Apportieren bis der Arzt kommt...

  • Grüße euch,


    wir haben eine 2 1/2 Jahre junge Labradorhündin.

    Wunderschön, gelassen, ausgeglichen, gehorsam. Der Neid anderer Hundehalter ist unser täglich Brot :smiling_face_with_sunglasses: :winking_face:

    Bis es etwas zu apportieren gibt!


    Sie liebt es alles wieder zu bringen was man irgendwo hinwirft. Wenn es in einem See landet, sowieso.

    Selbst das wird von vielen natürlich als sehr positives Attribut angesehen.


    Problem ist; sie rennt und apportiert bis zum Umfallen.

    Mit einer Hingabe, welche in regelmäßigen Abständen auch zu Verletzungen an den Ballen oder Krallen führt.

    Hinzu kommt, dass sie jegliches Gefühl für ihren Erschöpfungsgrad verliert. Sie trinkt dann auch nichts. D.h. wenn wir es nicht unterbinden würden, würde sie wahrscheinlich irgendwann kollabieren.


    Packt nun jemand auf der Hundewiese einen Ball aus, wird dieser Ball direkt fixiert. Fast schon manisch.

    So lange der Ball da ist, existiert um diesen herum nichts mehr. In dieser Situation könnte man ihr ein Steak vor die Nase halten. Sie würde es nicht nehmen.

    Jegliche soziale Interaktion mit anderen Hunden wird eingestellt. Neue Hunde sind uninteressant.


    Beansprucht ein anderer Hund den Ball für sich, lässt sie den Ball, auch wenn sie diesen gefangen hat, direkt fallen. Sie ist sehr konfliktscheu und beschwichtigend.

    Sie läuft dann so lange mit, bis der andere Hund das Interesse verliert und den Ball fallen lässt. Kann sie den Ball unbehelligt nehmen, tut sie dies direkt und bringt ihn zu mir.

    Gebe ich ihr zu verstehen, dass jetzt Schluss ist, akzeptiert sie dies sofort. Statt sich aber hinzulegen und Pause zu machen, geht sie direkt zur nächsten Person. Das macht sie so lange, bis sie jemanden findet der den Ball wirft.

    Und natürlich hat sie irgendwann Erfolg, weil man sich nicht mit allen absprechen kann, neue Leute hinzukommen und Kinder natürlich auch Spaß daran finden.


    Nun weiß ich nicht, wie ich dieses Verhalten gezielt ändern kann, da ich in dieser Situation wirklich absolut keinen Zugang zu ihr finde. Futter wird völlig ignoriert.


    Zum Einen möchte ich, dass sie die Pausen auch als Pausen akzeptiert und nicht hinter jedem Ball hersprintet.

    Zum Anderen ist mir das abrupte ankern mit dem Vorderlauf, wenn sie auf den Ball zusprintet, auf Dauer zu belastend.


    Sie lernt sehr schnell. D.h. sie lernt auch schnell wenn wir Fehler bei der Erziehung machen.

    So kam es z.B. auch, dass Madame nur noch Treppen hoch ging, wenn man ihren Po auf die erste Stufe gehoben hat :weary_face:

    Das konnten wir zum Glück wieder aberziehen.


    Hat jemand eine Idee wie man das in diesem konkreten Fall verbessern könnte?

    Solo ist das kein Problem. Wenn der Ball weg ist, ist er weg. Sie braucht dann etwas um runter zu kommen, aber sie schafft es.


    Gruß

  • Warum macht ihr mit ihr keine gezielte, sinnvolle Auslastung? Als Labrador wäre sie ja wie geschaffen für die Dummyarbeit.



    Ich würde keine Hundewiesen mit einem Hund aufsuchen, der sich derart hochpusht. Der Hund steht da ja unter einem enormen Stress, wenn er dauernd auf Balljagd ist. Das ist leider wie ein Rausch für den Hund und die gesundheitliche Belastung auch alles andere als ohne.


    Ich würde darauf achten, dass der Hund gar nicht mehr unkontrolliert seine Sucht ausleben kann.

  • Also wenn du von apportieren schreibst, meinst du nur Bällchen hetzen und holen?

    Dein Hund ist ein Balljunkie, das wird gerne scherzhaft betrachtet, bedeutet für den Hund aber Stress.

    https://www.agila.de/agila-mag…-mein-hund-ein-balljunkie


    Richtige Apportierarbeit, bzw. Dummyarbeit, umfasst viel mehr als Bällchen hetzen und bringen und erfordert eine gute Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund.

    Vielleicht gibt es eine Trainingsgruppe dafür in deiner Umgebung oder sogar eine Ortsgruppe vom DRC.

    Ansonsten finde ich dieses Buch für einen Einblick recht hilfreich.

  • Echtes Apportieren wäre vielleicht für euch etwas.
    Wie im Vorgeschlagenem Buch "Dummyfieber".

    Deine Beschreibung klingt für mich auch nur nach Balljunky.

  • Mal ganz abgesehen vom Stress, den dein Hund da hat, ist das auch saugefährlich, was ihr da macht.


    Ich würde die Hundewiese schlicht meiden, wenn da so viel los ist und so viele merkbefreite HH unterwegs sind. Bällchen in einer Meute Hunde werfen, das kann wirklich ganz böse daneben gehen. Selbst wenn dein eigener Hund den Rückwärtsgang einlegt, nützt das wenig, wenn ein anderer Hund meint, mit Nachdruck seine Beute verteidigen zu müssen.


    Ich würde mich für Sozialkontakte lieber gezielt mit anderen HH verabreden und gemeinsam spazieren gehen.


    Bällchen werfen würde ich wohl ganz streichen, zumindest in der Form, dass der Hund da einfach hinterher rast. Sinnvolles Apportieren in Richtung Dummytraining, wo der Hund v. a. erst mal lernt, sich zu beherrschen, NICHT einfach loszuballern, seinem Halter zuzuhören und die Aufgabe zu erfüllen, die gestellt wird und nicht irgendwas machen, das würde deinem Hund viel mehr bringen.

  • Sie sucht gerne Dummys wird u.a. auch damit täglich gut ausgelastet.

    Mir geht es aber auch darum, dass sie möglichst ausreichend Kontakt zu anderen Hunden hat. Eine Balance eben.


    Dort kann sie frei laufen und entprechend mit anderen Hunden spielen, was sie auch tut, wenn kein Ball in der Gegend ist.

    Auf der Hundewiese sind wird auch nur 1-2 mal die Woche, wenn es hoch kommt.


    Beim normalen Spazieren gehen kann ich sie nicht frei laufen lassen, da hier A) Leinenpflicht herrscht und B) viel Wild unterwegs ist.

    Und wenn man anderen Hundebesitzern begegnet, würden die ihren Hund am liebsten in den Arm nehmen und wegrennen, als ihn auch nur einmal kurz schnüffeln zu lassen.

  • Mach gezieltes Apportiertraining, also Hund ablegen, Dummy werfen, Hund darf erst auf Kommando holen usw. Und das wirklich in einem zeitlich begrenzten Rahmen und danach wird der Apportiergegenstand weggepackt. Am besten in einer Trainingsgruppe.


    Und ansonsten keine Bälle mehr. Vor allem nicht zur freien Verfügung. Und wenn auf der "Hundewiese" Bälle fliegen, würde ich nicht mehr hingehen. Und auch ansonsten überlegen, ob Hundewiese sein "muss".


    Unkontrolliertes hinter dem Ball hinterherhetzen mit abruptem Stoppen würde ich auf jeden Fall vermeiden. Wir haben damit bei unserer ersten Familienhündin sowohl psychisch als auch körperlich ziemliche Schäden verursacht...

  • Wenn dein Hund so Steady ist, das du mit Dummys um dich schmeißen kannst und dein Hund bleibt sitzen und holt dir erst auf deine Anweisungen hin die Dummys.
    Dann mach das selbe doch mal mit nem Ball. Statt Hetzen lassen, absitzen lassen, wie beim Dummytraining und erst auf deine Anweisung hin den Ball holen.
    Und wenn das gar nicht mehr mit Bällen Funktioniert und dein Hund sofort Hetzt, dann hast du einen Ball Junky.
    Das einzige was dann noch hilft, den Hund keine Bälle mehr hetzen zu lassen :person_shrugging: .

  • Wenn es dir um Hundekontakte geht, würde ich mich lieber 1-2 mal die Woche gezielt mit vernünftigen anderen Hundehaltern treffen, zum gemeinsamen Spaziergang oder meinetwegen auch freies Spiel auf der Wiese - ohne Spielzeuge, Beute, Bällchen.

    Euer "Problem" ist mMn hausgemacht. Du hast einen Hund, der gezielt fürs apportieren gezüchtet ist und entsprechende Anlagen zeigt. Die lenkt ihr nicht in richtige, sinnvolle Bahnen. :ka: Wenn ihr den Hund "bis zum Umfallen" rennen, hetzen, apportieren lasst, fremde Leute und Kinder ihr sinnlos Bällchen werfen lasst, liegt das Problem ganz klar bei euch und nicht beim Hund.


    Ich würde mit ihr weder auf die Hundewiese gehen noch jemals mehr sinnfrei Bällchen/Stöckchen werfen. Wenn euch an einer rassegerechten Auslastung was liegt, beschäftigt euch mit richtigem Dummytraining und beginnt mit einem sinnvollen Aufbau.

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