Den eigenen Hund nicht mögen?

  • Nicht mögen... hmmm... ich hab bisher an allen Hunden, die hier eingezogen sind, was Liebenswertes entdecken können.


    Also eine abgrundtiefe Abneigung hatte ich noch bei keinem Hund. Hab ich einen Hund abgegeben, dann mit blutendem Herzen, weil die Umstände so gar nicht gepasst haben, nicht, weil ich den Hund nicht mochte.

    jap. So gehts mir auch. Als wir unseren Erbdackel übernommen haben, da wusste ich schon, er ist nicht meine ganz große Hundeliebe und ich hätte ihn mir niemals ausgesucht. Aber er war einer der Liebenswertesten, die je hier bei mir gewohnt haben - von der ganzen Art her einfach ein fröhlicher, lieber, netter kleiner Kerl. Jeder, wirklich jeder hat diesen Dackel gemocht. Ich natürlich auch - aber er war eben nie "mein" Hund irgendwie.


    Ich hab mal eine zeitlang einen Owtscharka bei mir aufgenommen - war ein verkorkster Notfall - und der hatte und hat bei mir (obwohl er mehr als schwierig war) einen großen Platz in meinem Herz - und dennoch musste ich ihn wieder abgeben, weil es damals mit den Kindern und allem drumrum nicht ging. (Der kam allerdings direkt danach in ein Hundeparadies wo er eine tolle Zeit und vorallem eine richtige Aufgabe hatte und ist ein wunderbarer und toller Hund geworden, der sein Leben dort sehr genossen hat....weil er dort sein durfte wie er eben war..).


    Zu allen anderen, die hier lebten und leben hat sich im Laufe der Zeit immer eine feste und gute Beziehung entwickelt - ich möchte keinen einzigen "nicht gehabt haben"....auch wenn ich das eine oder andere mal auch kurz an "nackt auf der Südseite zum Fenster raushängen" gedacht hab....

  • Wir hatten den umgekehrten Fall: ausgerechnet der Sohn meiner heißgeliebten Hündin beschloß ziemlich früh, dass er von der ganzen Familie nur meinen Vater und dessen Auto liebte, und beide sehr. Der ganze Rest der Sippe, inklusive seiner eigenen Mutter, war für ihn total entbehrlich. Ich um so mehr, als ich alles mit ihm machen mußte, was unangenehm war, vom Zotteln-Bürsten zum Impfengehen.


    Er zeigte seine Einstellung dann auch sehr deutlich, und irgendwie, schrägerweise, mochte ich den muffeligen alten Dickkopf genau deswegen so gern. Aber ich weiß ehrlich nicht, ob ich ein ganzes Hundeleben mit ihm allein hätte verbringen mögen, oder ob ich ihm nicht doch einen anderen Platz gesucht hätte.

  • Ich habe schon mal einen Hund abgegeben, den ich nicht mochte. Wir hatten keinen Draht zu einander.

    Ich hab schon mal einen Hund aufgenommen, obwohl ich ihn nicht mochte und ich hab ihn nach einiger Zeit unwahrscheinlich geliebt.

    Ich habe schon mal einen Hund behalten, den ich nicht sehr mochte bzw. nicht sehr mag und warte noch darauf, dass ich plötzlich in inniger Liebe entflamme.


    Einen Hund abzugeben, zu dem man keine Verbindung aufbauen kann, finde ich richtig. Vorschnell aufgeben und sich möglicherweise von Startschwierigkeiten abschrecken lassen, finde ich dagegen eher nicht richtig. Ich glaube nämlich auch, dass Liebe etwas mit Gewohnheit, Vertrauen und Sich-kennen zu tun hat, da bin ich ganz beim kleinen Prinzen und dem Fuchs - trotz der Kitschkeule, die ich damit schwinge.

    Aber ich denke, dass dieser zu entstehenden Verbundenheit eine grundsätzlich stimmige Chemie vorauszusetzen ist - und die hab ich nicht mit jedem Hund.


    Emily, Junghund Pinschermix, hatte ich spontan in Pflege genommen, da ihr obdachloser Besitzer ins Krankenhaus musste und sie ohne Bezugsperson auf einem Partygelände lebte. Ich wollte sie so lange behalten, bis er entlassen würde. Aber wir passten nicht zusammen. Es lief nichts dramatisch schief, ich konnte einfach keinen Bezug zu ihr aufbauen, obwohl sie ein nettes Hundekind war. Der Besitzer verstarb im Krankenhaus und ich habe keinen Moment überlegt, sie zu behalten, sondern habe sie ins Tierheim gebracht. Das hat trotzdem weh getan, ich fühlte mich wie eine Verräterin. Aber wir wären kein Team geworden und sie war wirklich nett und jung und toll, ganz sicher hat sie einen anderen Menschen total glücklich gemacht.

    Ich mag auch den Hund meiner Mutter nicht. Der ist nett und hübsch und alles - aber es passt nicht.

    Mein Freund mochte einen meiner Pflegis nicht - den ich total toll fand, wir passten super zusammen. Aber ich will nicht, dass ein Hund hier bleibt, den einer von uns nicht mag.



    Aber dann war da halt auch Lotte. Lotte fand ich hässlich. Und abweisend. Und irgendwie "egal". Da war kein magic moment, als wir sie kennengelernt haben. Und wir haben sie trotzdem genommen, weil mein*e Ex Lotte gut fand. Sie hatte dann auch deutliche Schwierigkeiten am Anfang, ganz große Ängste draußen. Und Jagdtrieb. Und ich war ihr pupsegal.

    Und ich hab diesen Hund nach einiger Zeit, vielleicht nach einem Jahr, so heiß und innig geliebt und sie fehlt mir bis heute jeden Tag.


    Vielleicht war es diese Lernerfahrung, die mir auch sagt, dass Dauer-Pflegehund Elsa einfach hier bleibt. Auch wenn sie nicht mein Typ Hund ist. Sie fordert ständig, überreagiert ständig, ist völlig unkooperativ und wenn sie ein Mensch wäre, dann wäre sie ein Mensch, der betrunken rumpöbelt, ein Aggressionsproblem hat und zwischendurch ständig körperliche Zuwendung der übergriffig einfordert. Jemand, der dir nicht zuhört, aber selbst unbedingte und ungeteilte Aufmerksamkeit will. Das ist eigentlich eine Mentalität, mit der ich nicht so gut kann. Trotzdem bleibt sie. Aber wäre sie nicht krank, würde ich das vermutlich anders sehen und würde sie längst weitervermittelt haben.

    Ich hab sie trotzdem ein bisschen lieb. So wie man einen schrägen und eher unsympathischen Charakter in einer Serie lieb hat, die man schon ewig kennt.

  • Nicht mögen, ne das kenne ich nicht wirklich. Aber nur holprig ne Beziehung aufbauen, das schon. War bei Chica so und hat lange gedauert. Aber sie war auch eigentlich der Hund meiner Tochter und die waren wie Arsch auf Eimer. Als die Tochter auszog war Chica schon alt und schon lange mehr mein Hund, aber das kam schleichend. So ein Teenie, wie meine Tochter dann halt war, hat ja oft andere Ansichten von Freizeitgestaltung als Gassi gehen. Ich hab das auch nie groß thematisiert, denn für mich war eh klar, dass man einem Kind nen Hund eher pro forma schenkt. Dass man da dann nicht für zuständig wäre, wäre schon arg blauäugig gedacht.


    Emil kam, sah und hat mich um den Finger gewickelt. Von Minute eins war er sowas von mein Herzenshund. Er ist laut und anstrengend, aber einfach ein haariges Körperteil von mir. Ich bilde mir auch ein, er sieht das auch so. Andere Menschen sind ihm schnuppe bis lästig. Jetzt, wo er nicht bei mir sein kann, leiden wir beide. Das ist der Nachteil.


    Fiete und ich hatten beide Anlaufschwierigkeiten, weil er sich nicht schnell anschließt, introvertiert ist und halt nicht sehr kuschlig. Oder nicht oft zumindest. Der hat fast zwei Jahre gebraucht um an zu kommen. Jetzt bei meiner Tochter muss er das nun wieder durchmachen, aber zumindest kannten und liebten sich die beiden vorher schon und er ist jetzt Einzelprinz. Ist vermutlich sehr erfreulich aus seiner Sicht.


    Lucifer war dann wieder anders. Niedlich, liebenswert, aber sowas von anstrengend, hat nichts ausgelassen an Blödsinn und gebissen wie ein Raptor. Der hats uns da echt nicht leicht gemacht. Dazu kommt rein vom optischen, dass er so sehr hellbraune Augen hat. Das gibt ihm so einen stechenden Blick, an den konnte ich mich lange nicht gewöhnen. Emil hat dunkle, sanfte Augen, Lucifer hat was raubtierhaftes mit diesem Blick ( na genau genommen ist er ja auch eins xD ). Ich liebe ihn einfach deutlich anders, als ich Emil liebe. Finde ich aber auch normal. War bei meinen Kindern auch so. Beides sehr verschiedene Charaktere, die einfach unterschiedliche Arten der Zuneigung hervorrufen.

  • Zwar kein Hund, aber: Ich habe ein Pferd, bei dem die Liebe erst wachsen musste. Anfangs hat sie zwar nicht mir gehört, aber ich habe mit ihr gearbeitet und ich kommte sie nicht wirklich leiden. Seltsam sensibel und unfassbar stur, mit einem Hang dazu, mich zu treten, wenn ihr irgendwas nicht passte. Zwei Jahre lang habe ich dieses Pferd betreut, weil ich mich gut mit der Besitzerin verstanden habe und es ein reitbares Pferd war. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich insgeheim gefragt habe, wer so ein Mistvieh wohl kaufen würde. Versteht mich nicht falsch, ich habe sie nicht schlechter behandelt deswegen, aber direkt gemocht habe ich sie nicht. Ich habe sie als Herausforderung gesehen, an der ich lernen kann, aber nie als "mein" Pferd. Es hat locker zwei Jahre gedauert, bis ich ihre liebenswerten Seiten kennengelernt habe.


    Und dann war ich der Idiot, der das Mistvieh gekauft hat - wobei sie mich offenbar auch ins Herz geschlossen hat, denn sie tritt nicht mehr. Dafür findet sie jetzt kuscheln umso besser und sie krault mich sehr sanft mit ihrer Oberlippe, ohne dass ich Angst haben müsste, dass sie ihre Zähne einsetzen könnte. Sie macht wirklich ALLES mit und ist rundum das beste, liebste und süßeste Pferd, das ich jemals haben werde.


    Ich kann mir vorstellen, dass man auch an einem auf den ersten Blick unsympathischen Hund irgendetwas nettes, liebenswertes findet. Wenn man sich wirklich viel mit einem Tier beschäftigt und mit ihm trainiert, kommt früher oder später vermutlich auch eine gewisse Zuneigung auf. Die einzige Frage wäre, ob man es zwei Jahre mit einem unsympathischen Hund überhaupt aushält. Das Pferd holt man sich halt ein paar mal in der Woche für zwei Stunden von der Weide und stellt es dann wieder weg, wenn man den Kontakt auf ein Minimum beschränken will. Der Hund ist dagegen lebt mit einem im Haus...

  • Seltsam sensibel und unfassbar stur, mit einem Hang dazu, mich zu treten, wenn ihr irgendwas nicht passte.

    Das klingt irgendwie total nach meinem Knödel, wenn man treten durch beißen ersetzt.


    Scheint, als hättest du ein echt tolles Pferd :herzen1:

  • Beruflich habe ich ja Umgang zu vielen verschiedenen Hunden. Und da sind durchaus welche, zu denen ich gar keinen Zugang finde so auf Anhieb. Das wäre niemals ein Hund, der bei uns einziehen würde.


    Bei unseren Hunden war es einfach von Anfang an ein richtiges Gefühl. Meine jüngere Hündin habe ich auf dem Foto gesehen und wusste, dass das mein Hund ist. Hat sich auch sofort beim Ersten treffen bestätigt.


    Bei der Hunde-suche meiner Eltern, da habe ich ihnen von einem Hund abgeraten… sie haben ihn trotzdem genommen und haben jetzt einen Hund, der eigentlich mein Hund sein möchte. Wir haben auf Anhieb eine so enge Bindung gehabt, das haben meine Eltern in den zwei Jahren nicht geschafft… das wäre irgendwie traurig, wenn er nur dort sein müsste und nicht den Kontakt zu mir haben könnte, wie er es eigentlich möchte…


    Schon eine verrückte Geschichte mit diesen Tieren.

  • Mein Fluch ist eher andersrum.

    Ich will nicht zu jeden Tier eine enge Beziehung aufbauen. Und schaffe es nicht.

    Es gäbe natürlich massig Hunde, die hier nicht in mein Leben passen. Aber ich mag sie immer alle. Die Tierheimtölen, die hässlichen, die kleinen und die großen. Der größte war ein Malamuten, der in Lappland gerne Elche fangen wollte.

    Ein toller Kerl.

    Der kleinste ein Pomerian, der bissig war. Um den trauere ich heute noch, dass ich ihn nicht mitnahm. Und der autistischste ein aussortierter Jagdterrier.

    Ich wäre Hundemessi, wenn ich nicht Vernunft hätte.


    Für mich war immer wurscht, was für ein Hund, hauptsache Hund oder auch Katze. Pferd hätte ich auch. Meeris…..Igel in Not………undundund……Meinen Schafen habe ich keine Namen gegeben, damit ich deren Kinder hätte essen können….“der Witz des Jahrhunderts“.

  • Das finde ich liebenswert. :smiling_face_with_hearts:

  • Takeo ist ja mein Hund und weil er eigentlich schon als Welpe krank war und dadurch auch schwierig und sehr misstrauisch, auch uns gegenüber, hatte sie sich sehr schwer getan.


    Er hat sich aber, auch wenn er im Verhalten Fremden gegenüber immer noch schwierig ist, in ihr Herz gebuddelt. Zu uns ist er nun sehr zutraulich, auch zu meiner Frau.


    Die Erziehung usw. mache ich. Den morgendlichen Gassi Gang macht meine Frau und auch nur dahin, wo sie niemanden begegnet, oder weit ausweichen kann, weil er sie zu sehr schützen will. Sie bekommt das leider einfach nicht hin….. Das stresst sie, verständlicher Weise.



    Und Trotzdem. Gerade eben, meine Frau zu Takeo:


    „Takeo steh!“


    Er: :fear:


    Sie umarmt ihn, drückt ihn und sagt, ein Bisschen knutschen muss sein. :herzen1:


    Takeo: :fear:


    :lol: :lol: :lol:

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