Qualzuchten IV

  • Erst mal ist brachycephal ja nur eine Beschreibung einer von mehreren möglichen Kopfformen.


    Ist denn wirklich gesichert, dass Rund/Kurzköpfigkeit per se immer Probleme macht? Tut sie das ja nicht bei jeder Spezies.


    Und muss man nicht vielleicht aufpassen, Variation zu generell zu pathologisieren?


    Meinem Verständnis nach ist ein großer Problembereich an Kurzköpfigkeit beim Hund BOAS, also verschiedene, den gesamten Respirationstrakt betreffende Symptome und Krankheitsbilder, die nicht sicher nur anatomisch bedingt sind. Gewebewucherungen, mangelnde Knorpelfestigkeit in den "Haltespangen" der Luftröhre etc., das sind ja Bereiche, die zusätzlich auch eine genetische Komponente haben könnten. Und bei Rassehunden muss man sich ja selten wundern, warum 4567% von irgendwas betroffen sind, wenn eh die Mutter die Großtante ist oder so.


    Etwas überzeichnet gesprochen und keineswegs Probleme negieren wollend. Extremer Zwergwuchs etc macht ja auch Probleme, wie nicht proportionale Schrumpfung von machen Körperteilen.


    Aber wenn zb Rassen wie der Shar Pei in einem varierenden Ausmaß, genetische Veränderungen der Hyaloronbildung mitbringen, was, wenn manche Kurzköpfigkeits- und Kleinwuchsthemen auch sowas sind? Dann hät es ja nicht nur mit der Form zu tun.


    So wie bei manchen kurzbeinigen Hunden nicht automatisch der in Relation lange Rücken anfällig für Bandscheibenprobleme macht, sondern das explizit auch ne erbliche Komponente hat, wem es die Bandscheiben raus haut und wem nicht.


    Dass extreme Ausprägungen selten positiv sind, ist so gut wie bei allem im Leben so.


    Weiß man aber zb gesichert, ob BOAS und andere Kurzkopfsachen immer so extrem vertreten waren wie jetzt, oder ob es mal tatsächlich gesündere Kurzköpfe gab? - ihre Existenz ist ja nicht neu.

    • Neu

    Hi


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    • Grundsätzlich ist es in der Theorie wahrscheinlich möglich, kurze Schnauzen ohne Probleme zu haben - würde man das Innenleben des Schädels auch reguliert bekommen.

      Es gibt ja auch Tiere mit sehr kurzen Schnauzen ohne Probleme, viele Marderartige z.B.


      Wenn man aber nur einen Punkt herauspickt, wie eben die Hemmung des Wachstums des knöchernen Schädels, dann wird das so nicht funktionieren.

    • in der Evolution geschah Kurzschnauzigkeit ja vermutlich auch nicht innerhalb weniger Jahrzehnte, sondern im verlauf eines langen Zeitraums, wo sich nicht nu das Aussen anpassen konnte, sondern eben auch das Innen

    • Selbst wenn man das Innenleben der Schnauze züchterisch an die Länge anpassen könnte, sodass die Atemwege frei blieben, so bliebe immernoch das Problem der schlechteren Thermoregulation, denn in eine kurze Nase passt nunmal weniger Nasenschleimhaut.


      Deshalb finde ich auch, dass sich verschiedene Spazies hier nicht miteinander vergleichen lassen. Menschen haben auch extrem flache "Schnauzen", aber wir kühlen uns ja auch nicht primär über diese.

    • Es reduziert sich halt immer und immer wieder auf das zugrunde liegende Problem der Zucht:

      Man sollte nicht (nur) auf eine gewisse Optik selektieren!


      Anders als mit genauen gesetzlichen Regelungen geht es einfach nicht.

    • Der Shippeeke hat auch trotz sehr geringere Größe eine Normales Schädel Schnauzen Verhältnis. Der Australische Terrier auch. Sie haben dann halt nicht so das Kindchenschema.

    • Welche brachyzephale Rasse würdest du denn als gesund bezeichnen?

      Ich glaube, du verstehst gerade was falsch.

      Die Aussage oben war, dass Boxer toll sind wegen ihres Wesens und für Terry-lis würde er in Frage kommen. Aber zu viele andere Krankheiten stören sie. Wenn es nur die brachyzephalie wäre, würde sie vielleicht einen Boxer kaufen. Und das sind ja die gleichen Aussagen, die Leute mit Frenchys treffen. Das Wesen wäre so toll, da nimmt man die brachyzephalie in Kauf. Und Frau Zerb und Monstertier bezogen sich genau auf diese Aussage.

      Wobei man dazu sagen muss dass die Rasse selbst dann nicht allzu weit oben steht.

      Ich meinte damit keineswegs dass ich die Kurznasigkeit OK finden würde. Selbst wenn da als Problem "nur" die Brachyzephalie wäre würde meine Wahl eher auf andere Rassen fallen. Weil ich es nicht gut finde, es auch nicht schön finde, und andere Rassen nunmal besser finde.


      Zumal ich behaupten würde dass die meisten Menschen die sich für nen Brachyzephalen Hund entscheiden das ja irgendwie ansprechend finden.

    • Ich mag das Wesen beim Boxer auch sehr gerne. Optisch ist der Kopf nicht meins und je nach Körperbau auch der weniger. Aber wie gesagt, charakterlich toll.

      Einziehen wird hier auch nie einer , allein schon weil mich die Gebisskontrolle auch bei den äußerlich gemäßigten Vertretern nachhaltig auf den Boden der Tatsachen geholt hat .

      Plus noch der ganze andere Rest gesundheitlich .

    • in der Evolution geschah Kurzschnauzigkeit ja vermutlich auch nicht innerhalb weniger Jahrzehnte, sondern im verlauf eines langen Zeitraums, wo sich nicht nu das Aussen anpassen konnte, sondern eben auch das Innen

      Ja, aber auch kurzschnauzige Hunde gibt es nicht erst seit Jahrzehnten.

      Nichtnasige Hunde sind wohl neuer.


      Betroffen von BOAS können beide sein. Beschrieben worden ist BOAS in der Wissenschaft (bild ich mir ein), verhältnismäßig spät. Auch bei anderen Kurzkopfthemen wie Syringomyelie - ich zitiere aus "Hab ich glaub ich an mehreren Stellen so in der Art gelesen" - gab es möglicherweise einen Anstieg bzw Rassen in denen es plötzlich vermehrt vorkommt, so ab den 80ern, 90ern oder so und das nicht zwingend in Zusammenhang mit "Einfach bessere bildgebende Diagnostik".


      Oder Hunde, die sich nicht selbstständig fortpflanzen können - die haben sich vor Fortschritten in der Reproduktionsmedizin ziemlich selbst aussortiert. Die Kaiserschnittrate bei manchen Rassen/Typen wird 1634 noch nicht besonders hoch gewesen sein.


      Daher frage ich mich trotzdem manchmal - sind manche Dinge nicht auch erst später dazu gekommen oder schlechter geworden und eher Resultat von Zuchtpraktiken, denn rein von bestimmten Körperformen? (Jetzt mal von überhaupt nur noch nen ballförmigen Kopf am Hals abgesehen).


      "Ich züchte wieder mehr Nase, dann passt wieder alles", die Rechnung geht ja auch nicht auf.


      Einfach so dahin gesponnen: wenn manche Ausprägungen schlichtweg Erbdefekte wären - und es scheinen ja unterschiedliche Kurzkopfrassen von jeweils unterschiedlichen Symptomen stärker betroffen (und manche, wie Keilwirbel beim Bully haben noch nicht mal mit dem Kopf zu tun( dann sind auch Kreuzungsversuche nicht ganz ohne. Damit holte ich schlimmstenfalls die "erbliche Knorpelbildungsmissbildung", Gaumensegelwucherung, wasauchimmer in Rassen, die nicht betroffen waren.


      Ganz vielleicht wäre manches an der BOAS Symptomatik auch bei Langnasenhunden möglich, sie ham nur den Defekt noch nicht, der den anderen durch Selektionspraktiken angezüchtet wurde.


      Schlichtweg so dahingedacht. Man sollte sich vielleicht nur nicht zu sicher sein, dass mit keine extremen Kurzköpfe mehr, die Welt garantiert wieder in Ordnung ist.

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