Familienhund und Kinder - Gefährlich wann und wieso?

  • Auch ich komme noch aus der Generation, wo die Kinder (auch ich) einen Anpfiff von den Eltern bekamen, wenn man Nachbars Wastl, Rex oder sonstwas anpatscht, dass es Hunde gab, da ging man erst zum Hof, wenn die von ihren Haltern das ok bekamen, weil sie sonst gebissen hätten - alles ganz selbstverständlich.


    Männlein war ein Halblanghaar, trico, Hütehund und des Menschen bevorzugtes Kuschelbeuteobjekt. Der Hund fand alles außer unseren Katern und seinen Leuten vollkommen überflüssig und machte das ggf. sehr deutlich.


    Der ultimative Albtraum geschah bei und im Park - ein ambitionierter ca. Zweijähriger beendete seine Gehversuche auf dem Rücken und Hintern Männleins.

    Das Kind wollte kuscheln und gleichzeitig seine Gehversuche beenden. Ein Segen, dass Männlein (bekmaulkorbt damals) panisch einen riesigen Satz nach vorne machte!


    Zwar plumpste das Kind lauthals kreischend auf seinen dick gewindelten Popo und Männlein schiß sich vor Panik voll.


    Von den Haltern des Kindes fehlte weit und breit übrigens jede Spur.


    Dank Männlein lernte ich Blocken von Artgenossen und Streichelwütigen par excellence - markanter Ausfallschritt vor und deutliches "STOPP" oder "AB".

    Arm vorgestreckt mit Handfläche nach vorn.


    Bei Mme ist das in diesem Maße nicht notwendig - Menschen weicht sie von sich aus sehr anmutig aus, wenn sie streicheln wollen und von sich aus interessieren sie weder Kinder, noch Erwachsene.


    Sie wirkt aber lange nicht so als Streichelmagnet, wie Männlein, sondern wird sehend bewundert und häufig mit Komplimenten bedacht.

  • Passiert euch das oft mit fremden Kindern?

    Also hier passiert das schon regelmäßig, vorrangig mit Kindergruppen, die mit Tagesmüttern unterwegs sind. Da läuft oft die Kinderhorde vorneweg und die Tagesmütter irgendwo quatschend hinterher. Viele Kinder bleiben einfach stehen und schauen oder ignorieren die Hunde auch einfach, manche rennen wie die Brüllaffen durch den Wald und auch an den Hunden vorbei, manche Kinder fragen, ob sie streicheln dürfen, manche hängen direkt am Hund.


    Meine Hunde sind nun allgemein menschenfreundlich und mögen Kinder, ich hab auch nichts gegen eine Kontaktaufnahme, wenn vorher gefragt wird und die Kinder sich normal verhalten. Doof wird's nur, wenn die Kinder grob werden, sich nichts sagen lassen oder auch einfach, wenn man von einer Meute fremder Kinder umringt wird, während deren "Aufsicht" 100m weg und mit anderen Dingen beschäftigt ist. Einfach aus dem Grund, dass man als HH so schnell Probleme bekommen kann, wenn auch nur die kleinste Kleinigkeit passiert (da muss der Hund noch nicht mal was "schlimmes" machen).


    IdR muss ich aber sagen, sind oft weniger die Kinder das Problem. Hab es auch schon öfter gehabt, dass die Kinder respektvoll Abstand halten und dann von den Eltern gedrängt werden, doch mal Ei machen zu gehen. Oder ein Kind fragt, ob es streicheln darf, akzeptiert mein freundliches Nein+Erklärung ohne Murren und dann kommt Mutti und ist anderer Meinung :omg:

  • Ich muss sagen als Eltern hat man es heutzutage auch nicht mehr leicht. Da sind die Leute die alles besser wissen. Gerade Omas neigen auch dazu bei uns gab es das nicht, dafür gab es einen Klaps. Dann gibt es die perfekten YouTube Familien wo immer alles toll ist und gut läuft. Alle sind immer nett und freundlich. Und dann gibt es andere Eltern in Babygruppen die einfach alles besser wissen.

    Wie soll man da noch seinen eigenen Weg finden? Wie unterscheiden was den Kindern gut tut und was nicht?


    Mal ein Beispiel. Meine Tochter ist 7 und darf seit einem Jahr alleine auf den Spielplatz hier um die Ecke gehen. Andere Eltern sind entsetzt. Was da alles passieren kann. Sie könnte mitgenommen werden usw. Und manchmal nimmt sie auch noch ihre 3 jährige Schwester mit. 😅

    Wie sollen Kinder lernen frei zu sein, ihre eigenen Regeln finden wenn sie nichts mehr dürfen? Wie sollen sie auch ihre Grenzen kennenlernen wenn wir ihnen alles vorgeben?


    Eltern sind heutzutage verwirrt, genauso wie die Kinder auch. Es ist nicht immer einfach sich selbst zu sein.


    Unsere Kinder wissen auch was ein Hund körpersprachlich meint. Sie können sich emotional in ein Tier reinversetzten weil sie damit aufwachsen und wir es begleiten. Wir haben hier eine Grummeloma. Wenn sie gerade keinen Kontakt möchte, knurrt sie einfach. Alle wissen sofort Bescheid und die Taktik klappt. Es ist verstärkend für den Hund und somit braucht sie auch gar nicht deutlich werden.

    Unsere andere Maus geht rückwärts ins meiden. Das ist für die Kinder erstmal nicht so deutlich. Wir begleiten aber auch das immer. Und die Kinder sehen und lernen es. Ich bestätige auch jedes Leiden wenn es ihr unangenehm ist. Sie sucht dann auch meine Nähe. Die gibt es sofort. Das Verhalten ist also wieder gut verstärkend für den Hund.

    Und das man Kind und Hund nie alleine lassen soll klappt im Alltag doch nie. Das geht einfach nicht immer. Ich habe wenn möglich immer ein Auge drauf und trenne auch sonst gerne mal. Aber 100% geht einfach nicht.

  • Auch wenn mich das anfangs empört hat und ich das keineswegs befürworte, also das Verhalten der Eltern, frage ich mich manchmal schon ob wir in Deutschland inzwischen nicht ein leicht gestörtes Verhältnis zur Hundehaltung haben. Gefühlt unterliegt alles unausgesprochenen Regeln und Knigge. Ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht.. wollte die Anfangsfäden nur mal hier einwerfen weil es irgendwie passt.

    Deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen! Grundsätzlich bin ich ja der eher entspannte, Strenge aber doch gechillte" Typ, auch als Mutter. Bei Hunden gilt für mich aber: lieber einmal zu oft verboten als einmal zu oft gebissen :person_shrugging:


    Ein Auge zudrücken und etwas locker sehen kann ich bei so vielen dingen im Alltag. Nicht wenn es um das Wohlbefinden und die Souveränität eines Lebewesens geht.

  • Auch wenn mich das anfangs empört hat und ich das keineswegs befürworte, also das Verhalten der Eltern, frage ich mich manchmal schon ob wir in Deutschland inzwischen nicht ein leicht gestörtes Verhältnis zur Hundehaltung haben. Gefühlt unterliegt alles unausgesprochenen Regeln und Knigge. Ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht.. wollte die Anfangsfäden nur mal hier einwerfen weil es irgendwie passt.

    ...


    Ein Auge zudrücken und etwas locker sehen kann ich bei so vielen dingen im Alltag. Nicht wenn es um das Wohlbefinden und die Souveränität eines Lebewesens geht.

    Auf den Punkt gebracht!


    Lieber ein enttäuschtes Kind, als das Drama, wenn der Hund anders als das Kind will und dessen Eltern stracks zu den Behörden rennen, weil sich der Hund ggf. nicht am Schwanz ziehen lassen wollte und dann knurrte...

  • Ich frage mich gerade, ob die HH welche hier ihren Hund über "fremde" Kinder stellen, selbst Kinder großgezogen oder gerade haben?


    Mit meinem Wuschelkopf bin ich permanent damit befasst, dass Kinder, meist zwischen 2 und 10 Jahren alt, zum streicheln kommen. Eine Fußgängerzone bringt gefühlt einen solchen Kontakt auf 200 m.


    Ein freundliches "Moment, du musst dich erst bekannt machen, sonst hat der Hund Angst vor Dir" ist meine Standardreaktion.


    Dann nehme ich die Hand des Kindes in meine, lasse Chewie daran schnuppern und das Eis ist gebrochen. Selbstverständlich darf das fremde Kind dann streicheln und umarmen. Wir sprechen hier im Thread ja über Familienhunde.


    Was ist so schwer daran?


  • Ich frage mich gerade, ob die HH welche hier ihren Hund über "fremde" Kinder stellen, selbst Kinder großgezogen oder gerade haben?

    Jupp. Das trifft auf einige hier zu.


    Heißt aber noch lange nicht, dass ich deswegen mit meinen Hunden ein wandelnder, kostenloser Streichelzoo für alle bin. Mit Kindern, die freundlich fragen, hab ich deswegen kein Problem. Denen erkläre ich das und gut. Aber immer noch: Wir sind kein kostenloser Streichelzoo und meine Hunde müssen sich nicht alles von Hinz und Kunz gefallen lassen. Wer da ran darf und wer nicht, entscheide immer noch ich.

  • Der Hund muss sich in trubeliger Umgebung alle 200 Meter von fremden Kindern anfassen und umarmen lassen...? Bei einem Hund, den du seit 4 Monaten kennst?


    Jo... ähm... kann man mal machen... :flushed_face:Mir wäre ja das Risiko zu hoch.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!