Qualzuchten IV

  • Wenn ich versuche, mich mal in beide Seiten hineinzuversetzen, QZ-Besitzer auf der einen und Physio/Friseur/... auf der anderen, dann glaube ich, dass man gar nicht zu einer einheitlichen Meinung kommen kann.


    Ich finde es total nachvollziehbar, dass sich ein QZ-Besitzer abgelehnt fühlt, denn genau das passiert ja. Ich frage eine Praxis an, die behandelt meinen Hund nicht. Wenn der Grund ist, dass gerade gar keine neuen Patienten genommen werden, dann trifft mich das nicht persönlich. Ist der Grund, dass mein Hund aufgrund seiner Merkmale und Eigenschaften abgelehnt wird, muss ich mit der Ablehnung erstmal umgehen können, auch wenn ich dann noch jemanden finde, der mein Tier behandelt. So eine Ablehnung fühlt sich "persönlicher" an, weil nicht alle Patientenbesitzer gleichermaßen betroffen sind.


    Auf der anderen Seite kann ich es natürlich genauso nachvollziehen, dass die entsprechenden Berufe rund um den Hund schauen müssen, dass ihre Arbeit sie nicht krank macht. Dafür müssen sie ihre individuellen Grenzen ziehen, das ist völlig legitim und nachvollziehbar. Bei ihnen steht nicht die Ablehnung im Fokus, sondern der Eigenschutz.


    Beide Perspektiven sind jeweils auf das eigene Empfinden gerichtet, und darum können sie gar nicht übereinstimmen. Sie existieren beide einfach nebeneinander, zwei Seiten einer Medaille.

    • Neu

    Hi


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    • dass das ein natürliches Merkmal ist

      Es ist ein Merkmal, dass bei verschiedenen Tierarten mit Domestikation einhergeht. Bei wilden Säugetieren gibt es das mWn gar nicht. Ich finde das nicht sehr "natürlich", ehrlich gesagt, auch wenn das "natürlich" sehr subjektive ist.


      Beim Rest Deines Beitrags versteh ich den Bezug nicht.

      Ohne jetzt das Thema des Threads zu sprengen, die Forschung über village dogs legt nahe, dass sich Hunde von Nordafrika ausgehend durch enge cohabitation größtenteils quasi selbst domestiziert haben, ohne dass Menschen groß Einfluss genommen haben. Subsagara village dogs zB haben eine derart große genetische Vielfalt, dass auch diese Kontinent spezifische Ursprünge haben müssen. Und natürlich haben sich Hunde, genau wie auch Menschen, über die Jahrtausend physisch verändert, auf quasi "natürlichem" Wege. Und gerade diese ursprünglichen village dogs haben tatsächlich oft Ringelruten. Das mag auch (vielleicht gerade im Alter) Nachteile haben, kann jedoch genauso gut auch Vorteile haben (in der Auseinandersetzung mit anderen Rüden, um von Hündinnen gewählt zu werden etc). Mein village dog kommt aus solch einer cohabitation, in der es seit Jahrtausenden keine "Zucht" gibt, und hat eine Rute in Zimtschneckenform. Das gleiche village dog Phänomen gibt es weltweit, und es gibt keine mir bekannte Forschung, nach der es Anhaltspunkte gäbe dass dieser Phänotyp nicht auf Basis natürlicher Selektion entstanden wäre. Man kann als Mensch derlei Ruten jetzt aus verschiedenen Gründen wegzüchten (ich bin kein Orthopäde), aber per se ist das ein durch natürliche Einflüsse entstandener phänotyp Hund.

    • Häh?

      Also ich spreche Mal nur für mich. Deine Meinung ist alles andere als unerwünscht! Ich habe nur etwas richtig gestellt, nämlich das ich (bewusst) nicht nur von Hundefriseuren, sondern eben auch von Physio gesprochen hab.

      Ich verstehe vollkommen, das das ein emotionales Thema für dich ist! Aber wir hatten auch schon privat Kontakt und ich hab dir genauso geantwortet wie allen anderen. Auch lehne ich nicht komplette Rassen ab. Aber eben Hunde, deren Leid ich einfach nicht mehr ertrage.

      (Es gibt übrigens haufenweise Hundefriseure, die bestimmte Rassen/Mixe nicht machen. Aus verschiedenen Gründen. Viele machen keine großen Hunde, andere keine Trimmrassen, andere weigern sich, Doodle zu behandeln. All diese Hunde haben ein Recht, behandelt und gepflegt zu werden.)

    • hatte Hunde (Mehrzahl...) mit Madenbefall im Salon, die ich gemeldet habe. Da hat niemand reagiert. Sind ja zum Hundefriseur gegangen 🤷🏻‍♀️ ähnliches mit zu langen Krallen, mehrfacher Verfilzung, unbehandelten Tumoren.

      :shocked: Was sagen denn in solchen Fällen die Besitzer zu dem Zustand ihres Hundes?

      Man findet 1000 Ausreden und lächelt etwas unangenehm berührt und kommt dann aus Scham nie wieder.

    • Ich finde es total nachvollziehbar, dass sich ein QZ-Besitzer abgelehnt fühlt, denn genau das passiert ja. Ich frage eine Praxis an, die behandelt meinen Hund nicht. Wenn der Grund ist, dass gerade gar keine neuen Patienten genommen werden, dann trifft mich das nicht persönlich. Ist der Grund, dass mein Hund aufgrund seiner Merkmale und Eigenschaften abgelehnt wird, muss ich mit der Ablehnung erstmal umgehen können, auch wenn ich dann noch jemanden finde, der mein Tier behandelt. So eine Ablehnung fühlt sich "persönlicher" an, weil nicht alle Patientenbesitzer gleichermaßen betroffen sind.

      Es ist in der Tat meistens geschickter "falsche" Begründungen vorzuschieben. Meine Physio hat dann eben keinen Termin mehr frei. Was meistens nicht Mal vorgeschoben ist, sondern oft sogar der Wahrheit entspricht.


      Ich kenne kaum Selbstständige aus allen möglichen Bereichen, die von der Möglichkeit nicht Gebrauch machen, Kunden nach den eigenen Gesichtspunkten zu selektieren, wenn ihnen diese Möglichkeit zur Verfügung steht. Da geht es dann um Bereiche, in denen man länger und für mehrere Termine im Kontakt steht.


      Ich finde das absolut nachvollziehbar. Als Selbständiger hat man in der Regel eine deutlich höhere Arbeitsbelastung als viele Angestellte. Man tanzt dabei eh schon permanent am Rand seiner Kapazitäten. Dass man sich dann zusätzliche emotionale Last fern hält, finde ich nur gesund.

    • -Ann- du fändest es also besser, wenn die Physio auch Qualzuchten behandelt, obwohl sie weiß, dass sie es mental nicht erträgt, tagtäglich zu sehen, wie diese Hunde sich quälen und unermessliches Leid ertragen müssen, das man nicht lindern kann?


      Du fändest es also besser, dass sich die Physio mental kaputt macht für ein Leid, das sie nicht erzeugt hat und das nicht in ihre Verantwortung fällt?


      Dass sie sich mental so kaputt macht, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben kann, überhaupt keinem Hund mehr helfen kann und ihre Existenzgrundlage verliert?


      Nur, weil jemand unbedingt nen Hund halten muss, der sich sein Leben lang tagein tagaus quält und dessen Leid man nicht lindern kann.. weil sich so mancher irgendwie dran zu ergötzen scheint, wenn er einen möglichst stark pflegebedürftigen Hund hat..


      Ja, klingt total sinnvoll, stimmt :lepra: :ironie2:

    • Dann gehen die Besitzer von QZs eben nicht mehr zu Tierarzt, Physio und Friseur. Dann sagt ihnen auch keiner mehr, dass es ne Qualzucht ist.

      Alle Menschen maximal emotional entspannt.

    • miamaus2013


      Wenn das jemand so machen will, kann er das ja. Genauso wie jeder ja bei beliebig vielen Themen wegschauen kann.


      Is menschlich.


      Is halt so.


      Muss man nur nicht besonders doll finden.


      Gibt halt auf Social Media nicht nur den Hype, dass nichts mehr kritisiert werden darf, sondern Leute auch förmlich zerfleischt werden, weil sie es wagen andere damit zu konfrontieren, dass es Menschen und Tiere gibt, denen es RICHTIG schlecht geht.

      Nicht nur so: „Jeder hat das Recht wegen nem eingerissenen Fingernagel auszuflippen. Schmerz und emotionaler Stress sind individuell. Wenn sie das so empfindet, dann ist sie der Nabel der Welt.“


      Und plötzlich gibt’s ne Leidensverschiebung.


      Die RICHTIG Armen sind dann die, die Anderen beim Leiden zuschauen „müssen“.

      Und die Nachbarn dieser Hunde erst… sind wir nicht so arm…


      Soll jeder für sich entscheiden sich zu schützen. Tun ja auch genügend.


      Aber könn wir dann wieder über die reden, die nicht nur gefühlt keine Luft kriegen und bei BSV Schmerzen wie Messerstiche haben?


      Helfer Burn Out wär dann ein andere Thread.

      Da gibt’s übrigens auch Angehörige, die für ihre Tätigkeit nicht mal gezahlt werden und nicht wegschauen können, weil‘s um ihre Liebsten (Hauptbezugspersinen) geht.

    • weil sich so mancher irgendwie dran zu ergötzen scheint, wenn er einen möglichst stark pflegebedürftigen Hund hat..

      Dieser Satz ist, direkt an Ann gerichtet, wirklich daneben, finde ich. Boah, wie unsensibel kann man sein.

      :no:


      Es wurde in einem dieser Threads mal Studien dazu gepostet, dass besonders Besitzer von Qualzuchtrassen ein gewisses „Faible“ für die über das normale Maß hinausgehende Pflegebedürftigkeit ihres Hundes haben. Was wohl auch mit ein Grund dafür sein soll, warum sich Besitzer immer wieder eine Qualzuchtrasse anschaffen, obwohl ihre Hunde auch in der Vergangenheit schon massive gesundheitliche Probleme hatten und man ja eigentlich denken würde, man versucht dann eine andere Rasse um das eben nicht noch mal zu erleben.

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