Warum werden Hundebegegnungen so selten "moderiert"?

  • Nach einigen Jahren Hundehaltung habe ich mich damit abgefunden, dass man von anderen Hundehaltern gar nichts erwarten darf. Entweder sehen die nicht, dass eine Hundebegnung nicht "nett" ist, sie haben die Erfahrung gemacht, dass auch nach einem Kommentkampf unter Rüden nur ein bisschen Fell ausgerissen ist, der Hund ist nicht abrufbar oder darf mit allen Hunden Kontakt haben.


    Ich kümmere mich darum, dass sich Fremdhunde möglichst von meinen Hunden fernhalten und breche Begegnungen, bei denen meine Hunde bedrängt werden oder zeigen, dass sie keinen Wert auf den Kontakt legen, ab.

  • So ist es wohl. Aber in der Stadt bei der gehaltenen Hundedichte müssen einfach andere Erziehungsmaßstäbe gelten. Wo sich auf dem Land keiner stört wenn Mal der Kumpel vom Nachbarn die Einfahrt zuparkt und man weiß wo man klingeln muss dass man raus kommt ist das in der Stadt einfach nicht möglich. Mit den Hunden ebenso.

    Mit Kindern isses doch mittlerweile ähnlich bis gleich. Die eigene Unfähigkeit sein Kind einigermaßen sozial kompatibel zu erziehen weil's einfach uncool ist dem Emil die Sandschaufel zu klauen und die dann nicht zurück zu geben wird mit "wir erziehen nach xyz". Wie oft ich schon von hinten mit diesen Kindereinkaufswägen ungenietet wurde... Sagst was biste der Depp und ein kinderhasser. Obwohl ich selbst Mutter bin. Es werden einfach hauptsächlich Rambos erzogen und die Umwelt hat es zu dulden. Bei Hunden ebenso. Ob DU jetzt Bock auf fiffi hast ist fiffis Frauchen in der Regel egal. Uhr fiffi will an meine Weiber, also hab ich das zu dulden. Und wehe die Weiber brüllen ihren Unmut darüber fiffi ins Gesicht. Dann muss ich die weibsn erziehen und sozialisieren. Kann ja nicht angehen dass dieses asoziale Trio ihren fiffi so anschreit. Wäre fiffi etwas klüger hatte er von weitem erkannt dass die 3 sich nicht mit ihm auseinander setzen wollen.

  • Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die meisten HH nicht nur gar nicht sehen und verstehen, was ihr Hund gerade kommuniziert. Sondern die meisten HH wollen es auch gar nicht sehen. Es interessiert die schlichtweg nicht. Man hat zwar einen Hund, der kommt mit auf die Spaziergänge, Kriegt Futter, ein Körbchen und ab und an einen Besuch auf der Hundewiese, aber das wars dann auch bereits. Das sind in der Regel die, die ihre vierbeinigen Gefährten zwar gern haben, aber eigentlich null interessiert sind am Wesen Hund. Und dementsprechend ist weder Wissen noch Interesse da.

  • Ich wusste vor meiner Verhaltensoriginellen Hündin auch wenig über Kommunikation und die feinen Signale von denen du sprichst. Da unser Rüde ne ganze Zeit lang sehr umgänglich mit anderen Hunden (egal ob Rüde oder Hündin) war hab ichs auch oft einfach laufen lassen.

    Der hat beschwichtigt und genervt, war teilweise peinlich aufdringlich und ich habe mich über meinen netten Hund gefreut bis er mal einem anderen Rüden ggü zu aufdringlich war und dann gepackt wurde. Hätte ich damals das Wissen von heute gehabt hätte ich das 2 Minuten vor dem Biss kommen sehen doch ich war nicht in der Lage zu beurteilen und zu "sehen", warum auch, lief ja immer ganz gut.


    Seit die kleine Arschkrampe hier wohnt hat sich alles verändert. Ich habe mich schlau gemacht zum Thema Kommunikation, habe viel gelesen und sehe ganz ganz viele Dinge nun mit anderen Augen. Letztens aufm Hundeplatz wurden zwei Hunde laufen gelassen, die Besitzer standen da und haben sich gefreut, so wie ich mich vor ein paar Jahren gefreut hätte. Was ich gesehen habe war ein Rüde der den anderen, etwas jüngeren gejagt und dauerhaft eingeschränkt hat, sah putzig aus aber hatte, wie so oft, nichts mehr mit spielen zu tun.


    Und das ist glaube ich das Problem. Wenn man kein Grund hat sich eingehend mit der Kommunikation, mit den feinen Signalen zu beschäftigen ist das einfach was was keine Priorität hat. Deswegen wünsche ich den beratungsresistenten HH denen ich begegne immer mal wieder einen Verhaltensoriginellen Hund in der Zukunft, einfach damit die merken das es eben nicht nur schwarz und weiß gibt. Ich würde auch gerne locker und unbeschwert durch die Gegend wackeln können aber es geht halt nicht.


    Es hat neben den Vorteilen aber auch Nachteile (eher für mich als für den Hund, der profitiert meistens von meinem umsichtigen Verhalten). Ich überanalysiere gerne mal und da ich bei weitem kein Profi bin fehlinterpretiere ich sicher auch öfter mal Dinge. Ich kann auch nicht mehr freudig zuschauen wenn zwei Hunde miteinander spielen weil ich immer drauf warte das was passiert oder ich gebe ungewollt Kommentare ab die dann halt doof rüberkommen.

    Es ist also ein schmaler Grat bei mir aber ich habe meiner Hündin ggü eine Verpflichtung und die Fortschritte die wir aufgrund der neuen Erkentnisse machen geben mir recht. Dafür habe ich ein wenig Unbeschwertheit aufgegeben aber dann ist das halt so.

  • Ich würde glaube ich tatsächlich bei meinem eigenen Hund gerne schneller und beherzter eingreifen.

    Figo ist jetzt 10 Monate als und in so einer richtigen Prollphase (als Mensch hätte er mindestens ein Goldkettchen um den Hals).

    Da gefällt es mir manchmal auch nicht wie er sich gibt. Häufig habe ich dann aber das Gefühl, dass es den anderen Haltern nicht gefällt das man eingreift.

    Dann nehme ich ihn lieber ganz aus der Situation. Aber der Hund und ich würden lieber dabei lernen.

  • Ich frage mich immer wer eigentlich bestimmt was "adäquat" ist.

    Ich meine damit definitiv nicht, dass alle Hunde sich gegenseitig toll finden und "spielen" müssen, das schrieb ich ja bereits.


    Aber wenn einer der beteiligten Hunde deutlich macht, dass er keine Lust auf Stress hat (wegschauen, Lippen lecken, weggehen) würde ich beispielsweise nicht tolerieren, dass meiner dann ständig weiter die Bewegungsfreiheit einschränkt und sich drohend verhält. Das finde ich dann beispielsweise nicht adäquat.


    Ich finde nicht, dass es immer auf eine körperliche Auseinandersetzung herauslaufen muss, um die Fronten zu klären.

  • Sehen die nicht, dass ihr Hund sich gerade ziemlich rüpelig verhält?

    Das DF mit den (meist) rücksichtsvollen und fachlich versierten Hundehaltern ist eine kleine Blase.

    Die Meisten HH ausserhalb dieses Forums haben nicht die Zeit und auch nicht die Lust sich intensiver mit der Kommunikationsweise von Caniden zu beschäftigen. Entsprechend sehen sie es halt auch nicht. Der 0815 Hundehalter weiss im besten Fall, das eine wedelnde Rute nicht Freude bedeutet. Aber selbst das können die Meisten nicht richtig deuten oder ihre Hunde wirklich lesen.


    Mag sein, dass es auch einige gibt denen das völlig egal ist was ihr Hund tut, auch wenn sie wissen das ihr Liebling gerade dabei ist sich beim Mobbing & Jagd zu entfalten.


    Und selbst wenn sie es wissen, gibt es genau so viele die nicht darauf reagieren können, weil ihnen schlicht das Wissen fehlt wie sie es ihrem Hund vermitteln können das Verhalten X gerade nicht okay ist.

  • Ja, das DF ist tatsächlich eine Blase.. Leider! Was man so im richtigen Alltag mit Hund erlebt, da könnten wohl die meisten DFler ganze Romane schreiben..


    Grade im Moment mit dem Pubertierweberknecht fällt es mir wirklich wieder total auf, wie wenig HH ihren eigenen Hund lesen können....ich verlang ja gar nicht, dass sie den Ben verstehen - aber die eigene Fellnase, die sollte man doch wenigstens einschätzen können..Und mir glauben, wenn ich sage, daß das jetzt nicht funktionieren wird, weil ich meinen Weberknecht eben tatsächlich kenne..


    Naja, bin halt mittlerweile als "zwidere Tante" bekannt..leb aber dadurch deutlich ruhiger 😉

  • Ich habe mich schlau gemacht zum Thema Kommunikation, habe viel gelesen und sehe ganz ganz viele Dinge nun mit anderen Augen.

    Hast du (oder auch gerne alle anderen) Tipps, wo/wie man sich schlau machen kann bezüglich Kommunikation?

    Ich gehöre leider (noch) zu der Fraktion, die Körpersprache von Hunden kaum deuten kann. Ich würde das aber gerne ändern.

  • Meistens besteht überhaupt keine richtige Vorstellung davon wie gute Kontakte, schönes Spiel aussehen. Solange es nicht in einer ernsthaften Beisserei endet, finden die meisten HH da fast alles als normal unter Hunden, müssen die selber klären.

    Und so wird es vielerorts auch noch geschult, da sollen die Welpen beim Welpenspiel ihre Kräfte aneinander ausprobieren und irgendwas klären... bei Hunden ist es Standard, dass man sie solange mit den Sandschippen aufeinander hauen lässt bis beide heulen.

    Und wenn man gar keine richtige Vorstellung hat, wie Hunde gut miteinander kommunizieren und umgehen, welche Voraussetzungen nötig sind, worauf zu achten ist und wie Lösungen für verschiedene Situationen aussehen können, wie man den Verlauf beeinflussen und steuern kann, alles Bedingungen um Kontakte zu moderieren.

    Man steht dem Ganzen also defacto eh ziemlich hilflos gegenüber, weil einem die Mittel völlig fehlen, die meisten HH können keinen oder nur sehr begrenzten Einfluss auf ihre, geschweige denn auf andere Hunde nehmen in einer gruppendynamischen Situation.

    Und es stellt Ansprüche an die HH, Kontakte gut zu gestalten und zu moderieren erfordert viel Konzentration, ganz besonders wenn man die Wahrnehmung erstmal trainieren muss, man steht nicht mehr rum und hält Maulaffen feil, das ist viel Arbeit und sehr viel unbequemer als den Hund einfach in die Selbstverantwortung zu schicken und zu hoffen es möge gut gehen.

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