Qualzuchten IV

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    • sind die Tierheime voll mit aus DE stammenden Mischlingen, bei denen online drunter steht, dass es nicht ganz definierbar ist, welche Rasse noch drin steckt.

      Bis ein Hund im Tierheim ist, geht oft viel Information über ihn verloren. Vom Welpenerzeuger über den Käufer und eventuell noch weitere Zwischenbesitzer bis zum Tierheim. Längst nicht alle interessieren sich für die Herkunftsrassen von Mischlingen so wie vielfach hier im Forum. Wenn es diese Herkunftrassen überhaupt so klar abgegrenzt gibt.


      Wer seine Mixhündin mal Welpen haben läßt oder wenn Nachbars Mischling den Weg über den Gartenzaun findet, da sind zwar die Eltern als Individuen bekannt, aber deren Rassen nicht unbedingt oder nur vom reinrassigen Elternteil.


      In älteren Hundebüchern, auch noch nach dem zweiten Weltkrieg, wird es quasi als normal empfunden, daß einem die Rüden bis zur Haustür nachlaufen, wenn man mit einer läufigen Hündin vor die Tür geht.

      Ich habe das - städtisch wohnend - weder mit Cara noch mit Nuja, meiner Schäferhündin auch nur ein einziges Mal erlebt. (Nuja lebte in den frühen Achziger Jahren des letzten Jahrhunderts.) Natürlich mußte ich hier und da mal einen Rüden abwehren, aber da war immer der Besitzer irgendwo in der Nähe und hat ihn wieder eingesammelt.


      Es hängt damit zusammen, daß streunende Hunde in Deutschland heute eine Ausnahme sind. Nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land werden Hunde beiderlei Geschlechts heute ganz überwiegend gesichert.

      Ausnahmen gibt es natürlich immer mal.


      Wer wissen will, wie die Verhältnisse vor der Zeit des allumfassenden Autoverkehrs waren, der lese Konrad Lorenz' Buch "So kam der Mensch auf den Hund". Da findet sich nicht nur die eindrucksvoll illustrierte Beschreibung eines Spaziergangs mit läufiger Hündin und großem Rüdengefolge, sondern im allgemeinen Lobpreis der Hündinnen (vor den Rüden) wird auch erwähnt, daß regelmäßige Ups-Würfe quasi die unvermeidliche Folge der Hündinnenhaltung sind und gegebenenfalls im Bekanntenkreis zu verschenken wären.

      Das waren noch ganz andere Zeiten! :roll:

    • Eigene Ziele in Verbindung mit Zucht hat so einen Beigeschmack. Ziel sollte doch sein, gesunde (sowohl körperlich als auch mental) hervorzubringen.

      Und das schließen eigene Ziele jetzt warum aus?

      Es kann zum Beispiel ein eigenes Ziel sein, eine moderate Fellmenge zu bevorzugen, sich größentechnisch am unteren oder oberen Standard zu orientieren, weniger Stop zu bevorzugen, ein bestimmtes Wesen und Eigenschaften zu präferieren (ich mag zum Beispiel keine Quietscher), und so weiter und so fort.


      Nichts davon schließt einen gesunden Hund aus. Vor allem, wenn man leistungsfähige Hunde züchten will. Ehrlich, mir ist das zum Beispiel super wichtig. Es stecken Jahre an Arbeit in gut ausgebildeten Hunden, mit Krankheiten schießt man sich doch selbst ins Bein. Und Hunde die möglichst lange gesund und einsatzfähig bleiben sind Gold wert.


      Kranke Hunde zu züchten kann man sich nur erlauben, wenn man leistungsfähigkeit nicht benötigt.

    • Es kann zum Beispiel ein eigenes Ziel sein, eine moderate Fellmenge zu bevorzugen, sich größentechnisch am unteren oder oberen Standard zu orientieren, weniger Stop zu bevorzugen, ein bestimmtes Wesen und Eigenschaften zu präferieren (ich mag zum Beispiel keine Quietscher), und so weiter und so fort.

      Genau so wie du diese individuellen Ziele beschreibst, kommt es zu Qualzuchten im weiteren Verlauf; Die extremen Kurzschnauzen sind genau durch diese "Vorliebe" entstanden, indem eben möglichst kurzschnäuzige Elterntiere miteinander verpaart wurden.


      Genau diese Orientierung an den Extremen des Standards - und das betrifft eben nicht nur Äußerlichkeiten, sondern auch Wesen und Eigenschaften - sind irgendwann genetisch so verankert, dass sie weitervererbt werden.

      Auch hier ist das beste Beispiel wieder die extreme Kurzschnäuzigkeit mit ihren inneren Fehlentwicklungen der Atemwege, die eben nicht garantiert weg sind, wenn die Nachkommen als Elterntiere eine Kurzschnauze und eine Langschnauze haben.


      Das Ziel bei Zucht muss Ausgewogenheit sein, nicht in den Randbereichen der Standards, sondern innerhalb eines Spektrums um die MITTE.


      "Höher, weiter, schneller - koste es was es wolle!" scheint irgendwie überall im Leben die erstrebenswerteste Devise zu sein (wobei höher, weiter, schneller natürlich ersetzt werden muss durch hündische Attribute, wie "felliger, massiger, aggressiver" z. B.).


      Was dabei zu leicht vergessen wird: Die Fokussierung auf eines, oder wenige Merkmale, und das Bestreben diese besonders ausgeprägt zu züchten, hat Auswirkungen auf andere, nicht im Fokus stehende Merkmale.

      Das Ergebnis ist Unausgewogenheit des gesamten Organismus, der sich vielfältig zeigt.


      Zucht ist eine Nutzen-Kosten-Rechnung: Welchen Nutzen ergibt das Zuchtziel, und welche Kosten entstehen beim Erreichen dieses Ziels?


      Auch hier am einfachen Beispiel: Der Nutzen extremer Brachyzephalie ist das für ein entsprechendes Klientel erstrebenswerte Puppy-Gesicht - die Kosten sind Beeinträchtigungen in der Atemfunktion.


      Den Nutzen haben Züchter und Käufer - die Kosten "zahlt" der Hund.

    • Das sehe ich etwas anders - Moros Züchterin hat zum Beispiel besonderen Wert auf ruhige Hunde gelegt - deswegen hat sie doch nicht alles andere außer Acht gelassen

    • Es sind aber nicht alle Rassen Brachyzephal und nicht alle Menschen streben immer direkt höher, schneller, weiter an, nur, weil sie zum Beispiel eine moderate Felllänge oder keilförmige Köpfe bevorzugen.


      Es gibt einfach auch nicht DEN Standard. Der Züchter einer meiner Hunde bevorzugt zum Beispiel sehr korrekt-funktional gebaute Hunde, also nicht korrekt nach Standard, sondern nach Forschung. Wählt gemeinsam mit einer erfahrenen Tierärztin auch entsprechenden Welpen für seine Weiterzucht aus. Das ist ebenfalls eine persönliche Präferenz und diese Beurteilung des Gebäudes entscheidet sogar mit hoher Priorität mit darüber, welche Hündin er aus einem Wurf behält.


      Und obwohl er so auswählt und da auch beim Rüden sehr genau ist, sind die Welpen hinterher keine Klone mit perfektem Gebäude, sondern es gibt ebenfalls wieder eine Spannbreite.


      Jeder Züchter der sich Gedanken macht, wird auch Ziele und Vorstellungen haben, was er mit einer Verpaarung erreichen möchte.

    • Ich finde auch nicht, dass man das so einfach sagen kann. Persönliche Ziele eines Züchters sind doch sogar extrem wichtig. Denn so entsteht auch innerhalb der Rasse ja eine gewisse Varianz und eine gewisse Balance zwischen "Extremen", da eben nicht jeder Züchter auf das Gleiche Wert legt und der Fokus durchaus unterschiedlich ist.


      Mir ist zum Beispiel der "Rassetyp" nicht so wichtig, aber ich hab einfach ein Faible für gute Anatomie.

      Für andere Züchter ist das aber ein zentrales Kriterium für die Partnerwahl.


      So oder so - eine gewisse Varianz und Visionen einzelner Züchter müssen auf gar keinen Fall negativ für die Rasse sein.


      Negativ für die Rasse sind unlogische Ausschlusskriterien, keine Begrenzung der Decksprünge, zu viel Freiheit beim Thema Gesundheit und Übertypisierung.

    • Das sehe ich etwas anders - Moros Züchterin hat zum Beispiel besonderen Wert auf ruhige Hunde gelegt - deswegen hat sie doch nicht alles andere außer Acht gelassen

      Das von mir fett hervorgehobene ist genau der Punkt, um den es mir geht: Bei der Fokussierung auf den Aspekt "ruhige Hunde" eben nicht die anderen Aspekte außer Acht zu lassen.


      Was auch zu unterscheiden ist: Irgendwo wurde mal das Argument angebracht, Zucht muss ein längerfristiges, planvolles Projekt sein.


      Am Beispiel des Merkmals "Ruhe": Du suchst für deinen Zuchthund einen ruhigen Zuchtpartner.

      Aus der Nachzucht behälst du mindestens einen Welpen, der das Merkmal "Ruhe" gut ausgeprägt mitbringt.

      Für diesen suchst du dann wieder einen Zuchtpartner (zu gegebener Zeit), der auch das Merkmal "Ruhe" mit bringt.


      So festigt sich über mehrere Generation diese Merkmalsausprägung "Ruhe", und das Ergebnis sind dann Hunde, die sehr ruhig sind.


      Irgendwann stellst du fest, dass bei der immer stärkeren Ausprägung auf das Merkmal "Ruhe" andere Eigenschaften, die vom Rassestandard her eigentlich erwünscht sind, nicht mehr so ausgeprägt, oder gar überhaupt nicht mehr vorhanden sind, geringe jagdliche Motivation z. B., oder Wildschärfe.


      Das passiert, wenn über diese langfristigen Zuchtziele der Blick auf die Gesamtheit verloren geht.

    • So oder so - eine gewisse Varianz und Visionen einzelner Züchter müssen auf gar keinen Fall negativ für die Rasse sein.

      Das meine ich mit Orientierung an einer Ausgewogenheit.


      Wenn Varianz und Visionen ins Extrem gehen, geht die Ausgewogenheit der jeweiligen Rasse verloren.

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