2 Hundetrainer - 2 ganz unterschiedliche Methoden

  • Hallo,

    ich habe seit 7 Monaten einen 8 Jährigen Rüden der auf fremde Hunde sehr aggressiv reagiert. Wegen einer Beißerei muss er jetzt auch zum Wesenstest.


    Seit 3-4 Monaten trainiere ich in der Hundeschule. Mit dem Training bin ich an und für sich zufrieden, aber leider ist bislang kaum eine Besserung da. Also bei dem aktuellen Fortschritts-Tempo sehe ich schwarz, dass meiner in 3-4 Monaten einen Wesenstest bestehen kann. Daher war ich jetzt bei einem anderen Trainer der Vorbereitungen auf den Wesenstest anbietet, das bietet mein Trainer nicht an. Habe von dem Trainer bislang nur gutes gehört, der ist von Rütters Dogs und hat hier allgemein einen guten Ruf. Bin jetzt allerdings irritiert, weil sein Training ganz anders aussieht und ich die Ansichten doch teilweise fragwürdig finde.


    Beim alten Trainer wurde über positive Verstärkung gearbeitet, also ruhiges Verhalten mit Leckerlies belohnen. Nur leider zeigt meiner nur sehr selten mal positives Verhalten das ich belohnen könnte.

    In den Gruppenstunden hat sich meiner so sehr aufgeregt und rein gesteigert, dass er nicht mehr ansprechbar war. Bin dann ins 2-er Training gewechselt, aber auch da ist er bei jedem 2. Hund nicht wirklich ansprechbar. Zuhause tue ich mir nur Hundebegegnungen an wo ich mindestens 8m Abstand halten kann. Alles andere endet im Chaos. Mittlerweile bin ich nur noch entspannt, wenn er einen Maulkorb trägt.


    Der neue Trainer hat mir nun folgendes vorgeschlagen:

    - Ich soll mehr Sitz, Platz, Bleib, Hier üben, da meiner unerzogen ist. Ok das macht noch Sinn für mich.

    - Ich soll nicht ständig versuchen ihn mehr schlecht als recht mit Leckerlies an anderen Hunden vorbeizulocken, sondern ihm mithilfe einer Wasserflasche klar machen, dass ich sein assi Verhalten nicht dulde. Die Wasserflasche beeindruckt ihn auch halbwegs. Ist mir aber ehrlich gesagt unangenehm die Wasserflasche in der Öffentlichkeit zu verwenden. Man gilt ja dann gleich als Tierquäler

    -Ich soll mehr Dummyarbeit machen, also erstmal nur noch draußen über den Futterbeutel füttern. Das klappt auch echt gut.

    -Ich soll ihn nur noch am Halsband führen. Da habe ich echt Bauchschmerzen, weil a) versucht er sich bei Hundebegegnungen aus dem Geschirr/Halsband zu befreien und b) erdrosselt er sich mit dem Halsband halb. Allein die Geräusche die er dabei macht finde ich echt unschön.

    -ich soll zu ihm ins Gruppentraining, welches auf dem Hundeplatz stattfindet. Das finde ich immer etwas doof, wenn man immer mit den selben Hunden am selben Ort trainiert.

    -ich soll ihn in seinen Zimmerkennel sperren, wenn ich zur Arbeit bin, weil er dann immer in die Wohnung pinkelt. Aber kann man einen Hund dort wirklich guten Gewissens stundenlang einsperren?

    -ich soll den Wassernapf nicht mehr dauerhaft zur Verfügung stellen, da Wölfe auch nicht ständig Wasser zur Verfügung haben

    -ich soll ein Futter mit geringerem Proteingehalt füttern, da meiner zu viel Protein bekommt, dadurch viel Energie hat und diese dann an seinen Artgenossen auslassen will.

    -ich soll regelmäßig Fahrrad fahren um ihn mehr auszulasten


    Also so wirklich kann ich mir das nicht vorstellen bei ihm zu trainieren. Das Doofe ist halt auch, dass man bei ihm immer nur 3-Monats Verträge abschließen muss.


    Es gibt hier sonst aber nur einen Trainer der ebenfalls Vorbereitungen für den Wesenstest anbietet, der hat aber aktuell keinen Platz frei, ich soll mich ab August noch mal melden. Und einen Schäferhundverein gibt es noch. Da graut es mir aber schon vor den vielen anderen Hunden dort.


    Also was mache ich jetzt? Ich finde das Training so wie mein Trainer es macht eigentlich gut und schlüssig. Aber leider komme ich dort nicht schnell genug voran.


    LG

  • Allein dass der Hund über Stunden in einer Box/Kennel eingesperrt werden soll und dazu der Wasserentzug, besonders bei diesen Temperaturen zur Zeit, disqualifiziert den Trainer für mich! Diese Vorschläge sind in meinen Augen Tierquälerei!


    Ich würde daher beim ersten Trainer bleiben. Und diesen auf deine Befürchtungen ansprechen. Eventuell kann man das Training ja umgestalten und intensivieren

  • Gerade in Bezug auf den Wesenstest würde ich wohl nach einem ganz neuen Trainer suchen und ggf. eben wirklich weiter fahren.


    Klingt jetzt beides nicht sonderlich zielführend, bzw beim Trainer 2 kommen noch Verstöße gg. Das TierSchG hinzu

  • Zuerst: Ich hoffe der Hund trägt draußen immer einen Korb, nicht nur damit du entspannt bist sondern auch, damit es nicht nochmal zu Beißvorfällen kommt!


    Dann sind 3-4 Monate bei einem Verhalten, dass sich viele Jahre entwickeln und festigen konnte einfach nichts.

    Ich bin beileibe kein Wattebauschwerfer, aber einem Hund der eh schon auf 395 ist noch zusätzlich mit Straf- und Schreckreizen Stress machen… kann man machen, ist aber weder fair und wenn Du Pech hast auch nicht dauerhaft erfolgreich, je nach Typ Hund machst du dir damit ggf auch neue Baustellen auf und der dreht sich mal um - oder aber wenn Du zu massiv wirst und er das nicht verpackt liegt er nur beim knacken einer Wasserflasche auf dem Bauch… will man beides nicht mMn!


    Ich bin bin gerne nett, wenn es sein Muss steppt hier allerdings auch der Bär, aber mit dem Unterschied, dass mein Hund zB alle Regeln des Miteinanders beherrscht. Da kann ich dann schonmal fragen, ob sie Lack gesoffen hat wenn das Anpöbeln der Erzfeindin wichtiger ist als der Rückruf.

    Dein Hund weiß anscheinend nicht wirklich was von ihm erwartet wird - und wenn Du zu wenig bestätigen kannst ist der Aufbau falsch! 8 Meter ohne auslösen ist doch schon echt gut! Wenn das diverse hundert Male super funktioniert hat, DANN kann man da meiner Meinung nach nen Abbruch setzen, wenn beim diverse hundert Male + 1 auf einmal wieder gepöbelt wird.

    Zudem sollte man natürlich zusehen, dass einem das Training nicht zerschossen wird, also nix mit Hauptgassizeit auf der Hundewiese etc. Super aufwändig, mega ätzend und gänzlich verhindern können wirst es wahrscheinlich nicht.


    Ich würde beim Training auf einen goldenen Mittelweg setzen und dafür zur Not auch etwas weiter fahren.

    Wenn Du verrätst wo Du ca herkommst hat vielleicht noch jmd nen Trainertipp.

  • Kurz und knapp: Beide Trainer sind nach dem was du beschreibst für die Tonne.

    Der gute alte Mittelweg wär da angebracht.


    Nein, man kann einen aggressiven Hund nicht nur über schön füttern unter Kontrolle bringen, da gehören Regeln her, Grenzen setzen und es kann durchaus sein, dass es auch mal einer Korrektur bedarf. Der Trainer kann dir offensichtlich nicht beibringen, wie du den Hund schon in sehr einfachen Situationen unter Kontrolle halten kannst. So wird das nix.

    Was der andere Trainer empfiehlt, ist in manchen Punkten allerdings bereits tierschutzrelevant, in einigen Punkten allerdings durchaus gute Ansätze.

    Wasser entziehen, Hund stundenlang in die Box packen geht gar nicht - auch wenn du dir Gedanken machen solltest, wenn der Hund immer noch nicht stubenrein ist. Das Futterthema ist auch eher Stuss und Fahrradfahren zum Auslasten mit einem Hund, der aggressiv auf Artgenossen reagiert und du ihn dann offensichtlich schon am Boden nicht kontrollieren kannst, ist ein gemeingefährlicher Tipp.


    Such weiter nach einem fähigen Trainer, vielleicht gibt es auch Empfehlungen für deine Gegend, aber mit den beiden aus deiner Beschreibung wird das nix.

  • Woher kommst Du? Und falls Du das nicht schreiben und Dir ggf. hier Empfehlungen holen magst: Frage mal bei Tierschutzvereinen in Deiner Gegend herum, mit welchem Trainer die für ihre „Wackelkandidaten“ zusammenarbeiten.


    In Deinem anderen Thread schreibst Du von geprellten Rippen und wochenlangem Durchfall. Gesundheitliche Probleme und etwaige Schmerzen sollten gründlich medizinisch diagnostiziert und in Behandlung sein, bevor man intensiv an Verhaltensthemen arbeitet. Wenn Dein Hund aggro wegen Schmerzen ist, hilft unter Umständen auch das beste Training nichts.


    Je nach Bundesland können die Konsequenzen für einen nicht bestandenen Wesenstest übel ausfallen, hier in Hessen z. B. Ich würde daher im weiten Umkreis auf Trainersuche gehen.

  • Je nach Bundesland können die Konsequenzen für einen nicht bestandenen Wesenstest übel ausfallen,

    Eigentlich ist die Formulierung "Wesenstest bestehen" nicht richtig. Der Bericht und die daraus resultierenden Empfehlungen des Prüfers werden vom Ordnungsamt als Grundlage für ein weiteres Vorgehen herangezogen. Es folgt Maulkorbbefreiung oder eben -pflicht etc ... Geht man davon aus, dass eine Person einen Hund auch mit angeordneten Sicherheitsauflagen nicht gefahrlos führen kann, dann erst kommt eine Anordnung zum Einziehen des Hundes. Zumindest hier oben in Hessen.


    Ansonsten bin ich ganz bei Helfstyna

    Ein Trainer, der sein Handwerk versteht und kein Extremist im seinen Methoden ist, wäre sinnvoll.

  • Die Beschreibung der Trainingsmethoden kommt mir von einem (Dogs)Trainer sehr bekannt vor. Wäre so im Großen und Ganzen gar nicht mein Fall.


    Je nachdem wo du wohnst wirst du hier sicher gute Trainerempfehlungen bekommen.

    Was ich wichtig finde: Lass dem Hund den Maulkorb drauf. Er schadet ihm nicht, sofern er gut passt, und allein schon, dass du dich dadurch sicherer fühlst, ist eine gute Sache.

    Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, deinen Hund mit Geschirr und Halsband gleichzeitig zu führen? Für mehr Sicherheit und Kontrolle, ohne dass er durchgehend im Halsband hängt oder sich rauswinden kann?

  • Laut deinem anderen Beitrag ist dein Hund aktuell entweder verletzt oder krank.

    Ich würde das Training aussetzen, bis ein Tierarzt das abgeklärt hat.

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