Intuition oder Wissenschaft in der Hundeerziehung?
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Es gibt meiner Erfahrung nach schon Leute, die einfach ein Händchen für Hunde haben, ohne dass sie sich dazu explizit Wissen erwerben mussten. Das sind aber in meinen Augen doch eher Ausnahmen. Bei den meisten in meinem Umfeld, bei denen es so locker flockig läuft, ist es eine Mischung aus Glück gehabt und mehr oder weniger großen Scheuklappen. Was von sich aus klappt, gut (weil der Hund z. B. einfach sozialverträglich, gemütlich, ohne Jagdtrieb etc. ist), der Rest wird entweder nicht gesehen oder sich schöngeredet.
Bauchgefühl ist halt immer so eine Sache, ich habe mal gelesenen, Bauchgefühl wäre Wissen+Erfahrung, auf welches quasi unbewusst zugegriffen wird. Dabei unterscheidet das Gehirn aber nicht, woher die Infos kommen. Wenn als "Wissen" also nur haarsträubende Pseudoweisheiten vorhanden sind, die man irgendwo mal aufgeschnappt hat und aus Mangel an echten Erfahrungen auf welche in ähnlichen Situationen zurückgegriffen wird, kann halt auch beim Bauchgefühl nicht viel Gescheites heraus kommen.
Ich bin daher ein großer Freund davon, als HH zumindest halbwegs sattelfest in Lerntheorie zu sein (ist ja nun beim besten Willen nicht kompliziert), sich mit Körpersprache beschäftigt zu haben etc. Damit entwickelt man mit der Zeit ganz automatisch ein gutes Gefühl für Hunde, wenn einem vieles in Fleisch und Blut übergeht.
Es mag natürlich auch HH geben, die schon vor der Anschaffung 20 Bücher gelesen und 10 Trainer kontaktiert haben, die bei jedem kleinsten Schritt überlegen, ob das jetzt so richtig ist und den Hund damit kirre machen. Sowas kenne ich allerdings tatsächlich nur aus dem Forum.
Übrigens war mein erster Hund überhaupt nicht easy und problemlos, und ich denke, vieles wäre uns "erspart" geblieben, hätten wir uns nicht erst mit Intuition versucht, da durchzuwursteln.
Hund Nr. 2 ist hingegen ein Kandidat, mit dem das gut geklappt hätte. "Tut nix", sucht keinen Streit, jagt halt wie Sau aber mei, die kommt ja immer wieder und erwischt ja sowieso nix, dazu ein Hund, die bei Stress eher dicht macht und dann gut erzogen aussieht (auch wenn sie grad einfach nur fertif mit den Nerven ist).
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Ich bin eindeutig kein intuitiver Mensch und habe kein natürliches Bauchgefühl zum Hundetraining.
Ich erarbeite mir alles. D.h. nicht das ich inzwischen nicht intitiv Situationen einschätzen kann - aber das ist alles erlerntes Verhalten.
Ich finde zumind nicht, dass mich das zu einem schlechteren Hundehalter macht, als andere.
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Ich hab als erstes gedacht - Wissenschaft, natürlich. Ich war schon als Kind von allen Tieren, der Evolution, der Zucht von Haustieren, der Biologie allgemein und auch der Verhaltensforschung interessiert. Und habe meine Erkenntnisse angewandt. Aber andererseits… mit Hunden hatte ich auch intuitiv immer einen entspannten Umgang. Oft reagiere ich automatisch richtig ohne darüber nachzudenken. Und nehme andere Wege. Wenn ich mich erinnere, wie ich mit meinem Labi umgegangen war… hui nach weiteren Erkenntnissen weiß ich ganz genau dass ich einfach nur Glück mit ihm hatte. Ich dachte immer ich sei so toll dass ich ihm ohne Leckerlis beigebracht habe bei Fuß zu laufen… Tja, neulich in alten Papieren geblättert und Hootchs Herkunft wieder in Erinnerung gebracht. War aus dem Tierheim - aber sein Vorbesitzer, und er hatte nur einen gehabt, war Jäger. Der gute Hootch war ein ausgebildeter Jagdhund gewesen. Kein Wunder dass er so führig war. Ich war bloß die einzige Person bei der er es war 🤣 Aber mit ihm war ich fast rein intuitiv. Da habe ich nichts mit Wissenschaft gemacht. Damit habe ich dann erst im Studium so richtig begonnen, und das Wissen dann bei Freki richtig einsetzen können (was bei ihr, im Gegensatz zum Labi, sehr notwendig war).
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Das Thema finde ich echt auch sehr interessant und hat mich wirklich nochmal zum Nachdenken gebracht. Im Gegensatz zu vielen hier, war mein erster Hund kein Selbstläufer. Beim ihm hatte ich vorher ganz viel gelesen, alles, was ich damals ohne Inet in die Hände bekommen habe (ja, auch Trumler usw.). Trotzdem war es eher ne mittlere Katastrophe.
Inzwischen denke ich, dass ich an mich und meinen ersten Hund viel zu hohe Ansprüche hatte. Übel genommen hat er es mir nicht, da es ein sogenannter „harter Hund“ war.
Beim 2. Hund war ich schon viel gelassener, nach dem Motto: So schlimm wie beim ersten wird es nicht mehr, einfach undenkbar, haha. Trotz Internet habe ich mich eigentlich nur rassetechnisch informiert. Die Erziehung lief nebenher und ja, ich hatte viel weniger Ansprüche. Ein Grundgehorsam hat mir gereicht, wichtiger war mir, dass ich den Hund einschätzen konnte, um entsprechend richtig zu agieren/reagieren. Ja, ich habe auch mal Fünf gerade sein lassen, war nicht übermäßig konsequent und hatte eben auch das Glück das komplette Gegenteil meines ersten Hundes zu bekommen, sehr schnell und leicht beeindruckbar, sensibel und leichtführig.
Jetzt ist es eher eine Mischung und ich passe mich und mein Wissen dem Hund an.
Authentizität finde ich auch sehr wichtig, sonst nimmt dich der Hund einfach nicht ernst. Autorität spielen ist unmöglich und versucht man es, verunsichert man den Hund nur. Man sollte schon die richtige Erziehungsmethode für sich finden, Angebot gibt es ja genug.
Und ja, manchmal sieht es bei anderen super leicht aus, aber man weiß nur selten wie viel Arbeit dahinter steht, bzw. welche anderen Baustellen sie dafür haben. Mein erster Hund z.b. war super leinenführig, den konnte ich in die volle Innenstandt mitnehmen, der hat niemals die Nerven verloren. Außer wenn er allein bleiben sollte. Drama pur (aber das sieht man nicht, wenn man uns schön gemütlich draußen schlendern gesehen hätte).
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Für mich ist da kein "oder". Für mich sind Wissen und Intuition nicht wirklich voneinander zu trennen. Wobei das nicht stimmt. In der theoretischen Überlegung sind sie von einander trennbar, aber nur da. Im Alltag mit Hund wirkt immer beides zusammen.
Ich hatte mal eine Lehrerin, die immer wieder von "Verinnerlichen" des Gelernten sprach. Damals hatte ich keine Ahnung, was das sein soll. Jetzt, knapp 40 Jahre später, glaube ich zu verstehen, was die damals meinte.
Intuition ist sowas wie verinnerlichtes Wissen. Der einzige Vorteil der "reinen Intuition" ist, dass man sich wenig Gedanken machen muss, ob das vorhandene Wissen als Grundlage ausreicht. Wenn man aber mehr Wissen will, dann ist es schon etwas Arbeit, dieses neue Wissen so zu verarbeiten, dass es zu Intuition wird bzw. zu besserer Intuition führt. Denn Wissen kann erst dann sinnvoll in Handlung umgesetz werden, wenn ich nicht immer erst lange nachdenken muss, welche Aktion jetzt objektiv betrachtet die beste ist. Ich muss also in der Lage sein, vorhandenes Wissen intuitiv anzuwenden.
Im Fazit möchte ich Pfeffernaserls Schlussatz noch die Gegenrichtung zufügen:
Intuition geht nicht ohne Wissen und ohne Lernen.
Gleichzeitig ist Wissen ohne Intuition nicht anwendbar. Es bleibt reine Theorie.
Und das sage ich, die ich fast immer ausschließlich in der Theorie gut bin.
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Gleichzeitig ist Wissen ohne Intuition nicht anwendbar. Es bleibt reine Theorie.
Das versteh ich nicht, kannst du das erklären?
Wenn das Auto 3000 Umdrehung erreicht, muss ich hochschalten, das ist erworbenes Wissen. Wie kommt da die Intuition ins Spiel?
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Wenn das Auto 3000 Umdrehung erreicht, muss ich hochschalten, das ist erworbenes Wissen. Wie kommt da die Intuition ins Spiel?
Das man irgendwann nicht mehr nach Tacho sondern nach Motorgeräusch fährt?
(Nur so als Idee?)
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Würde ich jetzt genauso als Beispiel nehmen.
Am Anfang lernt man beim Führerschein die Theorie, dann bei den ersten Fahrstunden das Wissen in die Praxis umzusetzen, dann sammelt man während unzähliger Fahrten Erfahrung, irgendwann geht das Autofahren ja dann Automatisch, zB Kupplung treten&Schalten, Blinker setzen....
Und auch wenn man es noch nie vorher hatte- rein intuitiv weiß man, dass mit dem Auto was nicht stimmt, wenns klackert, unrund läuft etc.
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Und dann wechselt man das Auto, will gekonnt den Blinker setzen und die Scheibenwischer bewegen sich ....
Hab ich mir erzählen lassen
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Für mich eher so wenn ich nur die alten wählscheiben Telefone kenne
Und dann in einem Raum ein mir bis dahin unbekanntes tastentelefon vorfinde
Und damit ohne große denkprozesse telefonieren kann
Grösser ist die Leistung das als nächstes auch ganz selbstverständlich
mit einem Handy zu tun
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