Schwarmwissen: Cockapoo verpaart mit Labradoodle - was kommt raus?

  • Ok, das wußte ich nicht, dass die schon in Hundebüchern aufgetaucht sind.


    Also die, die ich kenne sind max. 6-8 Jahre alt und deshalb kann ich halt nicht sagen, wie es da mit Gesundheit aussieht.

    Weil die Züchter oft explizit mit Gesundheit werben.

    Und die Doodlehalter, zumindest in meinem Umfeld, fast ausschließlich Ersthundbesitzer sind.


    Wenn ich mich mit Rassehundbesitzer unterhalte, wissen die in den meisten Fällen eben schon um die eventuellen "Baustellen" ihrer Rasse.

  • Genetische Varianz ist aber in erster Linie für Populationen relevant, eher weniger für das Individuum. Und Gerade bei Doodeln gibt es ja keine Populationsstruktur, da die eigentlich alle nur F1 sind.

    Hohe oder niedrige genetische Varianz wirkt sich auf beiden Ebenen aus, für das Individuum wirken sie vor allem die Immunfunktion (Stichwort MHC-Gene), aber auch viele Stoffwechselvorgänge und die Fortpflanzungsfunktion profitiert von individueller Heterogenität. Dazu kommt dann noch die Wahrscheinlichkeit, spezielle Krankheiten zu erben.

    Auf der Populationsebene hängt die Überlebens- und Anpassungsfähigkeit der gesamten Gruppe von der genetischen Heterogenität ab.


    Hier ein Zitat aus einer wiss. Veröffentlichung zu dem Thema, das gleich im zweiten Satz beide Ebenen formuliert:


    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7326369/


    Inbreeding poses a real or potential threat to nearly every species of conservation concern. Inbreeding leads to loss of diversity at the individual level, which can cause inbreeding depression, and at the population level, which can hinder ability to respond to a changing environment. In closed populations such as endangered species and ex situ breeding programs, some degree of inbreeding is inevitable. It is therefore vital to understand how different patterns of breeding and inbreeding can affect fitness in real animals.

  • Das sind aber alles Studien mit genau den inhaltlichen und statistischen Schwachstellen, die wir vor ein paar Seiten anhand von corrier s Quellen diskutiert haben. Es sind teilweise sogar genau die selben Studien.

  • Mangelnde genetische Diversität kann auf individueller Ebene Inbreeding depression verursachen ist aber eben nicht gleichzusetzen mit "Genetische Diversität ist pauschal vorteilhaft fürs Individuum und deswegen ist der Heterosiseffekt super für die Hundezucht". Deswegen hatte Javik ja auch geschrieben "Es ist auf individueller Ebene weniger relevant" und nicht "es ist komplett egal".


    Fürs Individuum kommt alles darauf an, welche Allele es abbekommt. Ist eine Population genetisch sehr homogen, aber hat wenig Defektgene, kommen dabei lauter wunderbar gesunde Individuen heraus. Häufen sich in einer sehr heterogenen Population verschiedene Defektgene, kommen dabei nicht so gesunde Individuen heraus. In einer künstlichen Population wie einer Hunderasse ist eine geringe genetische Vielfalt theoretisch nicht von Nachteil, wenn man keine Defektgene mitschleppt. Und in der Praxis ist das offenbar einfach nicht gut untersucht.


    So, nun bin ich hier aber mal raus, es dreht sich im Kreis. Danke an alle für die verlinkten Studien, war ein interessanter Einblick!

  • Leider schleppen aber ja fast alle Rassen reichlich Defektgene mit sich.

    Der Australian Terrier ist die Rasse mit der höchsten Anfälligkeit für Diabetes.


    Nach neuen Studien rührt das Problem nicht von einem Gen sondern ist polygen. Da die Population gering ist, die Krankheit meist erst im höheren Alter auftritt, die "krankmachenden" Gene sich (noch) nicht nachweisen lassen, bleibt es schwierig, das Problem "wegzuzüchten".


    Für die Rasse wäre eine höhere genetische Variabilität zu wünschen, ansonsten köchelt man halt weiter mit dem vorhandenen Süppchen und nimmt es in Kauf, dass viele Hunde früher oder später erkranken.


    Und ist es nicht so, dass in immer mehr Rassen ähnliche Probleme auftauchen?


    Hier eine Studie zu den Australian Terriern. (Ich selber hatte auch eine kranke Hündin. Und gefühlt jeder 3. Australian Terrier, den ich kenne, hat das Problem)


    Vererbbarkeits- und komplexe Segregationsanalyse von natürlich vorkommendem Diabetes bei Australian Terrier Dogs | PLOS EINS

  • fliegevogel

    Was für Studien erwartest Du?

    Das einzige Experiment, das ich zu dem Thema kenne, sind die Vergleichsstudien von Scott und Fuller aus den 60iger Jahren.

    Die haben mehrere mittelgroße Rassen unter vergleichbaren Bedingungen gehalten, ihr Lernverhalten untersucht und sie dann reinrassig und als Mix gepaart.

    Da kam eine signifikant höhere Fertilität der Mix-Hündinnen und eine höhere Überlebensrate der Mix-Welpen bis zum 1. Lebensjahr raus. Ich hatte das Buch mal da, war sehr interessant. Und wirklich ein gutes Studiendesign.


    Ist eine Population genetisch sehr homogen, aber hat wenig Defektgene, kommen dabei lauter wunderbar gesunde Individuen heraus.

    Nein, der Vorteil hoher Heterozygotie liegt nicht nur bei der Wahrscheinlichkeit, Defektgene zu erben. Ein Individuum, das von Vater und Mutter verschiedene Varianten der MHC-Gene erbt hat mehr unterschiedliche "Bausteine" für Antikörper und hat daher größere Chancen, auch bisher fremde Krankheitserreger (mutierte Viren z.B.) abzuwehren. Das ist auch die Ursache, warum dann die ganze Population "anpassungsfähiger" ist, wie schon geschrieben wurde.

    Auch der Effekt auf die Fertilität, wie in der Studie mit den Golden Retrievern gezeigt, hängt mit solchen Effekten zusammen, nicht mit Defektgenen. Es scheint für viele Stoffwechselvorgänge positiv zu sein, zwei verschiedene Enzymvarianten zu besitzen.

    "Genetische Diversität ist pauschal vorteilhaft fürs Individuum und deswegen ist der Heterosiseffekt super für die Hundezucht"

    Das in der Biologie nie etwas "pauschal" für alle Individuen gilt, darüber sind wir uns doch einig. Wir reden immer über Wahrscheinlichkeiten. Das Wissen setze ich bei Menschen, die auf wissenschaftlicher Ebene diskutieren, einfach voraus.

  • "Genetische Diversität ist pauschal vorteilhaft fürs Individuum und deswegen ist der Heterosiseffekt super für die Hundezucht".

    NIEMAND hat diesen Zusammenhang zwischen beidem hergestellt. Im Gegenteil, ich habs ja noch versucht, auf die Frage von Ocarina zu erklären, was der Heterosis Effekt ist und dass der EBEN NICHT der entscheidende Punkt geschweige denn besondern erstrebenswert ist.


    Genetische Vielfalt ist tatsächlich immer als positiv zu bewerten, wenn man auf Robustheit, Immunsystem usw. des Individuum schaut. Das würde ich so stehen lassen.


    Genetische Vielfalt schliesst Krankheit natürlich nicht automatisch aus. Das würde aber auch niemand behaupten.

  • Ist eine Population genetisch sehr homogen, aber hat wenig Defektgene, kommen dabei lauter wunderbar gesunde Individuen heraus.

    Hmmm, nein, diese Aussage kann man so nicht stehen lassen. Aber ich denke, das wurde oben ja schon erklärt.

    Es geht ja nicht nur um defekte Gene die es auszumerzen gilt. Das ist ja genau diese gefährliche Denkweise, die zu den massiven Problemen in der Zucht geführt hat und noch führt.


    Alles kranke weg, und es bleibt nur gesund übrig? Genau das klappt ja eben nicht.

  • Genetische Vielfalt ist tatsächlich immer als positiv zu bewerten, wenn man auf Robustheit, Immunsystem usw. des Individuum schaut. Das würde ich so stehen lassen.

    Das ist genau das Problem, es werden einfach munter irgendwelche Begriffe durcheinander geworfen...

    Es gibt keine genetische Vielfalt bei Individuen, die gibt es ausschließlich in Bezug auf Populationen. Und nein, gerade in Bezug auf das Individuum ist sie eben NICHT immer positiv.

    Ich nehma an du meinst Heterozygotie? Aber auch die ist eben nicht immer positiv. Insofern :ka:

    Alles kranke weg, und es bleibt nur gesund übrig? Genau das klappt ja eben nicht.

    Das liegt aber nicht daran, das das Prinzip nicht stimmt. Es ist die Umsetzung an der es hapert.

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