Hund und Depressionen - Kann das klappen?

  • Bei dir hat es gehlofen, das freut mich sehr. Das sind aber leider trotzdem sehr selten die richtigen Worte. Sie verursachen viel öfter das Gegenteil.

    Du, sorry, aber ich möchte eigentlich nicht eine Grundsatzdiskussion an der TE vorbeiführen! Sie kann sich ja dazu äußern und dann bin ich gern bereit darauf einzugehen.


    Und lies doch bitte auch richtig und nicht nur selektiv! Ich habe geschrieben "keine Lust" ODER zu meinen, dass es nicht geht und darauf bin ich auch im letzten Post eingegangen.


    Eben weil es nichts mit "keine Lust haben" zu tun hat oder es an dem Willen fehlt sich aufzuraffen. Es geht schlichtweg nicht.

    Siehe hier

    Wenn es nicht geht, dann geht es halt nicht. Manchmal aber eben doch und hinterher fühlt man sich besser.

    Und jetzt möchte ich gern warten, was die TE dazu sagt.

  • Hallo :winken: ,


    Das mit dem schlechten Gewissen ist mir auch schon passiert, und obwohl ich deine Lage nicht aus persönlicher Erfahrung nachfühlen kann, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass diese Gedanken einen noch mehr runterziehen. Meine Ideen wären folgende:


    1. Wenn es ein Verhaltensthema mit Zena gibt, das potentiell sich zum schlechteren entwickeln kann wie das Verbellen von Menschen, würde ich mir jetzt, also in Zeiten, wenn es dir ein wenig besser geht, Hilfe von einer Hundetrainerin holen. Denn sie ist ja erste im Begriff, erwachsen zu werden, und wenn sich dieses Verhalten verfestigt, oder von dir nicht gut geregelt werden kann, dann werden eventuell auch die Spaziergänge anstrengend.


    2. Du sagst, sie schnüffelt gerne und ist jagdlich interessiert. Da ist Nasenarbeit eine wunderbare Auslastungs- und Beschäftigungsmethode! Das kann man immer wieder neu variieren, zu Hause und draußen gleichermaßen praktizieren. Und, was das Beste ist: es gibt auch ganz unaufwändige Übungen. Und ich hoffe, das bekommst du auch in schwierigeren Phasen hin, z.B. Karton mit Zeitungspapier und Leckerlies ausstatten und Zena musss diese herausfischen oder so. Die "Zutaten" für solche Beschäftigungen halte dir parat, dann brauchst du diese nicht erst groß vorzubereiten, wenn die Kraft fehlt.


    3. Es gibt professionelle Gassigänger, bitte klemm' dich nochmal dahinter. Das wird dich enorm entlasten, wenn du jemanden kennst, der dir deinen Hund mal abnimmt und dann mit neuen Eindrücken gefüllt, wieder nach Hause bringt. Ich arbeite selbst auch viel im Homeoffice und habe jetzt seit kurzem auch wieder eine Hundebetreuung 1x die Woche un auch eine Gassigeherin, damit Martha und ich mal Ruhe voneinander haben ;) .


    4, Die Idee, einen regelmäßigen Termin in einem Verein/Hundeschule wieder aufzunehmen, finde ich sehr gut.


    Alles Gute für dich!

  • Ich bin selbst psychisch schwerst- und chronisch krank und bin gleichzeitig überglückliche Besitzerin zweier Hunde. Ich würde auch behaupten, dass die beiden es bei mir gut haben und glücklich sind.

    Das finde ich richtig schön zu lesen und freut mich sehr für euch drei, danke für deine Offenheit!

    Es kann wunderbar zusammen passen- aber leider auch gründlich nach hinten los gehen.

    Das ist eben meine Angst. Ich habe eben Sorge, dass ich sie "mit runter ziehe" und ihr durch meine Probleme ihre Energie raube und ihr mit mir eine Aufgabe aufbürde, die sie nicht leisten kann. Und bei der sie mit ihren Bedürfnissen hinten über fällt.

    Ich glaube, du hast Recht damit, dass Hunde sehr anpassungsfähig sind, aber ich kann halt nicht so richtig abschätzen, wann es wieder besser wird bei mir. Wüsste ich, in ein paar Wochen ist das wieder vorbei und es geht besser, könnte ich damit umgehen, denke ich. Sie ist halt noch so jung und ich habe leider schon das Gefühl, dass ihr etwas fehlt. Sie ist außerdem sehr klug und sie hat es verdient, dass sie das nutzen und sich weiterentwickeln darf. Deshalb fühle ich mich so schlecht.

    Es ist total mutig dass du so offen schreibst und es geht mir echt ans Herz weil ich viele deiner Gedanken kenne.


    Mich haben vor Jahren mehrere Schicksalsschläge + Trauma + MS ... in eine laaaaaaaange depressive Phase geworfen.

    Ich bin sehr beeindruckt und gerührt von eurem Mut, euch hier zu öffnen, danke dir! Ich hoffe sehr, dir geht es inzwischen wieder besser und wünsche dir auch weiterhin viel Kraft und Mut!

    Hunde sind so anpassungsfähig und eigentlich auch genügsam. Oft entsteht gerade über Foren wie dieses der Eindruck dass man sie sportlich auslasten müsste. In "echt" sind sie aber einfach nur gerne um einen rum.

    Ich hatte vor dem Forum gar nicht so richtig viel Ahnung von Hunden und auch gar keine Idee dazu, was sie eigentlich brauchen und habe hier im letzten Jahr beim Querlesen schon echt viel gelernt. Ich bin zwar mit Hunden aufgewachsen, aber die waren die meiste Zeit einfach nur im Garten oder sind mit uns Kindern ohne Halsband und ohne Leine auf der Dorfstraße rumgetollt. Gassi gabs am Wochenende, Hundesport war für meine Eltern was, was Schäferhunde (und zwar nur die, un eigentlich sind die dann auch bei der Polizei) im Schäferhundverein machen. Unsere Hunde habe ich immer als sehr zufrieden und ausgeglichen wahrgenommen, ob das wirklich stimmte, bin ich mir nicht mehr so sicher.


    Ich weiß, dass es eine sehr große Diskrepanz gibt, zwischen den Hunden, die ich hier so draußen treffe und den meisten Hunden hier aus dem Forum. Ich bin leider auch noch Perfektionistin und scheitere total an meinen Ansprüchen, das macht es zusätzlich schwer für mich, wirklich einzuschätzen und zu lernen, was Zena braucht, was ich brauche und wie wir zusammen glücklich sein können.

  • In Zena habe ich mich, genauso wie mans nicht machen soll, anhand eines Fotos verliebt und sie dann 3 Wochen später von einer Raststätte abgeholt. Anfangs war es super hart und ich stellenweise verzweifelt, weil ich dachte, dass ich das alles nicht schaffen kann mit ihr, aber wir haben uns zusammengerauft und schon viel zusammen bewältigt.

    Warum sollte man das nicht so machen?


    Auf den Gassirunden begegnet man erstaunlich vielen Hundehalterinnen, die genau so vorgegangen sind. (Ich auch).


    Lass dir das nicht als negativ einreden, es ist eine tolle Sache so auf den Hund zu kommen.


    Zu deinen gesundheitlichen Problemen kann ich dir nicht raten.


    Grüße, Alf

  • Das ist eben meine Angst. Ich habe eben Sorge, dass ich sie "mit runter ziehe" und ihr durch meine Probleme ihre Energie raube und ihr mit mir eine Aufgabe aufbürde, die sie nicht leisten kann. Und bei der sie mit ihren Bedürfnissen hinten über fällt.

    Das ist das heimtückische an Depressionen. Man neigt zum Overthinken, denkt und glaubt, man schadet allen um einen herum und alle finden einen langweilig. Dem ist aber nicht so. Vorallem nicht bei Hunden. Hunde denken nicht wie wir, sie wissen nicht, was sie alles machen könnten und wie es wo anders mit jemandem anderen wäre. Hunde leben im hier und jetzt, und was für sie zählt, ist, dass sie geliebt werden. Und das tust du!

  • Ich glaube, ich weiß schon, wie SanchoPanza das meint - mir gehts nämlich auch oft so, dass ich erst über Dinge nachdenke. So a la "Och ich lieg grad schon im Bett, wenn ich jetzt nochmal mit dem Hund gehe, muss ich das warme Bett verlassen und dann ist das Bett wieder kalt und mir ist kalt und" ... Hallo Gedankenspirale. Da ist es grundsätzlich "einfacher", gar nicht erst nachzudenken und aufzustehen. Weil: spätestens in 10 Minuten muss ich eh wieder aufstehen, weil sich meine Blase meldet. Da kann ich die 10 Minuten auch nutzen und den Hund nochmal kurz lüften. =)

    Und wenn ich das geschafft habe, dann freu ich mich auch. Weil "Huch, war ja gar nicht so schlimm, mir ist ja gar nicht so kalt. Och, wie süß sich der Hund jetzt einrollt, ja, das wars wert..." - sowas eben.


    Klar, das geht nicht bei jedem und sicher auch nicht sofort. In manchen Lebensbereichen geht das sicher auch einfacher als in anderen. Der eine schafft es, trotz schweren Depressionen regelmäßig einen Teil vom Abwasch zu machen, der andere muss sich vielleicht tagelang mental auf diese Aufgabe "vorbereiten", weil es einfach zu viel Energie verbraucht.


    Was mir sehr geholfen hat: "Getting something done is better than getting nothing done." Weiterführend dazu: https://themeaningmovement.com…g-is-better-than-nothing/

    Ich muss nicht alles auf einmal schaffen. Ich muss nicht jeden Tag einen kilometerlangen Spaziergang mit meinen Hunden schaffen (in schweren Phasen ist das durchaus eine Aufgabe, die mir manchmal viel Energie abverlangt).

    Es reicht, wenn ich nur einen Teil der Aufgabe schaffe.

    Es ist okay, wenn ich heute nur ein paar Teller abspülen kann. Hab ich noch Energie für ein paar Besteckteile, dann ist das super und ein Bonus, über den ich mich freue.

    Es ist okay, wenn ich merke, dass ich heute nicht die Energie für einen langen Spaziergang mit Dino habe. Dann gehen wir eben nur unsere übliche Runde und Dino darf viel erkunden.


    Ellazena Ich wünsche dir alles, alles Gute. Lass dich nicht unterkriegen. Und wenn du Hilfe brauchst, dann hab keine Angst und frag. :nicken:

  • Wir sind Vollzeit berufstätig ohne Home-Office, andere Hundebesitzer haben kleine Kinder oder müssen plötzlich Angehörige pflegen usw usw. Das sind alles keine optimalen Bedingungen für einen Hund aber machbar!

    Stimmt, aber ich glaube, ich hab dann immer im Kopf, dass andere Menschen zumindest ein soziales Netz haben, dass den Hund in stressigen Phasen auch mal auffangen kann. Oder dass zumindest mehr Menschen im Haushalt leben und der Hund dadurch vielseitigeren Menschenkontakt bekommt oder dass andere Menschen ein aktiveres, abwechslungsreicheres Leben haben, dass der Hund mitbekommt. Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine.

  • Da ist es grundsätzlich "einfacher", gar nicht erst nachzudenken und aufzustehen.

    Genau. Weil während man stundenlang grübelt, ob man das jetzt macht oder nicht, verbraucht man währenddessen schon die Energie, die man hätte in die Aktivität stecken können.


    Und ja, Depression hat halt schon auch mit Struktur und Aktivierung zu tun. Deshalb kann es auch helfen sich Termine zu legen oder sich einfach viele Routinen anzueignen. Z.B. Samstagvormittag ist Hundetime. Oder Sonntag mache ich gar nichts und zwar den ganzen Tag und ohne schlechtes Gewissen. Das ist dann auch viel erholsamer, weil man sich dabei nicht die ganze Zeit selbst fertigmacht.

  • Ellazena

    Immer, wenn ich deine Beiträge lese, habe ich das Gefühl, daß du mich zum Teil beschreibst. Ich finde Deinen Mut und Deine Offenheit bewundernswert. Meinen tiefen Respekt dafür!


    Als Figo, auch ein sehr ruhiger Rumäne :winken: , letztes Jahr hier einzog, hatte ich nach einigen Wochen auch das Gefühl, ihm nicht genug bieten zu können. Ich fiel in ein sehr tiefes Loch.

    Was mir u.a. sehr half, war ein Tagebuch (ähnlich, wie die drei schönen Momente pro Tag, die hier vorgeschlagen wurden), das ich unterteilte in Morgen, Mittag, Abend und dann jeweils aufschrieb, was er zu dem Zeitpunkt gemacht hat, was gut gelaufen ist, was weniger gut. Dazu habe ich mir verschiedene Smiley-Sticker gekauft und dann je nach Situation aufgeklebt.

    Ja, manchmal stand dann nur: "kurze Gassirunde", aber manchmal stand dann auch "zum ersten Mal ganz vorsichtig seine Pfote auf meine Hand gelegt". Wenn ich an den Moment denke, kommen mir heute noch die Tränen. Oder es stand da: "zum ersten Mal von sich aus auf den Balkon gegangen".


    Ich bin ein sehr strukturierter, verantwortungsbewusster und perfektionistisch veranlagter Mensch, aber in diesen schlechten Zeiten gibt er mir Halt, auch wenn ich ihm manchmal "nur" ein Dach über dem Kopf und Futter bieten kann.


    Vielleicht magst Du deinen Wohnort verraten und es findet sich jemand aus dem Forum, der in deiner Nähe wohnt. Aber nur, wenn du willst, ich möchte dich zu nichts drängen.

  • Die Krux einer Depression ist ja die verschobene Wahrnehmung der Umwelt bzw. die Neigung Dinge negativer zu interpretieren, als sie sind. Das heißt, es kann sehr gut sein, dass dein schlechtes Gewissen deinem Hund gegenüber durch die Erkrankung eingefärbt ist. Gleichzeitig neigt man dazu sich selbst und das eigene Verhalten schlechter einzuschätzen als es ist. Diese Erkrankung ist, neben anderen Dingen, eine ziemliche Lügenbaronin.

    Danke dir für deinen wundervollen Kommentar und das Teilen deiner Erfahrung! Das ich im Zusammenleben mit Zena anfange, manche meiner Persönlichkeitsstrukturen besser zu verstehen, merke ich auch und ich konnte da im vergangenen Jahr zum Glück schon einiges recht produktiv bearbeiten. Rückfälle gibt es natürlich trotzdem und es ist für mich manchmal sehr schwer und auch schmerzhaft, mir das zuzugestehen.

    Gibt es Dinge, die dich daran konkret zweifeln lassen?

    Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich, ich stelle vielleicht manchmal auch einen sehr hohen Anspruch an Zena. Der lautet: Du musst glücklich sein! Jeden Tag, so viel es geht. Mir ist eigentlich klar, dass das auch völliger Quatsch ist und ihr auch nicht gerecht wird (und da sind wir schon wieder beim schlechten Gewissen), denn sie hat natürlich auch ein Recht darauf, mal schlechte Laune zu haben oder weniger Energie, ohne, dass ich darüber gleich in Panik verfalle. Das fällt mir noch sehr schwer.

    PPS Menschen, die mit ihren Depressionen umgehen, sind superstark.

    :smiling_face_with_hearts:

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