BMEL passt GOT an modernste Untersuchungsverfahren an

  • Ich frag mich die ganze Zeit in welchem Film ich bin ...


    Danke! Danke! Danke!


    Ich frag mich echt langsam, wo ich hier gelandet bin und warum sich jetzt alle hier die Augen aushacken, wer mehr verdient oder mehr Recht auf Tierhaltung hat als ein anderer. Meine Güte!



    Ich finde es völlig unverständlich, wie aus "man muss in der Lage sein eine Minimalversorgung für sein Tier zu garantieren und es ist nicht ok ein Tier einfach einzuschläfern, wenn man eine gute Behandlungsoption hat, die a) eine extrem gute Prognose hat und b) zu uneingeschränkter Lebensqualität führt" ein "man muss maximal verdienen, Akademiker sein und teure Chemos aus dem Ärmel schütteln können" wird.


    Ich arbeite in einem Betrieb, der schon immer auch das Wohl der Menschen im Auge hat und ich bin froh, dass ich Chefs habe, die wirtschafltich denken, aber auch menschlich sind und wo es immer Lösungen gab für die Sorgen von Besitzern. Aber auch mal harte Worte, wenn sie berechtigt und angebracht sind.


    Bevor ich studiert habe und bevor ich Tierärztin geworden bin, dachte ich, jeder müsse in der Lage sein, ein Tier zu halten oder irgendwie die Möglichkeit dazu haben. Diese Meinung habe ich in den letzten Jahren rigoros geändert. Nicht weil ich eine "missgünstige, besserverdienende, überhebliche Person" bin, sondern weil ich massenhaftes Tierleid gesehen habe und weil Tiere es sich nicht aussuchen können, wo und bei wem sie leben und weil sie unfassbar viel "aushalten" müssen und im Endeffekt uns einfach komplett ausgeliefert sind.


    Diese ganze Diskussion hier hat eigentlich sehr wenig mit alter oder neuer GOT zutun.


    Ich bin hier raus.

  • Der finanzielle Status eines Tierhalters ist nur ein Fakt, der beeinflusst wie ausgiebige das Tier tierärztlich versorgt wird. Die Wichtigkeit eines Tieres entspringt aus Dingen wie der Sozialisierung, des aktuellen Kulturkreises, der Bindung zum speziellen Tier, der Aufgabe des Tieres, Vorerfahrungen etc. Ich kenne einen Millionär mit Frenchie und die sollte längst mal orthopädisch vorstellig werden, findet er aber nicht wichtig, solange der Hund rumläuft. In dem Dorf auf dem ich aufwuchs leben die Hunde teilweise noch wie vor 50 Jahren, auf dem Hof von Resten bis sie umfallen oder ausbüchsen. Von daher glaube ich die Gehaltsdiskussion ist gar nicht der super entscheidende Faktor.


    Die Preise sind jetzt erhöht. Meine Praxis ist definitiv keine die „unsinnige“ Behandlungen vorschlagen würde. Ich vertraue den Ärzten. Heißt trotzdem ich persönlich gehe tatsächlich nicht mehr sofort zum TA bei Dingen wie Juckreiz und kleinen Wunden. Habe schon immer meine BehandlungsGrenzen im Kopf, die ich mit meinem jetzigen Hund nicht machen lassen würde.

    Und so soll das jeder für sich selbst entscheiden.


    Inwiefern dadurch mehr Tiere eingeschläfert werden, wird man ja sehen, da gibt es Tierärzte, die das mitentscheiden und die machen das nicht einfach so. Bisher ist die deutsche Gesellschaft bei allen Krisen eher gleich geblieben in ihrem handeln, die ersten Momente sind immer das große Entsetzen und dann sind wir häufig wieder brave Bürgerinnen.

  • https://m.facebook.com/story.p…137405&id=100044562994368


    Das hab ich grad zufällig bei Facebook gelesen …

    Öhm, die GOT tritt am 23.11. in Kraft und am 24.11. hatte er bereits massenhaft Leute, die ihre Tiere wegen Lappalien einschläfern lassen wollen. Hm...

    Ja und Pharmaindustrie hat dadurch keine höheren Umsätze, denn die Medikamentenpreise haben nicht mit der GOT zu tun :face_with_rolling_eyes: Gerade zu dem TA erinnere ich mich an Videos zu Kastration usw wo nicht mal minimalste Hygiene eingehalten wurde. So kann jeder billig (zu Lasten der Tiere)

  • Missgönne ich Tierärzten was? Nein. Ich gönne es lediglich allen Menschen, so leben zu können, dass es nicht nur ein Hangeln und Bangen von einem Monat zum nächsten ist.

    Das ist ein frommer Wunsch, der nie Realität werden wird. So bitter das ist.


    Wenn ich die Tiere der Menschen sehe, mit denen ich arbeite, muss ich teilweise sehr hart schlucken und an mich halten und ich habe absolut keine Ahnung, wie insbesondere die Hundehaltung für viele dieser Menschen zukünftig noch finanziert werden soll.

    Auf der einen Seite steht die enorme Bereicherung, die insbesondere Hunde darstellen. Oftmals einziger enger Sozialkontakt, Trostspender, Antriebsmittel, um sich zu bewegen, den Tag zu strukturieren und teilweise auch vierbeiniger Therapeut, der dafür sorgt, dass überhaupt noch etwas läuft.

    Auf der anderen Seite sehe ich z.B. den kleinen Yorkie, der nur noch verfaulte Zähne im Mund und bei jeder Futteraufnahme Schmerzen hat, weil das Geld für eine Zahnsanierung fehlt. Der nicht mehr gucken kann, weil das Fell um die Augen verfilzt ist und nicht mehr richtig Kot absetzen und laufen kann, weil das Fell am Hintern und den Beinen ebenfalls verfilzt ist und das Geld für den Hundefriseur und die Bürsten und Scheren fehlt.

    Oder den Goldie, bei dem das Loch im Auge schon auf Entfernung zu sehen ist. Geld für die OP ist allerdings nicht da und der Hund erduldet die Schmerzen ja auch tapfer.

    Oder der Mischling, der sichtlich humpelt und eine kaputte Hüfte hat, aber die Kohle für eine Behandlung oder Schmerzmittel fehlen leider.


    Das sind Extrembeispiele, aber es ist für mich Alltag. Und so sehr man sich über soziale Ungerechtigkeit auch aufregen kann: die Entscheidung, ein Tier anzuschaffen und zu halten, ohne die finanziellen Möglichkeiten zu haben, es angemessen zu versorgen und ihm ein gutes, schmerzfreies Leben mit ärztlicher Behandlung zu ermöglichen, trifft jeder einzelne für sich selbst. Ebenso, wie jeder dann eben auch für sich in Kauf nimmt, den Eigennutz aus der Haltung eines Hundes über dessen Wohlbefinden zu stellen.

    Die Entscheidung, Tierleid für den eigenen Vorteil billigend in Kauf zu nehmen, trifft ja auch jeder von uns, sobald er Billigfleisch in den Einkaufswagen wirft, weil er das Recht auf das tägliche Schnitzel über das Wohl der Tiere stellt.


    Das kann man richtig böse, gemein und ungerecht finden, ändern aber nichts am Ergebnis, dass das Tier menschlichen Egoismus ausbaden muss.

  • Die Entscheidung, Tierleid für den eigenen Vorteil billigend in Kauf zu nehmen, trifft ja auch jeder von uns, sobald er Billigfleisch in den Einkaufswagen wirft, weil er das Recht auf das tägliche Schnitzel über das Wohl der Tiere stellt.

    Oder 90 Prozent aller Hundefuttersorten

  • Ich glaube ein ganz großes Problem ist das man es noch nicht realistisch abschätzen kann, was das wirklich für einen selbst und sein Tier bedeutet in Zukunft.
    Bei dem Facebookkommentar schrieb jemand davon das eine Kastration statt 300€ 1000€ kosten soll. Ich bin mir ziemlich sicher das Pixels in 2017 in einer sehr günstigen Praxis schon teurer war.
    Hier wurde ja schon von 400€ für ein großes Blutbild ohne konkrete Organwerte geredet.
    Atrevido berichtet von einer Zahnsanierung für 650€ für ihre nicht kleine Hündin, letzten Monat habe ich noch ohne neue GOT 800€ bezahlt, mit 7 Zahnextraktionen. Aber da waren die einzelnen Posten schon etwas teurer als ihre Zahnreinigung 2020.

    Man kann ja auch nicht einfach den Posten aus der GOT nehmen und davon ausgehen das das die Rechnung am Ende ist.
    Meiner Erfahrung stellt jede Praxis ihre Rechnung etwas anders zusammen.

    Bonadea ich weiß du wolltest eigentlich raus sein. Aber du hast doch einen guten Überblick. Kannst du etwas Klarheit und Verhältnismäßigkeit rein bringen, was so realistische Behandlungspreise in Zukunft sein können. 30% teurer, 80% teurer, 300% teurer?

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