Hund fixieren / Griffe zum Beruhigen

  • dummer Titel, fiel mit kein anderer ein.


    ich hab mit meiner Mini-Labradoodle Tara bald 17 Monate das Problem, dass sie gerne schnell mal hochfährt, in verschiedenen Situationen. Sie ist generell eher ein nervöser Hund der nicht immer so leicht zur Ruhe kommt. Ich erziehe sicher eher weich denke ich, aber Grenzen und Regeln sind mir schon wichtig. Bisher habe ich aber selten körperliche Grenzen gesetzt, sondern eher mit Stimme und Hausleine, Futter und Alternativverhalten etc. gearbeitet. Das habe ich in der ersten Hundeschule im Erziehungskurs gelernt. Schön und gut, der Alltag läuft eigentlich super. Das Hochfahren zB auch bei Menschenbegegnungen haben wir aber mit diesen eher weicheren Methoden bisher nicht in den Griff bekommen und daher habe ich mir einen neuen Trainer gesucht.


    Nun meinte der Trainer es würde vielen sehr nervösen und gestressten Hunden helfen, wenn man sie in diesen Situationen am Halsband festhält (von vorne) und denn Hund dann so fixiert bis er ruhiger wird. Also man hat den Hund quasi frontal vor sich und kniet (bei einem 10kg Mini Labradoodle knien, bei ner Dogge eher Stehen, schon klar), dabei hält man den Hundekopf am Halsband einfach fest. Der Hundekopf hat dann fast keine Bewegungsfreiheit mehr. Windet sich der Hund /will weg, dann einfach so lange festhalten bis er sich beruhigt. Tara war grad auf 180 und wir konnten es im Training gleich ausprobieren (also der Trainer). Er hat Tara etwa 60 Sekunden halten müssen und sie hat total gezittert, war sehr aufgeregt und tat mir so Leid. Er hat ihr aber nicht offensichtlich weh getan oder so, er hat sie einfach nur fest am Halsband gehalten. Irgendwann hat sie sich beruhigt und ist sehr ruhig geworden, wollte aber danach sofort zu mir und sich hinter mich hinlegen und wollte nicht mehr zum Trainer hin.


    Grundsätzlich ist es eine HuSchu die mit keinerlei gewaltsamen Mitteln oder Hilfsmitteln arbeitet. Also die Hunde werden weder getreten, geschlagen oder Alphageworfen, die Philosophie ist klar basierend auf der neuesten Lerntheorie (also kein Alpha-Dominanz-Gedöns). Sie arbeiten viel mit Alternativverhalten und Futterbelohnungen. Aber eben auch mit Fixieren / Festhalten. Ich sollte zB Tara als sie ein anderes Mal so auf 180 war, auch schon an der Leine (die am Halsband befestigt war) einfach von mir weghalten (sie wollte hochspringen etc) und sie hatte sie auch so gewindet. Mir tat es sehr Leid, weil ich immer denke dass es am Hals weh tun muss. Ich führe fast nur am Geschirr.


    Was denkt ihr zu solchen Methoden? Bin ich zu zimperlich? Hoffe ich konnte die Situation gut beschreiben.

  • Ich bin auch Hundeanfänger und habe meinen ersten Hund, aber mir hat sich beim Lesen die Frage gestellt, was der Hund bei dieser Knebelaktion denn lernen soll? Wird dem Hund auch ein erwünschtes Verhalten gezeigt und beigebracht, wie er in Zukunft solche Situationen meistern kann? Oder soll er die nächsten 15 Jahre immer fixiert und festgehalten werden?

  • Puh hm.

    Also ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, Lämmchen in Angstsituation zu "fixieren" - ALLERDINGS: Es ist eher ein Halt geben, ohne zu pushen. Heißt, ich nehme sie auch zwischen meine Beine, aber lege dann meine Hand auf ihren Oberkörper (sie sitzt). Also nicht am Halsband, sondern wirklich auf der Brust. Und wir gucken in dieselbe Richtung, ich habe sie nicht frontal mir gegenüber.


    So umgehe ich, sie zu Streicheln und auf sie einzureden, was in Angstsituationen nicht wirklich hilfreich ist, aber gebe ihr Halt und zeige ihr, dass ich da bin.


    Irgendwie klingt das, wie du es beschreibst, aber schon etwas anders :/

  • man hat den Hund quasi frontal vor sich

    Das alleine ist ja für die meisten Hunde schon eher konfrontativ und aversiv, so würde ich das bei meinem nicht handhaben wollen bzw. würde dafür einen sehr guten Grund hören wollen.


    Insgesamt klingt das für mich unschön und ich persönlich würde mir verbitten, dass sich jemand Fremdes - ob Trainer oder nicht - nochmal so an meinem Hund vergreift.


    "Fixieren" um zur Ruhe zu kommen üben wir auf gewisse Art auch, aber das ist ein völlig anderes Ding als das, was Du beschreibst.

  • Es kann bei manchen Hunden in manchen Situationen durchaus sinnvoll sein, sie ruhig zu fixieren bis sie selber wieder entspannen können.


    Thorin (TS-Hund mit mieser Aufzucht) war als Junghund bei uns teils so überdreht/gestresst, dass er selbst in einer Box nicht von alleine zu Ruhe kam, sondern sich immer weiter hochgefahren hat. Das ist ein enormer Stress für den Hund (und alle, die sich mit im Raum befinden). Bei ihm hat es tatsächlich geholfen, wenn wir ihn so fixiert haben, dass er sich nicht mehr bewegen konnte (bei einem Chi-Mix geht das glücklicherweise recht einfach) und dann ist er nach wenigen Minuten eingepennt.
    Schön war das nicht und bleibt für mich derart eindrücklich im Gedächtnis, dass bei mir wohl nie ein Welpe/Junghund unbekannter/schlechter Herkunft einziehen wird.


    Allerdings sollte mMn das Fixieren grundsätzlich durch eine Vertrauensperson erfolgen, da dafür ja nunmal sehr viel körperliche Nähe notwendig ist.

  • Also 180 ist übertrieben aber sie war hochgedreht aus einem Grund der nicht Schuld des Trainers und auch nicht vorhersehbar war (anderer Hund angerannt, wir trainierten im Gelände).

    Ich denke, das Fixieren könnte man auch anderes als frontal lösen (also von hinten her halten). Wäre das besser? Es sollte wirklich eine Notfalllösung sein wenn sie sich selber gar nicht mehr beruhigen kann, das passiert natürlich selten, aber es passiert.


    Denkt ihr dass ihr das geschadet hat?

    Und wie würdet ihr denn fixieren damit es zur Beruhigung angewandt werden kann? Nicht am Halsband sondern eher an der Brust?

    Ich bin so unsicher ob ich da nochmal hin soll, weil sie war danach wirklich ruhig und konnte sich hinlegen, was ich vorher so noch nie geschafft hatte. Wir haben das Hochdreh-Problem ja schon etwas länger

  • Also bei meinem Hund wäre das absolut kontraproduktiv gewesen und hätte eskalierend statt deeskalierend gewirkt. Meiner war natürlich unsicher statt aufdrehend, aber trotzdem trug alles, was mit Griff ans Halsband und Manipulation im Nacken zu tun hatte, echt nicht zur Beruhigung bei.

    Wir haben deshalb mit Brustgeschirr geführt.

    Grundsätzlich bin ich kein Freund davon, den Hund ihn belastende Situationen massiv auszusetzen und ewig in diesem Stress bleiben. Für mich hört sich das Beruhigen dann immer eher nach Resignation an, als nach echtem Lernen.

    Ich habe viel bessere Erfahrungen mit achtsamer Gewöhnung und Alternativverhalten etablieren gemacht.

  • Das mit dem Halsband würde ich den Trainer an deiner Stelle mal fragen, warum er das genau so macht. Also warum nicht von hinten und an der Brust halten.


    Natürlich sind Alternativverhalten und langsame Gewöhnung die sinnvollere Alternative, aber es geht ja bei Beruhigungsgriffen um Management -Situationen. Situationen, in denen man nicht schnell einfach raus kann.


    Ich würde es an deiner Stelle tatsächlich Mal so probieren. Mit dem Hund in die Hocke gehen, zwischen die Beine, Berührung seitlich durch die Beine (nicht quetschen, aber Stabilität von beiden Seiten geben) und dann Hand auf die Brust. (Siehe Bild unten)


    Ist aber wie gesagt nur meine Erfahrung, so konnte ich Lämmchen in schlimmen Phasen der Angst/Aufregung Halt geben. Bei uns hat es geholfen.


    (Jetzt gerade denkt sie sich nur "was will die Olle von mir? :woozy_face: )


    ">

  • Eine sanftere Variante zum Fixieren mit einem ähnlichen Grundgedanken sind isometrische Übungen. Kannst ja mal nachlesen, ob das was für euch sein könnte.

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