Fragen, die man sich sonst nicht zu stellen traut - Teil 19

  • Ist es normal, dass eine ambulante Therapie (Bereich Depression, Borderline, Magersucht,...) von Mo-Fr. von 8 bis 16.30uhr geht?

    Das erzählte letztens eine betroffene Bekannte im Dorf.

    Ich stelle mir das unglaublich schwierig vor für jemanden, der krankheitsbedingt nicht arbeiten kann. Also wenn man nicht einmal 2, 3 Stunden am Tag arbeiten kann weil die Energie dafür fehlt und man sich dann erst einmal eine Stunde hinlegen muss, wie soll man 8,5h überstehen? Täglich?

  • Ist es normal, dass eine ambulante Therapie (Bereich Depression, Borderline, Magersucht,...) von Mo-Fr. von 8 bis 16.30uhr geht?

    Das erzählte letztens eine betroffene Bekannte im Dorf.

    Ich stelle mir das unglaublich schwierig vor für jemanden, der krankheitsbedingt nicht arbeiten kann. Also wenn man nicht einmal 2, 3 Stunden am Tag arbeiten kann weil die Energie dafür fehlt und man sich dann erst einmal eine Stunde hinlegen muss, wie soll man 8,5h überstehen? Täglich?

    Sowas geht ja in den Bereich Tagesklinik und das ist in der Psychiatrie dann durchaus normal.

    Da haben die Patienten ja aber nicht durchgängig „Programm“.

    Da gibt es Gesprächsrunden, Einzelgespräche, Rückzugsmöglichkeiten, gemeinsame Aktivitäten (kochen, spazieren, ein Gesellschaftsspiel) oder noch andere Therapieformen wie Sport, Gesang, Tanz, Entspannungstechniken.


    Ob das die richtige Therapieform für den Menschen ist, sollte der zuständige Arzt dann natürlich beurteilen.

  • Danke dir. Sie erzählte, dass die Therapie (ja, Tagesklinik) für sie speziell total nutzlos war, weil sie keine Möglichkeit hatte, sich zurück zu ziehen und einfach mal ne Stunde zu schlafen. Dadurch war es täglicher Stress und außerhalb der Therapie ging dann gar nichts mehr. Sie ist zu Hause dann einfach ins Bett gefallen und hat bis zum nächsten Tag durchgeschlafen.

    Sie ist inzwischen Frührentnerin und kommt so halbwegs durchs Leben. Aber mehr als einen Termin pro Woche (z. B. Arzt) schafft sie nicht.


    Und weil du gerade von gemeinsamen Aktivitäten schreibst: wie ist das eigentlich, wenn man an so etwas grundsätzlich kein Interesse hat. Also wenn ich jetzt Gesellschaftsspiele schon immer völlig kacke fand (ich würde ja den lieben langen Tag nichts anderes machen wollen :rolling_on_the_floor_laughing:).

  • Also ich bin jetzt schon lange nicht mehr in der psychiatrischen Richtung unterwegs gewesen. Ich war damals in der Tagesklinik in der Ausbildung eingesetzt und fand das super spannend.


    Da gab es auf jeden Fall einen Ruheraum, wo man sich wirklich mal zurückziehen konnte.

    Man musste auch nicht an allen Aktivitäten teilnehmen.

    Also Außenaktivität musste mitgemacht werden, weil sonst ja keiner bei den Zurückgebliebenen gewesen wäre, aber alles andere war schon recht flexibel.

    Gesprächsrunden waren natürlich auch Pflicht.

    Aber das Maß der Einbringung bei freiwilliger Aktivität war schon individuell.


    Dass das Arbeit für diese Menschen ist, ist aber in gewissem Rahmen auch gewollt. Man möchte dort natürlich durchaus ein geregeltes Leben simulieren mit gewissen Pflichten.

    Das ist sicher anstrengend.


    Ist vielleicht auch von der Einrichtung abhängig, wie individuell man dann ist.

    Wenn das so gar nichts bringt, ist es ja schon irgendwie doof, aber das muss man dann vielleicht mit den Ärzten der Tagesklinik und dem überweisenden Arzt klären, denke ich.

  • Also wenn man nicht einmal 2, 3 Stunden am Tag arbeiten kann weil die Energie dafür fehlt und man sich dann erst einmal eine Stunde hinlegen muss, wie soll man 8,5h überstehen? Täglich?

    Die Patienten sind/ werden in solchen Tagesformen überwiegend medikamentös eingestellt, um u.a. die Dauermüdigkeit zu reduzieren. Zusätzlich soll der Tag- Nacht- Rhythmus durch einen strukturierten Tagesablauf wieder normalisiert werden. Viele Betroffene haben ja nachts Schlafstörungen und wechseln 24/7 zwischen kurzer Aktivität und Schlaf.

    Pausen und Rückzugsmöglichkeiten gibt es in der Tagesform, ebenso (je nach Klinik) Auswahlmöglichkeiten bez. der Angebote.


    Vielleicht war das einfach nicht die passende Therapieform für Deine Bekannte?

  • Ich will da auch nicht zu sehr ins Detail gehen. Sie meinte nur, sie wurde über die Jahre (sie und ihr Mann sind/waren schon seit vielen Jahren betroffen, der Mann lebt inzwischen nicht mehr) immer aufgefordert, darüber zu sprechen. Daher weiß ich das nur und wollte sie nun auch nicht zu sehr "ausquetschen". Sie ist da sicher auch sehr stark erkrankt, wenn sie dadurch Frührente erhält/arbeitsunfähig ist und nicht in der Lage ist, ihren Haushalt zu schaffen (sie lebt eben in einem großen Haus der Familie, wie das auf dem Dorf so ist, da ist viel zu tun, Kinder wohnen weit weg, Freunde helfen ihr regelmäßig im Haushalt).

    Sie nimmt seit Jahren Medikamente, aber wenn sie eine Sache tut (z. B. Termine für den Arzt, Küche aufräumen, Staubsaugen, einkaufen), dann kann sie den restlichen Tag nichts mehr machen, weil sie völlig fertig ist. Dann schaut sie fern oder so und sitzt auf der Couch. So hat sie es erzählt. Sie macht sich inzwischen Pläne, so dass sie pro Tag nur eine Sache plant und dann auch macht und so über die Zeit alle Aufgaben erledigt. Also soweit es eben geht.

    Und nebenbei erzählte sie dann von der Klinik und das das einfach nur purer Stress war.

  • Ich will da auch nicht zu sehr ins Detail gehen. Sie meinte nur, sie wurde über die Jahre (sie und ihr Mann sind/waren schon seit vielen Jahren betroffen, der Mann lebt inzwischen nicht mehr) immer aufgefordert, darüber zu sprechen. Daher weiß ich das nur und wollte sie nun auch nicht zu sehr "ausquetschen". Sie ist da sicher auch sehr stark erkrankt, wenn sie dadurch Frührente erhält/arbeitsunfähig ist und nicht in der Lage ist, ihren Haushalt zu schaffen (sie lebt eben in einem großen Haus der Familie, wie das auf dem Dorf so ist, da ist viel zu tun, Kinder wohnen weit weg, Freunde helfen ihr regelmäßig im Haushalt).

    Sie nimmt seit Jahren Medikamente, aber wenn sie eine Sache tut (z. B. Termine für den Arzt, Küche aufräumen, Staubsaugen, einkaufen), dann kann sie den restlichen Tag nichts mehr machen, weil sie völlig fertig ist. Dann schaut sie fern oder so und sitzt auf der Couch. So hat sie es erzählt. Sie macht sich inzwischen Pläne, so dass sie pro Tag nur eine Sache plant und dann auch macht und so über die Zeit alle Aufgaben erledigt. Also soweit es eben geht.

    Und nebenbei erzählte sie dann von der Klinik und das das einfach nur purer Stress war.

    Ist sie sicher, dass das Depressionen sind und nicht was anderes wie CFS/ME?

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