Unser kleiner Hund ist ein Mobber - Wie unterbinden?

  • Hallo zusammen,


    wir haben mit unserem kleinen (ca. 30cm/8kg), kastrierten, dreijährigen JackRussel/Zwergspitz Mischlingsrüden ein echtes "Mobbing-Problem".


    Vielleicht eine Beschreibung von ihm vorab.
    Er ist ein sehr verspielter und überaus menschenfreundlicher Hund. Wir haben im Umgang mit ihm keinerlei Probleme, da er sehr pflegeleicht und gehorsam ist. Egal ob in der Wohnung oder draußen, er lässt sich jederzeit abrufen - zudem manifestieren wir seinen Gehorsam regelmässig mit kleinen Trainingseinheiten zwischendurch. Die Höchststrafe die er erfährt ist eine erhobene Stimme, da er insgesamt ein sehr "weicher/sensibler" Hund ist.


    Nun unser Problem mit ihm.
    Anderen Hunden gegenüber variiert er (je nach Hund) von sehr verspielt/spielanimiernd bis hin zum absoluten Mobbing-Grosskotz. Hündinnen begegnet er stets freundlich und verspielt. Kastrierten Rüden gegenüber neutral/ignorant. Unkastrierte Rüden jedoch werden von ihm erbarmungslos gemobbt :irre:


    Dies sieht so aus, dass er sie in ihrer Bewegung stark einschränkt. Sprich, sie dürfen sich nicht bewegen und sobald sie sich bewegen, schnappt er ihnen in die Schnauzen-/Kopfgegend. Zudem fixiert er sie, knurrt und fletscht sie durchgehend an. Das schlimmste ist, selbst wenn sie (stark) beschwichtigen, lässt er nicht von seinem Verhalten ab. Er hat ein Selbstbewusstsein, dass schon an Lebensmüdigkeit grenzt, denn ihm ist die Grösse des anderen VÖLLIG egal :kopfwand:. Fremde Rüden die freundlich Kontakt aufnehmen wollen, werden grundsätzlich von Anfang an angefletscht und -geknurrt - er hat auch zu 90% Erfolgserlebnisse dabei, denn dieser Part dreht um und gibt ihm das Gefühl dass er sie mit seinem Verhalten verjagt hat. Die Rüden aus der Hundegruppe sind allesamt so freundlich, dass sie sein Verhalten tolerieren, bzw. darauf eingehen = noch mehr Erfolgserlebnisse für ihn. Wir freuen uns über jeden Rüden, der ihn dann mal "die Leviten" liest - gleichzeitig wissen wir aber auch, dass das auch durchaus mal übel ausgehen kann für ihn. Sobald sich ein Rüde aber wehrt oder gegenhält - und sei es nur durch Knurren - hört er sofort auf, denn im Grunde ist er ja ein Weichei. Rüden die dies einmal getan haben, werden auch nicht wieder von ihm gemobbt. Ihnen begegnet er dann neutral/ignorant.


    Wir haben leider eine Weile (zu Lange) gebraucht um zu erkennen, dass es Mobbing ist. Da er ein sehr süsser kleiner Hund mit welpenhaft anmutenden Gesicht ist, wurde sein Mobbingverhalten bisher immer nur von "Ach wie süss, er wehrt sich" bis hin zu "Der ist aber mutig" Ausrufen begleitet. Nun ist es schon so schlimm, dass er auf Abruf zwar sofort aufhört und abdreht, aber es sobald wir eine Sekunde nicht hinschauen er sofort wieder anfängt.


    Wir gehen seit kurzem (LEIDER erst seit kurzem) dagegen an indem wir ihn viel beschäftigen und sofort abrufen/eingreifen, sobald er auch nur Anstalten macht zu mobben. Dies bedeutet aber für uns, dass wir 2x pro Minute damit beschäftigt sind. Sein Mobbingverhalten hat sich bereits stark manifestiert traurig . Ein Meiden der Hundegruppe, bzw. von anderen Hunden erscheint uns nicht sinnig/optimal, weil er ja seinen täglichen Kontakt/Spielgruppe haben, und das mobbingfreie Benehmen innerhalb dieser lernen soll.


    Wer hat Tipps für uns, wie wir dem kleinen Monster das Mobbing dauerhaft abgewöhnen können?


    Vielen Dank vorab!!!


    PS. ich gebe gerne weitere Hintergrundinformationen - will euch jetzt nicht weiter zutexten :)

  • Sorry, ich glaube nicht euer Hund hat ein Problem, sondern ihr. Warum braucht der Hund täglich Kontakt zu Hundegruppen? Das ist nicht notwendig, ihr seid seine Spielpartner.


    Warum soll euer Hund mit allen spielen? Mein und spielt fast mit keinem Hund und jeder aufdringliche Hund wird abgemahnt. Das ist normal.


    Wenn euch sein Verhalten stört, dann benützt die Leine. Anbinden und eine Aufgabe geben. Jedesmal, wenn er stänkert, kommt er an die Leine. Fertig. Nix mehr, Heim gehen, basta, Schluß aus. Oder Sitz oder Platz. Aber an der Leine. Nach dem Motto: Wenn du Mist machst, gehst du Heim. Das wird er verstehen. Sag ihm, wo es lang geht.


    Und ansonsten liegt es an den anderen Hund ihn zurecht zu stutzen! Eine Möglichkeit wäre noch ihn mit einer Wasserspritzpistole abzuspritzen.


    Ach ja, und Mobbing würde ich das nicht nennen. Eher Größenwahn mit einem Schuß Macho!


    Um das Problem richtig in den Griff zu bekommen, müsst ihr den Hund mal richtig täglich geistig auslasten und mal die Hundegruppe sein lassen.


    Grüße Biber

  • Puh, ja das glaube ich, dass es Euch belastet!


    So richtig aggressiv scheint er ja nicht zu sein, sonst würde er ja bei Gegenwehr munter weiter machen und nicht klein beigeben.


    Zeigt er denn in irgendeiner Weise und in bestimmten Situationen unsicheres Verhalten? Würde nämlich ein bißchen auf Unsicherheit tippen.


    Ansonsten wüßte ich leider nicht, was ich Dir da raten könnte. :???:
    Du bekommst bestimmt viele hilfreiche Tipps hier, das interessiert mich auch sehr!
    Bin mal gespannt!

  • Hallo
    erstmal sehr gut aufgeschrieben, finde es toll, das ihr Euch solche Gedanken macht. Passiert ja leider viel zu häufig das einfach mit Artgenossenentzug reagiert wird und da ist es doch toll das ihr das nicht so hinnehmen wollt.


    Ich nenne das Verhalten mal Grössenwahn, meine Hündin war auch schon mal der Meinung einen Hund in seinem Bewegungsradius einschränken zu wollen, als "Gegner" wählte sie eine Deutsche Dogge. Allerdings wurde sie zurechtgewiesen (oder besser zusammengefaltet) und hat daraus gelernt. Wundert mich ein wenig das er es trotzdem weitermacht.
    Wie alt ist er denn?


    LG
    Sandra


    Edit: Sorry habe das Alter gerade gelesen. Wenn ihr das unterbindet, was macht ihr dann darf er gleich wieder hin oder legt ihr ihn erstmal ab?



  • hallo biber,


    erstmal danke für deine rasche antwort, die ich aber keineswegs so stehen lassen möchte.


    unser hund ist täglich mit uns unterwegs - voraussetzung hierfür ist, dass er alltagstauglich ist, denn sonst wäre ein mitnehmen in die produktion/agentur/büro nicht möglich. damit eine solche alltagstauglichkeit gegeben ist, kommen wir gar nicht drum rum ihn körperlich UND geistig auszulasten. sprich, wir machen übern tag verteilt spiele & gehorsamsübungen die ihn geistig fordern, sowie ausgedehnte spaziergänge, zerr- und ballspiele die ihn körperlich fordern. weiterhin bringen wir ihm bei sich im alltag nützlich zu machen (z.b. Dinge zu tragen/bringen, etc.). wenn er abends mit uns nach hause kommt, legt er sich hin und ruht. es sei denn WIR fordern ihn aktiv zum spielen auf oder geben ihm aufgaben. ich denke nicht, dass ein junger hund dieser kreuzung dies tun würde, wenn er geistig und körperlich nicht ausgelastet wäre.


    auch wenn du nicht glauben magst - uns ist bewusst das bei den rassen die ihn ihm stecken eine beidwegige auslastung da sein muss!


    das zum einen. zum anderen ist es so gemeint wie ich es geschrieben habe. wir wollen auf die hundegruppe nicht verzichten. erstens weil er sonst so gut wie gar keine kontakte mit anderen hunden hätte, und zum anderen weil UNS diese stunde am tag spass macht und motiviert - wir haben das freundschaften geschlossen und wir helfen einander aus. diese sozialen kontakte sind auch für UNS als hundehalter wichtig. ich weiss nicht wie du dir sowas vorstellst, aber keineswegs stehen da eine gruppe menschen rum, die ihre hunde sich selbst überlassen. sicher unterhalten wir uns und tauschen uns aus, aber wir sind in erster linie als HUNDEhalter da.


    was wir also für notwendig halten oder nicht, überlass bitte auch uns. wir erwarten nicht von unserem hund dass er mit allen hunden spielt, auch nicht dass er mit allen verträglich ist - aber wir wollen erreichen dass er hunde die ihm nichts tun, ihn ignorieren oder gar besänftigen, dennoch von ihm angegangen werden.


    deinen ratschlag mit dem anleinen, etc. werde ich gerne beherzigen und die nächsten wochen konsequent ausüben.


  • huhu britta :)


    ich würde einiges darauf verwetten dass es keine unsicherheit ist. wenn er unsicher wäre, würde er die distanz die wir ihm mit der auszeit (wenn er mobbt) geben begrüssen, und nicht aktiv wieder die nähe anderer rüden suchen um sie wieder anzugehen. auch seine gesamte körperhaltung lässt eher auf grössenwahn schliessen :irre: .


    Viele Grüsse

  • Größenwahn... so würde ich es jetzt auch mal einschätzen. Ich erlebe es oft, dass Terrier(mischlinge) in Hundegruppen mobben (wollen). Die wenigen Spitze, die ich kenne neigen leider auch dazu. Und es ist tatäschlich schlicht und einfach Mobbing. Wenn ich meinen Bobby (Spitzmischling) lassen würde, dann sucht der sich in einer Gruppe den "schwächsten" Erwachsenen heraus und mobbert den an - heißt, der kontrolliert denjenigen, verfolgt den und würde den dann auch besteigen. Ich habe da anfangs auch nichts gemacht, weil ich damals den Blick noch nicht für sowas hatte. Er durfte also tun... nur das Besteigen habe ich schon immer unterbunden.


    Heute mache ich das etwas anders. Ich sage ihm durchaus, dass ich bestimmte Dinge nicht will. Und das wird dann als Verbot ausgesprochen!


    Logischerweise dachte er anfangs gar nicht daran mein Verbot zu befolgen... Deshalb musste ich für Missachtung meines Neins eine Konsequenz einführen. Keine Bange - ich schreib jetzt ganz sicher nix von auf den Rücken werfen :lachtot:


    Ok... wieder ernst...


    Er musste sich dann von der Gruppe entfernen! Heißt also, er durfte gar nicht mehr am Geschehen teilhaben! Auch von mir musste er sich entfernen. Einfache Regel: Hälst Du Dich nicht daran, dann musst Du aus der Situation herausgehen.


    Er ist dickköpfig beharrlich, aber es funktioniert.


    Ich würde nicht dauerhaft mit Rufen und Belohnung arbeiten. Das ist eher der "Notfallplan", wenn es mal schnell gehen muss. Das Problem dabei ist nämlich, dass der Hund ganz schnell eine Verhaltenskette drin hat, die folgendermaßen aussieht:


    Hund aussuchen, anmobbern, damit (!!!) der Besitzer rufen kann, dort hinlaufen und die Belohnung abholen, wieder von vorne anfangen...


    Da es sich um eine soziale "Pöbelei" handelt und durch die beiden Rassen bedingt bei Deinem Hund dieses Verhalten häufig verstärkt auftritt, ist ein schlichtes Verbot an dieser Stelle meiner Ansicht nach der bessere Weg.


    Viele Grüße
    Corinna


  • Hallo Sandra,


    bisher haben wir ihn "nur" abgerufen und für kurze zeit absitzen lassen. ich denke die auszeit ist einfach zu kurz.


    er ist ein tierheimhund - wir haben ihn vor gut zwei jahren ca. einjährig aus dem tierheim zu uns geholt. damals hatte er ein gehorsam von null. leine ab - hund weg, war noch das harmloseste. heute ist er ein hund, denn man überall mitnehmen kann, und der einen wirklich guten gehorsam besitzt. wir haben nur zwei dinge an denen wir noch konsequent arbeiten müssen. 1. das mobben (was wir leider viel zu spät als solches erkannt haben) und 2. das bellen (was sich aber in grenzen hält, aber ganz unterbunden werden muss, da es im büro schon sehr störend sein kann)


    Viele Grüsse


  • Genau!!
    Der Aufbau der Verhaltenskette erfolgt ganz automatisch, weil das "Kommen" belohnt wird (und gerade, weil es in anderen Situationen sehr sehr häufig mit Belohnungen verknüpft wurde), als Belohnung für das Verhalten wirkt, dass gerade gezeigt wird, wenn der Hund gerufen wird. Sprich, Du belohnst das Mobben.
    Aus der Falle kanst Du nur raus, wenn Du das Kommen nicht direkt belohnst, sondern noch eine ganze Reihe Aufgaben (Sitz, Platz, Steh, Mickeymaus) dazwischen fügst, sodass Du die endgültige Belohnung zeitlich und im Kopf des Hundes vom Mobbing abtrennst.


    WEnn Du einiege Hundekumpels hast, mit denen er gut spielt, ohne ins Mobbing zu fallen, lass ihn mit diesen spielen und belohne dieses angemessene Spiel häufig und großzügig - und belege es mit einem Signal - wie z.B. "schön Spielen" (immer wieder sagen, während er schön spielt, damit er es verknüpfen kann). So kannst Du ihn, wenn er auf Hunde trifft, die er mobben könnte, daran erinnern "schön zu spielen", noch bevor er zu mobben anfängt. Tut er es trotzdem, so verfahren, wie Corinna beschrieben hat.

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