Unsicher? Gelangweilt? Zu Aufgedreht?

  • Hallo liebe Foren-Leute,


    seit 5 Tagen wohnt eine kleine weiße Schäferhündin bei mir. Sie ist fast 12 Wochen alt. Beim Züchter ist sie im Haus und im Garten gewesen, jetzt sind wir in der Stadt.

    Die ersten 2 Tage hat sie draußen schon ganz gut gepinkelt, jetzt geht das gar nicht mehr. Ich hab das Gefühl sie ist draußen so aufgeregt, dass an Pinkeln nicht zu denken ist. Fremde Menschen und Hunde knurrt sie manchmal an, ich versuche dann die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, aber das klappt nicht besonders gut.

    Sobald wir wieder zuhause sind läuft der Hahn. Groß hat sie bisher nur 1x draußen gemacht, sonst alles schön rein in die Bude. Auch schon ins Bett. Ich hab natürlich gelesen, dass das alles normal ist, aber war kann ich tun? Wie sollte ich mich draußen mit ihr verhalten?

    Wir haben einen Innenhof, der aber recht gut frequentiert ist. Manchmal schnüffelt sie ganz interessiert, ohne Leine sogar besonders. Meistens will sie aber sofort wieder rein, zieht und winselt oder springt in die Leine.

    Ich hab mich dann auch mal mit ihr hingesetzt und einfach nur rumgeguckt. Sie liegt dann bei mir aber macht keine Anstalten jemals wieder aufzustehen.

    Wenn wir es mal schaffen den Hof zu verlassen läuft sie eigl ganz gut mit, aber im Park angekommen ist dann wieder nur sitzen und gucken angesagt.

    Dann denke ich natürlich, dass wir uns ja gar nicht genug bewegen, drinnen will ich sie aber auch nicht so aufdrehen lassen und spiele nur ab und zu kurz mit ihr, so leichte Zerrspiele findet sie gut. Wenn ich keine Lust mehr hab oder sie mich zu doll gebissen hat und ich deshalb das Spiel abbreche, spielt sie auch noch alleine weiter. Manchmal dreht sie dann aber schon so auf, dass sie wild durch die Gegend springt und allerlei Zeug ankaut, was sie nicht kauen soll. Ich sag dann "Nein" und gebe ihr ihr eigenens Kauholz und ignoriere Sie, damit sie irgendwann pennt.

    Schlafen tut sie im Flur auf dem Boden, bei mir im Wohnzimmer auf ihrem Kissen liegt sie nur kurz, wenn sie ein bisschen Holz oder Spielzeug kaut oder ich ihr eine Kaustange gebe.

    Durch den Flur muss ich ja aber recht oft durch latschen und dann wacht sie natürlich auf.

    Es fällt mir also total schwer einzuschätzen, ob sie genug Beschäftigung und Schlaf hat oder zu wenig, ob sie über- oder unterfordert ist.

    Die Welpengruppe fängt (leider?) erst in 2 Wochen an.

    Ich bin zwischendurch echt überfordert und heule auch mal ne Runde - Hello Welpenblues.

    Wie würdet ihr die Situation einschätzen und habt ihr Tipps?


    Ganz ganz liebste Grüße von Fine und Freya :)

  • Hallo und herzlich Willkommen ;-)


    Was spricht denn dagegen, sie einfach nur schauen zu lassen? Wirkt sie dabei halbwegs entspannt?

    Sie braucht das offensichtlich in dem Moment mehr als rumzurennen.


    Wir wohnen zum Glück nur am äußersten Rande einer Kleinstadt, quasi im Grünen, aber unseren Welpen hat das alles damals auch überfordert, auch Dinge, die er schon kannte. Ich war gefühlt wochenlang nur auf einem großen Stein hier in der Straße gesessen mit ihm auf dem Schoß (es war November und schweinekalt). Er wollte einfach nur gucken.

    Laufen wollte er gar nicht weit, das war ihm alles zu gruselig. Meist musste ich ihn sogar die 100m zu diesem Aussichtspunkt tragen, weil er nach 50m schon gepinkelt hatte und wieder heim wollte.


    Passanten fing er an, leise unzuwuffen. Waren ihm auch gruselig. Ich habe immer versucht, dass der Abstand nicht zu gering ist und ihm ein Leckerli an den Rand der Straße geworfen, wenn jemand vorbei kam. Und ihm zu vermitteln, dass er Schutz bekommt. Dann hat sich das langsam verloren.


    Die Phase war erst vorbei, als so langsam die ersten Hormone produziert wurden, er zu schnüffeln und zu markieren begann. Dann fand er von heute auf morgen alles spannend und er wollte weit laufen und alles sehen. Da war er 4,5 Monate alt...


    Wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, bis wir eine Dame mit einer echt total normalen, aufgeweckten Terrierhündin getroffen haben. Sie erzählt uns, dass es bei ihr sogar angedauert hat, bis sie ein halbes Jahr alt war und dann schlagartig vorbei war.


    Versuche vielleicht einfach, so lange mit ihr an einem Ort zum Lösen zu bleiben, bis zu merkst, dass sie selbst von dort weg will. Zwingen würde ich sie nicht.


    Ideal wäre vielleicht, wenn Du mit ihr ab und zu in eine reizärmere Umgebung fahren könntest. Da war unserer auch ein wenig entspannter und ist immerhin ein paarhundert Meter gelaufen.

  • Hallo und Danke :)


    Nee, dagegen spricht natürlich nichts, sie ist dann auch einigermaßen entspannt und fühlt sich, glaube ich, bei mir sicher.

    Ich hab jetzt auch angefangen ihr Leckerlis zu geben, wenn die einfach ruhig Leute anguckt und dabei nicht knurrt. Generell mehr loben wenn wir draußen sind.

    Schön, dass es auch schlagartig besser werden kann - ich muss uns wohl einfach ne Menge Zeit geben.

    Aber nachts ewig auf ner Wiese sitzen ist halt auch echt ne Herausforderung ':D

    Reizarme Ausflüge will ich auf jeden Fall machen! Auto fahren muss ja eh auch mal geübt werden.

  • Hey liebe Fine,

    schön, dass du den Weg ins Forum gefunden hast! :herzen1:


    Ich glaub auch, dass das alles für die kleine Maus grade ganz schön viel ist, die ganzen Geräusche, Gerüche, Menschen, Hunde etc. scheinen sie noch ziemlich zu fordern. Ich glaube, ich würde tatsächlich auch vor Allem mit ihr rumsitzen die nächsten Wochen. Vielleicht schaffst du es ja, einmal am Tag mit der Kleinen ein Stückchen raus irgendwo auf eine Wiese zu fahren, oder sie alternativ irgendwo hin zu tragen, wo wirklich gar nix los ist, Geschirr dran, Schleppleine dran und dann einfach ein bisschen machen lassen. Wenn sie dann nur bei dir sitzt und in die Gegend schaut bleibt ihr halt sitzen und glotzt zusammen ein bisschen, vielleicht traut sie sich aber ja doch, sich ein Stück von dir wegzubewegen und zu erkunden und dadurch langsam selbstbewusster zu werden. Mit der Schleppleine hast du Sicherheit, dass sie nicht durchstartet und kannst sie einfach in aller Seelenruhe machen lassen, ohne sie immer wieder zurückrufen zu müssen, und ich an ihrem flauschballigen Anblick erfreuen. :)


    Außerdem könnt ihr durch so kleine Ausflüge vielleicht auch die Stoßzeiten im Hof ein bisschen vermeiden, der ist ja wirklich etwas hektisch und vielleicht lernt sie sich dort langsam besser entspannen, wenn ihr den vor Allem dann aufsucht, wenn da eher tote Hose ist, also eher sehr früh oder sehr spät für die Geschäfte und sonst lieber erstmal wo anders hin?


    Vielleicht könntest du die Hofausflüge zum Lösen ja so ein bisschen ritualisieren und ihr damit vielleicht mehr Sicherheit geben? Bei Suki war das am Anfang ja auch echt schwierig, die hat auch die ersten Wochen gar nicht draußen gemacht, es ging immer alles ins Treppenhaus, draußen fand sie viel zu gruselig. Bei uns hat geholfen, dass ich die Ausflüge zum Lösen immer komplett gleich gestaltet hab, ich hab ihr drinnen schon gesagt, dass wir raus gehen zum "Pipi", dann hab ich sie auf die immer gleiche Wiese getragen, dort abgesetzt, in Ruhe rumtüddeln lassen und so lange gewartet, bis sie pinkeln konnte, sie gelobt (und das auch dann wieder mit dem Wort "Pipi" verknüpft) und sie wieder reingetragen. Ich saß auch manchmal nachts um 3 ne Stunde auf der Wiese, schön ist wirklich anders, ich fühl das. xD Aber es wurde zum Glück schnell besser, irgendwann konnte sie auch selbst hinlaufen, weil sie ja drinnen schon wusste, dass wir nur mal kurz "Pipi" gehen und auch, wohin und dass sie danach wieder rein kann.


    Zu deinen Fadentitelfragen: Gelangweilt ist sie sicher nicht. Sie ist ja noch ganz neu und weiß noch gar nichts, sie muss erstmal die ganzen Reize verarbeiten und sich in ihrem neuen Leben einfinden, zusätzliches Entertainment ist da erstmal sicher noch nicht nötig, ihr habt suuuper viel Zeit! Wenn sie drinnen doll aufdreht, war sie bei einem der Ausflüge nach draußen vielleicht besonders gefordert, sie dann was kauen lassen und vielleicht eher ruhig spielen oder schmusen, wenn sie mag, ist sicher eine gute Idee.


    Wie viel schläft sie denn so? Kann sie drinnen immernoch so gut entspannen?


    Ich hoffe, hier kommen vielleicht noch ein paar Menschen mit WSS vorbei, die dir ein bisschen spezifischer Fragen beantworten können, falls du Bedarf hast, ich rufe mal Cassiopeia88 vielleicht mag sie ja ein bisschen was beitragen. :smile:

  • Sie hat einfach Riesenangst vor der neuen Umgebung. Welpen sind sehr vorsichtig damit, wo sie sich lösen, weil sie instinktiv wissen ,dass ihr Geruch Freßfeinde anlocken kann. Deshalb machen sie vorsichtshalber nur dahin, wo sie sich rundum sicher fühlen - und das ist im Moment noch deine Wohnung.

  • Hallo FineFreya.


    So ein Start ins Leben ist schwer. Ich habe auch gerade meine Baustellen mit unserem 13 Wochen alten Welpen und klage mein Leid im Welpen Austausch Thread. Manchmal hilft schon reden...


    Wir hatten letzte Woche ein paar mehr Missgeschicke im Haus als üblich. Dann habe ich wieder konsequenter wirklich nach jedem Schlafen und Spielen (fressen führt bei uns zu Schlaf. Da soll man ja eigentlichauch raus) den Hund vors Haus und an seinen Grünstreifen. Das sind vielleicht 4 schmale Meter. Auf und ab... auf und ab....auf und ab.


    Sonst im Garten ist er von Allem abgelenkt. Sein Streifen ist nur noch halb so spannend und riecht schon vertraut. Da geht es besser.

    Die ersten Tage haben wir ihn bis da hin getragen. Kein Stress auf dem Weg mit Leine und so.


    Ich war auch unsicher ob wir nicht zu wenig machen aber der ganze kleine Hund ist entspannter geworden seit wir nix machen außer den bekannten Garten zu besuchen und ein paar Basics üben. Wie bürsten oder Zecken entfernen. Was ein Drama.


    Schicke dir Geduld rüber.

  • Hallo und willkommen hier!

    Es wurde ja schon viel hilfreiches gesagt und mehr kann ich eigentlich auch nicht beitragen. Was du beschreibst, klingt für mich nach ganz normalem, eher schüchternem Welpenkind. Gib ihr Ruhe und Sicherheit.

    Mach einfach einen Schritt nach dem anderen, in zwei Wochen sieht die Welt schon ganz anders aus, versprochen!

    Was Kesuki schrieb, mit der Gleichförmigkeit, finde ich einen sehr guten Tipp. Das hilft dir und Freya sicherlich. Ansonsten musst du nachts ja keine Runden drehen, da kannst du sicherlich in eurem Innenhof bleiben, weil da zu der Zeit vermutlich kaum jemand hingeht oder?


    Du musst jedenfalls auch tagsüber keine Strecke machen und ihr die ganze Welt zeigen. Es reicht, wenn ihr jeden Tag das gleiche seht. Vor allem dann, wenn das, was da jeden Tag vorbei kommt noch immer gruselig ist.

    Dass du ihr Kekse für ruhiges Verhalten gibst, finde ich gut. Schau dir auch an, wie du dich verhältst, wenn etwas für Freye aufregendes passieren könnte. Müllauto? Rollstuhlfahrer? Eine lachende Gruppe Kinder? Sei offen und frohgemut, dann kann sich Freya an dir orientieren und nimmt vielleicht auch etwas deiner Stimmung auf, wenn du sagst: "Au, feeeeiiiinm da kommt ja wieder das große Müllauto, toll!"

    Man kommt sich manchmal etwas albern vor, aber ich glaube, das gehört zur Hundehaltung dazu ;)

  • Hallo,

    Ich habe selbst einen kleinen WSS Jungen. Unterfordert oder gelangweilt ist deine Süße gewiss nicht, ganz im Gegenteil! Was sie jetzt braucht sind Sicherheit, Vertrauen und Ruhe.

    Sie ist ja noch ein Baby, sie weiß noch nicht, dass Du ihre Welt sein wirst und sie sich auf dich verlassen kann und dann die ganzen neuen Eindrücke. ALLES ist neu für sie. Nicht nur ihre neue Familie und Umgebung... jeder Geruch, jedes Schild, Geräusch... Alles neu. Gib ihr Zeit, die braucht sie. Und hab keine Angst, etwas in der Sozialisierung zu verpassen. Viel besser sind wenige aber positive Erfahrungen als viele negative bzw stressige.


    Du willst sicher, dass sie später ausgeglichen und ruhig wird, jetzt ist die beste Zeit, dafür die Weichen zu stellen. Zeige ihr, dass Du ihr Fels in der Brandung bist, sie dich auf Dich verlassen kann. Erkundet zusammen die Welt, welche anfangs noch ganz klein ist und erweitert sie in ihrem Tempo (mit dem Auto auf eine ruhige Wiese ist ebenfalls ein guter Tip).

    Sobald sie überdreht, ist das kein Zeichen von Unterforderung sondern im Gegenteil. Wss sind sehr intelligent und reaktionsschnell, daher aber auch schnell reizüberflutet. Wenn du ihr jetzt zu schnell zu viel zumuten, auch wenn du es gut meinst, könnte sie später unruhig werden und nervös auf Neues reagieren.

    Meinem Kleinen war es auch schnell zu viel und dann war er drüber, biss und bekam die verrückten 5 Minuten, auch traute er sich nicht weit. Aber es hat nicht lange gedauert und wir haben uns gegenseitig gut kennen und lesen gelernt und inzwischen ist er echt ruhig geworden, erkundet interessiert Neues und dreht nicht mehr über, bzw merkt es selbst und reisst sich raus.

    Das wird bei euch genauso. Sobald sie wieder überdreht weißt du, dass Du einen Gang zurück schalten musst. Zusammen erkunden und neue Reize, von denen sie überwältigt scheint, langsam und ruhig erkunden und bestätigen. Und Spaß haben an der ganzen Sache, Welpe sind sie nicht lange. Und nicht ZU verkauft sein, das blockiert einen oft sehr.


    Zu Hause viel Ruhe, Kuscheln, Sicherheit. Kurze Spieleinheiten auch gerne, dabei aber zusehen, dass sie nicht zu drüber wird.


    Sobald sie draußen aufs Klo geht, belege es mit einem Wort wie "mach Pipi", was sie evtl verknüpft und euch das Ganze erleichtert. Ich hatte anfangs auch immer gelobt und ein Leckerli gegeben, wenn gemacht wurde. Meine Hunde waren alle mit spätestens 11 (mit 8 bekommen) Wochen stubenrein und haben gemacht, wenn sie sollten, das geht also ganz schnell.


    Und nochmal. Ganz wichtig. Spaß haben mit und an der Kleinen und ganz viele Erinnerungen bewahren. Zeit für lange Spazoergänge und Auslastu g ist ihr späteres Hundeleben noch Zeot genug :hugging_face:

  • Ganz vergessen. Dass sie Menschen anknurrt, ist ein Zeichen, dass sie zurückhaltend und unsicher ist. Sehr gut, dass Du diese bereits positiv verknüpfst. Sobald sie weiß, dass sie dir vertrauen kann und du für die Sicherheit der Familie (Rudel, oder wie auch immer du es nennen möchtest), sorgst, wird sich das legen. Sie ist nur überfordert und denkt, sie muss ganz alleine mit diesen unheimlichen Dingen klar kommen, wozu sie natürlich nicht in der Lage ist. Zeig ihr, dass Du das alles machst und sie sich darauf konzentrieren kann, Welpe zu sein und Spaß zu haben.

  • Ich danke euch für all die Tipps und Worte. Das beruhigt mich alles sehr :)


    Heute morgen auf der ersten Runde - da ist der Hof noch ganz still - hat sie draußen groß und klein gemacht und ich war so stolz haha.

    Aber seit dem wars das dann auch wieder.

    Reingemacht hat sie aber auch nicht, scheint schon zu checken, dass draußen cooler ist. Aber ist halt sooo aufregend.


    Diese wilden 5 Minuten drinnen fangen jetzt auch an. Ich lass sie dann und dann haut sie sich recht schnell hin und pennt.

    Als würde sie die Aufregung von draußen einmal abschütteln und dann ist gut.


    Ich werde an eure Worte denken und versuchen einfach selber entspannter zu werden :)

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