Jagende Hunde im Wald (Ulli Reichmann)
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Die Einstellung, dass der Wald den Tieren gehört und die Kulturlandschaft den Menschen, ist hier in dieser Region also unrealistisch, weil es nicht mehr genug Waldflächen und unberührte Landschaft gibt.
Wäre das nicht um so mehr Grund, es den Wildtieren nicht noch schwerer zu machen als ohnehin schon, statt nach dem Motto "kommt da nun auch nicht mehr drauf an" noch völlig unnötig einen drauf zu setzen?
Wie meinst du das? Wer setzt auf was einen drauf und wodurch?
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Einigen wir uns doch einfach auf "abseits der Wege im Wald rumstolpern muss weder mit noch ohne Hund sein, auf den Wegen stört man das Wild in der Regel nicht"?
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Genau das war, glaube ich, das, worauf der TE hinauswollte Und dazu habe ich hier allenfalls eine Stimme gelesen, die da in Ansätzen widersprochen hat (nicht Filz).
Mein Dörfchen liegt am Beginn vom Spessart - immerhin doch Deutschlands größter zusammenhängende Laubmischwaldfläche. Hier gibts noch so richtig Wald. Keinen Urwald wie beim Reinhardswald. Aber ich kann hier schon etliche Kilometer ohne Ortsberührung wandern und Flächen, die nicht (mehr) bewirtschaftet werden, gibts auch. Einige frühere Wirtschaftsflächen, die jetzt liegen gelassen werden und zuwuchern. Es gibt schon Rückzugsraum, auch so gelegen, dass man da als normaler Freizeitwanderer gar nicht hinkommt. Aber für hinreichend Nahrung und Wasser muss das Wild halt doch auf lichte Flächen oder raus aus dem Wald. Und dort gibts dann auch einigermaßen geschützte Ruheplätze, die halt nur zu einer bestimmten Zeit des Tages aufgesucht werden. Das ist die Gefahr beim Vergolgen von „alten“ Wildspuren, gar noch im Trupp: Dass man einen solchen Ort aufstöbert und durch Geruchshinterlassenschaften das Wild nachhaltig vergrämt.
Und zum Beispiel das Reh hatte meines Wissens nach ursprünglich seinen Lebensraum am Waldrand mit Zugang zu Wiesen und Äckern und ist erst unter dem Druck menschlicher Bewirtschaftung und Begradigungsmaßnahmen tiefer in den Wald gezogen. Rehe bekommen ja auch ganz oft ihre Kitze in Wiesen. Solche Orte wären von hobbyfährtenden Hunden vermutlich schneller betroffen als Unterholz und Dickicht.
Es geht nicht darum, den Wald zu meiden, sondern die Orte, wo man schon im Vorfeld weiß, dass man tiefgreifend stören kann. Und dass man beim Verfolgen von Fährten auf solche Orte trifft, ist halt recht wahrscheinlich.
Geheul ist da weniger ein Problem.
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Ich kannte diese ganzen Regelungen tatsächlich, da ich mich aus beruflichen Gründen schon sehr viel mit Wald und Recht beschäftigt habe. Ich halte das ganze recht pragmatisch, überall wo ich im Wald langgehe, ist dann auch der Hund dabei, ich treibe mich aber eh nicht in Dickungen usw rum. Je nachdem wo und was wir so machen ist er frei, an der Schleppleine oder kurzen Leine. Ob er dabei einfach nur in der Gegend rumschaut oder auf einer Wildspur ist, wäre mir aus rechtlicher/"wildschutz" Sicht egal (wie gesagt, solange er auf Wegen ist, die ich auch so eh entlang gehen würde und ich sicherstellen kann, dass er eben nicht abzischt bei Wild), spurlaut ist er zum Glück nicht, das wäre für meine Nerven auch nix. Allerdings darf er das trotzdem so gut wie nie, aber das hat eher erzieherische, bzw arbeitstechnische Gründe.
Und ich muss auch sagen, die weitaus meisten Wildbegegnungen haben wir nicht im Wald sondern tatsächlich auf den Wiesen und Feldern (hier ist es aber so waldreich, dass ein Wald eigentlich eh immer in der Nähe ist) und beim normalen Gassi wird auf den Wegen geblieben, das hat der Hund auch gut verinnerlicht und darf ohne Erlaubnis den Weg nicht verlassen, das ist mit Jagdhund eindeutig die entspanntere Variante für wohl alle (Mensch, Hund und Tier).
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Die Einstellung, dass der Wald den Tieren gehört und die Kulturlandschaft den Menschen, ist hier in dieser Region also unrealistisch, weil es nicht mehr genug Waldflächen und unberührte Landschaft gibt.
Wald ist in Deutschland Kulturlandschaft, die erwähnten 3 % echter Urwald ausgenommen. Klar es ist meist eine relativ artenreiche Landschaft im Vergleich zu einem Maisfeld, aber dennoch eine wirtschaftlich genutze Kulturlandschaft. Ich war schon mit einem Forsthistoriker im Wald, das ist echt unglaublich spannend, was man da sehen kann, wie sich die Nutzung der Landschaft im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Und dennoch muss man sich ja nicht ohne Rücksicht auf Verluste auf Kosten anderer ausleben, egal wo man sich gerade befindet.
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Grad komme ich von meinem Waldspaziergang zurück, wo alles viel zu trocken ist und ein super heißer Tag heraufzieht und denke:
Es sind wohl trotz allem nicht die wildernden Hunde, die das eigentliche Problem für Natur und Wild bringen.
Ein Hund, der lebenslang nie hinter einem Reh herläuft, weil er immer an der Leine bleibt, aber täglich mit dem Auto zum .Gassi kommt und/ oder am Wochenende weite Strecken zu einem Training, Wettbewerb, Ausstellung gefahren wird, hat am Ende seines Lebens mehr Schaden für Natur und Wild angerichtet, als der Hund, der zuhause blieb, auch wenn er ab und zu durchs Unterholz gepreschte ist.
Und nein, man Hund darf nicht wildern!
( heute hätte er mal Erfolg haben können: ein echt kleines Singdrosselbaby mit riesigem Schnabel ist direkt vor uns auf den Weg geplumpst. Die Mutter hat ein Riesentheater gemacht. Aber mein Hund hat nur angeekelt geguckt und sich dran vorbei gequetscht. Nichts gegen eine flotte kleine Jagd, aber reinbeißen - igitt!)
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Und zum Beispiel das Reh hatte meines Wissens nach ursprünglich seinen Lebensraum am Waldrand mit Zugang zu Wiesen und Äckern und ist erst unter dem Druck menschlicher Bewirtschaftung und Begradigungsmaßnahmen tiefer in den Wald gezogen. Rehe bekommen ja auch ganz oft ihre Kitze in Wiesen. Solche Orte wären von hobbyfährtenden Hunden vermutlich schneller betroffen als Unterholz und Dickicht
Das stimmt nicht so ganz, bzw ich würde dazu gerne noch was ergänzen 🙂
Es wird mittlerweile in zwei Ökotypen von Rehen unterschieden: Feldrehe und Waldrehe. Feldrehe haben sich an die offene Agrarlandschaft angepasst und meiden den Wald. Das geht sogar soweit, dass sie ihre Ernährung angepasst haben auf Feldfrüchte.
Das Fluchtverhalten geht auch immer im Richtung offene Fläche und nicht wie bei Waldrehen in den dichteren Bewuchs.
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Die Trennung zwischen Lebenraum für Menschen da und Lebensraum für Wildtiere dort ist doch an sich schon Blödsinn und das völlig willkürliche Festmachen an Wald/kein Wald ebenso.
Wir teilen uns den gesamten Lebensraum nun mal, man kann also davon ausgehen, dass man als Mensch IMMER Wildtiere stört, sobald man das Haus verlässt. Egal, ob man einen Hund dabei hat oder nicht und auch dann, wenn man sich möglichst rücksichtsvoll verhält.
Das heißt natürlich nicht, dass man sich draußen wie die Axt im Walde aufführen soll, aber irgendwo muss man die Kirche auch mal im Dorf lassen. Und wenn quasi gefordert wird, dass man mit seinem Hund nicht mehr Gassi gehen darf, weil der vielleicht mal durch sein Gebell ein Reh im Wald erschreckt, dann ist das einfach lächerlich. Wer sowas fordert, sollte dann auch bitte so konsequent sein und selber auch sämtliche Aktivitäten im Freien verzichten, damit keine Tiere gestört werden. Aber ich nehme mal an, wenn man selber auf seinem Fahrrad durch die Gegend fährt und dabei Vögel vom Weg scheucht oder die Hasen auf dem Feldweg zur Flucht veranlasst, ist das dann plötzlich was ganz anderes
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miepmiep .... schnippsschnipps
ich bin zwar drölf Seiten zu spät, möchte aber anmerken, dass mein spurlauter Hund nicht kreischend durch den Wald mäandriert..... das ist einfach Erziehung
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Wald, Wild, freilaufende Hunde, Jägerschaft - das ist ein immer wieder kehrendes heißes Thema!
Wald, Mountainbiker, Fotoleute, Trainingseinheiten mit Hunden, Pilzesucher ist als Thema nicht weniger heiß!
Meiner Erfahrung nach lebt man das am sichersten mit gegenseitiger Rücksichtnahme, Wissen über Verhaltensweisen der Wildtiere zu allen Jahreszeiten und vor allem mit gutem, kenntnisreichen Blick auf seine(n) Hund(e).
Gerade weil sich Mensch und Tier Lebensräume teilen, ist verantwortungsvoller Umgang von Seiten der Menschen wichtig.
Das fängt schon bei anderen unmöglichen Zuständen (Stichwort Abfall) wie dem bloßen mitführen eigener Hunde an.
Für mich stellt sich im Prinzip alles einfach dar, hört mein Hund nicht zuverlässig und kommt mit den vorherrschenden Umweltbegegnungen nicht klar, bleibt er am Strick! Das gilt für Waldgebiete & Parks ebenso, wie für urbane Gegenden.
Mein wichtigster Grundsatz im Zusammenleben mit Hunden lautet schon immer: von meinen Vierfüßler darf keine Gefahr für Dritte (Mensch und Tier) ausgehen, dazu brauche ich keine Gesetze!
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