BMEL passt GOT an modernste Untersuchungsverfahren an

  • Ich verstehe nicht, was es mit privilegiert zu tun hat, wenn man darauf hinweist, dass man ein Tier versorgen können sollte, wenn man sich eins holt. Und da geht es mir nicht um das Gehalt oder die Rücklagen die man hat, sondern die Optionen, die für einen in Frage kommen. Helfen Freunde und Familie aus? Super! Nimmt man sich einen Kredit? Toll! Kann man mit dem Arzt eine Ratenzahlung ausmachen? Perfekt!


    Aber eine normale Behandlung abzulehnen, weil man es sich nicht leisten kann, ist halt für mich ein No-Go.


    Und ja, Tierhaltung ist Luxus. Alles, was nicht zum normalen Überleben notwendig ist, ist Luxus, auch wenn man es auf persönlicher Ebene als für sich notwendig betrachtet. Aber das ist eben eine persönliche Sichtweise - was brauche ich, um nicht nur zu existieren, sondern auch glücklich zu sein? Und natürlich muss man da umso mehr Abstriche machen, je schlechter die finanzielle Situation ist. So traurig es ist, aber das ist die Realität. Und die Frage, wie man seinen (zum glücklich sein notwendigen) Luxus finanzieren kann, muss sich halt jeder stellen und irgendwie beantworten. Die Antwort ist individuell. Und ja, die aktuelle Situation hat sich drastisch geändert, mit in allen Bereichen gestiegenen Preisen. Ergo muss man sich die Frage, die man bei der Anschaffung gestellt hat, sich jetzt eben nochmal stellen.


    Ich betone nochmal: Mir geht es nicht um "Man muss Summe x aufbringen müssen können, um ein Tier zu halten". Mir geht es darum, dass die Grundversorgung des Tieres gewährleistet ist und es nicht schon bei Standardsachen nicht mehr behandelt werden kann.

  • Ich verstehe nicht, was es mit privilegiert zu tun hat, wenn man darauf hinweist, dass man ein Tier versorgen können sollte, wenn man sich eins holt. Und da geht es mir nicht um das Gehalt oder die Rücklagen die man hat, sondern die Optionen, die für einen in Frage kommen. Helfen Freunde und Familie aus? Super! Nimmt man sich einen Kredit? Toll! Kann man mit dem Arzt eine Ratenzahlung ausmachen? Perfekt!


    Aber eine normale Behandlung abzulehnen, weil man es sich nicht leisten kann, ist halt für mich ein No-Go

    Das Problem ist doch schlicht und ergreifend, dass die 200€, die die Menschen Januar 2022 monatlich ÜBER hatten, dachten damit sei ihr Tier im Notfall gut versorgt, die haben die 200€ nicht mehr über, weil sich bei der Gasversorgung mal eben der Preis verdreifacht hat.

    Und da kommt jetzt die GOT on Top.


    Jetzt sitzen also sehr sehr viele Menschen daheim, die rein gar nix dafür können, dass so nen Depp meint, nen Krieg anzetteln zu müssen, die Preise explodieren, die wohl kalkulierten Kosten gerade mal so gar nicht mehr hin kommen, Ängste die die Psyche ned unerheblich belasten und dann heißt es "tja, wenn du dein Tier ned mehr versorgen kannst, schaffst es halt ab, selbst schuld; wenn du es nicht mehr versorgen kannst und die 400€ für nen Blutbild nicht hinkriegst"


    ?

  • Die Swiffer

    Ja, die Situation ist halt grad so. Was soll man sagen? "Joah, du kannst dir die 400€ für das Blutbild nicht leisten? Kein Ding, warten wir halt ab, ob sich das Problem von selbst löst - auf die ein oder andere Art."


    Oder was genau soll da die Lösung sein? Tierärzte, die unter Kostendeckung arbeiten? Behandlungen, die von allen Tierhaltern mitbezahlt werden? Staatlicher Bonus? Also was genau ist hier die Lösung?

  • Das verlangt doch keiner, klar wird man alle Hebel in Bewegung setzen damit dem Tier geholfen wird. Nur ist die jetzige Entwicklung nix womit man hätte rechnen können.

    Also eigentlich erst Corona, das teils schon Existenzen gekostet hat und die jetzige Krise die eben an den meisten nicht so spurlos vorbei geht. Und hat man früher eben nach Abzug aller Fixkosten noch 1000€ zum Leben gehabt, muss aber jetzt davon 250€ mehr für Gas und Strom zahlen, 100€ mehr für Miete, Versicherung und Nebenkosten, 100€ mehr Sprit pro Monat, hat man plötzlich nurmehr 550€ über im Monat und die Lebensmittel sind auch um einiges teurer geworden.

    Da ist das Blutbild um 400€ nicht mehr so locker flockig drin wie früher das um 200€.

  • Ich fände ein wenig mehr Verständnis fürs Menschliche und weniger rigorose Urteile schon hilfreich :smile: Und nein: Es soll nicht auf den Rücken der Tierärzte gehen. Das tuts für die, die kein super-turbo-hochfunktionales Abgrenzungssystem haben, ohnehin, dringend Zeit auch hier für einen „Ansichtswandel“ bei den Berufen von direkt am Geschöpf Helfenden. Und die Erkenntnis, dass die Aufforderung zur Selbstausbeutung da Letzte ist, was man ihnen entgegen bringen sollte und was sie sich selbst zumuten sollten. Beruf ist was Anderes als private menschliche Hilfeleistung.


    Es gibt keine „die Lösung“. Es wird Fälle geben, die tragisch ausgehen und vermutlich werden das mehr. Eine globale „Die Lösung“ würde gesellschaftliche Umwälzungen sondergleichen bedeuten, mit denen sowas wie private Haustierhaltung vermutlich eh deutlich eingeschränkt würde. Die nicht kommen werden (sagt meine Glaskugel) …


    Es bleibt also das Pflaster von freundschaftlicher/familiärer Hilfe und privater Spenden- bzw. Unterstützungsbereitschaft (ganz strikt getrennt vom beruflichem Ethos). Ggf. tut sich auch staatlich was, sehe ich aber nicht am Horizont. Für die, die es sich leisten können und wollen: Finanzielle Unterstützung im Freundeskreis, Unterstützung von Crowdfunding, von Vereinen wie „Notfelle“ … Weiter Information über die Möglichkeit von Tierkrankenversicherungen und sachlicher Aufklärung, wie hier intendiert und leider teils ausgeartet (in alle Richtungen). Es würde glaube ich schon viel helfen, denen, die es irgendwann in Anspruch nehmen (müssen), nicht auch noch moralisch eins drauf zu geben.


    Die, die es bewusst oder ohne schlechtes Gefühl ausnutzen: Die trifft man mit solchen Debatten eh nicht.


    Um einer neuen Diskussion vorzubeugen: Wer nicht unterstützen möchte, braucht sich im Übrigen auch nicht anprangern lassen. Das ist eine ganz freie Entscheidung nach dem eigenen Wunsch und Vermögen.

  • Es würde glaube ich schon viel helfen, denen, die es irgendwann in Anspruch nehmen (müssen), nicht auch noch moralisch eins drauf zu geben.

    Wer haut denn moralisch auf die drauf, die sich Hilfe holen, um eine Behandlung zu finanzieren?

  • Es wird so sein wie‘s eben immer ist wenn das Geld knapp wird: weniger Inanspruchnahme der medizinischen Dienstleistung. Gibts so ja schon immer, natürlich auch bei Menschen (ohne Versicherung bzw. mit sehr hohem Selbstbehalt der PKV). Jetzt betrifft es eben einen rapide ansteigenden Prozentsatz der Bevölkerung.

    Ziemlich schrecklich für mein Empfinden.

  • Oder was genau soll da die Lösung sein? Tierärzte, die unter Kostendeckung arbeiten? Behandlungen, die von allen Tierhaltern mitbezahlt werden? Staatlicher Bonus? Also was genau ist hier die Lösung

    Wünschenswert?

    Ende vom Krieg, Normalisierung der Weltwirtschaft, Übergewinnbesteuererung bei so einigen Großkonzernen, die durch nicht der Situationgeschuldete Preiserhöhungen auf der Welle mitschwimmen.

    Dass die neue GOT den Wettbewerb der Tier-KV so ankurbelt, dass in absehbarer Zeit KV sich für alle rechnet, weil die Beiträge angepasst werden und auch diesen vermalledeite Kündigungsthema erledigt wird.

    Dass es keine Wette mehr zwischen Tierhalter und Versicherung mehr ist, so wie es derzeit ist. Denn das ist es noch. Man schließt eine Wette ab. Die Versicherung wettet, dass der Tierhalter mehr einzahlen wird, als verbrauchen, der Tierhalter wettet dagegen.

    So dass eben das Prinzip der Versicherung so funktioniert wie bei Privathaftpflicht und Co (die große Anzahl an Versicherungsnehmern macht es möglich, dass die Beiträge klein, die versicherte Schadensumme aber immens ist).


    Swiffer

    Ja, die Situation ist halt grad so. Was soll man sagen? "Joah, du kannst dir die 400€ für das Blutbild nicht leisten? Kein Ding, warten wir halt ab, ob sich das Problem von selbst löst - auf die ein oder andere Art

    Warum so zynisch?

    Ich bin nicht der Politiker, der irgendein Gesetz auf den Weg bringen könnte; noch gehört mir ne TK, noch ne Versicherung, noch nen Ölkonzern.

    Aber vielleicht tun mir gerade deshalb die Menschen so leid, die aufgrund der Gesamtsituation eh schon seit Monaten schlaflose Nächte haben und jetzt den nächsten Brocken schlucken müssen.

    Vielleicht mag ich deshalb dem Leid von Menschen da ungern mit Zynismus begegnen.

  • Es würde glaube ich schon viel helfen, denen, die es irgendwann in Anspruch nehmen (müssen), nicht auch noch moralisch eins drauf zu geben.

    Wer haut denn moralisch auf die drauf, die sich Hilfe holen, um eine Behandlung zu finanzieren?

    Das tut man - hier in diesem speziellen Kontext! - mit intensiven abstrakten Debatten über das (mangelnde) Verantwortungsbewusstsein Ärmerer, die sich ein Haustier leisten, obwohl sie „auf Kante planen“ müssen, dem Hinweis, dass die halt besser hätten überlegen müssen und das Haustierhaltung Luxus ist, recht automatisch. Auch wenn es so nicht gemeint ist. Klar sind auch solche Themen wichtig. Und es ist auch völlig verständlich (und berechtigt), dass das eine (mögliche) Gegenreaktion auf die abstruse Erwartungshaltung Einiger ist, dass Tierärzte das aus Idealismus zu stemmen haben.


    Aber hier gehts (auch) um Sorgen und Ängste in einer sehr schwierigen Zeit, von der die Menschen unterschiedlich hart betroffen sind. Ich gehöre, wiewohl nicht wohlhabend, zu den „Privilegierten“, brauche mir aktuell ums Finanzielle keine Sorgen zu machen und weiß das zu schätzen. Ich weiß aber auch sehr gut, dass das nicht selbstverständlich ist. Auch ich habe diesen bequemen „Status“ u. A. mit viel Glück und Hilfe halten können, vor ein paar Jahren hätte ich fast alles verloren. Das kann verdammt schnell gehen.

  • Dass die neue GOT den Wettbewerb der Tier-KV so ankurbelt, dass in absehbarer Zeit KV sich für alle rechnet, weil die Beiträge angepasst werden und auch diesen vermalledeite Kündigungsthema erledigt wird.

    Dass es keine Wette mehr zwischen Tierhalter und Versicherung mehr ist, so wie es derzeit ist. Denn das ist es noch. Man schließt eine Wette ab. Die Versicherung wettet, dass der Tierhalter mehr einzahlen wird, als verbrauchen, der Tierhalter wettet dagegen.

    So dass eben das Prinzip der Versicherung so funktioniert wie bei Privathaftpflicht und Co (die große Anzahl an Versicherungsnehmern macht es möglich, dass die Beiträge klein, die versicherte Schadensumme aber immens ist).

    Was ja wieder auf ein gewisses "Solidaritätsprinzip" hinausläuft. Es zahle ganz viele ein, auch solche, die es grad nicht brauchen, und davon können die Behandlungen derer, die es brauchen, finanziert werden.

    Warum sollte eine KV für den Hund/das Tier nicht gesetzlich für jeden Tierhalter vorgeschrieben werden?

    Damit würden sich doch viele Probleme lösen. Allerdings müsste da noch eine gewisse Konzentration erfolgen. Zu viele Anbieter auf dem Markt sind zu unübersichtlich und da kriegt dann vielleicht nicht jede KV die Menge an Versichterten hin, dass das Prinzip funktioniert.

    Echt, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir der Gedanke. Die Masse würde es möglich machen, dass die Beiträge für den einzelnen überschaubar bleiben.

    Warum sollten die mit Alter des Hundes nicht moderat steigen und für manche Rassen (z.B. Brachys) nicht von vornherein deutlich höher sein? Ist ja wissenschaftlich und medizinisch gut begründbar.

    Die Beiträge sollte eine staatliche, fachkundige Kommission festlegen.

    Hightechmedizin und faire Gehälter für tiermedizinisches Personal sind für den Privatmenschen m.E. einfach realistisch auf Dauer nicht finanzierbar. Dann können sich wirklich nur Wohlhabende/Reiche Tier-Medizin auf dem Level leisten, das halt mittlerweile "state of the art" ist.

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