Auslandshündin mit diversen Baustellen - Abgabe?

  • Hallo erstmal. Ich bin die Besitzerin besagter Hündin.


    Ich muss den Text in mehrere Teile aufteilen, weil er zu lang geworden ist. xD Nicht wundern!

    TEIL 1


    Nachdem ich jetzt eine Weile - zugegebenermaßen etwas überfordert über den Sturm von Nachrichten - mitgelesen habe, habe ich mir auch einen Account gemacht, um einmal mitreden zu können. Ich möchte mich einmal vorstellen - ich bin besagte Besitzerin der kleinen Maus, um die es sich hier dreht. :-)


    Zu aller erst: Meine liebe Freundin hat diesen Post hier gemacht, einfach mit dem Gedanken, dass hier ggf. ein paar Leute die ein oder andere Idee haben, auf die wir selbst noch nicht gekommen sind. Ich kannte mich mit diesem Forum nicht aus und habe angenommen - habe jedoch nicht erwartet, dass so viele Menschen antworten. Und schon gar nicht, dass eine Diskussion entsteht, bzw. teilweise Vorwürfe, die ganz schön gesessen haben. :D

    Sonst hätte ich mich selbstredend früher gemeldet! Ich wollte meine Freundin gar nicht dem Ansturm ausliefern, ich habe das einfach nicht erwartet.

    Deshalb an dieser Stelle einmal einen Dank an meine Freundin und an alle, die sich mit Tipps und Tricks, oder auch wertvollen Erfahrungen gemeldet haben.

    Und ich hoffe, ich besänftige an dieser Stelle auch mal jene Stimmen, die sich etwas über meine Abwesenheit hier geärgert haben. :-)


    Es juckt mir schon seit einiger Zeit in den Fingern, hier zu schreiben, aber leider kam ich erst heute Abend dazu. Ich bin heute quasi in Haushalt ertrunken. :D


    Ich werde jetzt einfach mal drauf lostippen und allerhand Anmerkungen von euch aufgreifen, jedoch auch meine eigenen Gedanken. Ich weiß noch nicht ganz, wie das mit dem Zitieren klappt - also habt bitte Erbarmen.


    Meine Hündin ist nun seit guten zwei Jahren hier. :-) Ich selbst habe Erfahrung mit Hunden - ich war noch nie ohne Hund an meiner Seite und habe auch nebenberuflich mit Hunden (mitunter mit einem Auslandshund) zu tun gehabt. Erfahrung bedeutet natürlich nicht, dass man alles weiß, aber sie ist hilfreich, um schwierige Situationen zu bewältigen. Dennoch lernt man nie aus und ich bin für alle neuen Eindrücke dankbar.

    Ich habe meine Hündin nicht wie im Katalog ausgesucht - offen gesagt musste ich bei dieser Aussage etwas mit dem Kopf schütteln. Sie war nicht mein erstes Tier aus dem Tierschutz, aber die erste aus dem Ausland. Die Suche nach einer Orga war lang und mit vielen Enttäuschungen verknüpft. Ich hatte einen ganzen Fragenkatalog hinsichtlich Voruntersuchungen, Lebensumständen im Heim, etc pp., die ich den jeweiligen Einrichtungen zugesandt habe. Immer im stetigen Kontakt mit meiner Freundin hier (Shantipuh), dessen Meinung halt immer Gold wert ist, wenn ich ehrlich bin. :D

    Bei dieser Orga habe ich angerufen und habe satte 10(!) Stunden mit einer der Angestellten telefoniert. Wir haben uns auf Anhieb verstanden, sie hat all meine Fragen beantwortet und mich auch an die Leitung des Tierschutzvereins herangeführt, die ebenfalls sehr freundlich sind. Allesamt sind sehr auf das Tierwohl aus.

    Der einzige Knackpunkt ist, dass sie hier keine Pflegestellen haben. Das fand ich auch nicht gut, da bin ich ehrlich. Aber da mir die Orga so offen und detailliert alles über das Tierheim erzählt haben, über ihre Arbeit, die Voruntersuchungen und medizinische Untersuchung der Tiere, die Situation vor Ort, usw., habe ich mich einfach damit abgefunden. Ich bereue es nicht. Nach langem Auswahlverfahren (mit etlichen Gesprächen, Nachdenken, Videos und Kontrolle), habe ich mich für eine "ältere" Bretonen-Mix Dame entschieden. Und auch das bereue ich nicht. Zu keiner Sekunde. :-)

    Bei den Hunden wird regelmäßig eine Blutuntersuchung angeordnet und auch vor Abreise steht das auf dem Plan. Bei besagter Untersuchung kam heraus, dass sie Leishmaniose positiv ist. Sie hat es sich Zeit ihres Aufenthalts eingefangen und ich wurde sofort, ehrlich darüber aufgeklärt. Erneut wurden mir ALLE Fragen beantwortet, in einem langen Gespräch durfte ich alle Bedenken teilen. Mir wurde bei der Auswahl der Medikation geholfen, bei der Auswahl des Futters (Purinarm, durch die Medikamente). Mir wurden etliche Tipps auf den Weg gegeben, so wie unfassbar hilfreiches Wissen zur Prävention von Leishmaniose Schüben. Auch habe ich einen TA, der sich sehr gut mit Leish auskennt - und dem ich schon seit Jahren vertraue. Ich habe im Falle von Schüben sogar finanzielle Unterstützung durch die Orga! Wir sind im stetigen Kontakt (wenn auch in den letzten Monaten etwas weniger, durch privaten Stress) und wann auch immer ich Fragen hatte, stand sofort Hilfe parat. Immer.

    Meine Hündin kam als kleiner Zottel mit ein paar Pfunden zu viel, ganz viel Stress Gehechel und einem ganz eigenen Kopf zu uns. Siebeneinhalb Jahre hatte die Maus schon auf ihrem Buckel und mit diesen Jahren hat sie natürlich wahnsinnig viel erlebt. Dinge, die wir niemals herausfinden würden und anhand ihres Verhaltens nur erahnen können. Durch Leishmaniose und Alter, war nur noch eine OP Schutzversicherung (und Haftpflicht) möglich - aber beides ist zumindest im großen Maße abgesichert.

  • TEIL 2

    Spulen wir etwas vor. Sie hat sich langsam eingelebt. Futter fand sie am Anfang echt doof - aber zum Glück wollte sie trinken. Mit ganz viel Geduld konnte man sie langsam an das Futter angewöhnen. Zunächst mit anreichen aus der Hand und stetiger Präsenz.

    Panik gab es ständig. Alles hat sie verunsichert. Klar - sie wurde in eine neue Umgebung gebracht. Neue Geräusche, ganz viel schlechte Erfahrungen. Männer fand sie nicht so toll und Menschen, die hinter ihr gingen erst recht nicht. Treppen findet sie nach wie vor etwas unheimlich, aber sie lief sie von Anfang an.

    Ich hatte mir zur Eingewöhnungsphase frei genommen und habe sie langsam an das Alleine sein gewöhnt. Am Anfang musste der Teppich dran glauben. Und das ein oder andere Kissen. Sie mochte es nicht, alleine zu sein, war dann immer enorm gestresst. Auch das legte sich nach einer Weile. Ich habe nicht weniger Arbeit erwartet - wusste, was in etwa auf mich zukommt. Und wenn es auch manchmal etwas frustrierend war, viel mehr war es ein wahres Erfolgserlebnis, wenn die Maus etwas gemeistert hatte. Jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung war großartig. Oder wie eine aus dem Tierheim meinte "zwei vorwärts, einen rückwärts." So war es wirklich - und das ist okay.


    Meinen Freund hat sie nach einer Weile und viel Geduld angenommen und hat ihn inzwischen super lieb. Sie ist enorm auf mich fixiert und zahlreiche Übungen, ändern dies nur in einem kleinen Maße. Aber ich muss sagen: Das wird besser. Sie hört schon viel besser auf ihn, hält sich auch mal mit ihm in einem Raum auf, wenn ich woanders bin und rennt nicht sofort hinterher. Es sind kleine Fortschritte, aber es sind Fortschritte.


    Wieder etwas vorspulen. Sie hat sich eingelebt. Keine Panikattacken in meiner Abwesenheit mehr. Noch immer Panikattacken bei verschiedenen Triggern. Inzwischen haben wir ihr eine Höhle gebaut, die sie zunächst als Rückzugsort akzeptiert hat, aber leider nur kurz. Sie bevorzugt nach wie vor enorm enge Ecken und quetscht sich überall rein. Verletzt sich dabei auch mal selber. Wie meine Freundin bereits erzählte, gab es sogar mal einen Feuerwehreinsatz. Es ist eigentlich wie mit einem Kleinkind: Du drehst dich kurz um und im nächsten Moment hat sie irgendetwas gehört und versucht, sich zwischen Wand und Schrank zu quetschen.

    Es hat eine Weile gedauert, um zu lernen, alle Trigger zuzuordnen. Es ist nicht so, als wären sie immer eindeutig. Nicht einfach ein Knallen, das man genau zuordnen kann. Nein, so lernten wir Stück für Stück mehr: Kamera knipsen, Lichtflackern, Fliegengeräusche, usw.

    Wir haben uns selbstredend angepasst. Wissen, was ihr Angst macht und haben es mit manchen Dingen sogar geschafft, auf manche Geräusche einen positiven Reiz anzukonditionieren. (Positive Bestärkung). Bei vielen Triggern klappte das aber nicht. Da hilft manchmal noch Ablenkung, aber manchmal auch nur, sie sich beruhigen zu lassen, für sie da zu sein, ihr einen Rückzugsort zu bieten und sie davon abzuhalten, sich in Ecken zu quetschen.

    Besonders bei Gewitter helfen Entspannungsmusik, eine Höhle aus Bettdecken und geschlossene Vorhänge inzwischen wirklich schon gut. Die Angst ist etwas besser geworden. :-) (Wir checken übrigens stetig den Wetterdienst und passen uns an. Bei Gewitter lassen wir sie nicht alleine und zum Glück ist es halbwegs möglich, Gewitter vorherzuahnen.)


    Nun spulen wir weiter vor. Eine neue Phase begann. Wir sind umgezogen. Übrigens hat auch hier wieder viel Austausch mit der Orga stattgefunden.

    Ungefähr ein Jahr seit ihrer Ankunft war vergangen, als wir umgezogen sind. Ich habe einen Umzug für sie als etwas früh empfunden, aber sie hat tolle Fortschritte gemacht. Inzwischen konnte sie sogar problemlos mit mir Joggen gehen. (Das mussten wir viel üben - denn sie hatte ja Anfangs so Angst davor, wenn andere Leute hinter ihr waren beim Gassi gehen. Inzwischen ist das gar nicht mehr so! :-) )

    Der Umzug war leider unumgänglich, aus arbeitstechnischen Gründen. Wir haben eine tolle Wohnung gefunden. Direkt am Wald, hundefreundliche Gegend, große Wohnung, viel Platz. Erdgeschoss, also keine Treppen, toller Balkon zum Sonnen.

    Am Anfang lief alles super. Doch schon bald begann sie damit, alte Verhaltensmuster zu wiederholen - teils stärker. Während sich manches in dieser Phase stetig verbesserte (Kontakt zu anderen Hunden), brachen manche Erfolge wieder zusammen. Sie konnte vorher problemlos 4 Stunden alleine sein. Einmal, durch einen Notfall und Krankenhausaufenthalt, sogar ganze 8. (Beruflich sind wir gut getimed, sie bleibt nicht länger als 3-4 Stunden alleine. (: )

    In der neuen Wohnung entwickelte sie plötzlich seltsame Anfälle. Wir haben Kameras und haben es somit auch rückwirkend sehen können. Es passierte nicht oft - total willkürlich und das... machte es so verdammt schwer. Ich weiß noch, wie wir unsere neuen Vorhänge aufgehangen haben und glücklich waren, mit etwas Deko endlich "anzukommen". Am nächsten Tag kam ich von der Arbeit zurück und alles war zerstört. Alles. Die Vorhänge, die Gardinenstange, die Bettlaken, sogar die Kommode war angeknabbert. Auf den Kameraaufnahmen sah man sie ganz ruhig auf dem Bett liegen. Dann stand sie auf, griff nach dem Bettlaken und begann, alles zu zerfetzen. Danach, als wäre nichts gewesen, hat sie sich wieder hingelegt.

    Ab hier ging eine Abfolge an Überlegungen, Orga-Telefonaten und Kopfzerbrechen los. Es war der erste Anfall dieses Ausmaßes und der erste in dieser Wohnung. Neues Umfeld - Stress. Umstellung - Stress. Neue Geräusche - Stress. Wir gingen davon aus, dass es daran liegt. Es ist nur ein einziges Mal passiert (zunächst). Wir haben ihr einen neuen Rückzugsort aufgebaut und als danach nichts mehr passierte, dachten wir, es wäre einfach nur die Eingewöhnung gewesen.

    Dann, einen Monat später, wieder ein Anfall. Wir waren nicht mal 20 Minuten aus der Tür. Es war dunkel, kaum Lichter brannten. Zu dem Zeitpunkt fing sie Nachts an, nervös zu werden, also haben wir ein kleines Licht angelassen. Sie hat eine Angst im Dunkeln entwickelt. Wir denken, die hatte sie schon immer - denn in der alten Wohnung war es durch die Laternen und hellen Vorhänge Nachts heller. Also haben wir für Nachtlichter gesorgt und wenn wir Abends mal weg mussten, lief das Radio/der Fernseher und Licht brannte für sie. Problem behoben, dachten wir. (Übrigens haben wir auch versucht, sie im Dunkeln mit Leckerlies etwas positiv zu bestärken - sie spricht sehr auf Futter an - aber es hat nicht geklappt. War ein kleines Experiment. Es ist inzwischen besser, aber mehr dazu folgt noch.)

    Wenige Wochen später, eventuell zwei, nächster Anfall. Wieder alles zerstört. Die Arbeit hat zu dem Zeitpunkt alles von mir abverlangt (ich möchte nicht so gerne privates preis geben, aber ich habe in einem sehr emotionalen Beruf mit Kindern gearbeitet) und die Tatsache, dass wir zu Hause immer eine "Russisch Roulette Situation" hatten, ob die Wohnung zu Hause noch aussah, wie am Morgen, hat es nicht besser gemacht.

    Ich verlange 2x jährlich große Blutbilder vom TA, um ihre Werte zu überprüfen. Das fiel ungefähr auf den Zeitraum. Ich habe zeitgleich ein paar Untersuchungen machen lassen und den TA auch zu die Situation geschildert (neuer TA, zu meinem wäre ich durch den Umzug nur noch zu akuten Leish Situationen gefahren, weil ich recht weit weg gezogen bin). Da sie viel Gras frisst (schon seit ihrer Ankunft), habe ich erneut (hatte ich bereits), ihren Magen checken lassen. Und da sie Allopurinol nimmt und entsprechend Purinarm ernährt wird und eine erhöhte Chance auf Harnsteine hat, habe ich auch das checken lassen. Beides gut und die Blutwerte des großen Bildes waren, Zitat, "perfekt". Auch Leishmaniose (also der Titer Wert) waren sehr unbedenklich. (Übrigens inzwischen so niedrig, dass wir mit regemäßigen Kontrollen des TA sogar überlegen, das Allopurinol langsam abzusetzen. :D Das ändert nichts an den regelmäßigen Blutuntersuchungen und den Vorsorgechecks. Erst recht nicht, weil der Titer ja im Auge behalten werden muss.)

  • TEIL 3


    Mein Hund war gesund - zumindest so der Eindruck. Der TA sprach davon, dass die neue Umgebung und ggf. die vielen Kinder in der Nachbarschaft (von denen ich erzählt habe), einen Effekt auf sie haben. Und tatsächlich sah ich einmal auf der Kamera, dass sie aus dem Fenster gebellt hat (Was sie sonst nie macht! Generell bellt sie super wenig. Inzwischen mal, wenn es klingelt ein paar Wuffs.) Und weil ich eins der Nachbarkinder dabei erwischt habe, wie sie uns mal etwas von der Wäscheleine auf dem Balkon geholt haben (Einen Lappen, mit dem sie dann gespielt haben), habe ich die Vermutung erstmal nicht ausgeschlossen. Tatsächlich war die Wohnung unfassbar hellhörig. Im Flur hatte man das Gefühl, die Menschen im Hausflur draußen, wären hinter einem.

    Also habe ich beschlossen, H erstmal nur in den hinteren Teil der Wohnung zu lassen, wenn wir weg sind. Probeweise, weil man da weniger hört.

    Und es wurde besser. Ein oder zwei Monate Ruhe. (Außer Nachts, das mit der Panik zog sich trotz Nachtlicht eine ganze Weile und kostete leider alles an Energie, was wir hatten. Ich glaube, ich habe noch nie so viel Schlafmangel gehabt. Auch das wurde laut TA mit der Hellhörigkeit begründet.)

    Und gerade, als wir dachten, es wäre nun gut - und neue Bettwäsche gekauft hatten - kriegte sie den nächsten Anfall. Alles zerstört. Der Orga, die natürlich stets in Kontakt und im Bilde war, gingen langsam auch die Ratschläge aus. Es stand sogar im Raum, sie in den Käfig zu sperren. (Ihr offener(!) Rückzugsort mit Decken drüber und drinnen. Groß genug zum Stehen und halt für Notfälle.) Das haben wir abgelehnt.

    Zu dem Zeitpunkt begann eine sehr schwere Phase in meinem Leben. Ich habe binnen weniger Monate, sehr viele Todesfälle in meiner Familie gehabt. Ich habe mich auf der Arbeit nicht mehr wohl gefühlt. Ich hatte Heimweh. War einsam.

    Ich bin leider wieder in meine Depressionen gerutscht und der akute Schlafmangel hat das natürlich noch verschlimmert. Wir lebten direkt am Wald, sie konnte immer raus - Schafe im Feld beobachten, laufen, durch die etwas bergige Gegend auch steil, zusammen joggen, Freilauf. (Sie war sehr abrufbar, aber in letzter Zeit lässt sie sich zunehmend bitten. Ich habe nach etwas über einem halben Jahr (?) abgeleint, davor Schleppleine. Inzwischen leine ich sie nur noch in eingezäunten Bereichen ab. Ich habe auch das Gefühl, sie hört schlechter - und ja, das lasse ich überprüfen. (Wobei es etwas im Widerspruch dazu steht, dass sie eine Fliege gefühlt auf zehn Kilometer hört.) ) Ich habe also mein bestes gegeben, für Auslastung zu sorgen. Sie hat einen kleinen Futterbeutel zum Suchen und wir haben auch in der Wohnung häufig "Verstecken" gespielt und Gott, dafür, dass sie Draußen so viel schnüffelt, kann ich euch sagen: Dieser Hund ist gefühlt geruchsblind. (Ja, auch das lasse ich überprüfen.) Ich kann mich teils hinter einer Glastür verstecken und sie... läuft an mir vorbei.

    Ah, bevor ich es vergesse: Hundeschule. Als ich sie bekommen habe, waren in meiner Umgebung wenig Hundeschulen offen, durch Corona. Das war aber okay, weil ich sie ohnehin erstmal etwas eingewöhnen lassen wollte und auch auf Anraten nicht sofort in so eine Situation bringe. Ich solle ein paar Monate warten. Eine Gruppe für sie zu finden gestaltete sich aus ersterem Grund etwas schwer - und, weil sie in keine Gruppe passte. Eine Junghundgruppe wäre letztendlich offen für sie gewesen und im Nachhinein bereue ich es, nicht dorthin gegangen zu sein. Ich hatte ein schlechtes Gefühl, weil sie mit jüngeren Hunden nicht zurecht kam (zu dem Zeitpunkt eher mit gesessenen, älteren Hunden, die nicht aufdringlich waren) und weil das Training mit ihr so gut lief (Leine, Rückruf, Laufen, langsame Sozialisierung, alleine Sein, Tricks, etc.), habe ich gedacht, es wäre okay so. Rückblickend ein Fehler, über den ich mich etwas ärgere. Aber ich freue mich, dass sie inzwischen besser mit anderen Hunden klar kommt und ihre beste Freundin ist, ironischerweise, ein kleiner Junghund. :D Aber außer besagter Freundin, mag sie keine anderen Hunde im Innenraum. Sie fühlt sich sehr schnell sehr bedrängt. Das braucht viel Geduld und Gewöhnung und ist möglich, aber wird vermutlich nie ihr Favorit sein. Generell wurde sie von der Orga "Einzelprinzessin" genannt - und sie hatten Recht. Wir haben die Anschaffung eines Zweithundes mit dem TA und der Orga in Erwägung gezogen. Da sie vorher mit dem Kater meiner Mutter zusammen gelebt hatte, dachten wir, die Einsamkeit trägt zu ihrer Unsicherheit bei.

    Es wurde schnell deutlich, dass ein Zweithund nicht in Frage kommt. Als es in die nähere Auswahl eines Hundes kam und er häufiger zu Besuch war, wurde sie apathisch. Ich habe einfach eine Veränderung in ihrem Verhalten bemerkt. Es hat sich nicht richtig angefühlt. Obendrein wollten wir keinen Hund dazu holen, nur um als Zweithund zu dienen. Ein Zweithund erfordert ebenso viel Aufmerksamkeit, Fürsorge und Gedankengut. Und wir haben einfach gemerkt, dass es nicht das richtige zu sein schien. Auch auf Anraten der Orga.

    Dabei bleiben wir bis heute. Ein Zweithund wäre vermutlich nur dann passend, wenn er bereits in einer Familie ist und sie dazu kommt. Er ihr Sicherheit vermittelt. Andersherum ist es schwierig.

    Da sie jedoch sehr gut mit Katzen umgehen kann - und durch meinen Kater auch Katzen kennt - haben wir letztendlich - nach langer Überlegung - entschieden, zwei Katzen einziehen zu lassen. Und das hat geholfen. Nach einer langsamen Antast-Phase und Eingewöhnungsphase, kuscheln die drei inzwischen. Die Katzen putzen sie, sie schlafen häufig zusammen. Sie ist ausgeglichener und (kleiner, lustiger Fakt am Rande) die Katzen fangen auch sofort jede Fliege, die unseren Hund nervös macht. (Die Katzen zogen übrigens kurz vor dem ersten Todesfall ein. Nein, wir hätten uns keine geholt, wenn wir gewusst hätten, was kurz darauf passiert. Das geschah kurz vor der Depression, vor allen privaten Problemen. Aber nein, wir bereuen es nicht, denn es hilft H. Aber dazu später mehr.)

  • TEIL 4


    Spulen wir etwas vor. Die Nächte wurden nach Ewigkeiten langsam besser. Das Alleine sein in Phasen - aber offen gesagt haben wir aufgehört, Dinge nachzukaufen. Wir verzichteten z.B. auf den Vorhang und auch auf Blumen. Die Bettwäsche hatte Löcher. Die Wohnung sah nicht mehr schön aus, wir haben uns nicht wohl gefühlt. Und das war ganz gewiss nicht die Schuld unserer Hündin. Ich denke, dass der Stress, der uns zu dieser Phase belastet hat, einen starken Einfluss auf ihr Befinden gemacht hat. Wir haben herausgefunden, dass Schimmel in den Wänden war - die Wände waren feucht (was an zwei kaputten Röhren lag). Ich habe Lungenprobleme und die haben sich seit der Wohnung recht deutlich verschlimmert. Die Wohnung war kalt und feucht und in den Wintermonaten wurde das immer deutlicher. Und langsam ergab in meinem Kopf vieles Sinn.

    Eventuell mag es Quatsch sein - verschont mich - aber ich habe das Gefühl, H hat es gespürt, bevor wir es wahrgenommen haben. Die seltsamen Nachbarn (die wirklich immer seltsamer wurden), die hohe Feuchtigkeit, die Kälte, den Schimmel, der sich ganz unauffällig entwickelt und ein paar unserer Möbel zerstört hat. Ich hatte das Gefühl, all das hat sie gestresst, sie belastet. Und Nachts zusätzlich zur Dunkelheit so gestresst - weshalb sie nicht schlafen wollte (und uns nicht schlafen ließ). Ich wollte raus da. Ganz dringend. Raus aus dem Ort, der Umgebung. Rund um Weihnachten waren wir andauernd bei meiner Mutter zu Besuch und kurz darauf sind wir quasi fluchtartig ausgezogen. Die Todesfälle, die häusliche Situation, die Arbeitssituation, die Situation mit unserer Hündin - das hat alles so dermaßen an uns genagt, dass wir es dort nicht mehr ausgehalten haben. Im März waren wir weg, endgültig. Es folgte monatelang ein unfassbar langer Fahrtweg zur Arbeit, für meinen Partner und mich, aber ich habe zum Sommer gekündigt. Seit Juli bin ich nun nicht mehr bei dieser Arbeit, habe einen neuen Weg eingeschlagen. Und das Verhalten meines Hundes ist seitdem wieder massiv verbessert. (Wir leben vorübergehend mit meiner Mutter im WG Verhältnis, wie auch zuvor. Haben aber getrennte Haushalte und ausreichend Platz. Die Wohnung ist sehr groß.)

    Der Aufwand mit der Arbeit war es uns wert. Die Fahrt, der Stress. Wir hatten das Gefühl, endlich wieder atmen zu können. Und wir hatten das Gefühl, unserem Hund ging es auch so.

    Die Monate mit ihr waren der blanke Horror. Nicht sie! Um Gottes Willen. Aber die Umstände. So viele Schläge, die wir alle eingesteckt haben - immer dann, wenn wir dachten, es sei besser. (Bitte bedenkt, dass diese Anfälle NICHT konstant waren, sondern selten und dafür sehr heftig ausfielen). Immer, wenn man dachte, man hätte die Lösung und es sich gebessert hat, wurden wir eines besseren belehrt.

    Die private Situation hat alles verschlimmert und inzwischen sehe ich einfach, dass wir uns in einer gewaltigen Abwärtsspirale befunden haben.

    Vieles hat sich seitdem wieder verbessert. Sie hat zwar noch immer Panikattacken bei Triggern - wir arbeiten aber daran, so gut es geht. Sie hat keine Angst mehr, alleine zu sein. Sie schläft die Nächte durch, außer, es gewittert.


    Sie hatte keinen einzigen Anfall mehr, hat nichts kaputt gemacht. Wenn wir weg sind, kuschelt sie mit den Katzen (die hier übrigens auch richtig aufblühen).

  • TEIL 5


    Es ist dennoch längst nicht alles gut. Sie pinkelt in neuen Umgebungen gerne mal einfach auf einen Teppich, obwohl sie gerade Draußen war (auch bei meiner Mutter, Anfangs, aber das konnten wir ihr abgewöhnen) - sie pinkelt generell schon immer unfassbar viel, aber das wurde untersucht. Sie trinkt enorm viel bei Stress. Sie ist bei neuen Umgebungen (Innenräumen) sehr nervös (was ja normal ist - aber z.B. im Urlaub hat sie mehrere Tage gebraucht, um halbwegs anzukommen und war 3x so schnell gestresst, wie sonst - und das heißt einiges). Mal ganz abgesehen von besagten Panikattacken, die für sie nicht nur stressig, sondern auch eine Gefahr bedeuten, wenn sie sich irgendwo rein quetschen will.

    Ich sehe im Nachhinein Dinge, für die ich in nach dem Umzug vermutlich zu "von Stress und Schmerz benebelt" war. Ich habe immer viel versucht, einiges untersuchen lassen, aber nun, da wir da weg sind, fällt es auch leichter, einen Blick auf das große Ganze zu haben. Abgesehen von ihrer Routine-Blutuntersuchung, möchte ich neurologische Fragen abklären lassen. Und feststellen, ob sie ggf. Schmerzen im Bewegungsapparat hat. (Ehrlich gesagt gehe ich von letzterem nicht aus, sie ist super fit und wir bewegen uns viel - aber Hunde sind ja bekanntlich Meister im verstecken von Schmerz, ebenso wie Katzen.)

    Ich bin auch wieder bei meinem alten TA - zum Glück. Auf Anraten meiner Freundin und euer Anraten hier, werde ich mich auch in die Verhaltensmedizinische Richtung orientieren, allerdings erst, nachdem ich die fachmedizinischen Fragen geklärt habe.

    Das alles kostet Geld - viel Geld. Und bevor hier jemand meckert: Ich habe ganz gewiss keinen Hund angeschafft, ohne mir auch TA Rechnungen leisten zu können. Aber ich bitte auch um Verständnis: Etliche TA Besuche, die bereits vorher gegangen sind, zwei teure Umzüge (hin und zurück), zerstörtes Zubehör ersetzen, die Anschaffung der Katzen (die VOR dem Großteil der privaten und finanziellen Problematik kamen - und die zum Glück eine große Bereicherung für unsere Maus sind) und vieles mehr. Ich habe Gespartes, muss mich aber aus privaten und unvorhersehbaren Gründen derzeit auch einfach irgendwie über Wasser halten. (Darauf möchte ich nicht so gerne eingehen, weil das sehr privat ist. Ich kann daran leider nichts ändern, aber es wird bald wieder etwas besser.)

    Das heißt: Ja, selbstredend möchte ich alles tun, um herauszufinden, wie ich ihr helfen kann. Wie ich ihr Leben zusätzlich erleichtern kann. Ich kann es nur leider eher in langsameren Schritten machen - jedoch VOR einem erneuten Auszug. Jetzt erstmal stehen die gesundheitlichen Checks an.

    Ich würde so, wie es jetzt ist - und obwohl es viel besser läuft - NICHT mit ihr ausziehen. Ich habe fürchterliche Angst davor, dass es wieder so laufen wird. Auch, wenn wir gewiss nie wieder in so eine Wohnung ziehen werden. (Denn jetzt wissen wir, worauf wir achten müssen. Wir hatten wirklich viel Pech, was auch nicht zuletzt unserer Unerfahrenheit verschuldet war.) Ich möchte, dass wir ein paar Baustellen abarbeiten, bevor wir ausziehen. Bevor sie wieder in eine neue Umgebung gebracht wird. Gerade "lecken" wir unsere Wunden. Heilen. Das brauchen wir alle.

    Ich liebe diesen Hund. Ich könnte mir nicht vorstellen, sie wegzugeben. Der Gedanke stand damals im Raum und jedes Mal, wenn ich darüber nachgedacht habe, kamen (und kommen) mir die Tränen. Alles in mir sträubt sich dagegen. Ich glaube, wir haben unser Herz aneinander verloren und wenn sie weg wäre, würden gewiss beide Herzen brechen. Und ich bin ehrlich: Ich habe gewiss Fehler gemacht, oder Dinge übersehen. Ich bin keine perfekte Halterin. Mein Hund ist nicht einfach "problematisch und Punkt". Genauso wie es vieles gibt, an dem wir mit ihr arbeiten, gibt es ebenso vieles an dem ICH arbeiten muss. Aber ich gebe wirklich mein bestes. Und ich bin auch ziemlich hartnäckig. (Übrigens haben sie und ich gleichermaßen einen ziiiemlichen Sturkopf.) Ich freue mich über alle Ideen für mehr Ideen für Kopfarbeit. (Sie wird körperlich recht gut ausgelastet und sie war letztens sogar mit uns Wandern - das hat sie super gemacht. :D Ich dachte, der Berg wird schwierig für sie. Aber am Ende war ich viel früher am röcheln und Luft schnappen, als sie, haha.) Und ich habe sie sehr lieb - bin bereit für sie zu kämpfen. War ich immer. Sie ist anders, als alle Hunde, die ich je hatte und gewohnt bin. Hat andere Ansprüche, andere Bedürfnisse. Hat eine vollkommen andere Körpersprache, eine andere Art der Zuneigung, als z.B. ehemaliger Hund.

    Bitte seht davon ab, mir vorzuwerfen, "ich hätte keine Lust", mich um meinen Hund - bzw. um dessen Probleme - zu kümmern. Ich glaube, das war hier von allen Dingen, der schmerzhafteste Vorwurf. (Nein, ich nehme es der Schreiberin/dem Schreiber nicht übel!) Ich verstehe, dass es schwierig ist, die Situation eines anderen, vollkommen fremden Menschen und dessen Hund zu verstehen - und ihr habt ja auch nur bedingt Informationen. Lasst euch aber versichern, dass ganz gewiss keine Entscheidung getroffen wurde und wird, bei der wir nicht eingehend nachgedacht haben. Und das Wohl unserer Tiere hat oberste Priorität. Wir sind hier, wo wir sind - eben weil ich sie - bzw. uns - nie aufgegeben habe. Ich habe mir keinen Hund aus dem Ausland "in einem Katalog" ausgesucht und bei Problemen das Handtuch geworden. Ich arbeite mit ihr.

    Wir haben nur eben auch Limits, Grenzen - finanziell, psychisch, physisch. Und wir haben eine echte Tiefphase überstanden. Dafür bin ich dankbar. Und ein zweites Mal möchte ich es nicht soweit kommen lassen.

    Denn auch, wenn es hier eventuell nicht so klang (es ging halt um die Probleme): Wir haben zusammen die schönsten Erfolgserlebnisse, die lustigsten Momente, den größten Spaß. Und obwohl ich manchmal mit meinem Latein am Ende war und obwohl sie viel Arbeit sein kann, viel Umstellung und viel Kompromiss bedeutet: Ich bereue nicht, sie adoptiert zu haben. Und das wird sich auch künftig nicht ändern.

    Deshalb erneut: Danke für all eure Tipps. Und ganz besonders viel Dank an meine liebe Freundin, Shantipuh. <3


    Sicher habe ich vieles aus Versehen ausgelassen - der Text ist so lang. Ich wollte auch noch so viel mehr erzählen. Aber ich denke, die Länge reicht erstmal aus. ^^ Ich hoffe, mein Text konnte ein kleines bisschen Licht ins Dunkle bringen.

  • Hallo und Willkommen!


    Sehr gut, dass du dich selbst angemeldet hast und das alles so ausführlich schilderst.


    Da kommt ja sehr viel zusammen - persönlich und auch hundlich.



    Monokausal wird das hundliche Verhalten wohl nicht zu erklären sein, da scheinen sehr viele Variablen, sowohl menschlich als auch hundlich zu existieren.



    Medizinisch auffällig wirken auf mich zwei Dinge; Geruchsbildheit und scheinbare (progressive?) Seheinschränkung in der Dunkelheit.

    Verhaltensmedizinisch dazu noch die Panikattacken.


    Das gehört dringend abgeklärt und da müssen entsprechende Fachleute ran.


    Viel Glück.

  • Ich würde mir medizinisch gesehen alles im Bezug auf die leishmaniose bzw Niere noch mal genauer angucken.

    Da könnte man Erklärungen für das Problem mit dem Urin finden, Auge und Niere hängt zusammen, Niere und Durchblutung hat Zusammenhänge bzgl der geräuschempfindlichkeit unter anderem ggf.Bluthochdruck durch Niere. Nur so als Strichpunkte.

  • Mein erster Anlaufpunkt wäre auch ein Verhaltensmediziner, der das alles mit dir durchspricht und guckt, welche Untersuchungen notwendig sein werden, dann kannst du bestimmt Einiges an Geld sparen, als wenn du "ziellos" auf eigene Faust untersuchen läßt, was dir in den Kopf kommt oder hier vorgeschlagen würde. Schmerzen könnte man z.B. mit einer probeweisen Schmerzmittelgabe als Ursache fürs Verhalten ausschließen - wenn die Nieren das zulassen. Vielleicht ist ja auch der erste Weg, der Hündin Psychopharmaka zu geben. Das sollte wirklich am Besten ein Verhaltensmediziner einschätzen

  • Vielleicht noch mal kurz zur Unsauberkeit (Niere finde ich allerdings durchaus viel naheliegender, auch wenn sie vermehrt trinkt) - richtig inkontinent ist sie nicht, oder?

    Ist ja bei kastrierten Hündinnen schon mal so.


    Und: hast du mal beobachtet, ob neben der direkten Trigger vielleicht auch die Konstitution im vorigen Verlauf des Tages zu einem "Anfall" führen? (Hier wäre es z.B.: viele Hundebegegnungen an einem Tag führen dazu, dass Elsa, meine echt anstrengende Hündin, mich abends eher abschnappen würde oder dass sie nicht fressen will. Bei Alma, meiner anderen Hündin, führen stressige Hundebegegnungen zu einem viel schlechter kontrollierbaren Jagdverhalten. Sind keine guten Beispiele, sollen nur die Frage nach der Tagesformabhängigkeit illustrieren)

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