Zweithund Tips
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Hallo zusammen,
unsere Familie hat sich vor drei Tagen einen zweiten Hund zugelegt.
1. Hund: Bobby, Tierschutzhund aus Rumänien, er kam 2021 mit knapp 6 Monaten zu uns
Charakter: Sehr zugänglich und allen Hunden gegenüber freundlich, verspielt, und auch sehr menschenbezogen. Er kam aus der Tötung und kannte vorher nichts. Momentan gibt es die ein oder andere kleine Baustelle. Wir würden ihn aber in unseren Augen als perfekt bezeichnen.Bobby hat Erfahrung mit dem Zusammenleben, mit einer anderen Hündin. Er hat ca. 1 Jahr mit unserer Sunny (15J) zusammen gelebt, bevor wir sie gehen lassen mussten.
Neueinzug 2022: Nalani, Tierschutzhund aus Tierheim, eine Rumänin, ca. 10 Monate
"Charakter" / Verhalten: Sehr schüchtern und ängstlich, da sie noch gar nichts kennt. Sie kommt aus einem Shelter in Rumänien und war dort nur eingesperrt. Sie war 4 Wochen im Tierheim hier in Deutschland und gut verträglich in einer Hundegruppe integriert. Am 3. Tag bei uns kann man aber schon sehen, dass sie auftaut. Das braucht halt Zeit.
Wir haben momentan das Problem, dass Bobby unsere Nalani im Haus angeht. Nicht bösartig, aber schon heftig. Ja, es sieht vermutlich wie immer schlimmer für uns Menschen aus, als es für die Hunde ist, dennoch muss das Problem gelöst werden. Draußen ist soweit alles ok. Sie sind noch nicht so dick miteinander (wie auch nach 3 Tagen), aber sie schnüffeln sich an ,ohne "aggressives Verhalten".
Nalani fängt mittlerweile auch an, Bobby anzubrummen und ist ihn auch schon in gleicher Weise angegangen. Ab und an beschnüffeln die beiden sich und alles ist gut.
Meine Frage: Ich habe von einigen gehört, dass man beide Hunde maßregeln soll, dass sie die Pöbeleien untereinander unterlassen. Das Tierheim sagt, das unsere Beiden die Rangordnung festlegen sollen und das wir hier gar nicht eingreifen müssen. Was ist denn nun der richtige Weg? Vermutlich der in der Mitte
Montag werden wir auf jeden Fall mal wieder die Kompetenz eines Trainers testen. Vielleicht haben wir ja diesmal Glück und bekommen gute Tipps.
Vorab die Frage an Euch:
Hat jemand von Euch ähnliche Erfahrung zu teilen bei Einzug eines neuen Hundes? Wie habt ihr das in den Griff bekommen?
Danke schon mal vorab und eine schönes WE
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Wenn neue Hunde hier zu meiner nicht nur netten Hündin einzogen, habe ich anfangs stark Management betrieben und stark angeleitet. Zu so Situationen, dass sie sich drinnen angehen, würde ich es wirklich erst gar nicht kommen lassen sondern von Anfang an klar machen, dass hier keiner den anderen zu nerven oder unnötig zu maßregeln hat. Hier muss keiner was unter sich ausmachen sondern jeder hat das Recht in Ruhe zu leben.
Das heißt nicht, dass ich einem sozialkompetenten Hund nicht zugestehe auch mal eine Grenze aufzuzeigen, aber davon kann man ja hier nicht sprechen.Ich habe mit Babygittern gearbeitet. Wichtig ist natürlich, dass man zumindest den Ersthund problemlos rumschicken und bewegen kann. Ich halte nichts davon Hunde mit Konfliktpotential gemeinsame freie Bewegung ohne Anleitung auf beengten Raum mit Ressourcen zuzugestehen. Jeder Konflikt jetzt verschlechtert die Chancen auf ein wirklich gutes Zusammenleben. An Tag 3 gäbe es bei mir also nur sehr kontrollierte gemeinsame Situationen. Dabei bestätige ich zielgerichtet positive Verhaltensweisen, also vor allem höfliches, deeskalierendes Verhalten.
Natürlich ist dieser Aufwand nicht immer nötig. Meine aktuellen Hunde lassen jeden halbwegs vernünftigen fremden Hund hier problemlos rein, da betreibe ich null Aufwand. Heute haben wir einen Besuchshund, meine Hündin hat eine Spielaufforderung gestartet, er hat kurz und deutlich nein gesagt, sie hat sich in ihr Körbchen gelegt und ist eingeschlafen - da greife ich natürlich nicht ein. Aber meine verstorbene Hündin hätte halt jeden in Grund und Boden gemaßregelt, wenn nicht mehr, wenn ich ihr nicht mühevoll was anderes beigebracht hätte.
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Ohne die Situationen gesehen zu haben, ist es schwierig etwas zu raten. Aber auf jeden Fall sollte verhindert werden, dass die beiden sich (gegenseitig) angehen. Wenn nicht anders möglich, dann durch räumliche Trennung.
Es ist für die Hunde sehr belastend, wenn sie die ganze Zeit damit rechnen müssen, dass der jeweils andre Hund sie verprügeln möchte. Sollte es irgendwann zu einem richtigen Kampf zwischen beiden Hunden kommen - weil sich der eine z.B. die Prügel des andren nimmer gefallen lässt -, so kann das zu schweren bis tödlichen Verletzungen führen. Oder auch dazu, dass die Hunde sich nie wieder vertragen werden.
Auch wenn die beiden grundsätzlich sozial sind, heißt es nicht, dass sie einen andren Hund nicht töten würden. Hunde leben nicht nach menschlichen Moralvorstellungen. Für einen Hund ist Töten nichts verwerfliches.
Grundsätzlich versuchen Hunde beschädigenden Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Aber in einem Mehrhundehaushalt ist das Problem, dass wir Menschen mehrere Individuen zusammenwerfen und keiner die Möglichkeit hat die Gruppe zu verlassen, wenn sie ihm nicht passt. Dazu kommt dann noch die unnatürliche, räumliche Enge des Wohnraums. Das kann auch unter eigentlich sehr sozial verträglichen Hunden zu bösen Auseinandersetzungen führen.
Und man darf nie vergessen, dass Hunde in einem Shelter/TH in einem anderen "Modus" unterwegs sind. Sie haben dort keine andre Möglichkeit, als sich in die Gruppe zu integrieren/unauffällig zu verhalten.
Im häuslichen Umfeld ist das Leben für einen Hund ganz anders. Viele Hunde verhalten sich daher (mit der Zeit) im häuslichen Umfeld anders, als im Shelter/TH.
Außerdem kommen im häuslichen Umfeld für den Hund noch wichtige Ressourcen hinzu. Spielzeuge, (strategische) Liegeplätze, die Aufmerksamkeit des Menschen usw. usf. Das sind alles Punkte, die zu Konflikten führen können.
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Ok, danke für Eure Rückmeldung. D.h. einfach die Hunde klären lassen, wäre hier dann nicht der richtige Weg. Das war auch unser erstes Gefühl.
Noch zwei zusätzliche Informationen:
Bobby lässt grundsätzlich jeden menschlichen Besuch und auch jeden Hund ins Haus. Die Menschen sabbert er von oben bis unten ab und Hunde werden generell angespielt und bis jetzt gab es bei 4 verschiedenen Hunden gar kein Problem. Ich habe das Gefühl, dass es bei ihm ein Eifersuchtsthema ist und Nalani versucht sich dann auch ihren Platz bei den Futterbezahlern zu sichern.
Das Thema mit dem beengtem Raum haben wir zum Glück nicht. Die Hunde haben 3 Etagen, die sie nutzen können und können auch immer raus, falls es das Wetter zulässt. Man kann auch schwer deuten, wann es zu den Eskalationen kommt. Mal brummt Nalina Bobby einfach an, wenn er auf seinen Couchplatz will, das andere Mal darf Nalina nicht die Treppe hoch ins Wohnzimmer. Das Bobby Nalina angeht oder umgekehrt kommt zum Glück noch selten vor.
Die Situation ist auch noch nicht heftig, aber wir wollen auch nicht das es zu ernsthaften Kämpfen kommt. Die "Beule" wäre dann wohl schwer zu glätten.
Wir lassen aber auf jeden Fall die Situation noch von einem Hundetrainer bewerten. Wir haben hier zum Glück eine Dame, die ausgebildet ist und selber mehrere Hunde hat. Ich hoffe, dass wir hier noch Input bekommen. Bis dahin versuchen wir brummen ohne Grund oder das Angehen des anderen zu unterbinden. Zum Glück kann man das im Ansatz schon gut erkennen, wenn sie aufeinander zugehen.
Ich berichte wie es weiter geht
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bis jetzt gab es bei 4 verschiedenen Hunden gar kein Problem.
Besuchshunde sind grundsätzlich was anderes, als Hunde die bleiben. Hunde bemerken diesen Unterschied und gehen unterschiedlich damit um. So, wie wir die nervige Tante Hilde für einen Kaffeetratsch im Haus dulden, aber sicher nicht auf immer bei uns wohnen haben wollen.
Bobby lässt grundsätzlich jeden menschlichen Besuch und auch jeden Hund ins Haus. Die Menschen sabbert er von oben bis unten ab und Hunde werden generell angespielt
Dein Ersthund ist noch jung, 1,5 Jahre - da kann sich auch manches noch entwickeln. Das Absabbern/Anspielen des Besuchs kann z.B. auch kontrollierendes Verhalten sein. Als Junghund noch freundlich, testweise. Mit dem Erwachsenwerden kann es aber durchaus sein, dass der Hund ernster wird. Das sind dann die Hunde die "plötzlich" Besuch beißen. Hier natürlich: kann, nicht muss! Ohne das Verhalten gesehen zu haben, ist es unmöglich das wirklich zu beurteilen.
Aber grad bei osteuropäischen Auslandshunden sollte man sich vergegenwärtigen, dass dort bevorzugt Hunde gehalten werden, die eine Aufgabe haben. Häufig ist diese Aufgabe das Bewachen des Grundstücks. Solche Hunde finden Besuch grundsätzlich nicht so toll bzw. benötigen bei Besuch recht viel Führung, damit sie nicht nach ihrer Veranlagung handeln.
Bis dahin versuchen wir brummen ohne Grund oder das Angehen des anderen zu unterbinden. Zum Glück kann man das im Ansatz schon gut erkennen, wenn sie aufeinander zugehen.
passt auf, dass ihr nicht versehentlich die Kommunikation unterbindet. Knurren ist grundsätzlich erstmal nur mit dem menschlichen "Nein" zu übersetzen. Wenn ihr schon ein paar Situationen wisst, die den Hunden (oder einem von ihnen) unangenehm sind, dann versucht diese zu vermeiden.
z.B. hasst Jin es, wenn sie irgendwo ruht, dass ein andrer Hund ihr zu Nahe kommt. Da ich das weiß, sorge ich dafür, dass Jin an ihren Ruheplatz ungestört ist (u.a. auch dadurch, dass ich ihr einen bestimmten Liegeplatz zuweise). Seit ich das konsequent so handhabe, ist sie in diesem Punkt schon viel entspannter geworden und verlässt sich auf mich.
Das Thema mit dem beengtem Raum haben wir zum Glück nicht. Die Hunde haben 3 Etagen,
Auch das ist - wenn auch großzügiger - beengter Raum, weil ja kein Hund ganz weg gehen kann.
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Die Treppe oder der Couchplatz sind aber genau das, was ich mit beengtem Raum meine :) Die Hunde sind ja nicht permanent in verschiedenen Räumen/Stockwerken. Es entsteht ein Konflikt durch die Beanspruchung von Raum, einer will zu nah vorbei, mehr Abstand ist aber halt nicht zwischen Couch und Couchtisch oder Ähnliches. Das hat es in meinem Haus nicht zu geben mit einer einzigen Ausnahme: Ein Hund darf natürlich seinen aktuellen Liegeplatz behalten und das auch kommunizieren (war hier aber tatsächlich nie Thema).
Aber sowas wie Maßregelung, weil ein anderer Hund vorbei gehen möchte oder es z.B. an einer Türschwelle mal eng wird, geht halt einfach gar nicht. Das war bei meinen Hunden schon Thema, aber das ließ sich durch gezieltes markern & belohnen in herabgestufter Schwierigkeit sehr gut lösen. Sprich anfangs habe ich alle diese beengten Situationen erstmal vermieden, bis es allgemein ganz gut lief und diese dann gezielt trainiert. Dabei bestätige ich aber auch den Hund, der nicht den Konflikt auslöst, wenn er Bögen geht, sich rücksichtsvoll bewegt etc. Generell bedeutete hier ein Einzug zu meiner Hündin immer viel, viel bestätigen erwünschter Verhaltensweisen mit einem individuellen Markersignal pro Hund.
Da gehört z.B. auch dazu, dass meine Hunde beispielsweise nicht beim Streicheln auf der gleichen Seite stehen durften, sondern erstmal einer links, einer rechts, sodass es gar nicht zu Gedränge um Aufmerksamkeit kommen kann. Oder dass ich zu Beginn die Ersthündin bewusst zuerst durch Türen geschickt habe und den jeweiligen Zweithund anschließend an der Leine durchgeführt habe. Es darf einfach nicht zu engen Konfliktsituationen kommen, bis man im Training weit genug ist.Aber nochmal: Das ist ein Aufwand, den ich nie betreiben würde, wenn sich kein Potential für Konflikte abzeichnet.
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Hallo Zusammen,
nach 10 Tagen, mit unserem zweiten Wusel, eine Erfolgsmeldung: Die Kämpfe wurden immer weniger und an Tag 8 gab es nicht einmal mehr ein Anknurren und die Beiden haben angefangen zu spielen. Somit können wir uns jetzt auf die Erziehung der jungen Maus konzentrieren.
Obwohl es jetzt mit den Beiden sehr gut läuft, haben wir uns am Dienstag mit einer Hundetrainerin, bei uns zu Hause, verabredet. Ich würde gerne verstehen, wo genau das Problem lag und noch ein paar Tipps zu anderen "Baustellen" bekommen. Drückt mal die Daumen das es weiterhin so rasant besser wird.
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