Plötzliches Schnappen

  • Durchatmen! :streichel:


    Dein erster Stop ist erstmal der Tierarzt. Unbedingt röntgen lassen, ein Blutbild würde ich auch gleich mitmachen lassen.

    Schmerzen können auch Hunde echt in den Wahnsinn treiben. Mein Rüde ist mir gegenüber so lieb, ich darf fast alles mit dem machen, ohne dass er sich "blöd" benimmt. Aber einmal hat er an der Pfote geblutet, ich wollts mir nur mal anschauen - zack, schnappt er nach mir, als ich behutsam, aber nicht unsicher nach seiner Pfote greife. Es war in dem Moment nur ein Abschnappen, aber das war für mich Zeichen genug: okay, er hat definitiv Schmerzen und findet es gar nicht gut, dass ich da jetzt gucken will. Musste ich logischerweise aber - also Maulkorb drauf ... beim Tierarzt auch. Da kam raus, dass er sich eine Kralle ausgerissen hat und das tut richtig scheiße weh. Als die gezogen wurde, hat er auch nach der behandelnden TÄ geschnappt - gut für uns alle, dass er einen Maulkorb getragen hat und gut festgehalten wurde. =)


    Das ist seit jeher unsere Standardprozedur, wenn Dino irgendwo etwas hat, was ihm so wehtut, dass er mich nicht einfach so gucken lässt.

    Das nur mal als Exkurs zum Thema "Hund und Schmerz". Die sind da wie wir - wenn mir das Knie oder der Rücken oder der Kopf weh tut, bin ich zB auch meinen Kollegen gegenüber deutlich leichter reizbar. :tropf:


    Dann: bei der Hitze nur das Nötigste machen. Ich zB komm mit der Hitze auch nicht gut klar. Wenns also heiß ist, kommen die Hunde nur in den Garten, der Hundepool wird befüllt und wir halten uns im Schatten auf. Richtiges Gassi gibt's da gar nicht, wir gehen nur kurz zum Lösen in den Wald.

    Zum einen, weil die lieben Viecher bei der Hitze auch schnell überhitzen können, zum anderen, weil Hitze nachweislich für eine geringere Reizschwelle sorgt, schlechte Laune bereitet usw.

    Und weil mein Rüde schon nicht ganz einfach ist, möcht ich ihm und mir den Stress ersparen, der mit einem schlecht gelaunten Dino kommt. =)


    Geh es langsam an, aber versuch nicht, diesen Vorfall kaputtzudenken. Es ist passiert, Schwamm drüber. Es ist völlig okay, wenn du jetzt erstmal vorsichtiger im Umgang mit deinem Hund bist, so gings mir mit Dino auch mal - aber ihr rauft euch ganz sicher auch wieder zusammen und wer weiß, vielleicht ist eure Bindung/Freundschaft/nenneswieduwillst noch enger.


    Fehler passieren. Und solange man daraus lernt, ist das auch okay so.

    • Neu

    Hi


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    • Noch eine Stimme für den TA.

      Einmal durchröntgen und Blutbild.


      Schmerzen sind beim Hund ein sehr komplexes Thema und diese zu erkennen ist oftmals eine Wissenschaft für sich. Es kann gut sein, dass dein Hund den Schmerz in normalen Situationen einfach gut kompensieren kann und nun einfach das Fass übergelaufen ist, nach der Stresssituation mit der Erschöpfung nach dem langen Spaziergang bei der Hitze.

      Also wirklich erstmal das körperliche in Ruhe abklären und zwar richtig, lass dich da bitte nicht mit einmal abhören und abklopfen von Rücken und Gelenken abspeißen, sondern besteh auf eine vernünftige Untersuchung des Bewegungsapparats und des Rückens.

    • Ich wusste gar nicht was ich tun sollte. Also schimpfte ich mit ihm (sicher nicht optimal...es war wohl der Schock). Dann schicke ich ihn wütend in sein Körbchen. Als er kurz danach rauskam war der Schock bei mir noch nicht verflogen. Ich konnte es nicht glauben. Naja, er lag dort, ich nahm nun nur meine Hand um das Geschirr abzunehmen, und genau die gleiche Reaktion erneut. Ich bin total verunsichert... Sowas habe ich nie gedacht, dass sowas passiert. Das passt nicht zu ihm.


      Nun hat er gefressen und läuft normal durch die Wohnung. Wenn ich zu ihm komme geht er aber mit dem Kopf in eine Ecke.

      Ich denke, der Termin beim Tierarzt ist sicher vereinbart, dazu hat es ja schon genug Rückmeldung gegeben. Ich wollte noch was zu deiner Reaktion sagen, weil du geschrieben hast, schimpfen wäre sicher nicht optimal gewesen. Ich finde schon das man in einer solchen Situation ein Abbruchkommando geben kann, wenn der Hund das kennt, unmittelbar danach auf seinen Platz schicken ist auch o.k. - dann gilt aber tief durchatmen und bitte nichts mit Wut machen. Kennst du den Spruch "das Verhalten bestrafen (besser noch wäre korrigieren), nicht den Hund"? Dein Hund versteht einen Abbruch wenn er nach dir geschnappt hat aber er versteht keine wütende Reaktion oder einen motzigen Ton Minuten oder noch länger nach dem Verhalten.

      Dein Hund ist jetzt genau so verunsichert wie du weil du dich nicht so verhälst wie er es von dir kennt. Deshalb geht er mit dem Kopf in die Ecke. Für einen empfindlichen Hund reicht schon eine Geschichte dieser Art um Vertrauen zu verlieren (soweit ich weiß sind Vizslas da durchaus relativ weich). Versuch normal mit ihm umzugehen, nimm einfach mal Schmerzen als Ursache an damit du ihm nichts nachträgst.


      Wenn du morgen mit ihm gehst, zeig ihm erst mal das Geschirr und überrasche ihn nicht damit wenn du es anlegen willst. Ist er vielleicht in das Geschirr gedonnert, unbeabsichtigt weil an der (Schlepp)Leine hängen geblieben? Einfach kurz nicht aufgepasst?

      Ich weiß ja nicht ob du dieses "anheben am Geschirr" vorher schon mal gemacht hast, vielleicht fand er das auch echt Mist. Es gibt Trainer die lehren jegliche Manipulation am Hund oder seiner Ausrüstung anzukündigen ....

    • Zitat

      Ich dachte immer, dass wir eine super Bindung zu einander hätten.

      Die habt ihr sicher auch weiterhin. Es spricht doch wirklich alles dafür, dass dein Hund irgendein körperliches Problem hat und deshalb so untypisch reagiert hat - und alles dagegen ,dass das irgendwas Persönliches oder gar gegen dich gerichtet Böses war. Hast du selbst wirklich noch nie vor Schreck ,Streß oder Schmerz so reagiert, wie du es normalerweise nie getan hättest? Geht deinem Hund genauso. Er hatte garantiert nicht vor, damit irgendwie dein Vertrauen zu verletzen. So ticken Hunde einfach nicht.


      Shit happens. Er hat dir auf seine Art gezeigt, dass er irgendein Problem hat. Ihr geht das jetzt an, und ansonsten weiter ganz normal miteinander um. Fertig. Du gestehst ihm einen Irrtum zu, und wahrscheinlich wird er dasselbe tun, wenn du dich weiterhin normal verhältst, statt mit angehaltenem Atem oder schlechtem Gewissen um ihn herumzuschleichen. Macht da bloß kein Drama draus, ebensowenig wie aus deiner eigenen Schreckreaktion. Du musst ihm gegenüber genauso wenig unfehlbar sein wie er dir gegenüber. Ihr seid Lebewesen. Auch ein Hund verzeiht viel ohne bleibende Schäden - sonst hätte er Jahrtausende als Haustier wohl kaum so gut überstanden.


      Das wird schon alles wieder - Hauptsache, ihr findet schnell raus, ob das körperlich was im Argen liegt. Und da solltet ihr wirklich gründlich vorgehen.

    • Ich ging demnach hin und zog ganz sanft oben an seinem Geschirr. Daraufhin macht er knurrige Geräusche und schnappte nach meiner Hand. Ich bin total erschrocken. Ich wusste gar nicht was ich tun sollte. Also schimpfte ich mit ihm (sicher nicht optimal...es war wohl der Schock). Dann schicke ich ihn wütend in sein Körbchen. Als er kurz danach rauskam war der Schock bei mir noch nicht verflogen. Ich konnte es nicht glauben. Naja, er lag dort, ich nahm nun nur meine Hand um das Geschirr abzunehmen, und genau die gleiche Reaktion erneut. Ich bin total verunsichert... Sowas habe ich nie gedacht, dass sowas passiert. Das passt nicht zu ihm.

      Hast du schon nachgesehen ob vielleicht irgendwas mit dem Geschirr nicht passt? Denn es ist ja passiert, als du am Geschirr gezogen hast. Vielleicht steckt irgendwo ein Dorn oder Stachel drin, oder er hat an einer Stelle eine Verletzung, wo das Geschirr draufdrückt?


      Irgendwas hat ihm da wohl weh getan.

    • Ich bin auch für Tierarzt und wenn da rauskommt, dass alles in Ordnung ist, könnte es wirklich an Hitze und Übermüdung gelegen haben.


      Grundsätzlich möchte ich noch raten, so etwas nicht überzuinterpretieren. Auch Hunde können sich mal unwohl fühlen oder schlicht total schlapp sein, und sie sagen dann eben auf Hündisch: "Bitte lass mich in Ruhe!", "Mir ist das gerade zu viel", "Ich fühle mich nicht gut". Oscar hat schließlich nicht fest zugebissen, sondern "nur" geschnappt. Eventuell gab es vorher auch schon subtile andere Anzeichen, dass die Situation für ihn zu viel ist, die du nicht bemerkt hast? Das können wirklich Kleinigkeiten sein, Lefzenkräuseln, Ohren anlegen, etc.

      So kommunizieren Hunde nun einmal, mit einem Bindungsproblem oder gar Aggression muss das erstmal nichts zu tun haben (wobei JEDES Lebewesen auch Aggressionspotenzial mitbringt - ist vollkommen normal und natürlich).

    • Wie geht es mittlerweile?


      Ich habe mir Deinen Post noch mal durchgelesen.


      Google doch mal nach "Eskalationspyramide Hund". Da gibt es so Grafiken, da sieht man genau, in welchen Schritten alles abläuft, bis der Hund beißt. Du hast ja geschrieben, dass er knurrige Geräusche abgegeben hat, das war auf jeden Fall schon eine Stufe davor. Du hast das ignoriert (kein Vorwurf, nur die Sicht des Hundes). Er musste quasi - aus noch unbekannten Gründen - noch eine Schippe drauflegen.

      Wahrscheinlich hat er vorher schon weggeschaut, ggf. beschwichtigt, usw.


      Dass er nach dem Vorfall meidend reagiert hat, liegt eben daran, dass Du seine Grenzen nicht respektiert hast. Auch kein Vorwurf.

      Aber das kommt schon wieder! Ich würde ihn einfach in Ruhe lassen, mich eine Weile eher passiv verhalten. Nicht in den Fang schauen, nichts machen, was unangenehm ist.


      Kleiner Exkurs: Unser Junghund ist seit einiger Zeit mit mehreren gesundheitlichen Problemen geplagt (Vorhautentzündung und Bauchschmerzen).

      Wir waren leider gezwungen, ihm ständig irgendwelche unangenehmen Behandlungen zuzumuten. Große Tabletten und eklige Flüssigkeiten mit der Spritze ins Maul verabreichen, Vorhaut spülen.

      Natürlich haben wir das nicht mit brachialer Gewalt gemacht, aber so richtig freiwillig war das natürlich auch nicht. Aber es musste einfach mehrmals täglich sein. Sehr schnell schon hat er sich uns immer entzogen, wann es ging.

      Jetzt sind die Behandlungen erst mal vorbei, und es pendelt sich alles wieder ein.

    • Vielen vielen Dank für eure ganzen Antworten und die große Hilfe.


      Ich war gestern noch beim TA, soweit alles in Ordnung. Ich habe noch einen Termin für einen Check-Up des Bewegungsapperats gemacht. Sie sagt ebenfalls, es lag wohl an der Hitze, dazu dann mein "übersehen" der vorherhigen Signale. Ich werde zukünftig versuchen besser darauf zu achten.

      Dann heute morgen: Ich komme zu seinem Schlafplatz und bemerke, dass er gebrochen hat. Vielleicht hatte er demnach doch Probleme mit Bauchschmerzen gestern bereits?


      Oscar und ich haben uns auf jeden Fall wieder angenähert und soweit ist momentan alles gut.

    • Ich habe mir die Pyramide mal angesehen und bin erstaunt wie klein doch die Signale sein können. Aber ein guter Hinweis für mich, ein wenig mehr darauf zu achten. Danke!

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