Raus aus der Gedankenspirale - wie kann ich wieder unbeschwert mit meinem Hund umgehen?

  • Mir hilft es manchmal, mir in manchen Situationen Folgendes vor Augen zu halten: Wäre mein Hund noch in Land xy im Zwinger, würde sich überhaupt niemand um ihn kümmern - so wie es bei zigtausend Hunden der Fall ist, die sich selbst überlassen werden.
    Insofern geht es ihnen hier echt gut.

    Das nur mal als kleine Gedankenanregung.

  • Ich finde nun nicht, dass du zu sehr helikopterst, ich würde mir ganz genauso Sorgen machen, wenn mein Hund steif läuft, viel Pass geht, Ängste teigt, etc. Hunde können nicht reden, Schmerzen werden extrem häufig übersehen, ich finde es gut, dass du sensibel reagierst und dich nicht so leicht abwimmeln lässt. Mein Freund hätte bis heute nicht bemerkt, dass unsere Hündin schon seit Monaten deutliche Rückenschmerzen hat, wenn ich ihm nicht sagen würde, woran ich das fest mache. Wenn ihm dann doch mal irgendwas auffällt, dann ist es mir schon 10 x früher aufgefallen. Andere Menschen sind da häufig kein guter Maßstab. Ich hab mal unseren Rüden meine Nachbarn zum Gassi gehen mit gegeben, weil wir längere Zeit außer Haus waren und sie den Schlüssel hatten. Der Hund war zu dem Zeitpunkt massiv gestresst draußen. Fazit ihres Spaziergangs: Lief alles total super. Sie sehen es einfach nicht.

    Ich finde deine sensible Art solltest du dir beibehalten. Allerdings sollte natürlich der Hund auch Freude bereiten können und man sollte nicht nur voller Sorge den Hund betrachten, der ja zumindest nichts lebensbedrohliches hat. Aber Tipps zu geben, wie man damit besser umgeht, ist schwierig. Ich würde auf jeden Fall auch immer wieder schöne unbeschwerte Sachen mit deinem Hund machen, wo ihr gemeinsam einfach nur Seele baumeln lassen könnt.


    An dem Thema bei den Pferden, arbeitest du an ihrer Angst? Ich finde es äußerst empathisch von dir, dass sie dir leid tut, wenn du ihre Angst siehst. Und die Angst wird nicht weniger, nur weil dir weniger Sorgen machst. Der Angst entgegnest du mit strukturiertem Training.

  • Kleiner Gedankenanstoß:

    Bist du auch so besorgt um deinen Mann und deine Kinder?


    Und, was ich mir in solchen Fällen versuche klarzumachen:

    Was genau befürchte ich eigentlich?

    Wovor habe ich jetzt Angst, was ist das Schlimmste, was jetzt passieren kann?


    Ich würde versuchen, dem Ganzen wieder vernünftige Relationen zu geben.

  • Ich danke euch allen für eure Antworten und Denkanstöße und die sehr hilfreichen Tipps!

    Erst wollte ich jeden einzelnen zitieren und darauf antworten, aber das wird jetzt doch ein bisschen zu viel :D

    Seid euch aber sicher, ich habe jeden einzelnen Beitrag gelesen, nehme ihn mir zu Herzen und versuche, einige Tipps umzusetzen!

    Als ersten Schritt habe ich gerade meiner Freundin geschrieben, dass ich überlege, den Hund vielleicht mal für eine Woche zu ihr an den Stall zu geben.
    Sie kennt sich sehr gut aus, hat ein wachsames Auge, kann aber vielleicht etwas objektiver sein als ich. Und ist deutlich unbeschwerter und fröhlicher im Umgang mit ihr.

    So können wir vielleicht zumindest schon mal ein wenig filtern, was tatsächlich "auffällig" ist und was ich mir ggf. nur einbilde. Im besten Fall verknüpft sie dann auch den Stall generell wieder positiver :nicken:


    Was mir eben noch eingefallen ist und was vielleicht noch erwähnenswert ist: wenn wir im Urlaub am Strand oder in den Bergen sind, dann habe ich den ganzen Tag einen komplett fröhlichen Hund! Zumindest in meinen Augen :rollsmile:

    Wenn wir wandern oder am Strand spazieren gehen, generell den ganzen Tag draußen sind, dann sehe ich keine Probleme und sie hat augenscheinlich auch keine!
    Ebenso ist es beim "normalen" Spaziergang zuhause. Das ist unsere sorgenfreie und absolut positive Zeit. Probleme sehe ich immer nur drinnen :ka:

  • Das klingt jetzt furchtbar klischeehaft und simpel, aber es hilft wirklich: Sobald du das Medizinische soweit abgehakt hast, konzentrier dich erstmal darauf, was geht mit deiner Hündin und was euch beiden Freude macht. Den Rest lass sausen, das geht eben gerade nicht. Und vielleicht überhaupt nicht, aber was schadet das?


    So ein bewußt gepflegtes Loslassen hat mir enorm geholfen ,als meine vorherige Hündin plötzlich so schwer erkrankte. Ich hatte wirklich von heute auf morgen statt eines lebensfrohen Terriers in den besten Jahren ein blindes, stoffwechselkrankes, total verstörtes Tier hier sitzen, und dazu noch eins mit einer Krankheit, über die man kaum mehr weiß als dass sie fast immer früh mit einem Tumor endet.


    Ich wäre die erste Zeit fast durchgedreht, so ängstlich habe ich jeden Atemzug des Hundes beobachtet. Aber irgendwie hab ich dann geschafft, mir an Kümmel selbst ein Beispiel zu nehmen: sobald die über den Schock hinweg und medizinisch ausbehandelt war, nahm sie die Dinge eben, wie sie kamen und machte dann immer noch das Beste draus. Das habe ich irgendwann auch hinbekommen: keine Erwartungen, keinen selbstgemachten Druck, energisch verdrängen, dass das ein krankes Tier mir nur einer Gnadenfrist ist, einfach Freude über jeden gemeinsamen guten Tag.


    Ich glaube, anders wäre ich wirklich durchgedreht und der Hund gleich mit, aber so hatten wir doch noch eine gute Zeit ,und die war auch länger als vorausgesagt. Ich wünsche dir wirklich sehr ,dass du es schafft, aus dieser blöden Spirale auszubrechen, was ja nicht heißt, dass dir alles egal sein soll - du sollst dich nur nicht selbst verrückt machen, schon deshalb nicht, weil dann dummerweise der Hund meist mitgeht.

  • Ich glaube, insbesondere wenn der Hund eine gesundheitliche Vorgeschichte hat, achtet man (so wie ich im Übrigen auch) ganz besonders auf etwaige "Anzeichen". Ich kann dir leider keinen guten Tipp geben, wollte aber mitteilen, dass du mit deinen Sorgen nicht alleine bist (hast auch eine PN dazu).

    Wenn du den richtigen Dreh gefunden hast, gib mir gern Bescheid :smiling_face_with_sunglasses:

  • Ja, gesundheitlich unbedingt nochmal nachhaken, abklären.

    Ja, auf jeden Fall gut, dass Du genau hinschaust und aufpasst.

    Aber:

    Ich sehe auch die Gedankenspirale, das Mindset von Dir da mit reinspielen, gerade bei einem als sensibel beschriebenen Hund der mit der unbeschwerteren Mutter und der fröhlichen Freundin auch lockerer ist.

    Der Hund merkt ja, dass Du ihn ständig prüfend, sorgend betrachtest, Dir total unsicher bist, das geht nicht am Hund vorbei und verunsichert ihn auch.

    Es gibt praktisch keine "schönen, entspannten" Momente mehr, weil Du, ganz bildlich gesprochen, den Hund immer so anschaust als würde er gleich einen Elefanten gebären ;-) Und dann der Hund so "omg, ich soll nen Elefanten gebären???" :shocked:

    Das führt unweigerlich in so eine Spirale.

    Wenn gesundheitlich abgeklärt, würde ich mal ein paar Trainingsstunden nehmen, einzeln, bei euch am Stall und wo ihr sonst so seid. Ohne es zu sehen ist schwierig zu sagen wie genau Lösungen und Schritte aussehen können um es wieder entspannter zu machen, da reicht die Spannweite theoretisch von "einfach bissl weniger Geschiss um alles machen" bis hin zu "kleinschrittige Erarbeitung einzelner Abläufe".

    Mit ein paar Lösungen an der Hand ist auch leichter locker sein.

  • Ich erkenne mich in diesen Gedankengängen auch wieder. Das Gleiche hatte ich bisher, im Abstand einiger Jahre, mit zweien meiner Hunde. Bei beiden gab es zuvor gesundheitliche Probleme, und selbst nachdem diese, bei der alten Hündin soweit wie möglich und bei dem Jungspund komplett, behoben waren und es den Hunden "eigentlich" gut ging, konnte ich nicht aufhören, mit Argusaugen auf den Hund zu schauen und die Flöhe husten zu hören. Mir kam es so vor, als würde mein Helikoptern das Unglück geradezu anziehen, denn es war immer irgendwas Neues.


    Mein "Heilmittel" in beiden Fällen war: ein Zweithund :) Nicht falsch verstehen: Die Anschaffung eines zweiten Hundes geschah nicht allein aus diesem Grund! In dem Moment, wo ich mich um zwei Nasen kümmern musste, ging der Fokus eben weg von dem einen Hund und dem bekam das in beiden Fällen hervorragend. Hunde sind bekanntermaßen Meister darin, die Stimmungen ihrer Menschen wahrzunehmen und ich bin sicher, dass die beiden meine ständigen sorgenvolle Blicke mitbekommen haben. Das kann nicht gesund sein! Mit einem Kumpel an ihrer Seite verteilte sich meine Aufmerksamkeit auf zwei und es kam ganz allgemein eine neue Dynamik in unsere Beziehung. Ein Zweithund ist keinesfalls die Lösung, wenn es echte gesundheitliche Probleme gibt, aber für die selbstgemachten oder -verstärkten Probleme kann es eine Lösung sein.

  • Trigger sind was Furchtbares.

    Aus heiterem Himmel kommt die Maschinerie zuverlässig in Bewegung und läuft und läuft und läuft.

    Lehne dich bloß nicht zurück, sonst....

    Ich verstehe dich gut.

    Ich sage mir jetzt immer:

    Ich tue was ich kann und das mit allem Einsatz.- Manchmal hilfts.

  • Grade heute habe ich auch wieder so einen Tag. In meinen Gedanken stirbt mein Hund gleich wieder. Sie ist jetzt 10 Monate grade gut durch die erste Läufigkeit gekommen und am Anfang hatten wir immer wieder Magen-Darm-Probleme, die allerdings immer schnell vorüber waren.

    Trotzdem falle ich gleich in ein Loch, wenn eine Kleinigkeit vorfällt. Heute Nacht Durchfall, heute Vormittag gebrochen = Hund ist totsterbenskrank. Ich liebe diesen Hund so abgöttisch, vielleicht kann ich dieses Glück gar nicht fassen und denke deshalb immer gleich an das Schlimmste.

    Das hatte ich weder mit meinen Kindern, noch mit meinen Hunden vorher. Auch sonst bin ich eher der pragmatische Typ. Aber dieser Hund treibt mich an meine Grenzen. Ich würde am liebsten jeden Tierarzt in der Gegend drauf ansetzen und komplett durchchecken lassen, ob da nicht doch irgendwas ist. Mein Tierarzt kann mich natürlich nicht beruhigen, da er mir nicht versichern kann das gar nichts ist - wie soll er das auch wissen?

    Von daher kann ich Dir leider keinen guten Rat geben, aber versichern, dass Du nicht alleine bist.

    (und ich werde hier weiter mitlesen, vielleicht hilft es ja auch mir :pleading_face:)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!