Rückgabe Tierschutzverein

  • Moin Leute,


    seit langem bin ich hier stiller Mitleser. Jetzt möchte ich mir einen Rat von euch einholen. Es geht um das heikle Thema der Abgabe.


    Vorab was zu meinen Gedanken zur Anschaffung. Mein Leben mit einem eigenen Hund zu bereichern stand schon einige Jahre im Raum. Über die Corona Zeit wurden die Überlegungen wieder mal intensiver. Der Hundeboom kam und die gestiegenen Preise wollt ich nicht bezahlen. Ich dachte mir das Geld steck ich lieber an anderer Stelle rein und geb einem Hund aus dem heimischen Tierschutz eine Chance.

    Ich hab lange gesucht, mir hier und da ein Vierbeiner angeguckt, aber so richtig hast nirgends gefunkt. Das Thema war dann wieder einige Zeit vom Tisch. Während dessen hab ich vermehrt auf zwei Hunde aus der Nachbarschaft aufgepasst. Ich hab gemerkt, wie zeitlich flexibel ich meine kommenden Wochen gestalten konnte und hatte noch Urlaubstage. Meinen persönlichen 14-Tage-Alltags-Probelauf mit Hund konnte ich schon testen und lief gut. Beste Vorraussetzungen, also war das Hundefeuer wieder entfacht. Ich weiß nicht mehr wie, aber ich bin durch Zufall auf eine kleine Hündin aus dem Auslandstierschutz aufmerksam geworden.


    Seit einigen Tagen in Deutschland und nur 1h Fahrt entfernt von mir. Sie ist geboren und aufgewachsen in einen Zwinger und wurde dann befreit. Weiter ins Shelter, Pflegestelle Deutschland. Beschreibung zurückhaltend, Alter ca. 6-8 Monate. Ich hab mir etwas über eine Woche Zeit genommen sie kennen zu lernen und täglich eine Runde Gassi zu gehen. Man konnte zusehen wie sie auftaut. Dem Verein habe ich sehr klar kommuniziert, was die Kleine in meinem Alltag erwartet. Leben in der Großstadt, 2-3 Tage Büro und sonst mich in der Selbstständigkeit begleiten. Es ist Zeit da, aber wenig Routine, dafür müsse sie nicht alleine sein.

    Danach habe ich im Internet zum Thema recherchiert und mich auf einer Gassi Runde von einem Trainer begleiten lassen. Mir wurde gesagt, das wird eine Aufgabe, aber nicht unmöglich. Alles eine Sache vom Training. Nun hat ich zwei Wochen Urlaub und hab gutes Feedback in meinem Umgang mit dem Hund und mein Engagement bekommen, was mir meine Bedenken nahm. Gerade der Satz: „Es ist schön das Du dir zwei Wochen frei zur Eingewöhnung nimmst.“ Mir wurde dann noch mitgeteilt, dass es auch noch andere Interessenten gäbe. Ich hab mich dann für die Kleine entschieden, weil ich mir dachte: Noch bessere Umstände kannst du kaum haben und etwas gutes tust du hier auch noch. Vorkontrolle positiv, Schutzgebühr überwiesen und zwei Tage später war es so weit. Heute begleitet sie mich ca 12 Wochen.


    Die ersten drei Wochen bei mir waren für Sie sehr hart. Wir starteten wieder bei Null. Ich bekam schon starke Zweifel ob ich mich richtig entschieden hab. Oft liesst man etwas vom Welpenblues oder das der Hund in den ersten Monaten nur mal auftauen muss. Also Zähne zusammen beißen und weiter durch. Es ging ein Schritt vor, einen zurück.


    An Arbeiten war noch gar nicht zu denken. Ich nahm mir weiter unbezahlten Urlaub, um die Kleine erstmal weiter in Ruhe weiter ankommen zu lassen und sie ganz langsam ans Büro heran zu führen. Erst nach Feierabend allein, Kollegen einzeln kennen lernen, dann mal eine Stunde Alltagsgeschehen. Wie man das halt so macht. In unserem Büro besteht Kundenverkehr. Die Kleine meldet trotz einem Raum Abstand zuverlässiger als der Bewegungsmelder Kunden an, steht unter Dauerstreß. Mein Chef hat sich das ein paar mal angeguckt und seine Hundeerlaubnis revidiert.


    Spaziergänge und Menschenbegnungen konnten wir mit Clickertraining langsam ausbauen. Aber auch hier haben wir einen Bewegungsradius von 200m. Es fällt ihr schwer neue Strecken zu erschließen, auch wenn kein Mensch, Auto oder Hund in Sicht oder Hörweite ist. Alles neue ist bedrohlich. Wir machen also sehr früh morgens eine lange Runde durch den Wald und dein Rest des Tages nur noch 2-3 Pieselrunden, je nach dem wie sie sich fühlt.

    Sie ist mir wenig Umweltreizen schon überfordert. Allgemein nimmt sie draußen kaum Leckerlis an und bewegt sich meist nur im Gelben/Orangen Phasen der Streßampel. Jede freilaufende McDonalds Tüte oder was sich sonst so findet wird schneller verputzt, als ich gucken kann. An einen Abtausch ist nicht zu denken. Was sie findet verteidigt sie. Ihren Magen verdirbt sie dadurch also in regelmäßigen Abständen, was unser Training weiter behindert.


    Bei Hundebegegnungen ergreift sie die Flucht. Freilaufende Schnüffelraudys werden verbellt. Dadurch fallen leider auch zwei meiner Hundebetreuungsoptionen weg. Die dritte war ein befreundetes Nachbarpärchen, die ist mit ihrem Management überfordert und abgesprungen sind. Alleine bleiben ist höchstens für ein Einkauf drin.


    Dazu kommen dann noch die Junghund üblichen Baustellen. Das ganze wurde von einem rein positiv, bedürfnisorientiert Trainer begleitet.


    Nun musste ich feststellen, das das keine Aufgabe von ein paar Wochen mehr ist, wie angenommen. („Was zwei Wochen Urlaub zur Eingewöhnung, das ist ja super“ …jaja) Nach Wochen ohne Bezahlung, Trainer-, Tierarzt- und Mietauto-Kosten sind meine Reserven vollständig aufgebraucht und drauf und dran meinen Job zu verlieren. Meiner Selbstständigkeit hat das ganze natürlich auch seinem Dämpfer verpasst. Emotional bin ich an einer Grenze. Den langen Traum vom Hund, hab ich mir natürlich ganz anders vorgestellt. Ich musste mir hier eingestehen, das ich überfordert bin und mein Exit Point eigentlich schon überschritten ist.


    Der Verwein, welcher sie mir vermittelt hat, machte einen seriösen Eindruck. Auch im Netz könnt ich nichts auffälliges entdecken. Ich hab also mein Problem geschildert und hab mich nicht wirklich ernst genommen gefühlt. Mir ist bewusst das die Menschen dort ehrenamtlich arbeiten. Aber auf meine letzte Antwort warte ich nun schon fünf Tage. In der Vermittlung bekam ich täglich mehrere Antworten.

    Ich bat um eine schriftliche Erlaubis, selbst Anzeigen schalten zu dürfen. Vermittlung natürlich nur über ihre Selbstauskunft - unbeantwortet.

    Welch weiteren Schritte eingeleitet werden - unbeantwortet.

    Im Schutzvertrag habe ich unterschrieben 4-6 Wochen für die suche einer Pflegestelle ein zu räumen. Eine Anzeige haben sie noch nicht online.


    Was kann ich in einem solchen Fall tun? Ich möchte für den Hund den möglich am wenigste schlechten Weg wählen. Wie läuft sowas in der Regel ab? Wie kann ich mich selbst mehr mit einbringen? Habt ihr vielleicht Adressen, an die man sich wenden kann? Für jeden Hinweis bin ich dankbar.

  • Der Verein würde nur aktiv werden, wenn mit dem Hund erneut einfach Geld zu verdienen wäre.

    Scheint nicht der Fall, der Markt ist auch nach Corona gesättigt.


    Ich würde den Vertrag anwaltlich prüfen lassen und nach ok des Anwalts (das wahrscheinlich ist) den Hund selbst verkaufen.

  • Echt schade, das dass so gelaufen ist. Wo kommst du den her ?


    Hört sich aber auch irgendwie so an, das nicht passend trainiert wird. Aber wenn ich das so alles lese, hast du dich schon entschieden sie ab zu geben ?


    LG

  • Aus Berlin. Ja, das war am Anfang ein Problem. Zu priorisieren was trainiert wird, da sie schon genug damit zutun hatte anzukommen. Wir haben uns dann auf Menschenbegegnungen und Bewegungsradius konzentriert.


    Entschieden ist es. Ich kann mir keine EInzelstunden mehr leisten. Mir fällt es durch die Situation auch immer schwer, entsprechend geduldig und emphatisch auf den kleinen Angsthasen zu reagieren.

  • Sie ist eine Auslandssenfkornmischung. Körperbau und Ohren erinnert an Bracke, Kopf/Nackenbereich sind etwas strubbliger und haben was terriermäßiges. Dazu bellt und buddelt sie gern. Aber ist alles nur Vermutung.

  • Das ganze wurde von einem rein positiv, bedürfnisorientiert Trainer begleitet.

    Das ist mir ins Auge gestochen. Könnte dazu beigetragen haben, dass es so schlecht läuft.


    Zum Verkauf des Hundes - ich würde ein Schreiben aufsetzen, in dem ich mitteilen würde, dass ich den Hund nach einer bestimmten Frist zum Verkauf anbieten würde, wenn der Verein ihn innerhalb der Frist nicht zurücknimmt.

    Per Einschreiben hinschicken.

  • IdR sind die Klauseln, dass du den Hund nicht weitervermitteln darfst, rechtlich nicht wirksam. Wenn du ganz sicher sein willst, lass einen Anwalt den Vertrag prüfen.


    Wenn du den Hund definitiv abgeben willst, würde ich auch direkt eine Anzeige schalten. Du kannst der Orga ja noch eine Info dazu zukommen lassen, eventuell rührt sich dann dort jemand und wenn nicht, ist das auch eine Antwort. Ist natürlich äußert bescheiden, wenn es so läuft.


    Ich könnte mir nach deiner Beschreibung allerdings auch vorstellen, dass das Training nicht das richtige für diesen Hund ist. Unsichere Hunde kann man durchaus verunsichern, wenn man zu viel Brimborium um alles macht und Augen zu und durch (natürlich angepasst an das, was der Hund leisten kann) ist in diesen Fällen oft besser, als jeden Schritt zu locken. Falls du sie also noch nicht aufgeben willst (bzw. auch einfach, falls die Suche nach einem neuen Zuhause etwas dauert), könnte man eventuell einen anderen Trainer probieren, es gibt auch einige, die auf Angsthunde spezialisiert sind. Und zur Betreuung während deiner Arbeitszeit würde ich schauen, ob sich nicht eine professionelle professionelle Huta o ä finden lässt, damit du nicht so unter Zeitdruck stehst.

  • Okay Berlin ist etwas zu weit von mir schade...


    Das mit dem Training ist so eine Sache, meiner Meinung nach kann man auch viel kaputt bzw falsch trainieren. Aber da müsste ich viel mehr wissen über Euren Alltag und Probleme etc...


    LG

  • @flying-paws

    Warum könnte das dazu beigetragen haben?


    Eine eigene, private Vermittlung wollte ich nicht machen. Ich trau es mir auch ehrlich gesagt nicht zu, sie sicher so zu Vermitteln, das sie an einem geeignetem Platz landet und ich nicht den ersten Stein auf dem Weg zum endlosen Wanderpokal lege.

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