Junger Hund knurrt und schnappt nach Bezugsperson, wie richtig verhalten?

  • Ich mach mir auf jeden Fall Gedanken dazu, was du geschrieben hast, es schadet ja nicht, solche Dinge mal zu reflektieren. Deshalb bin ich gerade dabei das alles nochmal genau zu beobachten bezüglich der Kontaktangebote und mache mir dazu auch Notizen und da mal einen Überblick zu bekommen, wie das eigentlich läuft und wann ich die Interaktion positiv finde und wann eher nicht und was so drum rum passiert. Es ist tatsächlich schon so, dass Bolle die Kontakte steuern möchte, mir ist jetzt aber auch aufgefallen, dass sein Mensch das verstärkt (jedes Mal, wenn Bolle draußen zu ihr kommt kriegt er nen Keks, meist läuft er dann eine Weile bei ihr im Fuß und bekommt mehr Kekse, wenn er genug hatte, geht er).


    Bei uns ist es schon so, dass ich viel nicht darauf eingehe, wenn er zu mir kommt, was aber vor Allem daran liegt, dass ich ihn häufig in der Art und Weise, wie er Kontakt aufnimmt, unhöflich finde (Beispiel: er versucht, die Hand ins Maul zu nehmen, auf meinen Schoß zu klettern, setzt sich vor mich und fiept mich an, ...). Wenn das so ist, schicke ich ihn auf jeden Fall weg. Wenn er es dann schafft, sich zurückzunehmen, mache ich ihm aber auch nochmal ein Angebot und meistens klappt das gut und ist dann auch schön. Ich hab aber schon auch deutlich gemacht, dass nach dem Morgengassi erstmal Ruhe angesagt ist, da gehe ich generell nicht in den Kontakt, damit er das lernen kann und aus der Erwartungshaltung rauskommt, Spielen und Schmusen gibts dann erst nach dem Mittagsgassi. Aber das ist wahrscheinlich nicht dass, was du meinst, oder?


    Ihn und sein Bedürfnis nach Kontakt ignorieren möchte ich nicht, aber ich will, dass er lernt, das respektvoll zu kommunizieren und auch, dass er auch ein Nein aushalten kann und finde, das hier mache ich eigentlich schon:


    Keine Resonanz für sein Verhalten bieten, oder eine klare Ansage machen, nicht mehr nur reagieren, sondern agieren.

    Was sind denn typische Strategien, die er sich zurecht gelegt hat?

    Ich würde sagen, alles, was ich schon so beschrieben habe, also Fiepen, Drängeln und Rempeln (er versucht sich immer dazwischen zu drängen, wenn Suki von einem Menschen Aufmerksamkeit bekommt, er spingt Menschen draußen an und schnappt auch mal in den Ärmel, wenn er was blöd findet oder er klettert eben auf den Schoß oder rempelt im Vorbeigehen an), Knurren und Schnappen. Meinst du das?


    Der Umgang daheim ist, finde ich, immer das Entscheidende. Da kannst du zb unterbinden, dass er dir im Weg rumliegt, dir folgt oder dich bedrängt (und deinen eigenen Hund vielleicht auch?). Du kannst Distanz einfordern und Gehorsam. Gleichzeitig ist es wichtig, dem Hund zu vermitteln, Hey, wenn du machst, was ich sage, kriegst du auch ganz viel Gutes von mir. Dann passt die Chemie, wir machen tolle Sachen und du hast auch was davon.

    Danke, ich bemühe mich wirklich sehr, es genau so zu machen und finde eigentlich, ich schlage mich da gar nicht so schlecht, aber es ist sicher auch ausbaufähig. Aber bedrängen oder einschränken lasse ich mich auf jeden Fall nicht und Suki auch nicht (ja, auch da hat er es auf jeden Fall schon versucht, aber sie ist das sehr klar und die beiden kriegen das wirklich gut hin und sind nett miteinander, hier sehe ich kein Problem).


    Ich wollte heute mit dem Klicker bei ihm anfangen, es hat sich aber rausgestellt, dass das ein bisschen unpraktisch ist, weil Suki den auch schon kennt und sich dadurch die ganze Zeit auch angesprochen gefühlt hat, wenn ich eigentlich Bolle bestätigen wollte. :tropf: Hätte ich mir denken können. Dehalb hab ich doch einfach nochmal einen neuen Marker etabliert und hatte diesmal auch endlich Leckerlis, die Bolle mochte (juhu!). Ich hab also den Vormittag (bisher nur drinnen) damit verbracht jedes klitzekleine tolle Verhalten zu markern und zu bestätigen, bei beiden Hunden mit je einem eigenen Marker, und Bolle hat gut darauf angesprochen (und Suki sich über den unerwarteten Keksregen gefreut). Das werde ich jetzt immer mal wieder in kurzen Sequenzen einbauen und hoffe, wir finden eine gemeinsame Sprache. :smile:

  • Hallo, liebe Mitschreibende,

    ich wollte mich mal wieder mit einem (vermutlich recht langen) Update zu Bolle melden, leider entwickelt sich alles in eine super unschöne Richtung und ich fürchte, ich werde wirklich nicht umhin kommen, die Betreuung zu beenden, was mich super traurig macht und gerade auch ziemlich fordert. Wie genau ich das ansprechen soll, weiß ich leider auch nocht nicht, denn ich halte ich es für extrem wichtig, klare Worte zu finden und gleichzeitig möchte ich Gehör finden und keinen Rückzug hervorrufen...


    Es gab schon vor einigen Wochen eine ziemlich blöde Situation bei einer gemeinsamen Gassirunde mit Bolle und seinem Menschen. Unsere Hunde waren beide im Freilauf und Bolle hat einen entgegenkommenden Rüden angegriffen. Er hat meiner Ansicht nach ziemlich deutlich gemacht, dass es ihm ernst ist und es war meiner Ansicht nach lediglich großes Glück, dass der andere Rüde extrem souverän und deeskalierend agiert hat (ich kenne diesen sehr gut, da er einer der ersten Hundefreunde meiner Hündin ist und bin mir daher ziemlich sicher, dass das Schlimmeres verhindert hat).


    Ich habe mit der Halterin danach über die Situation gesprochen und ihr auch gesagt, was ich euch gerade geschrieben habe. Aber ich fürchte, sie hatte zu dem Zeitpunkt noch all ihre Hoffnung auf den Kastrachip gesetzt, der ihr wieder ihren "alten" Hund zurückgibt. Ich glaube leider, sie sieht nicht, das Bolle erwachsen wird und nie mehr dieser Junghund sein wird, nach dem sie sich vielleicht noch zurücksehnt? Mir tut das wirklich so Leid für beide und macht mir wirklich, wirklich Sorgen, weil ich glaube, dass hier ein großes Thema im Raum steht, indem es nur zu Missverständnissen und Problemen kommen kann...und dass das irgendwann wirklich gefährlich werden könnte.


    Dein Kommentar, Turbofussel, und vor Allem diese Aussage

    Klingt jetzt hart, kann aber sein, dass je du dich reinhängst, und wenn dann doch mal was passiert, wer haftet bzw. bezahlt dann? Gibt es eine schriftliche Vereinbarung?

    hat mir natürlich auch im Zuge dieser Begegnung noch super viele Gedanken gemacht. Denn du hast Recht. Es gibt keine Vereinbarung. Der Hund ist zwar haftpflichtversichert, aber ganz unabhängig davon halte ich es aktuell für mich für unverantwortlich, ihn ungesichert zu führen und nicht am Thema zu arbeiten und da ich das Hundebetreuuerin nunmal nicht in der Hand habe, ist die Betreuung für mich so nicht mehr tragbar. Unter gar keinen Umständen möchte ich, dass Bolle an meiner Leine einen Hund oder Menschen verletzt und halte das leider unter gegebenen Umständen nicht für unwahrscheinlich.


    Ich habe die letzten Wochen drinnen viel mit Bolle interagiert, habe ihm einen Marker beigebracht, habe die Hausregeln fest etabliert und durchgesetzt, habe an einem Abbruch gearbeitet und habe angefangen, mit konditionierter Entspannung zu arbeiten. Das war auch alles fein, hat gut funktioniert und Spaß gemacht, aber eigentlich wünsche ich mir gleichzeitig, dass er von seinen Haltern einen sicheren Maulkorb bekommt, da ich ohne aktuell draußen nicht mehr mit ihm unterwegs sein möchte. Und eigentlich wäre für mich auch eine Grundvoraussetzung, dass er lernt, kurze Zeit alleine zu bleiben, damit es für mich möglich ist, mit den Hunden getrennt zu gehen und damit ich Bolle enger führen und besser einschätzen lernen kann.


    Denn leider kam es vor einigen Tagen dazu, dass Bolle angefangen hat, auch Menschen anzugehen. Sowohl fremde Menschen draußen auf der Straße als leider auch meinen Freund, wodurch für mich endgültig klar ist, dass ich das nicht weiter machen kann. Er und seine Halterin waren zu Besuch und wir waren im Garten. Dort blieben wir nur etwa eine halbe Stunde, weil Bolle pötzlich meinen Freund gestellt hat, der sich durch den Garten bewegte (was Bolle offensichtlich nicht wollte). Er war dabei ebenfalls wieder extrem nachdrücklich und ich war mir in der Situation sicher, dass er gleich beißen würde, zum Glück hat mein Freund sich deeskalierend zurückgezogen, so dass die Halterin anleinen konnte, er hat aber auch danach jede einzelne Bewegung von ihm mit Knurren und Bellen quittiert, bis wir (ohne meinen Freund) den Garten verlassen haben.


    Dazu muss ich sagen, dass er meinen Freund bereits kennt und bisher keine Aggression ihm gegenüber gezeigt hat. Wir sind dann mit den Hunden raus und haben eine Runde gedreht, dort hat er sämtliche Menschen, die wir getroffen haben, verbellt und angeknurrt und war völlig unter Strom. Einem Radfahrer ist er an der Schleppleine vors Rad gelaufen und hat ihn angeknurrt, alles in allem war das alles für mich wirklich zu viel und ich habe die Reaktion der Halterin nicht verstanden.


    Ich war von diesem erneut gesteigerten Ausmaß extrem schockiert und habe erneut das Gespräch mit ihr gesucht. Sie auf jeden Fall auch betroffen, allerdings glaubt sie scheinbar, dass er das nur macht, wenn er "sich erschrickt" bzw. schiebt sie es andererseits darauf, dass meine Hündin dabei ist. Sie reagiert auf seine Aggression entsprechend damit, dass sie ihn "tröstet". Ich empfinde es aber null so, dass er Angst hat, sondern mit eindeutigem Wachverhalten und habe das auch so benannt.


    Eine Trainierinnenempfehlung aus dem Forum habe ich bereits weitergegeben und sie erneut danch gefragt, aber ich glaube, sie sieht die Dringlichkeit nicht, für mich besteht eindeutiger, aktuer Handlungsbedarf.


    Falls irgendwer vielleicht noch Ideen dazu hat, wie ich das der Halterin besser kommunizieren kann, sehr gerne her damit... :( :

  • Oh weh.


    Wenn die Halterin das Problem nicht sieht, kannst du nichts machen.


    Es kann übrigens durchaus sein, dass sich das Verhalten durch sie anwesenheit deiner Hündin noch verschärft. In dem Sinne, dass er sie als "seine" ansieht und verteidigt.


    sicherlich nicht das eigentliche Problem, aber könnte noch die Kirsche auf dem Kuchen sein. Von daher wäre es sicher besser, einzeln zu gehen.


    Ich würde das nicht weitermachen. Du kannst den Hund nicht im Alleingang erziehen. die Bekannte zieht nicht mit. Das kann so nicht besser werden. Und nachher musst du unter Umständen auch noch dafür gerade stehen, wenn was passiert.


    die Lösung hat die Besitzerin in der Hand, und wenn sie das Problem nicht sieht, kannst du nichts machen.

  • Ich würde klar sagen, dass du dich aufgrund des Verhaltens des Hundes und der negativen Entwicklung nicht mehr in der Lage siehst den Hund zu betreuen.

    Ja, das werde ich auf jeden Fall machen, das sehe ich nach dem letzten Vorfall leider als unumgänglich an. Aber das alleine fühlt sich für mich an wie "das sinkende Schiff verlassen" und ich würde schon gerne nochmal irgendwie zum Ausdruck bringen, wie wichtig ich es finde, dass sie sich wirklich Hilfe sucht, damit nichts passiert. Wie schätzt ihr denn die Lage nach meiner Schilderung ein?

  • Ich würde - oh je, Ferndiagnose - von einem verunsicherten, unerzogenen und schlecht bis gar nicht geführten Hund ausgehen, der keine bessere Strategie hat, als "angriff ist die beste Verteidigung".

    Da wurde - hast du ja auch die ganze Zeit schon kommen sehen - viel falsch gemacht.


    Aber auch der beste Trainer kann nur helfen, wenn Einsicht da ist.

  • Es kann übrigens durchaus sein, dass sich das Verhalten durch sie anwesenheit deiner Hündin noch verschärft. In dem Sinne, dass er sie als "seine" ansieht und verteidigt.

    Da hast du sicherlich Recht, ich würde das auch nicht völlig von der Hand weisen, aber für mein Empfinden macht sie sich das mit dieser Erklärung halt recht einfach. Und gefühlt sind wir auch die Eskalationsleiter in den vergangenen Wochen ganz schön steil nach oben geklettert, es scheint für mich also schon, als wäre da grade einiges im Gange bei Bolle und es ist damit zu rechnen, dass es auch ohne meine Hündin tendenziell eher schwieriger wird.


    Wenn die Möglichkeit vorhanden wäre, mit beiden getrennt zu gehen, würde ich das durchaus nochmal versuchen, aber das Alleinebleiben ist ja nunmal nicht von heute auf morgen gelernt. Ach, richtig blöde Zwickmühle, vermutlich ist meine Lernaufgabe daran gerade, dass mir in der Situation die Hände gebunden sind und alles was ich machen kann ist, ihr ehrlich zu sagen, wie ich die Situation wahrnehme und weiterhin meine Freundschaft anzubieten. Und ich hoffe wirklich sehr, die beiden kriegen das noch hin mit Bolle! Er ist nämlich wirklich auch ein toller, lieber, lustiger Kerl.

  • Eine Freundin von mir bekam über 5 Ecken eine junge Terrier-Mix-Hündin, die sich ähnlich aufführte. Gott sei Dank klein und super niedlich, so dass ihre Ausraster meist nur belächelt wurden.


    Hätte sie so weitermachen dürfen, wie bei den Vorbesitzern... die hat ALLE Menschen verbellt, ausgerastet bei Walkingstöcken, Mänteln, Hüten.... allem. Hat Kinder auf Fahrrädern gejagt, ist an der Leine steil gegangen, hat sich wirklich schlimm aufgeführt. niemals gebissen zwar, aber schön was das nicht.


    Das war mit ganz klarer Führung und Konsequenz echt schnell erledigt. Der Hund ist toll geworden. Aber die neue Besitzerin war auch von Tag 1 hinterher und hat alles umgesetzt und nichts auf die leichte Schulter genommen.


    Nur an der Leine kommts noch manchmal durch und andere Hunde werden verbellt, aber ohne Angriffe zu versuchen.

    Allerdings muss auch jetzt noch immer rückgemeldet werden - Alles ok! Und wenn Kinder in Sicht sind, kommt sie sofort an die Leine. Keine Experimente. Obwohl sie selbst inzwischen völlig problemlos mit 2 Kleinkindern lebt.


    Will sagen: Man kann da oft sehr schnell sehr viel erreichen, aber nur wenn man das auch 100% will und macht.

  • Da hast du sicherlich Recht, ich würde das auch nicht völlig von der Hand weisen, aber für mein Empfinden macht sie sich das mit dieser Erklärung halt recht einfach

    Absolut! Das ist wenn überhaupt, dann nur ein kleines Bausteinchen.


    Für dich insofern relevant, als dass du ja mit beiden gehen musst, und das würde ich eher lassen. Voll Konzentration auf Bolle, sonst geht da nix.

  • Der macht das was man ihn machen lässt und was funktioniert.

    Und sein Mensch lässt ihn machen.

    Da machst nichts gegen, für die meisten Menschen ist es sehr schwer zu akzeptieren, dass ihr Hund nicht so ein freundlicher Sonnenschein ohne jede Aggression ist und Glitzer pupst, sondern sich seine Umwelt lieber selbst organisieren will und dafür auch seine 42 Argumente einsetzt.

    Aber sitten würde ich den Hund ohne geeignete Sicherung nicht mehr. Zumal der offenbar gerade richtig entdeckt wie er sich alle und alles passend machen kann.

    Genau genommen würde ich den Hund generell nicht mehr sitten bis sie diese Problematik mit professioneller Unterstützung angeht. Dann kann man schauen wie man Dich als Sitterin einbaut damit alle am selben Strang ziehen.

    Zur Versicherung weiß ich nicht wie Privatpersonen sowas regeln müssen. Geschäftlich ist es ja ganz anders. Aber ich würde mich schlau machen.

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