Intuition oder Wissenschaft in der Hundeerziehung?

  • Und dann wechselt man das Auto, will gekonnt den Blinker setzen und die Scheibenwischer bewegen sich .... :headbash:


    :smiling_face_with_halo: Hab ich mir erzählen lassen

    Oder der Tankdeckel ist plötzlich auf der "falschen" Seite. |)

  • Gleichzeitig ist Wissen ohne Intuition nicht anwendbar. Es bleibt reine Theorie.

    Das versteh ich nicht, kannst du das erklären?

    Wenn das Auto 3000 Umdrehung erreicht, muss ich hochschalten, das ist erworbenes Wissen. Wie kommt da die Intuition ins Spiel?

    In dem Moment, in dem du nicht mehr darüber nachdenkst. In dem Moment, in dem du gar nicht mehr bewusst auf die Drehzahl schaust sondern einfach schaltest. Automatisch. Intuitiv.

  • Ihr Wortzerdröslerinnen.

    Kommt übrigens aus dem mittellateinischen und heißt in etwa "aus der Anschauung" - komisch, wie sich das in der Bedeutung verändert hat. Ist das dann so eine Art inkorporiertes Wissen?


    Aber so großartig ich eure Definitionen finde - bei meinem ersten Hund hatte ich das nicht. Das war kein "ich kann das automatisch einschätzen weil ich's so oft gesehen/gemacht hab". Ich bin mit zwei Yorkshire Terriern aufgewachsen und habe dabei exakt nichts über Hunde gelernt weil die einfach nicht gelesen wurden. Die hingen an der Flexi und haben gemacht, was sie wollten und wenn ich die als Kind voll schlimm behandelt habe, hat mir auch nie jemand gesagt, dass ich das lassen soll.

    Ich war also bei Luna ein nahezu unbeschriebenes Blatt.

    Ich war mit ihr ein paar Mal in der Hundeschule im Dorf, wo man solche Sachen wie den Alphawurf und Anbrüllen und an der Leine hochreißen gelernt hat.

    Und ich weiß noch, dass ich mir davon nicht viel angenommen habe weil's mir zu brutal war - aber auch nicht gar nichts.

    Und ich war viel mit irgendwelchen Punks unterwegs, die auch überwiegend sehr hart mit ihren Hunden waren.

    Ich war nicht so hart mit Luna aber sicher in vielen Fällen ungerecht.

    Zu grob - und gleichzeitig in anderen Bereichen zu lasch.

    Vermutlich hatte ich echt einfach riesiges Glück mit ihr und weder Intuition, noch Instinkt, noch Wissen.


    Und es ist einfach nie irgendwas passiert. Die war einfach lieb, hat sich mit allem und jedem verstanden oder zumindest arrangiert...

    Und so kam es dann, viele Jahre nachdem wir Luna geholt hatten, auch immer wieder zu solchen Szenen:

    Klein Momo (na gut, da bestimmt auch schon 20 und nicht mehr klein) mit Luna (weiß), ihrer Tochter Elodia (schwarz) und Jagdschwein Lotte (Basset Fauve) im Wald. Ich hab da nur eine Leine umgebunden. Und es ist gut vorstellbar, dass ich wirklich nur diese eine (für Lotte) dabei hatte.


    Ich mein - welches Gottvertrauen hat mich denn damals beseelt, dass das gut geht?

    Wenn ich heute mit drei Hunden allein unterwegs bin, hab ich immer alles im Auge, scanne den Wald auf Wild, scanne Gefahrensituationen, mögliche Konfliktsituationen mit anderen Hunden, scanne die Stimmungen udn Intentionen der Hunde - und es hilft uns ja auch. Die jetzigen Hunde entwickeln sich toll. Aber wie kann es denn sein, dass ich das vorher so völlig naiv und zutiefst unbesorgt gemacht habe und es immer gut gegangen ist? Und dabei hatte ich auch viel niedrigeren Puls! :lol:

    Will in meinen Kopf nicht rein.

    Will.

    da.

    nicht.

    rein.

    :tropf:

  • Ich finde, Intuition im Umgang mit Lebewesen ist nochmal was anderes wie der Umgang mit unbelebter Materie. Klar fahr ich auch nach Gefühl Auto, aber in der Rennsemmel meines Mannes muss ich schon auch öfter mal auf den Tacho gucken, sonst darf ich ne Weile laufen xD


    Wissen und Erfahrung ist natürlich immer auch sehr hilfreich, einfach weil Tiere und Menschen unterschiedlich kommunizieren und die Bedürfnisse sich unterscheiden. Da ist es an mir als Mensch, mich zu bilden, um gut für mein Tier sorgen zu können.


    Im Umgang mit Tieren, Pflanzen und Menschen helfen uns aber auch zusätzlich unsere Spiegelneuronen. Sie ermöglichen es uns, zu spüren, was ein Gegenüber braucht und fühlt, und ich behaupte mal, wenn ich mit meinem Tier eng verbunden bin, spüre ich, was es mir sagen will und was es braucht.

    Allerdings ist dieses Gespür auch fehlbar, weil ich schnell auch Dinge auf meinen Hund projizieren kann, die gar nicht da sind. Ist also ein zweischneidiges Schwert. Und gänzlich ohne Ahnung kann die Intuition auch total verkehrt liegen, siehe "Mein Hund freut sich so" während sich er sich gerade die Seele aus dem Leib fiddelt.

  • Ich könnte mir gut vorstellen, dass das altersbedingt ist. Du bist älter geworden, hast Leute kennengelernt, deren Hund gejagt hat und was die erlebt haben und liest im Thema "Nervige Hundehalter" mit. Du bist geprägt worden auf vielerlei Weise und hast dazugelernt. Das verändert uns und wie wir mit Situationen umgehen, glaube ich.


    Wenn ich so drüber nachdenke, wie ich als junger Mensch zb geritten bin... :see_no_evil_monkey: heute nur noch mit Helm und Sicherheitsweste.

    Früher ist der Hund abgehauen zum jagen - ja, blöd halt, aber passiert.

    Heute passiert das nicht, weil Hund an der Leine bleibt. Weil ich weiss, was alles passieren kann, wie das Wild gestresst ist etc.


    Ich würde also sagen, das hat mit zunehmender Reife und dem Erwachsenwerden und Älterwerden zu tun :smile:

  • Aber wie kann es denn sein, dass ich das vorher so völlig naiv und zutiefst unbesorgt gemacht habe und es immer gut gegangen ist? Und dabei hatte ich auch viel niedrigeren Puls

    Du warst überzeugt, dass nix passiert, weil du nicht wusstest, was alles passieren kann.

    Da wäre ein Schlüssel- Authentizität.

  • Edit: eigentlich sogar 2 Schlüssel:


    Selbstvertrauen und Authentizität.


    Abgesehen von völlig schmerzbefreiten HH: wer kennt nicht, was das mit einem macht, der Tag, an dem die Welt plötzlich Kopf steht.

    Noch nie hat der eigene Hund gepöbelt bzw. die eigenen Hunde.

    Noch nie ist da irgendeiner mal angedampft zum Jagen.

    Und dann ist da dieser eine Moment.

    Dieser Aha -Effekt in der Beziehung zum Hund. Der wtf-Moment....

    Der Wissen schafft, was so alles passieren kann, der - ja - auch verunsichern kann, der Vertrauen erschüttern kann.

    Und schon schleichen sich Unsicherheit, Zweifel, Nachdenken, ein und die Maschinerie nimmt ihren Lauf.

    :sweet:

  • Grüße

  • Ich würde also sagen, das hat mit zunehmender Reife und dem Erwachsenwerden und Älterwerden zu tun :smile:

    Das kann man aber auf alles beziehen.

    Wenn ich mir überlege was ich damals bei meinen Kindern alles erlaubt und mit ihnen gemacht habe ohne zu überlegen, würde mir heute bei Kindern die Panik ins Gesicht geschrieben stehen und ich den Weg in die nächste Notaufnahme im Kopf schon durchgehen. Weil ich ganz anders darüber nachdenke was passieren könnte, welche Folgen diese Handlung haben kann. Genauso wie beim Hund.

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