Fehlender Respekt?

  • klingt für mich nach den typischen Doodlestreß.

    Mich erinnert das tatsächlich ein bisschen an meinen Doodle. Wenn auch ohne Rumgetiger.


    Libellia

    Der "richtige Weg" ist möglicherweise eine Gratwanderung. Falls - und das kann ich über Internet gar nicht beurteilen - dein Doodle meinem da tatsächlich ähnlich ist, dann ist "Zu viel" ebenso schnell erreicht wie "zu wenig".

    Was hilft? Ausprobieren und den Hund, seine Bedürfnisse kennenlernen.

    Macht dir selbst weniger Stress. Ignoriere den Hund unbedingt auch mal. Sorge für klare Regeln, konsequentes und freundliches Umsetzen dieser, Strukturen, Routinen - und den ebenso regelmäßigen Ausbruch aus diesen hin und wieder.


    Ich erzähle natürlich mal aus meiner Sicht, vielleicht ist ja etwas dabei, wo du euch wiedererkennst und etwas für dich rausziehen kannst.


    Mein Doodle ist sehr sensibel. Ist ein Mensch in der Nähe, dann ist er früher sofort angesprungen. Vieles kommt dann natürlich auch mit der Reife (meiner ist jetzt 9 Jahre alt und der Ansatz von Reife hat lange gedauert), aber ihm tut es sehr gut, lange Zeit rumzuliegen und sich zu langweilen. Im besten Fall, ohne dass Mensch in Reichweite rumwurschtelt.


    Freilauf ist wichtig, Stress reagiert er gerne durch buddeln ab und durch sehr viel Kauen. Hin und wieder - nicht jede Woche - in neues Gebiet, mal in eine Stadt, mal in den Zoo, eine kleine Runde mit dem Fahrrad. Auch das gehört dazu. Aber eben auch unbedingt die ganz schnöden, normalen, Gassirunden. Wo nicht mehr passiert als zweimal Rückruf und vielleicht mal ein kleiner Trick. Ganz viel davon.


    Und gerade weil er so sensibel ist: niemals ein harter Tonfall, viel Lob, viel Freundlichkeit. Sonst fällt er sofort in Beschwichtigen, Aufregung oder meidet.

    Früher ist Balou auch an jedem hochgesprungen. Abwehren hat alles nur schlimmer gemacht. Stattdessen hat konsequentes Belohnen des gewünschten Verhaltens sehr geholfen. Aufmerksamkeit gibt es also, sobald der Hund mit allen Vieren am Boden ist, und nicht vorher. Gestreichelt wird nicht, wenn er sich mit vollen Körpereinsatz dazwischendrängt. Schimpfen oder sonstwie Maßregeln in diesen Situationen sorgt nur dafür, dass Balou beschwichtigen will, und da kann er leider nicht anders, als sich erst recht randrängen, hochspringen, Pfoten und Kopf einsetzen (er hat eine enorme Beißhemmung, dafür boxt er mit dem ganzen Schädel).


    Und je mehr Drama Mensch um etwas Neues macht, desto mehr Drama macht auch Balou (hier zum Beispiel Treppen, Auto, Geschirr). Mit langsamer Gewöhnung in kleinen Schritten wurde alles immer Schlimmer, bis der Hund sich beim Anblick vom Geschirr versteckte. Einfach machen, das hat sich bei ihm hingegen bewährt und ganz schnell ging plötzlich das Auto, die Treppe, das Geschirr.


    Regelmäßige Kontakte zu ausgewählten, ruhigen und souveränen Hunden, mit denen es ohne Aufregung gut klappt, das ist auch noch so ein Punkt.



    Bei meinem Balou hat es übrigens nichts mit der Schilddrüse zu tun, das habe ich prüfen lassen. Er ist eben einfach so.

    Auch wenn inzwischen das Meiste gut läuft - meiner Meinung nach führt er ein zufriedenes Hundeleben - manche Dinge ändern sich nicht. Steht auf der Straße ein Auto, das er nicht kennt, so ist er sofort angeknipst (zieht an der Leine, fiept, hat Probleme mit darauffolgenden Situationen wie Hundebegegnungen). Aber mittlerweile kann er nach ein paar Minuten wieder runterfahren.


    Gib nicht auf :smile:

  • Kurzer Erfahrungswert: Bei meinem Grosspudel ist Anspringen der letzte grosse "Hilfeschrei", wenn er dringend etwas braucht/etwas nicht mehr aushält. Nicht respektlos, einfach verzweifelt. Wir haben damals auch aufgebaut, dass er bei grosser Aufregung mit einem Spielzeug abspacken darf. Macht er heute noch manchmal vorm Gassi oder so. Als "unschädliches" Ventil sozusagen.


    Mein Knödel (kein Pudel) spricht bei Totalausrastern am besten darauf an, wenn man ihn fest in den Arm nimmt (so, dass er auch nicht mehr beissen kann...) Und einfach hält. Er legt sich dann schnell von selber hin und fährt runter, das haben wir auch mit einem signal verknüpft.


    Das ist sehr individuell, horch auf dein Bauchgefühl und lass vielleicht mal aussen vor, eine "Absicht" hinter dem Verhalten sehen zu wollen (zB Respektlosigkeit) und beurteile nur, was du siehst und fühlst. :)

  • Jein - wenn der Hund einfach lossprintet, obwohl man gesagt hat, er soll dableiben, ist das auch kein Miteinander mehr *gg Da muß man schon mal in der Lage sein, sich durchzusetzen..... Klar muß er erstmal lernen, was er alternativ tun kann/soll. Solange das nicht zuverlässig klappt, muß ich ihn aber halt notfalls auch davon abhalten, etwas Verbotenes zu tun - und dann muß halt die Körpersprache sprechen.

    Außerdem gibt´s ja auch Situationen, wo man keine Zeit hat, was auszudiskutieren. Wenn Du nben mir auf die Straße rennn willst, während ich gerade sehe, daß da von irgendwoher ein PKW mit völlig überhöhter Geschwindigkeit heranrauscht, sag ich auch net "Du, paß mal auf, da kommt wer", sondern pack Dich notfalls am Shirt und zieh Dich erstmal zurück. Für Erklärungen ist später Zeit, wenn Du außer Gefahr bist. ;-)

    Da lässt sich jetzt wahrscheinlich drüber streiten, aber es kommt ja auch drauf an in welcher Situation man den Hund auf den Platz schickt und erwartet, dass er dort bleibt. Wenn ich das zB mache, obwohl mein Hund das noch nicht oder gerade nicht leisten kann und er dann wieder aufsteht, dann ist das in meinen Augen kein "gegen mich" sondern einfach ein "nicht können". Und dann sehe ich es als meine Aufgabe (als Mensch, der ja nun mal komplexer und weiter denken kann als ein Hund), zu erkennen, dass mein Hund es einfach nicht leisten konnte und das nicht macht um mich zu ärgern o.Ä.

    Dann würde ich persönlich mich fragen, warum mein Hund nicht zur Ruhe finden kann und daran arbeiten, um längerfristige Verbesserungen zu erzielen, anstatt in dieser einen Situation darauf zu beharren mich durchzusetzen.



    Klar, Gefahrensituationen sind in meinen Augen aber nochmal was anderes. Hier geht es ja um den Aufbau von einem Deckensignal bzw. mehr Ruhe halten können im Alltag. Den Hund mehrmals täglich blocken, um ihn zwanghaft auf dem Platz zu halten ist mMn was völlig anderes als einmalig an der Leine zu ziehen, weil der Hund schnell von der Straße runterkommen muss.

    Wobei ich auch das tatsächlich ankündige, damit der Hund sich nicht (noch mehr) erschreckt.

  • Kurzer Erfahrungswert: Bei meinem Grosspudel ist Anspringen der letzte grosse "Hilfeschrei", wenn er dringend etwas braucht/etwas nicht mehr aushält.

    Das konnte ich bei Luna tatsächlich auch schon beobachten und war sogar eine Anmerkung unserer Hundetrainerin. In den ersten Tag als Fina neu eingezoen ist, ist Luna vermehrt an mir hochgesprungen. Die Trainerin meinte, das bedeutet so viel wie "hilf mir, ich weiß gerade nicht mehr weiter und brauche deine Aleitung / Unterstützung".

  • Schmuh Hast du etwa meinen Bruno zuhause?? :winking_face_with_tongue:

    Genau wie deiner ist er auch. Unglaublich wie viele Parallelen ich erkenne.


    Ich habe eigentlich auch immer gedacht, er sei sehr robust. Aber nach den Beiträgen erkenne ich, dass es sich doch eher um Sensibilität handelt.


    Ich möchte heute abend nochmal in Ruhe alle Beiträge lesen und mir hilfreiches rausschreiben. Aber vor allen Dingen möchte ICH erstmal entspannter werden :) ich denke das tut Bruno auch sehr gut. Und nicht immer denken: "der Hund muss doch aber...." (dieses können, sich zurücknehmen, ruhen usw.)


    Ich habe bei dogorama auch gerade schon ein Playdate für nächste Woche ausgemacht :)

  • Kurzer Erfahrungswert: Bei meinem Grosspudel ist Anspringen der letzte grosse "Hilfeschrei", wenn er dringend etwas braucht/etwas nicht mehr aushält. Nicht respektlos, einfach verzweifelt. Wir haben damals auch aufgebaut, dass er bei grosser Aufregung mit einem Spielzeug abspacken darf. Macht er heute noch manchmal vorm Gassi oder so. Als "unschädliches" Ventil sozusagen.

    So schauts bei meinem 13monatigen Boxer auch aus. Da reichen dann auch schon 5sek. in die Leine beissen dürfen um ihn wieder zu erden. Eine Form der Übersprungshandlung. Ich könnte jetzt ganz viel drum herum managen, aber es gibt als Stadthund nunmal regelmässig Situationen in denen er noch "Alternativen" braucht.

  • Find ich ganz groß von dir. Mit diesen „speziellen“ Hunden ist man immer etwas außen vor, allerdings ändert sich der Fokus na du wirst die Früchte in 2- 3 Jahren ( ja, mindestens solange dauert das) doppelt und dreifach ernten können.


    Guck mal jetzt wie lange er sich konzentrieren kann. Und vergleiche das in einem halben Jahr…

    Das wird!

    Lass dir nur nichts von schlechten Trainern überhäufen. Die leben nicht mit dem Hund, du lebst mit ihm.

    Dieses Deckentraining ist eine Gehorsamsübung, bei der die volle Konzentration des Hundes benötigt wird. Das kann man in den Fokus stellen, aber wofür?

    Am besten ist für solche Hunde ein Kennel, ein Zwinger, einfach ein Bereich, in den sie gehen, wo nichts mehr los ist.

    Hast du so einen Ort?

  • Mein Schäfertierchen ist ja auch eher reizoffen. Ich habe einiges aus dem Buch von Sarah Both "Hund im Stress?" mitgenommen.


    Meiner war z. B. drüber, wird jetzt besser, wenn wir in unbekannten Gefilden unterwegs waren. Tipp aus dem Buch eher hin und zurück Strecken als Rundwege gehen. Weniger Reize wenn man den gleichen Weg wieder zurück geht.


    Dazu spult Hund sich weniger auf, bzw. kommt schneller wieder runter, wenn ich cool bleibe. Nicht einfach und je nach Situation fast nicht möglich, lässt sich aber üben. Mir hat vor allem geholfen die Ausflipperei nicht persönlich zu nehmen.


    Am Anfang fand ich manche Sachen respektlos und habe versucht den Kerl einzunorden. Tja, gab dann auch mal zerrissene Ärmel. Bis ich mit der Variante "ok, flipp halt, sag Bescheid wenn du fertig bist" kam. Erst musste ich ihn noch an den nächsten Zaupfosten binden und mich ausser Reichweite begeben, dann war ich selber der Zaunpfosten und jetzt kommt es nur noch ganz selten vor.

  • Erziehungstipps hab ich nicht, da gibt es viele Leute hier die das besser können. Möchte dir aber gerne Mut machen mein Hund war ganz genauso drauf ,und ich war oft wirklich verzweifelt, und auch ganz oft ratlos. Meine Nachbarn haben oft den Kopf geschüttelt , andere Hundebesitzer haben mir kluge Tipps gegeben., und ich hab oft gedacht ich bin unfähig und mache alles falsch. Es war bei mir vielleicht besonders krass weil ich vorher Hunde hatte die unkompliziert waren und wirklich richtig gut erzogen waren. Es wurde erst besser als ich mich entspannt habe , mir gesagt habe der Hund ist wie er ist, musst du mit leben. Also tief durchatmen, ruhig weiter machen irgendwann wird es besser werden. :smiling_face_with_hearts:

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