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aber ist das Tonga aus dem Siempre Contigo?
Ja, ist sie
Oh wie schön, ich war vor Ort, als sie ankam (und massenhaft andere zum Ende der Jagdsaison, nachdem Mitte Januar die "Weihnachtsgeschenke" in Form kleinerer Hunde abgegeben wurden). Dann habt viel Spaß miteinander, unser Bodeguero kommt auch aus Rota :-)
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Oh wie schön, ich war vor Ort, als sie ankam (und massenhaft andere zum Ende der Jagdsaison
Oh, dann weißt du ja ggf. etwas mehr über ihre Herkunft
Ist vielleicht auch mal interessant zu berichten, wie die Ankunft der vielen Galgos bei den spanischen Tierschützern so abläuft. Auch in welchem Zustand sie sich befinden. Für eine Vermittlung ist die Vergangenheit des Hundes nicht ohne Bedeutung.
Kommt der Galgo vom Jäger, weiß ich, was auf mich zu kommt.
Ist der vorige Besitzer als Person bekannt und weiß man, wie er seine Hunde behandelt hat, halten sich vielleicht zukünftige Ängste und traumatisierte Erfahrungen in Grenzen.
Haben die Tierschützer überhaupt die Möglichkeit, auf jeden einzelnen Neuankömmling einzugehen? Stelle ich mir schwierig vor. Werden Galgos auch quasi "vor Ort" vermittelt oder haben die älteren aussortierten Hunde kaum eine Chance?
Tonga ( jetzt Josie) ist seit Mai in Berlin und lebt sich langsam ein. Annehmlichkeiten inklusive
Dann habt viel Spaß miteinander
Auf jeden Fall
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Tatsächlich ist das von Tierheim zu Tierheim/Refugio total verschieden, ich kenne aber nur das Siempre Contigo in Rota näher, weil wir 10 Wochen im Winter in Rota verbracht haben und ca. zwei Mal die Woche im Tierheim waren, uns aber größtenteils um die kleineren Hunde gekümmert haben, also mit ihnen auch mal spazieren waren, Fotos für die Vermittlung gemacht haben usw. Ein Bodeguero ist dann auch im April für vier Wochen bei uns zur Pflege gewesen, bis er vermittelt wurde.
Das Siempre Contigo ist etwas speziell, dadurch, dass es in Rota keine Tötung mehr gibt, gibt es die Absprache, dass das Siempre Contigo alle Hunde nehmen muss, die im Bereich Rota abgegeben oder eingefangen werden. Und alle heißt dann eben auch jegliche Hunde, die in andere Länder gar nicht vermittelt werden dürfen, es sind beispielsweise jede Menge Staff Mixe da und Pitbulls, oft auch aus Beschlagnahmungen. Die werden dann teilweise in Spanien vermittelt und auch über die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Tierheims stark beworben, die meisten bleiben aber einfach da, bis sie sterben. Ganz rational betrachtet belegen sie natürlich Platz für andere, vermittelbare Hunde, die dann nicht mehr aufgenommen werden können bzw. in andere Tierheime gebracht werden.
Ungefähr Mitte Februar wurden jede Menge Galgos in andere, größere Tierheime gebracht, weil die Kapazität einfach völlig erschöpft war und man die Zwinger nicht noch voller machen konnte, es kamen einfach pro Tag mehrere Hunde rein und so viele können nicht so schnell vermittelt werden.
Bei den kleineren Hunden war es meistens so, dass sie entweder bei der Polizei abgegeben wurden (als "hab ich gefunden, gehört mir nicht") oder freilaufend aufgegriffen wurden, die meisten waren aber in einem Zustand, dass man sehen konnte, dass sie aus einem Haushalt kamen. Also relativ sauber, nicht voller Parasiten und reagieren positiv auf Ansprache oder setzen sich sogar sofort hin, wenn man ihnen Futter hinhält. Nach dem 06.01., also dem spanischen Weihnachtsfest, kamen einfach unheimlich viele junge, kleine Hunde, plötzlich rein. Eine Hündin wurde auch einfach über den Zaun geworfen. Wirklich vom Besitzer abgegeben werden die wenigsten oder es wird zumindest nicht gesagt, dass man der Besitzer war. Gechipt ist fast keiner, obwohl es Pflicht ist. Somit ist es relativ schwierig, die Vorgeschichte zu ermitteln.
Die Galgos werden tatsächlich mittlerweile häufig von den Jägern abgegeben, wenn die Jagdsaison endet, da kommen dann direkt mehrere auf einmal, ich meine, das war bei Tonga auch so. Da besteht deutlich weniger Hemmung als bei Privatpersonen, die Hunde einfach zum Tierheim zu fahren und ist immer noch um Welten besser, als das Aussortieren und Töten, was früher üblich war. Passiert natürlich trotzdem leider noch oft genug.
Zum Siempre Contigo selbst: Es wird von Freiwilligen am Leben gehalten, die alle noch einen Hauptjob haben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie sie das schaffen, es ist auch emotional schon relativ heftig, die (neu angekommenen) weinenden Hunde dort abends zurückzulassen, die nicht wissen, was mit ihnen passiert und dann ist es eine anstrengende und nervenaufreibende Arbeit. Meistens sind 2-3 Personen am Tag vor Ort, nachmittags bis abends für einige Stunden, in der Zeit müssen alle Hunde und Katzen gefüttert werden, die Zwinger gereinigt, die Hunde zwingerweise zu zweit oder zu dritt in den Hof gelassen werden, damit sie mal für 15 Minuten laufen können und die administrative Arbeit erledigt werden. Da bleibt keinerlei Zeit, mit den Hunden spazieren zu gehen oder auch nur Fotos zu machen. Auch die Vermittlungstexte müssen erstellt werden. Und nein, sie können die Hunde nicht richtig kennenlernen, das geht einfach gar nicht. Ich habe riesigen Respekt vor der Arbeit, die sie in ihrer Freizeit leisten und war jedes Mal emotional fertig, wenn ich nach einige Stunden wieder gegangen bin. Und ich bin nur spazieren gegangen oder habe ein paar Bilder gemacht bzw. mit einigen Hunden auf dem Hof agiert.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich diesen Eindruck vor der Aufnahme meines Rüden nicht hatte, denn man sieht in den Beschreibungen die Bilder, wie die Hunde in der Sonne liegen oder mit den Freiwilligen kuscheln oder spielen, das sind aber einfach nur Momentaufnahmen, sehr kurz am Tag, wenn überhaupt. Meistens kommen die Hunde schnell in den Hof, es wird weitergearbeitet und dann holt man sie wieder rein und die nächsten kommen kurz raus. Die Zwinger sind sauber, nach harter Arbeit, aber einfach nur kalte Betonzwinger. Im Januar hatten wir nachts teilweise Temperaturen nahe 0 Grad, die Zwinger sind kalt und feucht, wobei natürlich Körbchen drin stehen. In den Wintermonaten werden abends noch alle Hunde mit Mänteln ausgestattet, bevor die Freiwilligen nach Hause gehen, nachts ist niemand da und die meiste Zeit am Tag auch nicht.
Ich habe mich am Anfang immer gewundert, warum mein Rüde so wahnsinnige Verlustängste hat und ganz schlecht allein bleibt, obwohl er das aus dem Tierheim ja kennen müsste, aber seit ich das gesehen habe und die Hunde beim weggehen abends gehört habe, verstehe ich es auch. Und es ist wirklich richtig schwer, eine kleine, 5 kg schwere Hündin, die eindeutig im Haus gelebt hat, abends in einem kalten Zwinger zurückzulassen und sie noch beim Wegfahren jammern zu hören.
Ich hoffe, das klingt jetzt nicht negativ, die Freiwilligen leisten eine wahnsinnige Arbeit, aber man muss einfach realistisch sein, dass mehr neben dem Hauptjob nicht geht und das deshalb eben auch Hunde falsch eingeschätzt werden, sie machen es, so gut sie können.
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In Anbetracht der Menge an Hunden, die teils als Direktimport vermittelt werden und der Menge der Galgos, die in Mehrhundehaltung auch bei relativen Anfängern landen, sind es keine extrem komplizierten Hunde.
Trotzdem haben sie natürlich ihre Besonderheiten.
Sehr angenehm finde ich das weitestgehende Fehlen von Wach- oder Schutztrieb. Natürlich auch etwas individuell zu sehen und da Galgos aus dem Tierschutz oft mehr oder weniger Mixe sind, kann es auch die eine oder andere Totalausnahme geben, aber im Großen und Ganzen sind es freundliche Hunde. Ihre Ernsthaftigkeit erstreckt sich wenn, dann auf die Jagd nach Kleintieren.
Ich hab bisher mit 4 Galgos (mit mehr oder weniger Greyhound oder Whippetanteil, so richtig klassicher Galgo Espanol war keiner) und einem Mix, mutmaßlich Galgo-Podenco, vielleicht ne Prise Was anderes zusammen gelebt, alles Direktimporte oder "Muss nach 2 Wochen sofort von der Pflegestelle oder dem Fixplatz weg" - denn ja, Problem(ch)e(n) gab es immer mal wieder.
Der Mix hatte nach dem Kind geschnappt und ging über Tische und Bänke, die kleine, nette Madame war katzengestestet, aber das sagte nix aus, ohne Anleitung wollte sie die fressen.
Mein letzter Direktimport war angstaggressiv gegenüber Menschen und Hunden. Die Langzeitpflegehündin meist nur Hunden gegenüber, außerdem ein Übersprungswadenzwicket und anfangs nicht kleinhundesicher. Trotzdem empfand ich ihr Aggressionsverhalten als relativ undramarisch. Ja,der eine trug zeitlebens dann draußen Maulkorb, aber das war kein Hund der beschädigen will und Spaß am Vorwärtsgang hat. Beides eigentlich Mauserl mit der Strategie "Ich hack besser mal Dir rein, bevor Du mir was tust".
Leinenpöbler waren 3 von meinen 4 eigenen relativ sofort ab Ankunft. Bei zweien nehme ich stark an, dass die, wie viele Galgos, auch einfach absolut keine anderen Hundetypen kannten und nur unter Windhunden gelebt hatten, mutmaßlich auch mit viel Stress und Mobbing im Zwingeralltag, spätestens im Tierheim dann.
Glücklicherweise waren die hartnäckigeren beiden Pöbler auch die Kleinsten. 17 und 19 Kilo war ganz gut zu halten.
Bei nem Rüden ü30Kilo hätt ich schon arg zu tun gehabt - aber ja, Galgos sind tendentiell große Hunde, das darf man nicht unterschätzen, auch wenn sie sich gut stapeln und falten lassen.
...Teil 2 folgt ..
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Vereinfacht gesagt haben Galgos einen weniger klar bekannten Hintergrund wie Greyhounds aus dem Rennbetrieb, wo man Geburtsdatum, Papiername, Trainer usw. weiß oder zumindest oft rausfinden kann und wo die Haltung meist recht standardisiert erfolgt. Beim Galgo ist meist deutlich mehr unbekannt. Sei es genaues Alter, Rassemix in Gebrauchskreuzungen oder wo und wie Hund gehalten wurde. Klar ist vorallem: es sind Nutztiere. Jagdeinsatz von Oktober bis Februar. Sonst Pause.
Die Haltung kann katastrophal gewesen sein - oder auch nicht (nur halt nicht mitteleuropäischer Haushund).
Theoretisch kennen Galgos öfter andere Hundetypen und andere Hof- und Heimtiere, als Greyhounds aus dem Rennkennel, aber das stimmt so auch nicht immer.
Was man aber meistens kriegt: einen Hund, der bis dato immer nur in der Gruppe, meist selber Hundetyp, gelebt hat und nicht im Haus. Auto fahren kennen fast alle
Manche kennen mehr Umweltreize und haben zb relativ frei auf einem Hof gelebt, andere waren ihr Lebtag irgendwo im Hinterland, abseits der Zivilisation in einem Schuppen oder einer Zwingeranlage und kennen: nichts.
Manche sind sicher aufgrund traumatischer Erlebnisse ängstlich. Aber nicht nur. Idiopatische genetisch bedingte Ängste, u.a. auch vor Männern werden diskutiert und sind wahrscheinlich.
Andere sind kein bisschen ängstlich. Bei uns hielt es sich die Waage. 2 waren nach 4 Wochen großstadttauglich und hatten absolut null Ängste (ebenso die Galga meines einstigen Partners), 2 waren unsicher bis ängstlich in neuen oder bestimmten Situationen.
Zurückhaltend....ähm...war keiner. Die Nichtängstlichen noch weniger. (Beim reinrassigen Galgo Espanol ist wohl eine noble Zurückhaltung und eine gewisse Anfangsskepsis Fremden gegenüber erwünscht, ham aber trotzdem nicht alle). Man wird weniger angesprungen, umgeworfen o.ä. als bei anderen Typen vielleicht. Waren halt rotierende Wedel- und Bettelmaschinen, die jeden in die Wohnung lassen und ihm die Nase zur Begrüßung in intime Stellen drücken. So "Oh, ein Einbrecher! Willkommen. Ich zeig Dir, wo der Kühlschrank ist."
Sensibel im Sinne von zerbrechlich empfindsam und sofort schwer traumatisiert bei einem schiefen Blick, war hier bislang auch keiner. Der Senior und der Haflingerkarl waren eher sperrige, mobile Hindernisse, die einem gern auf den Fuß hopsen oder für n Kaninchen den Arm auskegeln. (Zu halten waren sie, mit Technik, allerdings immer. Oh und was auch Galgos schrieb. Die Leinenführigkeit war meistens ab Werk eingebaut wobei ich da auch Junggalgos ken,n mit ohne viel Zeit beim Galguero, die halbe Zugpferde sind. Letztlich weiß man es nicht immer...vielleicht sind viele Tierschutzgalgos vielem einfach schon entwachsen, weil sie oft jenseits der verrückten 1,5 Jahre vermittelt werden, wo Vernunft auch manchmal bereits Platz in nem Hundekopf hat.)
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