Vergesellschaftung in der Mehrhundehaltung - Realität & Vorstellung

  • Schwierig stelle ich es mir vor, wenn die Ansichten zur Hundehaltung schon vom Grundsatz her völlig auseinanderdriften. Schon bei der Auswahl (Rasse, Typ), aber auch bei Erziehungsfragen (Milan/TsD) oder medizinischer Versorgung (Entwurmung/Zeckenprophylaxe ja/nein, Homöopathie ja oder auf keinen Fall …).


    Den Konflikt hat man natürlich bei „nur“ einem Hund genauso, aber da ist natürlich auch Potenzial drin, dass sich das mit weiteren Hunden verschärft, wenns dann insgesamt gar nicht mehr passt.

    Wobei wenn der Partner generell komplett unterschiedliche (Welt)Ansichten als man selber vertritt wird es eh schwierig.

    Also wenn dann zB Mal Kinder geplant sind muss man ja auch eine gemeinsame Schiene fahren können.

    Oder auch so. Ich könnte mir kein harmonisches Miteinander vorstellen mit jemandem der so gänzlich anders denkt

  • freulein : eine Sache hab ich noch vergessen. Mein Mann kam erst durch mich wirklich zur "Mehrtierhaltung".

    Er möchte (wir unterhalten uns ja manchmal über unsere Zukunft) nie nur einen Hund halten, weil er sieht, wieviel sie sich untereinander geben, was durch uns als Menschen in der Form nie möglich wäre.

  • Ich bin ja mit 2 Katzen zu Thorsten mit Bo und Sam gezogen. Nachdem die Hunde sich an mich gewöhnt hatten und auch Bo als eigentlich „Ein-Mann-Hund“ mich akzeptiert hat, ging es eigentlich ziemlich schnell, dass Thorsten mir die meisten Entscheidungen überlassen hat. Entscheidungen, welches Futter, welche Entwurmung, Zeckenprophylaxe, Impfungen, tierärztliche Behandlungen etc. fielen in mein Aufgabengebiet. Gefüttert habe auch ich. Oftmals, da Thorsten noch im Schichtdienst war, bin ich mit den beiden alleine unterwegs gewesen. Mantrailing musste Thorsten mit beiden machen, da ich keinen von beiden an der Schlepp halten konnte. Die beiden waren sehr motiviert beim trailen :hust: die Entscheidung beide gemeinsam einschläfern zu lassen, haben wir allerdings dann wiederum gemeinsam getroffen.


    Kasper ist jetzt mein Hund. Thorsten wollte zwar die Hälfte zahlen und auch mit in den Kaufvertrag, er zahlt auch die Krankenversicherung, aber er ist mein Hund. Für Thorsten war es zu früh und auch jetzt noch, möchte er keinen eigenen. Wenn ich allerdings einen Migräneanfall habe oder anderweitig ausgeknockt bin, füttert er und geht auch mit ihm raus. Ganz, ganz selten sagt er auf einmal, ich geh mal ne Runde mit dem Hund…..von mir aus….gerne :D vielleicht zieht ja dann doch nochmal ein zweiter ein :bindafür:

  • Wir haben uns ja damals zum 5 Monate alten Casanova die 8 Monate alte Livi dazugeholt - spontan - und als Neuhundehalter (ich zumindest, mein Freund ist mit Hunden aufgewachsen, was aber nicht heißt, dass er da viel mitbekommen hat..)


    Zumindest waren wir beide pro-Hund, sodass es nie hieß "Du wolltest den, also kümmer dich!" oä., auch, wenn ich diejenige war, die die Initiative ergriffen hat, die den Typ Hund und auch den Welpen ausgesucht hat. Ganz klar hab ich aber gemacht, was ich gerne für Regeln möchte an welche er sich bitte auch hält. Und ja, manchmal wars auch mehr Erziehung am Freund als am Hund.

    Trotzdem: Erziehung hab ich zu 80% übernommen, einfach weil ich es auch so wollte und klarere Vorstellungen hatte, er war doch eher so der Spielkumpel.


    Dann kam Livi dazu, als SEIN Hund. Rollenverteilung war von Anfang an klar, sie ist seine Aufgabe, seine Bezugsperson, er ist für sie Hauptverantwortlicher. Natürlich helfe ich aber trotzdem wenn nötig, wie andersrum natürlich auch.

    Und plötzlich war er in der Rolle der Erziehung. Das fiel ihm am Anfang nicht ganz so leicht, zugegeben wir waren beide noch sehr jung (er 18 und ich 20), sodass er noch viel mit sich selber beschäftigt war.

    Er hat sich aber reingefunden und er hätte mit Livi auch nicht mehr Dussel haben können als sein erster Hund. Er fiel recht häufig in alte Muster zurück die er von Zuhause her kannte, aber da hab ich ihn einfach korrigiert. "Nein, wenn sie zieht dann bringt an der Leine rucken gar nix. Das hat auch in 15 Jahren mit dem Hund der Eltern auch nicht funktioniert, schau, so mache ich das mit Nova" - usw. Sonst hatte er aber aber alle Freiheiten in der Erziehung und sie kommen prima miteinander klar.


    Wir hatten zum Glück so nie ein Thema mit der Vergesellschaftung der Hunde an sich. Die beiden waren schon immer absolut harmonisch miteinander und haben sich jetzt in fast 8 Jahren noch nicht ein einziges mal in der Wolle gehabt. Der Vorteil, wenn man 2 Junghunde miteinander aufwachsen lässt.


    Aber dadurch, dass wir das so getrennt haben und die Hunde jeweils ein bisschen unterschiedlich erzogen haben, reibts manchmal mit dein jeweils eigenen Vorstellungen oder wenn einer mit beiden zusammen geht. Meistens gehen wir zu viert - also jeder mit seinem Hund an der Hand - aber manchmal geht es zeitlich halt nicht anders und einer geht alleine. Generell jetzt nix dramatisches, aber es sind dann so Kleinigkeiten wie dass ihm Nova an der kurzen Leine zu weit vorne läuft, mich nervt es aber wenn sie hinter mit läuft etc. weil es halt jeder etwas anders macht. Bei Livi ist Sitz und Platz das gleiche, bei Nova möchte ich aber dass er da genauer ist, ich mags gar nicht wenn sie hochspringt, er bestärkt das aber häufig weil ers lustig findet, sowas eben.


    Das hat manchmal dann auch merkwürdige Dynamiken, sieht man doch immer nur die "Fehler" beim anderen und "würdest du das so machen wäre es ja ganz anders".

    Trotzdem sind beide sehr nette und einfach zu händelnde Hunde. Aber ja, dadurch, dass wir sie uns teilen, gabs auch schon mal Ärger ("du fütterst zu spät, fütter mal früher!" "das ist doch völlig egal, die brauchen nicht immer zur selben Uhrzeit Futter!" "ach jetzt kotzt er wieder, das ist weil du wieder zu spät gefüttert hast" "nein, das ist weil du nicht aufpasst und du draußen das Wurstbrot auf dem Weg nicht gesehen hast!" jaja... :winking_face: )


    Aber wir kommen zurecht und bereuen immer noch nix :beaming_face_with_smiling_eyes: Sollte es aber jemals Hund Nr. 3 geben, oder einen Nachfolger, dann ist das wieder "meiner" und ich mache es wie ich es für richtig halte. Futter, Impfungen, Spielzeug, Zubehör - mach ich alles für beide Hunde.

  • Mal so Interessehalber:

    Ich alleine würde mir zutrauen das Zusammenleben mit mehr als einem

    Hund zu managen. Aber ich glaube mein Partner wäre da nicht so richtig happy mit, weil wenn ich nicht da bin, müsste er ja das genauso händeln.


    Gabs da bei den Mehrhundehaushalten nie Probleme? Oder lebt ihr alleine? Oder sind eure Partner:innen genauso konsequent wie ihr?

    Bis Hund 3 einziehen durfte, hat es schon ne Weile gedauert 🙈😅 alle weiteren sind aus eigener Aufzucht 🥰

  • Leben ist das was passiert während man Pläne macht!


    Wir sind gerade mal wieder mittendrin, völlig unerwartet, völlig ungeplant, und ausgerechnet inklusive Feindbild meiner Jungs, Schäferhund :woozy_face:


    Meine Jungs, 6 und 7 Kilo, Intakt, 6 und 7 Jahre alt.

    Dazu gekommen Schäferhund 30 kg, 5 Jahre, intakter Rüde, Russky Toy Hündin, 6 Jahre, kastriert, 3 kg.

    Besitzerin kann sich nicht mehr kümmern, schwer krank, und beide echte Seelen von Hunden obwohl durch lange Krankheit schon vorher körperlich völlig Unterversorgt (keine Bewegung, kein Tierarzt).


    Die kleine Maus haben wir erst mal 2 Tage gar nicht gesehen, da hab ichs gerade noch geschafft ne frische Decke in die stinkende Stoffhöhle die mitgegeben wurde zu packen bevor sie darin verschwand.


    Der große benahm sich wie ein Labbijunghund, original, anbiederndernder "habt mich doch lieb".


    Die Maus lebt seit Tag 3 mit den Jungs zusammen als wäre sie immer hier gewesen, verbat sich Annäherung zuerst aber extrem deutlich! Anfangs schon auf größere Distanz, mittlerweile schnüffeln sie draußen auch schon mal am selben Grasbüschel. Meine Jungs lassen sie in Ruhe und so kommt sie immer mehr aus sich raus, es ist sooooo schön zu sehen wie sie auftaut, mochte sie doch angeblich keine Spaziergänge und lebte am liebsten in ihrer Stinkehöhle :pleading_face:


    Der große wird wohl etwas länger dauern, meine Jungs haben da Dank etlicher Angriffe großer Hunde wohl kein Vertrauen mehr, also geben wir ihnen Zeit.

    Nachts sind sie komplett getrennt, Tagsüber reicht mittlerweile ein Türgitter.

    Mein Schwarzkopf pennt mittlerweile relaxt weiter wenn der dicke Bollerkopp am Türgitter auftaucht, die blonde Diva knurrt immerhin schon nicht mehr prophylaktisch los und kann sich auch wieder ablegen.

    Draußen an der Leine klappt schon richtig gut.

    Der große kommt langsam zur Ruhe, war die ersten Tage schon nach 3km Spaziergang einfach nur platt.


    Wir sind Morgen bei 1 Woche und ich hätte so schnell niemals mit so tollen Fortschritten gerechnet!

    Überhaupt war ich mir nicht sicher ob es mit dem großen überhaupt gehen würde, eben weil so viele negative Erfahrungen, aber ich bin mir sicher das wird!

    Bei der blonden Diva vielleicht keine große Liebe, aber so das jeder entspannt Leben kann, das reicht mir.

  • Ich kann nur von der Integration eines Pflegehundes zu einer eher unverträglichen Hündin berichten.


    Ausgangszustand: Meine rumänische Hündin, garkein Fan von Fremdhunden und grundlegend Einzelgänger.

    Pflegehund: Auslandsimport aus rumänischem Shelter. Doppelt so groß wie meine Maus.


    Sie fand ihn (erwarteter Weise) scheiße. Er durfte ohne sie kurz das Wohnzimmer checken, als er ankam (damit er weiß, wo er sich zurückziehen kann und um kurz zu trinken). Sie war derweil draußen mit meinem Freund. Ich ging dann mit dem Pflegi auch raus und die beiden trafen mit Abstand zum Haus aufeinander. Wir gingen ein kurzes Ründchen und gemeinsam rein. Soweit so gut. Grundregel war: Sie darf wie immer aufs Sofa, er nicht. Damit sie das Sofa als Schutzzone für sich selbst nutzen kann.


    Kam er in die Nähe des Sofas, sprang sie vor und drohte ihm, er solle Land gewinnen. Sobald sie das machte, führte ich sie in das andere Sofaeck (ich regel das, nicht sie... tztztz, kein Vertrauen in mich, der kleine weiße Schisser). Sie lagen jedoch von Tag 1 an gemeinsam vor der Küchentür, um beim Futter zubereiten zuzuschauen. Nach 2 Wochen wurde das Sofa kaum mehr verteidigt. Nach 3 Wochen durfte er auch mit rauf und sie lagen nebeneinander und schliefen. Futter gabs immer in getrennten Räumen. Einmal hab ich geschaut, was passiert, wenn ich großzügig Trofu verstreue. Meine wird dann eklig, er blieb lieb. Also hab ichs bei dem einen Versuch gelassen.


    Ich muss sagen, ich dachte, das dauert länger. Bin sehr stolz auf meine Maus, wie sie ihn wirklich recht zügig in unser Leben gelassen hat. Wir schliefen sogar alle im selben Raum (im Gang getrennt durch einen Wäschekorb xD). Es hat so gut geklappt, weil er IMMER freundlich blieb und sich auf keinerlei Konflikt einließ. Dadurch wurde meine dann auch mild.


    Als er dann nach 5 Wochen spontan weg war, war ihr das allerdings ziehmlich egal. Sie war eher froh, wieder Einzelhund zu sein. :tropf: Prinzessin.

  • Sehr spannend alles! Für mich steht fest: es muss für uns hier in der Bude zusammen funktionieren ohne das am Ende des Tages Pflaster oder Schnaps notwendig sind um es zu ertragen 😄


    Bin trotzdem ein bisschen neidisch auf euch mit mehreren Hunden. Hier wird solange Senior Runkelrübe herrscht, wahrscheinlich keine Nr 2 einziehen.


    Also erzählt mehr und zeigt Videos 😃 Habt ihr Bilder von euren Trennungsumbauten?


    Und ich hab richtig verstanden: Privilegien hat bei euch der Althund (wohnt am längsten da) oder woran macht ihr das fest? Oder ändert ihr alles wie es euch passt?

  • Im Grunde kommt es doch drauf an: Will ich das vom ganzen Herzen?

    Habe ich die Zeit das alles zu managen?

    Kann ich zwischendurch ggf trennen? Insbesonders bei intakten Hunden, Rüde/Hündin...

    Kann ich das Finanziell stemmen? Kommt ja alles doppelt und/oder mehrfach, Tierarztkosten, Steuern etc... Futter ist eher der kleinere Posten, wenn man z.B. einen Kranken Hund hat...


    Auch mit Urlaub nicht so einfach, 1-2/3 Hunde bekommt man ggf locker untergebracht, oder kann man ggf mitnehmen... Wir selbst haben uns einen Wohnwagen angeschafft, und die Ausstellungen waren immer unser Urlaub, oder halt beim Schwager...


    Auf jeden Fall sollten sich 2 und mehr Hunde, gut überlegt sein, und keine Hausruck Option...

  • Und ich hab richtig verstanden: Privilegien hat bei euch der Althund (wohnt am längsten da) oder woran macht ihr das fest? Oder ändert ihr alles wie es euch passt?

    Hier sinds keine Privilegien sondern eher an den Hund angepasste Regeln.

    Osa schläft zB nicht im Bett, das ist absolut tabu für sie. Erstens hatte sie eine Zeit lang keine Hemmungen draufzupieseln, zweitens ist sie ziemlich unhöflich wenn sie nachts über mich drübertappst.

    Das Bett ist also meins und Buris.

    Dafür hat sie einen eigenen Sessel, den Búri in Ruhe lässt.


    Búri akzeptiert die Türgitter, darf also meinetwegen gerne drübergucken. Osa darf nicht an die Gitter ran, da sie drüberklettert.


    Búri darf nicht in die Küche, Osa schon.


    Osa steigt immer als erstes ins Auto ein und als letzte aus.


    Das sind so ein paar Beispiele für die Regeln die hier gelten.

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