Jagende Hunde im Wald (Ulli Reichmann)

  • Wobei ich jetzt auch schon gehört habe - was in meinen Ohren nicht unlogisch klingt- das es für das Wild besser ist wenn man nicht stumm und still durch den Wald schleicht, sondern sich normal unterhält oder redet.


    Denn ein Jäger auf der Jagd pirscht sich leise an. Einem satten Jäger ist es egal, ob er gehört wird.

    Wenn das Wild somit den Menschen frühzeitig hören und somit orten kann, kann es ganz langsam und entspannt ein wenig aus dem Weg gehen oder sich im Unterholz verstecken, es hört dann ja wo der Mensch entlangwandert.


    Ist auch meine Erfahrung. Ein Reh das mich frühzeitig bemerkt flüchtet selten panisch sondern schaut erst mal ob Flucht überhaupt notwendig ist. Sprich wo und ich welchem Tempo ich mich bewege. .


    Aber extra schreien und Radau machen ist natürlich nicht gemeint!

  • Ich denke diese Herangehensweise an ein unerwünschte Verhalten ist der Grund warum es so kontrovers Diskutiert wird und auch zum Teil falsch ausgeführt wird.

    Es klingt romantisch und blumig seinen Hund auf so einem Weg das unerwünschte Verhalten abzutrainieren.

    Das lockt auch die an, die eigentlich gar nichts trainieren wollen, aber mit seeehr viel Verständnis für ihre Hunde ausgestattet sind und deren Bedürfnisse auch gerne auf einen Thron setzen.


    Das Buch von Pia Gröning zum Beispiel finde ich sehr gut und mir liegt auch ihre Art zu trainieren.


    Jagen steht bei uns zum Beispiel auf der Straftatliste ganz oben und ich fahre da die "Null Toleranz Politik".

    Aber das bin eben ich - ich will da gar nicht ewig rumdiskutieren sondern es gibt ein paar Dinge die müssen einfach unangefochten funktionieren.


    Ich denke das ist der Schlüssel - nur wenn man sich selber mit einer Methode identifizieren kann, kann man es auch umsetzen.

  • Auch Malamuts sind eher nicht spur-/sicht--/standlaut...




    Nur kurz dazu:

    Lese ich tatsächlich ganz anders, nicht böse gemeint. Wenn man es rein nach dem Gesetzestext betrachtet, dann ist es tatsächlich so, dass Hunde, die Wild nachstellen, zu recht erschossen werden. Und genau so lese ich die Aussage von ihm. Nicht moralisch, sondern juristisch.

    Meine befreundeten Jaeger sagen alle, das 'einfach so' erschiessen hier in BW nicht erlaubt ist. Die muessen im Vorfeld andere Dinge machen/versuchen und nur wenn das alles nichts bringt, dann haben sie das Recht den Hund zu schiessen! Fuer mich ist das mit ein Grund wieso hier soviele Ars**** ihre Hunde jagen lassen...

  • Genau. Und bei Vielen in der Gruppe war auch einfach deutlich zu merken, dass die heilfroh waren, nichts mehr trainieren zu müssen - und zusätzlich noch die Guten waren, die wahren Hundeversteher. Fein raus ohne Erziehungsarbeit. Und dann fröhlich ab quer durchs Unterholz. - Man merkt gar nicht, wie nervig ich das nach einiger Zeit des Mitlesens fand, gell? :lachtot:

  • Die Rehe sind aber auch nicht blöd. Regelmäßige Besucher in ihrem Revier kennen die ganz genau und verhalten sich entsprechend. Der Foxl meiner Freundin macht gern mal Geschrei und die Rehe bleiben einfach stehen. Die wissen genau, dass er an der Leine ist und bleibt.

    Im Moment stehen sie auch im Getreidefelder oft so nah, dass man sie fast streicheln kann. Sie wissen genau, dass da niemand mehr reinkommt. Meinen Hund behalte ich im Moment auf Waldwegen auch enger bei mir. Die Rehböcke sind auf Schaum, da kann es auch mal eine Verwechslung geben.

    Die Hasen sind noch zäher, die stehen für mein Hund her teilweise nicht mal mehr auf.

  • Waldbube

    Du hast dich ja offenbar recht ausführlich mit den Auswirkungen von Hunden (v.a. Hunden, die das Wild stören) auf das Wild beschäftigt.

    Gibt es da verlässliche Quellen zu, Literatur, Studien?


    Ich höre von den Jägern nicht selten Widersprüchliches, schwer Nachvollziehbares und Dinge, die ich unter Jägermärchen abtun würde, mich interessiert aber tatsächlich was dahinter für wahre Fakten stecken.


    Vorab: Ich versuche mich stets und überall rücksichtsvoll zu verhalten, meine Hunde bleiben auf den Wegen, Ausnahme stellen frisch gemähte Wiesen da, hier dürfen sie auch mal drüber flitzen. Ich treffe auf meinen täglichen Runden deutlich mehr Wild als Menschen oder Hunde. Ich treffe sogar mehr Jäger, als andere Hundehalter!


    Mein Empfinden und das ist rein subjektiv und sicherlich auch lokal und personell sehr unterschiedlich:

    Das Wild wird hier bei uns durch die Jäger deutlich mehr gestört, als durch Hundehalter und da spreche ich nicht nur von der Jagd als solches. Hier wird täglich mit dem Geländewagen Patrouille gefahren, Jagdhunde werden auch während der BuSZ zum Stöbern ausgebildet. Wir sind hier Jagdtourissmusgebiet, die Jäger kommen aus halb Deutschland zu großen Treibjagden hierher...

    Eine Bekannte wohnt hier direkt am Wald mit 7 Hunden. Der große Garten wird selbstverständlich intensiv von den Hunden genutzt. Die Rehe stehen regelmäßig bei ihr im Garten und nutzen diesen bei Jagden als Schutzzone.


    Aussagen von Jägern, über die ich schon nachgedacht habe:

    - Während der BuSZ habe ich im Wald nichts zu suchen, ich soll ins Feld ausweichen, aber da liegen doch noch viel mehr Kitze mit weniger Deckung...

    - Jede Begehung eines schmalen Weges (nicht des Hauptweges) sollte unterlassen werden, weil das das Wild stört - dies wurde mir in einem Gebiet mit einem stationär lebenden Wolf erzählt. Gleich darauf berichtete mir der Jäger, dass das Wild durch den Wolf bereits stark ins Nachbartal ausgewichen ist.

    - Rennt ein Hund durch eine Wiese, in der ein Kitz liegt, wird die Ricke an dem Tag nicht mehr zum Kitz gehen. Das führt zum Verkleben der Därme, weil das Kitz nicht trinkt und es stirbt unweigerlich. Das ist für mich schon 10x nicht nachvollziehbar. Damit wären alle Kitzrettungsaktionen während der Heuernte völlig für die Füße.

    - Natürlich störe ich das Wild auch mit meinen Schafen. Selbst wenn ich nur tagsüber kontrolliere und so den Ansitzjägern nicht den Schuss versaue, bin ich schuld an der schlechten Strecke. Komisch nur, dass die Wildschweine, die direkt neben dem Schafszaun die Wiese umgraben da anders drüber denken.



    Bitte versteht mich richtig. Ich unterhalte mich oft mit den Jägern hier, versuche ihre Sichtweise zu verstehen und komme eigentlich mit fast allen gut aus. Ich verstehe auch, dass da oft etwas dramatisiert wird, damit die Leute sensibel bleiben und wie gesagt versuche ich das Wild wirklich in Ruhe zu lassen.

    Aber wieviel Störung macht der Hund denn nun wirklich? Also der, der nicht frei wildern geht!


    Ich trainiere mit meiner Rettungshundestaffel das ganze Jahr über jede Woche im Wald. Auch im Winter wird in unseren Trainingsgebieten das Wild sicherlich gestört.

    Da könnte man doch tatsächlich recht gut quantifizieren wieviel mehr Verbiss es in den häufig genutzten Wintertrainingsgebieten gibt. Ich fänd das wirklich spannend.

  • So wird sollte man es ja eigentlich als Normalo nicht kommen lassen.

    Erzähl das bitte den Rehen, die gern mal 5 Meter neben dem Weg stehen. ;)

    Das sollte aber noch keinen der genannten Laute auslösen. Das würde dann auch im Jagdhundebereich eher als ungehorsam gelten.

    Der genannte laut entsteht eben erst beim hetzen bzw. Arbeiten auf der Spur.

  • Ich hätte also schreiben sollen, wenn ein Hund offenbar derart bellt, wenn er Rehe wittert, dann fände ich es besser, mit so einem Hund nicht in den Wald zu gehen, weil das Gebelle scheue Waldbewohner wie Rehe aufschreckt.

    Ansonsten, also wenn Hunde angeleint sind oder wirklich nicht abhauen im Wald, dann ist es ja kein Problem, wenn HH mit ihren Hunden im Wald spazieren laufen.

    Genauso wie ich finde, dass man auch als Mensch nicht im Wald herumschreien sollte und das Eltern auch ihren Kindern beibringen sollten.

    Candie bellt manchmal aus Frust, weil er den Rehen nicht hinterher darf. Aber erst (!), nachdem die Rehe sich bereits in Bewegung gesetzt haben, weil da ein Hund ist. Bis die anfangen zu flüchten (oder, eher gesagt, gemächlich davon hüpfen), haben wir sie noch nicht mal registriert. Das heißt, es reicht allein schon die Anwesenheit, um Wildtiere unter Umständen zu stören. Das würde aber eventuell auch Radfahrer, Jogger, Spaziergänger und Co. betreffen, die merken das nur nicht, wenn im Unterholz ein Reh das Weite sucht.


    Und immer lässt sich Bellen trotz Erziehung halt nicht vermeiden. Je nach Löffelchenvorrat des Hundes.



    Wir sind übrigens durchs Mantrailing häufig mitten im Wald. Da haben wir noch nie ein Reh aufgeschreckt, im Gegensatz zu normalen Spaziergängen.

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