 an eine gute Bekannte abgegeben, deren beiden in 2020 verstorben sind 😭


    Vergesellschaftung bisher eigentlich immer top, zwar nicht immer best Friend wie ich es von meinem ersten Gespann gewohnt war, aber hier duldet sich alles, Mal spielen/hocken die zusammen, Mal die anderen 🥰


    Warum ich so viele habe, ich war ein Welpenabgabe Versager 😂


    Reibereien gibt es eigentlich nur, wenn ich Mal einen mitnehme, und wir dann wieder nach Hause kommen, dann ist erstmal Highlive in Dosen angesagt 🙈


    Alles in allem fast immer Friede, Freude, Eierkuchen ❤️❤️❤️

  • Reibereien gibt es eigentlich nur, wenn ich Mal einen mitnehme, und wir dann wieder nach Hause kommen, dann ist erstmal Highlive in Dosen angesagt 🙈

    hm, das finde ich, ist ein Hinweis darauf, dass es zwischen den Hunden eventuell doch nicht so harmonisch ist, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussieht.


    Bei uns gibt es genau zwischen zwei Hunden Gegrummel, wenn einer allein (mit Frauchen) unterwegs war - Puck und Flip, die sich auch im Alltag nicht ganz grün sind. Die andren drei können problemlos (einzeln) von der Gruppe separiert werden und später wieder hinzu kommen, da wird sich nur ganz normal begrüßt (je nach Länge der Abwesenheit und mit welchem Menschen vielleicht etwas aufgeregter, aber kein Gegrummel o.ä.).

  • Ich hab zwar nicht mehr als zwei eigene Hunde, aber oft insgesamt 3-4 hier. Zum Teil auch Hunde, die meine Hunde vorher nicht kannten. Hatte auch schon Aufzuchtwelpen hier.


    Ich finde es wichtig, dass dafür vorher schon ein paar Dinge klar sind.

    1. egal um was es geht: wenn ich sage „ist nicht, dann ist nicht“ - das ist wichtig wenn es ein Hund ist, mit dem einer meiner Hunde sonst mittels 42 Zähnen und Körperkraft etwas klären wollen würde. Meinen/meine Hunde müssen das vorher können. Dem Neuling kann ich das in dem Moment vermitteln- zur Not noch gesichert.

    Und ja, ich sag auch: sinnlos hauen dürft ihr nicht, denkt euch was anderes aus. Funktioniert auch - manchmal dauert das ein zwei Tage. Aber auch Hunde können andere Konfliktlösungen entwickeln. (Beispiel Zack und ein Aussie Rüde einer Freundin, die wären gern und oft und sehr intensiv aneinander gerasselt, weil der Aussie Grenzen nicht gern annimmt und zur Hysterie neigt und Zack im Gegenzug sich nicht gern mehr Mühe macht, weil draufhauen für ihn der Lieblingsweg und der schnellste ist.)

    2. habe ich einen explizit kranken und damit hoch stressanfälligen Hund (oder zB sehr alt was dasselbe Ergebnis gibt), dann schau ich genau wen ich dazu hole und ob. Aber nur dann. Hab ich gesunde Hunde (egal ob vom Typ nervös oder stabil), dann ist es meine Entscheidung und meine Regeln. Dadurch dass ich dann aber herstelle: „Ruhe herrscht“ und wirklich Ruhe, nicht nur auf Plätze verbannte Hunde, sondern immernoch frei bewegte, die aber annehmen „geht mich nix an bis ich anders damit umgehe“ hat das hier bisher in allen Konstellationen gut funktioniert. Auch egal ob Welpe, Adult, Züchter, Tierschutz etc pp

  • Ich hab zwar nur einen Hund, aber ich denke gewisse Sachen sollten im Alltag einfach laufen bevor ich mir einen weiteren Hund anschaffe. Der Ersthund/Zweithund whatever sollte keine grossen Baustellen mehr haben, oder halt welche die im Alltag keine Probleme machen wenn plötzlich ein zweiter Hund einzieht.


    Wie einige hier schon gesagt haben, oft kommt man mit gewissen Dingen so einfach durch weil man sie gut managen kann oder sie nicht so auffallen. Wenn aber plötzlich ein weiterer Hund da ist, fallen sie einem dann auf die Füsse. Ob nun weil es eine andere Dynamik gibt, oder weil der Hund eben auch merkt dass man nicht mehr mit der Aufmerksamkeit 100% bei ihm ist 24/7 und dann eben seine "Chancen" nutzt.


    Auch finde ich es super wichtig dass der Hund es kennt das auch mal ein Hund bei uns zu Hause ist, also ein Fremdhund. Das ist etwas was mir aus vielen Gründen schon wichtig war, das Cali damit kein Problem hat. Ob's nur wegen ggf Mal Urlaubsbetreeung, Tagesbetreuung oder schlicht und ergreifend Besuch ist. Und sie lernt welche Regeln dann gelten und wie sich verhalten wird.


    Wir waren vergangenen Sommer ja das erste Mal mit einem anderen Hund im Urlaub. Heisst 24/7 mit einem anderen Hund zusammen und man hat schon gesehen dass das für Beide Hunde anders, aber absolut kein Problem, war. Aber auch weil es von Anfang an strikte Regeln gab und an die wurde sich gehalten. Und ich denke das ist wichtig für die Hunde, eben weil Regeln und Grenzen Sicherheit geben, weil sie anleiten.


    Ebenso finde ich es schwierig das eben oft erwartet wird dass die Hunde sich total toll finden und sofort Best Buddies sind. Warum? Wenn mir Jemand einen Mitbewohner vor die Nase setzt muss ich den doch auch nicht gleich toll finden, aber vielleicht lernt man sich ja kennen und entdeckt - ach, der ist gar nicht so schlimm. Es wird den Hunden oft zu wenig Zeit gegeben sich kennen zu lernen, sich an die neue Situation zu gewöhnen usw...

    So ein Einzug ist doch für alle Beteiligten eine Ausnahmesituation und da muss man schon etwas Geduld und Spucke haben.

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