Border Collie als Jagdhund

  • Wenn ich also einen braunen BC ohne Papiere habe, ist es nicht unwahrscheinlich, dass dort in der Vergangenheit tatsächlich mal ein Jagdhund eingekreuzt wurde. Bei der braunen Farbe ist die phänotypische Ähnlichkeit zum NSDTR gegeben.

    Und nochmal: Wenn du die Körpersprache des Tollers mit der eines Borders vergleichst, sind da Welten zwischen.

    Wikipedia sagt zum Begriff Phänotyp:

    Zitat

    Der Phänotyp oder das Erscheinungsbild ist in der Genetik die Menge aller Merkmale eines Organismus. Er bezieht sich nicht nur auf morphologische, sondern auch auf physiologische Eigenschaften und ggfs. auf Verhaltensmerkmale


    Du zitierst ja aus der Brauchbarkeitsordnung für Schleswig-Holstein. Da frage ich mich: Welche Brauchbarkeit willst du mit einem Border überhaupt laufen?


    Zitat

    Die jagdliche Eignung eines Hundes kann wahlweise entsprechend seinem jewei- ligen Einsatzbereich in vier Arten der Brauchbarkeit geprüft und festgestellt werden:

    • Brauchbarkeit für die Nachsuche auf Niederwild (außer Rehwild) BP I: mit den Prüfungsfächern in der Reihenfolge: Schussfestigkeit, Bringen und Wasserarbeit, Gehorsam

    • Brauchbarkeit für die Nachsuche auf Schalenwild BP II: mit den Prüfungsfächern in der Reihenfolge: Schussfestigkeit und Schweißarbeit, Gehorsam

    • Brauchbarkeit für die Stöberarbeit auf Schalenwild BP III: mit den Prüfungsfächern in der Reihenfolge: Schussfestigkeit und Stöberarbeit, Gehorsam

    • Brauchbarkeit für die Baujagd BP IV: mit den Prüfungsfächern in der Reihenfolge: Schussfestigkeit und Bauarbeit, Gehorsam

    Nummer 1 auf Niederwild fällt raus, wenn der Border nicht auch am Wasser schussfest ist. Ein Schrotschuss aufs Wasser in Richtung der Beute ist nochmal was anderes als normale Schussfestigkeit an Land. Geräuschempfindlichkeit hat eine hohe genetische Disposition, wie viel du dagegen antrainieren kannst, sei dahingestellt.


    Nummer 2 auf Schalenwild wird mangels Lautnachweis nicht in Frage kommen


    Für Nummer 3 gilt dasselbe, ohne Lautnachweis keine Prüfungsteilnahme. Aber vielleicht passt der Border ja in den Bau :D

  • Eigentlich hat auch jeder Hunde noch bestimmte Jagdtriebe und Instinkte in sich. Man könnte also jeden Hund für die Jagd irgenwie erziehen/nutzen.

    Sorry, aber - :lachtot: :lachtot: :lachtot:


    Ich kenne so manche Hunde, in diversen Größen, die schauen dich beim Gedanken an jegliche Form von Jagdverhalten nur an, als hättest du nicht mehr alle Nadeln an der Tanne, und deren einziger Nutzen wäre, dass du Gesellschaft hast...


    Woher kommt eigentlich diese Vorstellung, dass doch im Grunde alle Hunde irgendwie gleich wären und man mit nur genug gutem Willem mit jedem Hund alles machen könnte? Hört man ja immer wieder, und es ist immer wieder schlicht Blödsinn. Wäre das so, dann hätte sich die Menschen nicht so viel Mühe damit gemacht, für alles mögliche Spezialisten zu züchten. Und es würden nicht immer wieder Hunde durch diverse Eignungstests durchfallen. :ka:

  • Ich habe jetzt nicht alle Antworten gelesen, aber scheinbar meinst Du die Frage ja wirklich ernst...


    Ich habe zuerst gedacht, das muss ein Scherz sein.


    Wenn Du wirklich Förster und Jäger bist, dann kann ich deine Frage schon dreimal nicht verstehen. Wie kommt man den bloß auf so eine Idee? Das wäre in etwa so, als würde ich mit einem Bichon IGP machen wollen oder mit einem Bloodhound Agility. Sicher sind viele Hunde Allrounder und wahrscheinlich machen viele sowas ihren Menschen zuliebe mit, aber ihren angewölften Eigenschaften entspricht nunmal etwas ganz anderes.


    Wenn du den Border nur als "Dabei-Hund" im Revier mitnehmen willst, geht das sicher, aber ich persönlich finde das den Anlagen des Hundes gegenüber nicht fair.


    Ich würde jetzt auch nicht Hurra schreien, wenn jemand einen DD "nur" als Familienhund mit ein bisschen Mantrailing halten möchte. Wahrscheinlich kommen sogar mache damit klar aber dennoch entspricht ihre eigentliche Passion dem nicht.


    Ein DD bei der Arbeit vor dem Schuß, ein Border an Schafen, ein Owtscharka mitten in der Herde, bei sowas geht mir das Herz auf, und wer das mal live erlebt hat, der kommt nicht mehr auf die Idee, einen Hund zu "verbiegen".


    Ich selbst bin mit Deutsch Drahthaar und Labrador aufgewachsen und durfte auch viele andere Jagdhunderassen bei der Arbeit erleben, in meiner Vorstellung passt da ein Border ehrlicherweise absolut nicht rein. Weder von den Anlagen, noch von der Nervenstärke und dem Durchhaltevermögen (bezogen explizit nicht aufs Hüteverhalten sondern ganz konkret auf jagdliche Aufgaben).

  • Langsam wird’s lächerlich…

    NIEMAND hier hat abgestritten, dass du deinem Border nicht das Jagen beibringen könntest, das kann der sogar ganz alleine.

    Zu einem brauchbaren Jagdhund macht den das aber nicht :ka:


    Und deine Vergleiche mit anderen Ländern: klar werden da andere Hunderassen eingesetzt, die teilweise hier nicht gerne gesehen werden.


    Zum einen haben wir hier andere Jagdreviere mit anderen Wildarten und damit Ansprüchen, zum anderen auch ein TschG, das viele Hunde ausschließt.

    Hier will niemand blutverschmierte Bullterrier einsammeln oder zu Tode gehetzte Hasen haben :xface:


    Dann bleibt, wie du ja auch geschrieben hast, das Problem mit der Akzeptanz.

    Es gibt ja sogar exotischere Rassen, die zugelassen sind, die viele aber trotzdem nicht haben und unterstützen möchten, wie die Laikas zB.


    Einen BC, der dich begleitet und mal ne Totsuche mitmacht, will dir hier (deswegen zumindest) wohl keiner ausreden.

    Damit ist der aber halt null ausgelastet.

  • Mal eine andere Frage. Hast du schon einmal einen Jagdhund (mit)ausgebildet? Ich rede nicht davon, was du bei anderen Hundeführern und ihren (mehr oder weniger) fertigen Hunden siehst, sondern wirklich mal die Ausbildung begleitet.


    Ich bin kein Jäger und ich habe noch vor einem Jahr ähnlich gesprochen wie du und war der Meinung, dass Jäger einfach nur keinen Bock auf Nichtjagdhunde hätten und einfach ein “rassistischer” Haufen wären. Ich war überzeugt, dass auch unser cleverer, blitzschneller Aussie mal ne Nachsuche hinbekommen würde und das dieses ganze Rassegedöns total überbewertet wird.

    Da nun mal die Regeln bei der Brauchbarkeit sind wie sie sind und mein Freund sich als Erstlingsführer keine unnötigen Probleme machen wollte, zog hier ein Deutsch Drahthaar als Jagdbegleiter ein. Ich unterstütze meinen Freund bei der Ausbildung und es ist gigantisch was dieser Hund an Fähigkeiten einfach genetisch mitbringt. Er macht uns so viele Dinge dadurch ungleich leichter und wird hierbei wohl ein Niveau erreichen an dass das Hütetier (zumindest unter unserer Anleitung) nie rankommen wäre. Ja, dafür müssen wir beim Gehorsam am Wild mehr Arbeit reinstecken und gelegentlich mehr absichern, aber das ist uns ein passioniert und waidgerecht arbeitender Hund wert. Für mich klingen deine Schilderungen von den Jagdgebrauchshunden in deinem Umfeld eher nach schlechter Ausbildung als nach “genetisch” ungehorsamen Hunden.


    Unsere Drahtbürste hat meine Meinung zu Arbeitshunderassen und deren Verwendung in “fachfremden” Bereichen oder gar als reiner Familienhund nochmal stark gewandelt und ich bin der Ansicht, dass solche Experten am glücklichsten sind, wenn sie ihrer Passion nachgehen können und das man sie nicht ständig verbiegen sollte.

  • flying paws hat ja schon ein Video von "Bestimmtes Verhalten, das einfach im Hund drin ist" gezeigt. Hüteansätze bereits beim Welpen.


    Da kursieren allerhand andere Videos, davon, dass manche rassetypischen Verhaltensweisen ganz tief im jeweiligen Hundetyp implementiert sind. Seine Stärken im jeweiligen Einsatzgebiet.

    Das krieg ich so nicht in nen Hund reingelernt:


    [Externes Medium: https://youtu.be/WAAWrBO93C4]
  • Bei der Vorstellung was man als zukünftiger Hundehalter empfinden wird und was einen selbst glücklich macht, sollte man auch mal schauen, was den Hund glücklich machen würde.


    Ansonsten ist wohl eher ein Spielzeug, was bei nichtgefallen oder schlecher Funktionalität ausgetauscht wird mit etwas, was noch glücklicher machen es soll in der Fantasie.

  • Ich habe die letzten Seiten jetzt nur überflogen, darum verzeiht bitte, wenn die Frage schon beantwortet wurde.

    Ich bin keine Jägerin und kenne die Aufgaben eines Vollgebrauchjagdhundes nur marginal. Könnte mich dazu jemand genauer informieren? Quersuche habe ich jetzt gegoogelt, vorstehen kenne ich und Begriffe wie Stöbern. Ja, Apportieren von Niederwild auch. Unter einer Nachsuche kann ich mir recht genau etwas vorstellen. Aber dann hört es auch schon auf.


    Ich arbeite mit meinen Border Collies (Showlinie, nicht Arbeitslinie. In einigen Dingen macht das durchaus einen deutlichen Unterschied) in der Rettungshundearbeit, ein Bereich, der klassischerweise sehr Jagdhund dominiert ist. Aus meiner Sicht, gibt es in der Ausbildung von Rettungshunden und Jagdhunde durchaus Parallelen, allerdings kann ich überhaupt nicht einschätzen wie groß die tatsächlich sind.


    Mantrailing - Nachsuche

    Bei beiden wird platt gesagt mit der Nase eine Spur eines Individuums verfolgt, der Hund ist dabei angeleint.

    Im einsatzbezogenen Mantrailing sieht man eher selten Hütehunde und fast nie Border Collies. Dominierend sind hier Jagdhunde, ganz klar! Der Border gilt bei dieser Arbeit als recht kompliziert auszubilden, weil er sich zu stark am Menschen orientiert. Über die Leine sind Hund und Mensch ständig im direkten Kontakt und wenn der Border nicht weiter weiß oder der Mensch Zweifel an der Entscheidung des Hundes hat, reicht fast der Gedanke daran dafür den Hund von der Spur abzubringen.

    Ich denke ähnliche Probleme werden auch bei der Nachsuche auftreten. Der Border kann das sicher lernen, aber andere Hunde tun sich so viel leichter, dass Leute, die das Mantrailing nicht nur hobbymäßig betreiben eigentlich alle einen passenden Jagdhund haben (seltener mal DSH, Mali oder Herder, wenn es denn ein Hüter sein soll).


    Flächensuche, hier bin ich aktiv.

    Die Hunde suchen im Einsatz Flächen von ca. 50.000 qm ab. Sie sind dabei auf menschliche Witterung trainiert und erwarten da eine super Belohnung. Wild soll dabei ausgeblendet werden.

    Die Hunde arbeiten dabei selbstständig. Gerade bei den Bordern tut man gut daran sie einfach machen zu lassen. Ich gebe die grobe Suchrichtung nur über Drehung des Oberkörper oder Gehen in eine Richtung vor.

    Die Hunde arbeiten in der Regel in Kringeln neben dem Hundeführer und entfernen sich je nach Bewuchs und Wind dabei nicht selten auch mal 2-300 Meter. Wenn sie auf Witterung stoßen auch weiter. Das Suchverhalten zeigen die Hunde dabei von alleine! Auch dem Border muss man nicht beibringen, wie er sich Geruch holt und wie er strategisch ein Gebiet absucht. Leider habe ich kein Video von den ersten kleinen Suchen meiner Joungster mit wenigen Monaten.

    Zur Anzeige wird der gefundene Mensch dann in der Regel verbellt.


    Meine Border sind dabei sehr unempfindlich gegen Dornen und Gesträuch. Nur wenn sie mit der Kenndecke irgendwo hängenbleiben gibt es da merkbares Zögern. Ich weiß nicht wieviele Glocken meine Hunde schon im Wald verloren haben, weil sie da ziemlich gnadenlos durchrennen. Die Suchmotivation ist bei allen dreien gleichermaßen hoch. Sie suchen in gleichmäßiger und hoher Intensität für mindestens 20 Minuten (wenn es sehr heiß ist auch mal kürzer), bevor ich eine Zwangspause einlege. Das Gesamte Absuchen eines Gebietes dauert oft aber deutlich länger, besonders, wenn es sehr dicht ist.


    Probleme beim Training:

    Auch in der Fläche neigen Border dazu sich zurück zum Hundeführer zu orientieren, wenn sie auf erste Schwierigkeiten stoßen. Da muss man in der Ausbildung echt aufpassen.

    Und Border sind Sensibelchen in der Interaktion auch mit Fremdpersonen. Das führt bei der Anzeige manchmal zu Problemen und Konfliktverhalten.



    Das soll sicher nicht heißen, dass ich mir als Jäger einen Border an die Seite nehmen würde, aber ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass ein Border einzelne Hilfsarbeiten durchaus abdecken kann. Sinnvoll? Keine Ahnung. Ich denke dem Border könnte es Spaß machen und ich glaube er würde keinen Schaden anrichten (nicht mehr als ein Jagdhund).



    Glücklicher Hund nach der Flächensuchübung:



    Nebenbei:

    Darf man einen Hund im eigenen Revier jagdlich einsetzen, ohne dass dieser irgendeine Prüfung abgelegt hat?

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