Erfahrungen als Ersthundebesitzer

  • Hallo,


    ich wollte gerne mal einen allgemeinen Beitrag eröffnen über Eure Erfahrungen als Ersthundebesitzer. Ich hab keinen ähnlichen Beitrag gefunden, hoffe das ist jetzt nichts, was schonmal lang und breit diskutiert wurde. Bei der Masse an Beiträgen ist das nicht einfach den Überblick zu behalten, wenn man neu hinzukommt. Wenn es das schon gibt, gerne ein Verweis auf den entsprechenden Beitrag, dann kann ich mich da einlesen.


    Also... Was übertraf Eure Erwartungen? Was hat euch überrascht? Positiv wie negativ


    Ich berichte mal von mir.


    Dank Corona und dem daraus entstandenen homeoffice, die Kinder nun schon Teenager, konnte ich mir vor einem Jahr endlich den Kindheitswunsch nach einem eigenen Hund erfüllen. Ich war umfangreich belesen, umfangreich be-TV/Youtubed. Also zumindest theoretisch gut vorbereitet. Und war viel mit dem Nachbarshund unterwegs. Gut, der war schon über 3 und bestens erzogen, der lief einfach so mit, aber nun denn.


    Was ich echt unterschätzt habe war der Dreck im Haus. Ich hatte vorher eine Freigänger Katze, die verlor Fell, brachte auch mal was rein, und Kinder, die auch Dreck reinbrachten, wird schon, dachte ich... und ja, ich hab durchaus gesehen, wie der Nachbarshund aussah, wenn der im Dreck unterwegs war. Da haben wir immer gewitzelt, gut dass wir ihn abgeben können. Aber dass das Fell quasi bei jedem Schritt rieselt und bis an die Tapeten und in jede Ritze und Ecke hochfliegt, dass man Decken in der Waschmaschine kaum sauber bekommt, weil die Haare einfach nicht raus wollen und die Waschmaschine dann aussieht wie Sau, das hatte ich nicht auf dem Plan. Dass Hunde weit davon entfernt sind so gesittet zu fressen und trinken wie eine Katze... geschenkt, kriegt man halt regelmäßig nasse Socken, wenn man nicht aufpasst. Und dass man den Dreck noch so sehr vor der Haustür abrubbeln kann und trotzdem landen Spritzer an der Tapete, wenn er sich dann drinnen schüttelt, das hatte ich mir auch anders vorgestellt. Aber egal, daran gewöhnt man sich.

    Und die Klamotten... ich sag nur: unterwegs mit Schleppleine. Ihr wisst bestimmt, was ich meine.


    Die Kosten eines so großen Hundes hatte ich auch unterschätzt. Gut, es geht bestimmt billiger, als wir das machen. Man könnte auch billiges Trockenfutter nehmen, statt teures Feuchtfutter mit Zusätzen und hochwertige Leckerchen, aber man will ja das Beste für den Hund. Mehrfache Ohrenentzündungen (Tierarzt auch teurer als bei der Katze, wie ich feststellen musste) und hat wohl eine Futtermittelallergie. Also füttern wir nun Pferd. Hat mal wer die Pferdepreise gesehen? Die steigen grade ins unermessliche. Aber soll dem Hund ja gut gehen.


    Dann die Erziehung. Das vieles so lange dauert bis er es mal versteht. Oder besser, bis er versteht, dass das was wir üben, und er dann auch eigentlich kann, keine einmalige Sache ist, sondern er das möglichst immer machen soll (Thema Leinenführigkeit z.B.). Und auch unter Ablenkung, das hatte ich mir auch nicht in so einer Non-stop-Dauerschleife gedacht. Ich hatte da etwas naiv gedacht, wenn Hund einmal verstanden hat was man will, fluppt das dann und wird das nicht ständig neu ausdiskutiert. Gut, nun ist er in der Pubertät, aber das ist auch keine Ausrede für alles. Konsequenz hat eine ganz neue Bedeutung bekommen. Und wie schnell man es selbst verdusselt, weil man es einfach falsch anpackt und dann doch eben das Stückchen Erfahrung fehlt, was einem den richtigen Umgang in der jeweiligen Situation mit dem Hund zeigt. Da macht man das ewig so, wie einem selbst das total logisch erscheint, versteht nicht wieso Hund das nicht rafft und dann erklärt einem der Trainer das Mensch/Hund Missverständnis und alles wird plötzlich logisch. Nicht jede Eventualität lässt sich vorab erlesen, kein Buch ist so dick. Manches muss man einfach mit learning by doing erleben.


    Hundeschule, auch so ein kostenintensives Ding. 10 mal hin und gut ist... haha. Wir sind immer noch dabei und manches verstehe ich bis heute nicht. Er sitzt stundenlang ruhig da, auch ohne Leine klappt "bleib" super, wenn die anderen um ihn rumgeführt werden oder läuft brav neben mir um die anderen drumrum, das klappt prima. Warten bis er bei Übungen drankommt, no problem. Aber in einer Reihe hintereinander im Fuss gehen? Da zieht er heute noch, weil er lieber spielen statt lernen will und zu den anderen möchte.


    Jagdtrieb. Gestern noch brav und abrufbar neben einem hergetrottet, rennt er nun plötzlich bis zum Horizont einem Hasen hinterher. Ohren auf Durchzug. Gott sei dank ist er nicht der schnellste, aber da rutschte mir erstmal das Herz in die Hose und unsere Schleppleinenzeit hat gestartet.


    Was mich etwas überrascht hat ist, wie negativ manche (auch hier im Forum) gegenüber Mischlingen sind. Da wird jeder Mix als böser Vermehrerhund abgestempelt. Rasse oder Tierschutz, das ist die Devise. Ja, natürlich stimme ich da in den meisten Fällen absolut zu. Tierschutz hab ich mir einfach als Ersthund nicht zugetraut. Ich kenne aus dem Bekanntenkreis die Probleme, die da kommen können (müssen natürlich nicht, aber kann halt passieren). Die Problematik Rassehund vom Züchter oder Welpen-Mischling aus der Nachbarschaft sehe ich in einigen Fällen allerdings anders. Nicht jeder Mischling, der unvorhergesehen geboren wird ist gleich ein geldmachendes Vermehrertier. Natürlich gibt es diese, keine Frage, das ist auch eine große Problematik. Aber wenn ich einen Hund von Bekannten nehme, deren Hündin aus dem (eingezäunten) Garten ausgebüxt ist und Nachbars Rüden besucht hat, dann mag man von mangelnder Aufsichtspflicht reden, aber nicht von boshafter Vermehrung. Und ich finde es schade, das manche das alles in einen Topf werfen.



    Aber jetzt auch mal positives, was ich in diesem Umfang so nicht erwartet hatte:



    Wieviel Spaß so ein Hund macht... wie happy man ist, wenn was neues, was gelernt wird, das erste Mal richtig gut klappt.


    Wie stolz wie Bolle man ist, wenn andere etwas positives über Deinen Hund sagen, egal ob es ums Aussehen oder die Erziehung geht.


    Wie einem das Herz aufgeht, wenn der Hund einfach nur in verrenkter Position schläft und dabei süß vor sich hin fiept, weil er wilde Träume hat.


    Wie wunderbar entspannend das sein kann, wenn man alleine mit dem Hund unterwegs ist und ganz auf sich und den Hund fokussiert ist.


    Wie gerne man stundenlang in gleicher Position verharrt, auch wenn jeder Muskel schon meckert, weil der Hund einfach so süß an einen geschnuckelt schläft.


    Wie man sich freut, weil der Hund sich von Tiefschlaf in Freude pur verwandeln kann, sobald man die Tür zum Garten aufmacht um eine Runde mit ihm zu spielen.


    Wie man stundenlang beobachten könnte, wie er mit seinen Hundefreunden spielt und Spaß hat.


    Welche Glücksgefühle das auslöst, wenn man merkt, dass die Bindung immer besser wird, der Blick beim Spaziergang immer öfter zu einem kommt und der Hund sich immer öfter rückversichert, ob er dies oder das machen soll.


    Wie wahr der Satz ist: Hunde sind immer sofort bereit für Party, auch wenn sie nicht wissen wieso.



    Ich weiß, ich hab noch viel zu lernen und wir haben auch mega Glück so einen chilligen und lieben Hund zu haben. Und wir haben hier und da kleinere Baustellen, an denen wir arbeiten und da werden sicherlich auch noch neue dazu kommen, die es dann zu bewältigen gilt. Aber ich würde nie wieder tauschen wollen.


    Puh, ganz schön lang geworden...


    Und Ihr so?

  • Ja, das Ein oder Andere lässt einen etwas unsanft auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen!


    Ging mir ähnlich, wenn auch eher im Bereich Verhalten draußen. Diese romantische Vorstellung davon, wie man friedlich andere Hundehalter mit ihren Hunden trifft und die Hunde alle einander gern mögen :beaming_face_with_smiling_eyes:

    Joa... die Realität hat mich rapide eingeholt.


    Aber es gibt nicht viel Schöneres als ein Leben mit Hunden! :smiling_face_with_hearts: Sie bereichern den Alltag so sehr!

  • Habe mir, als ich mir meinen jetzigen Hund geholt habe vorgestellt, wir Zwei einträchtig und überglücklich schlendern dem Sonnenuntergang entgegen. Die Realität sieht so aus: :hundeleine04:

  • Ich war 2 lange Jahr ohne Hund bis im vergangenen Juli meine Papillonhündin Einzug gehalten hat.


    Stimmt, während diesen 2 Jahren wars deutlich weniger staubig und haarig. Ich konnte am Wochenende am Morgen ausschlafen soviel ich wollte und wenns Regnete brachte ich niemand vor die Haustür.


    Aber es war auch schrecklich öde und langweilig. Niemand der einen anstupst und erwartungsvoll guckt, kein 4 Beiner der kuscheln möchte…


    Seit 4 Wochen trainiere ich nun mit Gipsy Hoopers und was ich echt vollkommen vergessen hatte sind die Glücksgefühle die einen durchströmen nach einem gelungenen Training…das hält gleich die halbe Woche an 😊

  • Habe mir, als ich mir meinen jetzigen Hund geholt habe vorgestellt, wir Zwei einträchtig und überglücklich schlendern dem Sonnenuntergang entgegen. Die Realität sieht so aus: :hundeleine04:

    Der Smilie ist so cool ! Und ja, das kenne ich auch. Aber langsam wird es was. Übung macht den Meister 😄

  • :rolling_on_the_floor_laughing: :rolling_on_the_floor_laughing: :rolling_on_the_floor_laughing: , ja, das kennen wir nur zu gut - wobei ich da eigentlich ins Stehgassi übergehe. Also ich geh einen Schritt, bleib stehen, bis sich der kleine Schlittenhund wieder neben mir einordnet. Das muss dann so lange durchgezogen werden, bis er behirnt, dass es nach MEINEM Tempo geht, dann reicht ein leises Schnalzen oder „äh“ und er kommt wieder *uuupsiiiii* zu mir zurück. Ziehen lass ich mich keinen Meter mehr, hat es mir doch einen Tennisarm eingebracht :woozy_face: .

    Gegen Haare in sämtlichen Kleidungsstücken hilft ein Trockner, danach sind zumind. die weichen Haare draußen. Cavalier- und Sheltiehaare sind da unproblematisch. fressen tun sie alle sauber, gibt kein Rumgepatze, trinken ist das einzige Problem. Loki schafft es bei jedem Besuch, unser Haus unter Wasser zu setzen, trotz Reisenapf.

    Schmutz im Hund wird rausgeduscht, da ist auch ein kleinerer Hund einfacher zu händeln, hochheben, in die Dusche und abspülen, abtrocknen. Auch da ist unser Sheltie wesentlich pflegeleichter, einmal abgerubbelt und das Fell ist so gut wie trocken, die Cavaliere haben das Wasser richtig gespeichert und waren ewig nass.


    Wir waren ein halbes Jahr ohne Hund, ja, das Haus war sauberer, keine Spielsachen herumliegend, ja, das war nett, aber länger geschlafen haben wir trotzdem nicht. Rausgehen? Warum, einfach nur spazierengehen ist auch fad….. Ja, Hund haben ist anstrengend, man braucht ein gewisses Budget für Futter, Bedarf und TA, klar.

    Und auf die Pubertät könnten wir alle gern verzichten - wobei, was ist das gegen die vielen Jahre unseres menschlichen Nachwuchses, wo man dann bei mehreren Exemplaren gleich locker ein Jahrzehnt dafür verbuchen muss? Immerhin bleibt der hündische Nachwuchs nicht unentschuldigt die ganze Nacht weg :dizzy_face:

  • Nette Idee für einen Thread!


    Witzigerweise waren bei mir viele Deiner Situationen genau anders herum:


    Den Dreck durch einen Hund hatte ich mir *viel* schlimmer vorgestellt, weil ja immer alle so darüber stöhnen. Aber verglichen mit dem Dreck, den ich vom Pferd und der Rest der Familie vom Motocross mit ins Haus schleppt, fällt der Hundedreck hier gar nicht auf. Unser Hund haart allerdings auch kaum, das macht sicher auch einen Unterschied.


    Die Erziehung hatte ich mir auch schlimmer vorgestellt, denn auch ich hatte vorher nur mit bereits gut erzogenen Hunden zu tun. Aber ich habe mit meinem Hund auch einfach ganz großes Glück gehabt und das idiotensichere Anfängermodell erwischt, der mir ganz viele Fehler verzeiht. :smiling_face_with_heart_eyes: Ok, jetzt ist er gerade in der Pubertät, da ist das Hirn öfter mal "wegen Umbau geschlossen", aber das wird ja hoffentlich auch irgendwann wieder besser...


    Hundeschule - da scharre ich eher mit den Hufen, wann denn endlich mal "mehr" geht als die Welpen- oder jetzt dann Junghundestunde. Ich kann es kaum erwarten, wann ich endlich mal in diese ganzen coolen Sportarten reinschnuppern kann, die man mit Hunden so machen kann (wenn sie denn endlich mal ausgewachsen und körperlich belastbar genug dafür sind).


    Total unterschätzt hatte ich allerdings das Problem "Begegnungen mit anderen Hunden" - erstens war mir gar nicht klar, wie viele Hunde es selbst hier auf dem Kaff inzwischen gibt, und zweitens wusste ich auch nicht, wie stressig das ist, wenn der eigene Hund noch nicht gelernt hat, dabei cool zu bleiben und andere Hunde entspannt zu ignorieren. Nun gut, inzwischen klappt es schon etwas besser, aber das Thema wird uns wohl noch eine Weile begleiten.


    Bei den Glücksgefühlen geht es mir aber ganz genau so wie Dir - da geht mir einfach das Herz auf, wenn der Hund draußen so richtig eifrig vor sich hintrabt, begeistert herumschnüffelt, oder mich mit seinem süßen Spitz-Grinsen anstrahlt. Das war mit den "fremden" Hunden schon auch immer schön, aber mit dem eigenen ist das nochmal etwas ganz anderes. :star_struck:

  • mich hat es damals sehr negativ überrascht, wie extrem fremde Leute draußen auf meinen Welpen reagieren.
    -Ich sitze im Bus mit dem Welpen, die Leute stehen plötzlich schlange weil sie "mal streicheln" wollen :lepra: .
    -Ich bin in der Stadt und unterhalte mich mit Freunden - war kaum möglich, weil immer wer ankam, dazwischen geredet hat und nach dem Welpen griff.

    -Dann die ganzen übergriffigen "von hinten in meinen Schoß Grabbler" wenn man ich irgendwo mit dem Welpen im Schoß saß... abartig.
    - die ganzen "das müssen sie aber so und so" machen Leute die ungefragt an kamen

    - die zwielichtigen Gestalten die meinen Hund vom Fleck weg abkaufen wollten

    - die anderen Hundehalter die lachen daneben stehen während ihr Hund auf meinen Welpen los geht , weil "die das unter sich" klären müssen... boah Ey

    positiv überrascht hat mich, wie fix so ein Hund Sachen lernt und wie begeistert er sein kann, wenn er merkt das jetzt was trainiert wird. Einfach so herzig dog-face-with-floating-hearts-around-headface

  • Fand ich gut zu lesen - danke. :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Sobald ich was zu berichten habe werde ich mich hier gerne einreihen, lese hier aber jetzt schon gerne mit.

  • Hundeschule - da scharre ich eher mit den Hufen, wann denn endlich mal "mehr" geht als die Welpen- oder jetzt dann Junghundestunde. Ich kann es kaum erwarten, wann ich endlich mal in diese ganzen coolen Sportarten reinschnuppern kann, die man mit Hunden so machen kann (wenn sie denn endlich mal ausgewachsen und körperlich belastbar genug dafür sind).


    Total unterschätzt hatte ich allerdings das Problem "Begegnungen mit anderen Hunden" - erstens war mir gar nicht klar, wie viele Hunde es selbst hier auf dem Kaff inzwischen gibt, und zweitens wusste ich auch nicht, wie stressig das ist, wenn der eigene Hund noch nicht gelernt hat, dabei cool zu bleiben und andere Hunde entspannt zu ignorieren. Nun gut, inzwischen klappt es schon etwas besser, aber das Thema wird uns wohl noch eine Weile begleiten.

    Ja, ich war in einigen Dingen auch froh, als endlich mehr ging. Diese paar Minuten Walks als Welpe waren zwar niedlich, aber irgendwie körperlich sehr unbefriedigend. Ich war richtig froh, als endlich gescheite Spaziergänge gingen. Sportarten hab ich auch schon welche, die ich gerne probieren möchte. Aber schiksal der großen Hunde, da muss man noch warten.


    Hundebegegnungen wurden anstrengend, als der Hund größer wurde und einfach kräftemäßig gegenhalten konnte. Er findet andere Hunde grundsätzlich erstmal toll und will hin und schnuppern und kennenlernen. Das cool dran vorbeilaufen haben wir auch sehr intensiv lernen müssen. So 100 pro cool, dass er sie nicht beachtet ist er immer noch nicht, aber er zieht nicht mehr hin und bleibt brav an meiner Seite. Und in dem Moment, wo man vorbei ist, ist die Sacher erledigt. Gab da schon andere Zeiten, so mit beginnender Pubertät, wo der Herr dann auch mal stur sitzen blieb und so lange hinterher gestarrt hat, bis der andere Hund außer Sicht war.

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