Rückruf als Bedingung Freilauf

  • Ich wäre mit Strafreizen („Abbruchsignal“, etc.) sehr vorsichtig. Die Anwendung birgt keinerlei Vorteile, im Gegenteil. Ein nicht korrekt gesetzter Strafreiz kann das unerwünschte Verhalten sogar verstärken. Weiterhin kann das Vetrauensverhältnis zwischen Hund und Halter sehr darunter leiden. Würde ich nicht machen und ist in diesem Fall doch auch gar nicht nötig.

  • Also ich antworte der Reihe nach:


    ich beschäftige Tara auf dem Spaziergang (spielerische Nasenarbeit, Zwischendurch ein Kommando abfragen wie zB Fuss / Sitz / Bleib etc.)und auch auf dem Hundeplatz, wir machen seit wenigen Wochen Dummytraining. Ich glaube das macht ihr grossen Spass, aber ich weiss noch nicht ob es wirklich das richtige ist. Da sie sehr gerne rennt dachte ich auch mal an Agility oder Ähnliches, aber ich will auch nicht dass sie zu sehr hochfährt. Denke aber, Agility würde ihr auch total Spass machen. Hobbyideen für einen leicht nervösen aber sehr arbeitswilligen Doodle werden gerne entgegengenommen.


    Das Ignorieren von anderen Hunden ist echt ein Riesen Thema. Wir waren mehrere Male an sogenannten Social Walks, wo man den aneinander vorbeigeht und den hund dabei füttert. Also Hund sieht anderen Hund und bekommt hochwertiges Futter. Die Idee dieses Walks war, dass der Hund andere Hunde positiv konnotiert und sich gleichzeitig irgendwann mir zuwendet fürs Futter. Da Tara aber keine gute Esserin ist, stimmt wohl was RafiLe1985 schreibt: anderer Hund wird immer besser sein als alle Leckerchen, sogar Frischfleisch. Da ich nur wenige Verbesserungen gesehen habe, habe ich damit aufgehört. Im Alltag löse ich es so, dass es keinen Leinenkontakt gibt. Das lässt sich nicht immer vermeiden, eben weil ja manche Leute ihre Hunde nicht abrufen (können) auch wenn ein anderer an der Leine entgegenkommt *hust* ! Wie heute ich und weil mich das ja selber so nervt, wars mir so peinlich. Im Freilauf (was bei uns eben bedeutet an der Schleppleine) darf sie natürlich zu anderen freilaufenden Hunden. Aber sie ist da immer sehr aufgeregt und ungestüm.


    Dann zu Konsequent für Nicht-Hören und Abwenden von Reizen: Tara jagt gerne, insbesondere Vögel. Also habe ich Monate lange jeden Vogel gemarkert (Klicker). Führt dazu, dass sie jetzt wenn sie einen Vogel sieht in 8 oder 9 von 10 Fällen begeistert zu mir rennt anstatt den zu. jagen weil da gibts Superleckerchen. auch da mit 10% Fehlerquelle wenn ich mal kurz unaufmerksam bin. Damit sie keinen Jagderfolg haben kann läuft sie auch da, oh Überraschung, an der Schleppi.

    Bei anderen Hunden funktioniert dieses Training so aber nicht, die sind noch viel spannender als Vögel offenbar.

    Wir haben ein Abbruchsignal, das zB auch funktioniert, wenn sie doch mal kurz zum Sprung auf den Vogel ansetzen will. Abbruch, Hund dreht um. Aber wir haben keinen 100% Abbruch, obwohl ich den sauber aufzubauen versucht habe. Auch da, her mit Euren Tipps.

    Generell habe ich das Gefühl, unsere Kommandos sitzen nicht zu 100% obschon ich die echt konsequent durchzuziehen versuche und das schon echt lange. Den Aufbau der Grundkommandos habe ich mir in 10 Lektionen Erziehungskurs und mehreren Privatlektionen erklären lassen.


    Zu Czarek: Der Spaziergang heute dauerte vielleicht 1h und 50 min davon hat Tara an der schleppenden Schleppi auf jedes Flüstern von mir gehört. Bis auf die letzten 10 min mit oben beschriebener Situation. Das ist so unberechenbar.

    Zum Weiterlaufen 30m: ich lese in allen Erziehungstipps dass man sich nicht immer nach dem Hund richten / umdrehen soll sondern dass der Hund dem Menschen nachzulaufen hat. Also dass man halt seines Weges spaziert und der Hund orientiert sich am Mensch. Machen auch alle Menschen so, die ich mit ihren Hunden im Freilauf sehe. Verstehe darum deinen Satz da irgendwie inhaltlich nicht. Ws würdest du denn tun wenn der Hund schnüffelt? Jedes Mal rufen?


    Und ja: Es passiert mit mit Tara "mal". Also in ihrem ganzen 1.5 Jahre alten Leben waren es zusammengezählt wohl 3 oder 4 x, heute das allererste Mal zu einem fremden, angeleinten Hund und mir sehr peinlich. Die anderen 2-3 Mal wegen Vögeln oder fremden Menschen die sie begrüssen wollte. Darum läuft Tara-Tier ja auch an der Schleppleine seit jeher

  • Ah ja und mit Schäfer meine ich keinen Menschen an der Leine sondern einen Schäferhund :rolling_on_the_floor_laughing:

  • Wenn die normale Schleppleine z.b. 10m hat und der Hund jetzt ein Jahr lang circa immer in diesen 10m gelaufen ist, dann weiß sie ganz genau, dass du bei 30m Entfernung keinen Einfluss mehr hast. Sind halt schlau die Viecher.

    Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre die Situation für dich noch händelbar gewesen wenn der Abstand kürzer wäre. Und sei es auf die Schleppleine treten.


    Also wäre mein Weg das Training über Radius-Training aufzubauen und den Hund erst mal mit schleppender Leine nicht aus den 10m rauszulassen.


    Ich arbeite bei meinen Hunden sehr viel mit einem bestimmten Radius, den ich festlege und weniger mit Rückruf, rankommen, freigeben. Es gelten je nach Ort auch für jeden Hund andere Begrenzungen der Entfernung.


    Wir haben dafür viel Kommandos auf Entfernung trainiert, Sitz auf Entfernung, Platz, warte, nicht so weit oder ein „kannst vor“ für mehr Raum


    Wenn der Hund bei 10m Entfernung ohne Ablenkung nicht Sitz machen kann, dann wird der sich bei dreifacher Entfernung und riesigem Reiz nicht davon abwenden und zu dir kommen können.


    Edit: die Hunde, die sich gut am Halter orientieren, während der so seines Weges geht, sind in der Regel aber schon „geübt“ im Freilauf und lernen das nicht erst. So kannst du da nicht dran gehen derzeit.

  • Der Spaziergang heute dauerte vielleicht 1h und 50 min davon hat Tara an der schleppenden Schleppi auf jedes Flüstern von mir gehört. Bis auf die letzten 10 min mit oben beschriebener Situation. Das ist so unberechenbar.

    Vielleicht war auch einfach der Spaziergang zu lang und die Löffelchen nach fast 2h, wo der Hund auf jedes Kommando von dir reagiert, alle.

    : ich lese in allen Erziehungstipps dass man sich nicht immer nach dem Hund richten / umdrehen soll sondern dass der Hund dem Menschen nachzulaufen hat. Also dass man halt seines Weges spaziert und der Hund orientiert sich am Mensch. Machen auch alle Menschen so, die ich mit ihren Hunden im Freilauf sehe. Verstehe darum deinen Satz da irgendwie inhaltlich nicht. Ws würdest du denn tun wenn der Hund schnüffelt? Jedes Mal rufen?

    Meine Hunde können schnüffeln, wie sie wollen. Meistens bleibe ich daneben einfach stehen (ich hab nen Allesfresser) und warte mit. Wenn sie das mal nicht sollen, weil totes Tier oder was Fressbares oder wieso auch immer, dann schicke ich über Kommando weiter oder treibe ihn vor mir her, dass er sich weiter bewegt, wenn er nicht auf mich hört.

    Ich mache aber auf Spaziergängen eigentlich fast gar nichts und sage auch nur selten etwas, da findet keine Beschäftigung statt. Wenn ich mal was sage, dann hat das befolgt zu werden... Spaziergang ist hier Seele baumeln lassen und in der Pampa laufen. Da gibts nur Moderation: Lauf weiter, bleib stehen, raus da aus dem Busch, ausspucken. Und eben ab und zu einen Rückruf, wenn zb ein Auto entgegen kommt. Meine eine Hündin reagiert deutlich besser auf Stehenbleiben als auf Rückruf. Ich sammele sie dann ein. Das wäre eine Alternative zum Rückruf, wenn das deinem Hund liegt.


    Es macht keinen Sinn, sich über einen ignorierten Rückruf zu ärgern, wenn der Hund schon getürmt ist. Da kannst du dich nur über dich selbst ärgern und das nächste Mal ein bisschen umsichtiger gucken, bevor der Hund zum anderen hin rennt.

  • Es ist einfach so unterschiedlich, was funktioniert und es muss der Hund dazu passen und man selbst als Mensch dahinter stehen, damit es überhaupt authentisch rüber kommt. Da finde ich es konkret mit Tipps immer so schwierig, gerade jetzt z.B. wenn man gar nicht der Typ für "auch Abbruch" ist...


    Und bei meinem Border wäre Beschäftigung auf einem Spaziergang z.B. Gift, das können andere mit anderen Hundetypen nicht nachvollziehen. Oder meine Lucy war z.B. so, die hat den klaren Rahmen geschätzt, in dem sie dann aber völlig ihr Ding machen konnte, die wollte kein Alternativverhalten XY. Jetzt die Hütetiere hier nehmen das dagegen dankbar an und yipieh, mach ich halt das (gerade die Shelties). Also ich kann gerne über meinen Abbruch berichten, nur ist fraglich, wie hilfreich das ist.

    Mein Ziel ist (gerade da wir hier sehr viel Wild haben), die Hunde tun letztlich von selbst das richtige und ich bin nicht darauf angewiesen, Reiz XY zuerst zu sehen. Das ist je nach Rasse ein ziemlicher Selbstläufer (keiner meiner Hunde würde im "Arbeitsmodus" zu anderen Hunden laufen und die Shelties z.B. ignorieren Fremdhunde größtenteils eh), bei anderen bzw. Reizabhängig halt auch genau kein Selbstläufer. Und da arbeite ich persönlich halt am ersten Impuls bei Reizsichtung und da nicht nach Schema F, sondern angepasst an den jeweiligen Hund. Aber ohne Abruf. Ist wohl Geschmackssache/Typ-Frage, hier funktioniert es sehr gut

  • Davon, dass man einem Hund immer nur sagt, was er darf, lernt der Hund aber nicht, was er nicht darf.


    Es gibt sicher Hunde/Rassen, bei denen es funktioniert, nur über nett auftrainierte Kommandos und Belohnung zu arbeiten.


    Aber es gibt auch die Hunde/Rassen, mit denen das nicht funktioniert. Breche ich bei Jin ein unerwünschtes Verhalten mittels einem nett trainiertem Kommando ab (z.B. Rückruf), so baut sie sich daraus ganz gern mal eine Verhaltenskette und zeigt das Verhalten immer öfter.


    Das schlimmste, was ich - auf Anraten einer Wattebausch-Trainerin - gemacht habe, war Jin einen positiven Abbruch (den Geschirrgriff) beizubringen und diesen zu nutzen, wenn Klein-Jin im Spiel mit andren (kleineren) Hunden zu wild wurde. Nach nur 3x war Jin so weit, dass sie andre (kleinere) Hunde absichtlich ärgerte, damit der Abbruch und damit die Belohnung kam. Erst als ich drei Jahre später einmal bei einer solchen Aktion richtig ausgerastet bin (weil das eben aufgrund des Größenunterschieds für den Kleinhund nicht nur extrem unangenehm, sondern auch gefährlich war), hat Jin das Verhalten nicht mehr gezeigt. Fand ich gar nicht gut - so möchte ich mit meinem Hund eigentlich nicht umgehen. War aber offensichtlich nötig, um diese Verhaltenskette wieder wirklich zu löschen.


    Lange habe ich mich mit Abbruch-Signalen, die nie richtig auftrainiert waren, durchgewurstelt. Das geht, weil Jin durchaus sensibel auf meine Stimmungen reagiert und mir ganz gern gefallen möchte.


    Mittlerweile nutze ich einen bewusst aversiv aufgebauten Abbruch - der macht uns das Leben in vielen Bereichen deutlich entspannter. Jin weiß, dass sie das - was auch immer - (jetzt) nicht darf. Ist ihr Hirn dann aber mit dem Suchen einer passenden Verhaltensalternative überfordert, kann ich ihr diese problemlos anbieten, ohne dass Jin sich wieder eine unerwünschte Verhaltenskette bastelt.


    Signale, die meinem Hund sagen, was er tun soll (Rückruf, Sitz, etc.) trainiere ich aber grundsätzlich nett auf. Ich will ja in dem Moment, dass der Hund mit mir zusammenarbeitet und das soll er freudig tun. Heißt auch, dass ich versuche, dem Hund angepasst und kleinschrittig zu trainieren, so dass er viele Erfolgserlebnisse hat und sich das erwünschte Verhalten tief verankert. Führt der Hund ein Signal nicht aus, gibt's aber durchaus auch mal einen Anschiss. Wobei ich in der Lernphase sehr genau abwäge, ob der Hund grad das Signal überhaupt umsetzen kann. Kann er es nicht, gebe ich das Signal nicht. Natürlich mach ich bei der Einschätzung auch mal Fehler (bin ja auch nur ein Mensch). Dann muss man halt abwägen, wie man reagiert/welche Reaktion Sinn macht.



    Grundsätzlich braucht kein Hund für den Freilauf einen Rückruf. Ich kann mit Jin problemlos eine komplette Gassirunde ohne Rückruf gehen. Der Hund muss lernen, sich am Halter zu orientieren (in welche Richtung geht der Halter, wird er schneller, wird er langsamer etc.) und sich ihm anzupassen. Außerdem natürlich, dass jede Kontaktaufnahme zum Halter erwünscht ist (also Ohr dreht sich zum Halter, Blickkontakt, Nähe vom Halter suchen etc.).

    Natürlich ist's praktisch, wenn der Hund die Runde schon kennt und daher weiß, an welcher Stelle er angeleint wird - dann wartet er da oft schon bzw. kommt da von alleine zum Halter. Ansonsten kennt Jin das Signal "anleinen", je nach Umstand schließt sie dann zu mir auf oder wartet auf mich, damit ich sie anleinen kann.



    Zum Thema Schleppleine: wenn man diese nutzt, dann bitte so, dass man sie entweder eh in der Hand hält, oder aber wirklich sofort drauf treten kann. Es ist einfach sau-gefährlich, wenn ein Hund mit Schleppleine durchbrennt und dann dabei andre Hunde/Passanten einwickelt. Oder sich selbst irgendwo im Wald an einem Baum/einem Gebüsch festfesselt und dann stundenlang gesucht werden muss.

  • Zum Weiterlaufen 30m: ich lese in allen Erziehungstipps dass man sich nicht immer nach dem Hund richten / umdrehen soll sondern dass der Hund dem Menschen nachzulaufen hat. Also dass man halt seines Weges spaziert und der Hund orientiert sich am Mensch.

    das hat sich mit meinem Beitrag überschnitten. Daher zur Klarstellung: ich gehe mit meinem Hund zusammen spazieren, d.h. dass ich durchaus auf Jin warte, wenn sie was spannendes entdeckt hat oder sich genüsslich im Gras wälzt. Manchmal direkt neben dem Hund, manchmal, in dem ich meinen Schritt verlangsame oder halt ein paar Meter weiter. Ich lebe meinem Hund also grundsätzlich das Verhalten vor, was ich auch von ihm erwarte.

    Was ich normalerweise nicht mache, ist dem Hund Richtungswechsel anzukündigen (im Freilauf, an der Leine durchaus, weil das für den Hund unangenehm werden kann), außer der Hund bewegt sich in eine gefährliche Richtung (z.B. Straße).

  • Mein Ziel ist (gerade da wir hier sehr viel Wild haben), die Hunde tun letztlich von selbst das richtige und ich bin nicht darauf angewiesen, Reiz XY zuerst zu sehen

    Das ist das Ziel, ja. Bis dahin gibts einen Weg, bei dem eine Anleitung wichtig ist. Und wie die aussieht, das muss man individuell gucken. Ich persönlich würde mich da nur nicht ärgern und depri sein, weil der Hund 2h laufen kann und dann am Ende einmal abhaut. Da würde ich eher an der Zeit schrauben.

  • Mein Ziel ist (gerade da wir hier sehr viel Wild haben), die Hunde tun letztlich von selbst das richtige und ich bin nicht darauf angewiesen, Reiz XY zuerst zu sehen

    Das ist das Ziel, ja. Bis dahin gibts einen Weg, bei dem eine Anleitung wichtig ist. Und wie die aussieht, das muss man individuell gucken. Ich persönlich würde mich da nur nicht ärgern und depri sein, weil der Hund 2h laufen kann und dann am Ende einmal abhaut. Da würde ich eher an der Zeit schrauben.

    ich lese gerne alle Postings nachher mal in Ruhe durch. Ich denke aber ich verstehe was ihr meint, ich muss nochmal etwas zurückbuchstabierten. Habe uns heute überschätzt und dachte, langsam klappt das alles mit Rückruf und Freilauf weil es halt in den gut 10 oder 15m Radius die sie sonst hat so gut klappt. Überschätzung hallo.

    Und nur kurz weil grad hier ein Missverständnis war: Wir waren zirka 1h draussen und 50min von dieser Stunde war Tara sehr aufmerksam und gehorchte super. Wir gehen eigentlich fast nie 2h am Stück und wenn dann ist es wandern oder so, wo ich nichts extra übe.


    Manchmal denke ich nur, warum müssen wir schon seit über einem Jahr schleppen und andere haben gar keine Schleppleine? Dieses Fremdhundethema ist echt anstrengend, die interessieren Tara so sehr! Wie fremde Menschen, wilde Tierchen und so weiter. Ist echt viel Arbeit :see_no_evil_monkey:

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